Pitchbend und Modulation sind die klassischen Echtzeit-Spielhilfen beim Synthesizer. 8 Tipps zeigen, wie man sie optimal einsetzt. Kaum ein modernes Keyboard kommt heute ohne die wichtigen Controller zur Steuerung von Pitch (Tonhöhe) und Modulation (Vibrato, etc.) aus. Je nach Hersteller findet man entweder die klassische Variante, bestehend aus zwei Rädern, die getrennt voneinander bedient werden. Oder auch den für Korg und Roland typischen Joystick, der beide Funktionen in einem Bedienelement kombiniert.
Die Funktionsweise ist in beiden Fällen gleich. Mit dem Pitchbend-Controller steuert man die Tonhöhe in voreingestellten Intervallen. Mit dem Modulations-Controller hingegen verschiedene, zuweisbare „Ziele“, beispielsweise den LFO für Vibrato, das Filter, Effekte und vieles mehr. Unser heutiges Thema lautet daher: Wie kann man diese Controller effektiv einsetzen.
Worum geht es in diesem Workshop?
In diesem Workshop geht es speziell darum, wie man lernt, die beiden Controller Pitchbend und Modulation so einzusetzen, dass das eigene Spiel lebendiger und interessanter klingt. Anhand von Übungen und Klangbeispielen zeigen wir, wie man ein echtes manuelles Vibrato erzeugt. Oder auch typische Gitarren-Bendings mit einem Lead-Sound spielt und verschiedene Effekte mit den Controllern steuert. Überdies soll dieser Workshop zum Ausprobieren einladen. Denn durch die Menüs oder auch Modulationsmatrizen in den meisten Synthesizern sind den kreativen Möglichkeiten der Modulation kaum Grenzen gesetzt.
- Worum geht es in diesem Workshop?
- Was bedeutet Pitchbend?
- Was versteht man unter Modulation?
- Pitchbend und Modulation: Welche Spielhilfen kommen zum Einsatz?
- Pitchbend und Modulation: Git.-Pitchbendings I
- Pitchbend und Modulation: Git.-Pitchbendings II
- Extrem-Pitchbending: Techno-Fanfare
- Pitchbend und Modulation: Vibrato selbst erzeugen
- Vibrato mit dem Pitchbend-Controller umsetzen
- Vibrato per Ribbon-Controller erzeugen
- Pitchbend und Modulation: Modulations-Controller mit Wah-Wah-Effekt einsetzen
- Pitchbend und Modulation: Joystick mit Pitchbend und Wah-Effekt verwenden
- Pitchbend und Modulation mit Akkorden
- Modulation mit mehrfachen Modulationszielen
Was bedeutet Pitchbend?
Pitchbend wird durch eine mechanische Spielhilfe – entweder durch einen Joystick oder ein Rad – am Synthesizer erzeugt. Dabei erlaubt diese Spielhilfe ein stufenloses Biegen/Ziehen der Tonhöhe in einem bestimmten Bereich nach oben oder unten. Der Begriff stammt aus dem Englischen und kommt von engl. pitch „Tonhöhe“ und to bend „beugen“. Pitchbend bietet den genialen Effekt, Töne mit einem Tasteninstrument wie mit einem Saiteninstrument zu interpretieren.
Was versteht man unter Modulation?
Modulation bedeutet im einfachsten Fall das periodische Verstimmen der statischen Ausgangstonhöhe um einen bestimmten Betrag nach oben oder unten. Bei einem Synthesizer aktiviert man die Modulation durch einen Joystick oder ein Rad, wobei nicht nur die eigentliche Tonhöhe, sondern auch zusätzliche Parameter wie Filter, Lautstärke und Effekte mit dieser Funktion verknüpft sein können. Diese Funktion wird zur Belebung des statischen Charakters des elektronisch erzeugten Klangs verwendet. Ein Effekt, der für akustische Soloinstrumente charakteristisch ist.
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Pitchbend und Modulation: Welche Spielhilfen kommen zum Einsatz?
- Pitchbend- und Modulationsräder: Zwei Rad-Controller, die separat bedient werden.
- Joystick: Hebel-Spielhilfe, die über zwei Achsen die klassischen Modulatiosräder ersetzt.
- Ribbon-Controller: Praktischer Band-Controller, der in waagerechter Anordnung, vielseitige Modulationsmöglichkeiten gestattet.
Pitchbend und Modulation: Git.-Pitchbendings I
In diesem Beispiel imitieren wir ein Gitarren-Bending. Dieses typische Lick ist Liebhabern von Funk- und Fusionmusik sicherlich ein Begriff. Und für mich persönlich der Inbegriff von Jan Hammers großartigem Keyboardspiel. Und so funktioniert es: Eine Note wird mit per Pitchbend um einen Ganzton nach oben „gezogen“. Anschließend – man lässt den Pitchbender wieder in die Ausgangsposition zurück federn – spielt man die anvisierte Note auf der Tastatur zweimal ohne Pitchbend-Regler einen Ganzton höher. In diesem Beispiel handelt es sich um die Note „A“. Die wird zunächst von einem „G“ auf ein „A“ gepitcht und dann zweimal als „A“ auf der Tastatur ohne Pitchbend gespielt. Übrigens sind alle Noten gleich lang und die daraus resultierende Dreierverschiebung macht den Lick noch interessanter.
Pitchbend und Modulation: Git.-Pitchbendings II
Für die Improvisation mit einem Lead-Sound bietet sich die Moll-Pentatonik an, da die meisten Soli typischerweise auf dieser Skala basieren. Mit nur fünf Tönen bietet die Pentatonik dennoch genügend Tonmaterial, um z. B. mit Ganztonschritten zu „pitchen“. Besonders schön klingen Bendings von der Mollterz zur Quarte, von der Quarte zur Quinte und von der Septime zur Oktave. Im folgenden Ausschnitt habe ich ein wenig über die c-Moll-Pentatonik improvisiert. Auch ein langsames Pitchbend, beispielsweise von der Quarte zur Quinte (und wieder zurück), klingt reizvoll. Ein Delay darf natürlich nicht fehlen und verstärkt den Effekt an dieser Stelle noch!
Extrem-Pitchbending: Techno-Fanfare
Extreme Bendings sind auch in der Popmusik keine Seltenheit. Für einen Live-Gig mit einer Band habe ich vor einigen Jahren ein Preset gebastelt, das nur mit einem extremen Pitchbend funktioniert. Für den Song „We Found Love“ von Rihanna wird ein verhallter Sägezahnsound mit dem Pitchbend-Regler um zwei Oktaven nach unten gezogen. In der Bridge des Songs steigt er dann ganz langsam nach oben und nähert sich dem Grundton. Der Trick dabei ist, kurz vor der Bridge das Pitchbend-Rad ganz nach unten zu ziehen, damit der Sound danach langsam ansteigen kann. Durch den Hall und ein langsames Bending, das man über acht Takte relativ langsam steigert, entsteht dann ein sehr spannender Sound. Wichtig ist hier, dass man den Regelweg des Modulationsrades bzw. des Joysticks gut kennt, damit man nicht zu früh „oben“ ist!
Pitchbend und Modulation: Vibrato selbst erzeugen
Schon als Jugendlicher habe ich einige Gitarristen für ihr Können bewundert – vor allem für ihr Vibrato. Die Umsetzung war bei jedem Spieler anders und sorgte so für einen absoluten Wiedererkennungswert. Schon damals hieß es: „Der Ton kommt aus den Fingern“. Mit dem Pitchbend haben auch Keyboarder die Möglichkeit, ein echtes „Handvibrato“ zu erzeugen. Bei vielen Synthesizern ist bereits über das Modulationsrad oder den Joystick ein LFO (Low Frequency Oscillator) zugeordnet, der mit einer niedrigen Frequenz die Tonhöhe moduliert. In unserem Fall ist das aber zu bequem – wir wollen die Intensität und die Frequenz mit der Hand erzeugen. Dazu soll das Bending so eingestellt werden, dass es sowohl nach unten als auch nach oben einen Ganzton moduliert.
Vibrato mit dem Pitchbend-Controller umsetzen
Nun beginnt man, den Pitchbend-Controller mit niedriger Frequenz nach oben und unten (Rad) bzw. nach links und rechts (Joystick) zu bewegen. Mit welcher Frequenz man hier genau arbeitet, ist ganz individuell und bei jedem Spieler anders. Im Durchschnitt liegt die Frequenz aber zwischen einem und zwei Hertz. Hinzu kommt, dass jeder Pitchbend-Regler ein wenig anders reagiert, woran man sich zunächst gewöhnen muss. Fangen wir langsam an, den Pitchbend-Regler gleichmäßig zu bewegen. Hier gibt es übrigens unterschiedliche Geschmäcker: Während manche Keyboarder gerne heftig, fast schon übertrieben modulieren, reicht mir ein abgeschwächtes Vibrato. Außerdem – das habe ich z. B. von der Bottleneck-Gitarre gelernt – ist es besser, den Ton mehr “nach unten” als “nach oben” zu modulieren. Denn ein zu starker Pitchbend nach oben lässt den Ton schneller schief und weniger angenehm klingen.
Vibrato per Ribbon-Controller erzeugen
Keyboards mit Ribbon Controller ermöglichen die Erzeugung eines recht natürlichen Vibratos. Wenn die Tonhöhenmodulation des Ribbon Controllers auf einen Ganzton (hoch/runter) eingestellt ist, kann man ein recht natürliches Vibrato erzielen, indem man den Finger auf die Mitte des Ribbons legt und ihn leicht und periodisch von links nach rechts bewegt. Wie ein Gitarrist mit dem Finger auf der Saite.
Pitchbend und Modulation: Modulations-Controller mit Wah-Wah-Effekt einsetzen
Nun zur Modulation. Ich verwende sie beispielsweise gerne, um das Filter etwas zu öffnen. Damit das Ganze gleich etwas interessanter wird, habe ich einen leicht verzerrten Sound gewählt, der gut zu einem Hip-Hop- oder Nu-Soul-Song passen könnte. Durch die leichte Verzerrung und die erhöhte Resonanz des Filters entsteht so ein leichter Wah-Wah-Effekt, wenn man den Filter-Cutoff bewegt. Das Filter ist in der Grundstellung relativ weit „geschlossen“ und wird mit dem Modulationsrad oder dem Joystick nur leicht geöffnet. Hier reicht bereits eine minimale Filterbewegung aus, um den gewünschten Wah-Effekt zu erzielen. Wer das schon beherrscht, kann zum Üben ein langsames pentatonisches Riff in c-moll spielen und bei jeder Note das Filter schnell öffnen und wieder schließen. Durch das Öffnen des Filters mit dem Modulationsregler klingt der Sound plötzlich nicht mehr statisch, sondern sehr lebendig und „soulig“.
Pitchbend und Modulation: Joystick mit Pitchbend und Wah-Effekt verwenden
Wie bereits eingangs erwähnt, verfügen manche Keyboards auch über eine Kombination der beiden Pitchbend- und Modulations-Regler in Gestalt eines Joysticks. Damit kann man sogar gleichzeitig Pitch- und beispielsweise Filter-Modulationen vornehmen. Ich persönlich bin ein Verfechter des Joysticks, da er sich sehr intuitiv bedienen lässt und gut in der Hand liegt. Überdies ist das gleichzeitige Arbeiten auf der X- sowie Y-Achse sehr komfortabel. Die meisten Joysticks sind zudem viel leichter zu bewegen als so manche Modulationsräder. Im folgenden Beispiel zeige ich, wie man gleichzeitig Pitchbend und Wah-Wah- Effekte steuert, indem man den Joystick gleichzeitig auf der X- und Y-Achse bewegt. Hier ist die Pitchbend-Einstellung zur Modulation übrigens wie folgt eingestellt: Up: +2 Halbtöne, Down: -24 Halbtöne.
Pitchbend und Modulation mit Akkorden
Vor allem in der Funkmusik leben akkordisch gespielte Synth-Brass-Sounds vom Pitchbend und starken, fast übertriebenen Modulationseffekten, sprich Vibrato. Im folgenden Beispiel setze ich den Pitchbend-Controller wie folgt ein: Nach oben hin erhöht er die Tonhöhe um einen Ganzton, nach unten hin „fallen“ die Töne um eine Oktave (Up: +2 Down: -12). Der Modulationsregler wiederum steuert das Vibrato über einen LFO, der die Tonhöhe des Oszillators moduliert. Zusätzlich wird dieser Effekt durch Aftertouch verstärkt (Aftertouch wird nicht von allen Keyboards unterstützt). Die Kombination der beiden Regler ergibt sehr interessante, funkige Brass-Sounds!
Modulation mit mehrfachen Modulationszielen
Im letzten Beispiel ist Kontrastprogramm angesagt: Im Gegensatz zu den bisherigen Beispielen werden dem Modulations-Controller nun mehrere Effekte zugewiesen. Für dieses Beispiel verwenden wir einen Synthesizer-Sound und beeinflussen hier die Frequenzmodulation („FM-Amount“), die Öffnung des Filters und den Anteil des über Delay-Send hinzugefügten Delays. Durch die langsame Bewegung des Modulationsreglers erhält die gespielte Phrase eine unglaubliche Tiefe. Das ist ideal um einen Sound im Verlauf einer Strophe bis hin zum Chorus sehr charakteristisch zu gestalten.
Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren der unterschiedlichen Modulationstechniken!