Mooer GS1000 Amp Profiling Test

Mit dem Mooer GS1000 betritt nun auch der chinesische Hersteller die Welt des Profilings und legt ein handliches und erstaunlich günstiges Produkt aufs Parkett. Hinsichtlich der Arbeitsweise drängt sich beim GS1000 der Vergleich mit dem Neural DSP Quad Cortex auf. Wie dieser bietet auch der Testkandidat einen Touchscreen, gemodelte Verstärker und Effekte, aber auch die Option, sowohl Amps als auch Preamps, Cabinets oder Pedale zu profilen. In Kombination mit dem Preis machen diese Features natürlich neugierig, und ich bin gespannt, was das Kästchen zu bieten hat!    

Unter der Haube des Mooer GS1000 verbirgt sich ein digitaler Amp-Modeler, Effektprozessor und Profiler.
Unter der Haube des Mooer GS1000 verbirgt sich ein digitaler Amp-Modeler, Effektprozessor und Profiler.

Mooer GS1000 – Das Wichtigste in Kürze

  • digitaler Amp-Modeler/Effektprozessor/Profiler
  • über 350 Effektmodule, darunter 160 Ampmodelle
  • ermöglicht Profiling von Amps, Preamps, Verzerrern und Boxen
  • 5“- Touchscreen
  • Mooer Studio Editor für Mac OS und Windows, Mooer Cloud App
  • FX-Loop, Phantom-Power, Expression-Pedal-Anschluss

Das Gehäuse des Mooer GS1000

Der Mooer GS1000 präsentiert sich in einem weißen Kunststoffgehäuse mit den Maßen 161 x 238 x 65 mm und wirkt relativ robust. Die Bedienelemente finden sich auf der Oberseite und bestehen aus Mastervolume, Endlos-Encoder sowie drei Tastern und einem Anschaltknopf. Das Herzstück ist ein mehrfarbiger 5“-Touchscreen, der sich gut ablesen lässt und mit einer flüssigen Reaktionszeit punktet. Im hinteren Pedaldrittel warten vier Fußschalter, und sämtliche Anschlüsse an der Stirnseite. Der Input liegt als 6,3-mm-Klinke sowie im XLR-Format vor, womit der GS1000 neben dem Anschluss von Instrumenten auch den eines Mikrofons vorsieht. Für den letztgenannten Fall steht sogar eine schaltbare Phantomspeisung bereit, und der Mikrofonpegel kann über ein Mini-Poti bestimmt werden. 

Außerdem gibt es Anschlüsse für ein Expressionpedal, einen TRS-Stereo-Einschleifweg und einen Stereoausgang, jeweils im Klinkenformat. Kopfhörerausgang und MIDI In/Out sind als Miniklinkenbuchsen ausgelegt. Rechts außen befinden sich ein USB-Port sowie der Eingang für das im Lieferumfang enthaltene Netzteil, das 1 A bei 9 V bereitstellen muss. Mit dem GS1000Li ist eine weitere Variante mit Akku im Programm, der bis zu 6 Stunden Laufzeit verspricht. Ein besonderes Schmankerl ist sicherlich die Bodenplatte, die mit einer mehrfarbigen LED-Leiste garniert ist und für schöne Farbstimmungen sorgt. Zum Lieferumfang gehören ein Manual, ein USB-Kabel, ein Miniklinkenkabel auf 5-Pol MIDI-Kabel sowie das Netzteil.

Das Gerät steckt in einem weißen Kunststoffgehäuse und wirkt relativ robust.
Fotostrecke: 5 Bilder Das Gerät steckt in einem weißen Kunststoffgehäuse und wirkt relativ robust.

Die Bedienung und der Aufbau des Mooer GS1000

Der Mooer GS1000 bietet 11 verschiedene Effektblöcke, die innerhalb eines Presets auf die insgesamt 14 Slots verteilt werden können. Das heißt, dass z. B. der Verwendung von mehreren Delays oder Modulationseffekten simultan nichts im Wege steht. Damit besitzt die Architektur große Ähnlichkeit mit dem GE1000. Die Blöcke teilen sich auf in Dyna, Filter, OD, Amp, Power Amp, Cab, EQ, FX Loop, Mod, Delay und Reverb. Innerhalb jeder Kategorie gibt es eine Fülle an Optionen wie verschiedene Wahs, zig klassische Distortion-, Fuzz- und Overdrive-Modelle und alle gängigen Modulations-, Delay- und Reverb-Effekte. Ein besonderes Feature ist der AI EQ Master, der den Frequenzgang des Presets automatisch einem Musikstil anpassen kann. Dazu jedoch im Praxisteil mehr. 

Der Amp-Block beinhaltet 160 archetypische Verstärkermodelle, unter denen auch Bass-Amps anzutreffen sind. Hier lassen sich auch die geprofilten Vollverstärker- oder Preamp-Modelle abspeichern. Der IR-Block geizt ebenfalls nicht mit Möglichkeiten und bietet neben einer Fülle klassischer Cabinets die Option, 30 Profile und 50 Drittpartei-IRs abzulegen. Unterschiedliche Mikrofonierungen stehen aber leider nicht zur Wahl. Die Signalkette kann flexibel angeordnet werden und es besteht sogar die Möglichkeit, beide Ein- und/oder Ausgänge zu separieren oder abzuzweigen. Das empfinde ich als sehr clever, denn damit ist der GS1000 auch von zwei Playern oder mit zwei Instrumenten nutzbar. Der Stereo-FX-Loop bietet eine Fülle an Optionen, denn der eingeschleifte Effekt kann sowohl seriell als auch parallel angeordnet werden, und auch die Verwendung der 4-Kabel-Methode wird unterstützt. 

Der Amp-Block beinhaltet 160 archetypische Verstärkermodelle.
Der Amp-Block beinhaltet 160 archetypische Verstärkermodelle.

200 Presets sind in 50 Bänken angeordnet 

Alle Voreinstellungen lassen sich auf 50 Bänken mit jeweils 4 Presets speichern, sodass insgesamt 200 Slots zur Verfügung stehen. Bank 1 bis 35 sind bereits mit Factory-Settings belegt, die jedoch überschreibbar sind. Die Presets werden per Select-Regler oder Fußschalter angewählt, wobei auch das Steppen durch die Bänke via Fuß möglich ist. Jedes Preset kann dabei in den Control-Modus gesetzt werden. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, die Fußschalter B, C und D quasi im Stomp-Modus einzusetzen und einzelne Effekte an- oder auszuschalten, aber auch Funktionen wie das Tap-Tempo zu steuern. Außerdem wird hier der SubPatch-Modus aktiviert, mit dem man ganze Szenen schalten kann. 

Ebenfalls an Bord ist eine „Groove Station“, die aus einem 8-minütigen Looper sowie einem üppig ausstaffierten und synchronisierbaren Drumcomputer und Metronom besteht. Auch ein von 430 bis 450 Hz kalibrierbares Stimmgerät ist an Bord, das durch Gedrückthalten der Fußtaster A und B aktiviert wird. Auf die Profiler-Funktion werde ich im Praxisteil näher eingehen. In den globalen Einstellungen können diverse System- und USB-Settings vorgenommen werden. Über einen Klick auf den In- oder Output-Level gelangt man zur Pegeleinstellung, dem Noisegate und einem globalen EQ. Auch lässt sich der Cab- und Poweramp-Block für die Verwendung mit einem echten Amp global deaktivieren.

Über einen Klick auf den In- oder Output-Level gelangt man zur Pegeleinstellung.
Über einen Klick auf den In- oder Output-Level gelangt man zur Pegeleinstellung.

Editiervorgänge gehen kinderleicht über den Touchscreen oder den intuitiven Editor von der Hand!

Der Editiervorgang wird über den hervorragend funktionierenden Touchscreen sehr intuitiv am Gerät selbst vorgenommen, ohne dass man lange im Manual wälzen muss. Alternativ kann man natürlich auch die Mooer Studio-Software zurate ziehen, die mit einem anschaulichen GUI daherkommt. Dort finde ich es etwas bedauerlich, dass man beim Speichern des Presets nicht eine alternative Preset-Location anwählen kann, was jedoch am Gerät physikalisch möglich ist. Das GS1000 kann auch als 24bit Audio-Interface mit 2 Kanälen von 44,1 kHz bis 192 kHz eingesetzt werden. Für Mac-User gilt Plug and Play, Windows-User müssen einen speziellen ASIO-Treiber installieren, der auf der Mooer-Website bereitgestellt wird. 

(Anmerkung: Zum Testzeitpunkt war auf der Mooer-Website noch die Treiberversion 5.58 gelistet, die jedoch bei Windows 11 Probleme bereitete. Auf Nachfrage beim Support wurde mir ein Link zu einem upgedateten Treiber geschickt, der tadellos funktioniert). Darüber hinaus bietet das Gerät eine Bluetooth-Anbindung, über die man entweder Audio-Playbacks abspielen oder aber über eine Cloud Presets laden kann. Das GS1000 ist natürlich auch MIDI-fähig.

Ein erster Blick auf die Mooer Studio-Software.
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