In einem Podcast spricht die KISS-Legende über die aktuelle Krise der Rockmusik. Wie gewohnt hält er mit seiner Kritik nicht hinter dem Berg und analysiert die Entwicklungen der letzten Jahre. Besonders besorgt ihn der Mangel an Nachwuchsbands, die es bis an die Spitze schaffen und zu echten Superstars werden.
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Gene Simmons hat in den letzten Jahren immer wieder die schwierige Lage der Rockmusik thematisiert. Dabei scheute er sich nicht, mit provokanten Aussagen für Aufsehen zu sorgen. So erklärte er im Dezember, dass „Rock ‘n’ Roll wegen ‚sommersprossiger Kinder‘ endgültig tot sei“. Vor zwei Jahren machte er Streaming-Anbietern für das Aussterben von Rockbands verantwortlich, da diese zu wenig Geld abwerfen. Bei seinem jüngsten Auftritt im „Greatest Music Of All Time“-Podcast mit Moderator Tom Cridland ging der KISS-Bassist noch weiter.
“Es gibt sie nicht. Nennen Sie eine, wenn Sie denken können. Foo Fighters, das ist eine große Band, und das ist 30 Jahre her. Und das hat mit den Fans zu tun, die die Musik kaufen.”
Gene Simmons
Auf die Frage, weshalb Rockmusik nicht mehr in “Mode” ist, antwortet Simmons klar: “Es ist das Geschäft und wer die Fans sind. Die Leute, die Rock kaufen, sind überwiegend weiß. Obwohl es in den Stadien auf der ganzen Welt immer noch sehr lebendig ist – Iron Maiden ist live sehr gut und Metallica und so weiter, aber das sind alte, alte Bands. Wir haben Iron Maiden auf ihrer ersten Tournee begleitet. Wir haben Bon Jovi auf ihre erste Tournee mitgenommen. Wir haben AC/DC auf ihre erste Tournee mitgenommen.”
Nur drei neue Rockbands in Top 400
Dann geht Simmons darauf ein, dass kaum eine neue Rockband den Durchbruch schafft: “Man kann keine neue große Rockband finden”, sagt er. “Es gibt sie nicht. Nennen Sie eine, wenn Sie denken können. Foo Fighters, das ist eine große Band, und das ist 30 Jahre her. Und das hat mit den Fans zu tun, die die Musik kaufen. Sobald man die Musik umsonst bekommen konnte, funktionierte das Geschäftsmodell nicht mehr.” “Es gab keine große Rockband seit die CD gestorben ist”, wirft Moderator Cridland ein.
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Tatsächlich trifft Simmons hier einen Punkt. Es gibt zwar einige Rockbands die nach 2000 gegründet wurden und guten Erfolg hatten – etwa ‘Arctic Monkeys’, ‘Cage the Elephant’, ‘Imagine Dragons, ‘Måneskin’ oder ‘Greta Van Fleet’ – die absoluten Überbands über die man noch in Jahrzehnten sprechen wird, sind allerdings nicht dabei. Stattdessen füllen die Oldies von den Stones, AC/DC und Guns N Roses weiter die größten Arenen der Welt.
Ein Blick in die Streaming-Zahlen der Top 400 Artists der Welt bestätigt das Gefühl. Es gibt in den Top 400 genau drei Bands, die in den letzten zehn Jahren gegründet wurden: Grupo Frontera (Platz 135), Måneskin (248) und Richy Mitch & the Coal Miners. In diesem Artikel wird genauer auf diesen Umstand eingegangen.
Was fehlt in der Rockmusik?
Auf die Frage, warum er glaubt, dass Pop und Rap im Gegensatz zu Rockmusik bevorzugt werden, sagt Gene: “Weil vor allem jüngere Menschen Pop-Fans sind – es gibt so viele großartige Popsänger; Ariana Grande ist wirklich fabelhaft – sie kann jeden imitieren, eine großartige Künstlerin. Und dann ist da noch Dua Lipa, und es gibt viele von ihnen. Aber die Fangemeinde ist weiblich und jung.”
Laut Simmons liegt es auch daran, dass sich viele Leute mit anderen Genres stärker identifizieren können, da es um mehr als nur Musik geht: “Als Rap-Band kann man also tatsächlich ein paar Einheiten verkaufen, weil es um Kultur geht. Rap ist Kultur, nicht nur Musik. Tatsächlich ist er mehr Kultur, oft rassistische Kultur, weil er über ‘uns’ spricht – ‘uns gegen sie’ oder ‘die Welt gegen uns’. Und wenn Kultur ins Spiel kommt, wie bei einer Fußballmannschaft – Fußball oder Soccer oder wie auch immer man es nennen will, ist nicht so sehr ein Sport, sondern es geht darum, die Farben „meiner Mannschaft“ zu vertreten. Man ist sogar bereit, jemanden zu verprügeln, der für die andere Mannschaft spielt.”
Das Argument führt er dann mit dem Beispiel von Taylor Swift fort: “Swiftie’ ist eine Kultur, eine Identiät. Sie sind nicht nur Fans. Sie [Taylor Swift] steht für etwas. Wenn man darüber nachdenkt – über die Musik, die Texte und all das hinaus – über ‘Dieser Typ hat mir das Herz gebrochen’ und diese Songs, die Swifties lieben –, dann steht darüber sie selbst als die Jesusfigur dieser Bewegung, wenn du verstehst, was ich meine. Ich meine, was wäre das Christentum als Bewegung, als Religion, ohne Jesus, oder? Man braucht diese Anführer, diese Apostel an der Spitze, um das zu verkörpern, was die Kultur und diese Sache ausmacht. Und das, was Taylor hat, sind die Swifties…”
Danach sprechen die beiden länger über Wokeism, Trump, Meinungsfreiheit (ab Minute 42), Stammesdenken und Geld (ab Minute 60).
Das ganze Interview gibt es hier.