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Korg Grandstage Test

Das Korg Grandstage in der 88-Tasten-Version
Das Korg Grandstage in der 88-Tasten-Version

Mit dem auf der NAMM Show 2017 erstmalig gezeigten Grandstage läutet Korg seine neue Stagepiano-Generation ein. Das Korg Grandstage ist in zwei Tastaturvarianten mit 73 bzw. 88 Tasten verfügbar, welche technisch identisch sind und sich nur in den Abmessungen und dem Gewicht voneinander unterscheiden. Beide Stagepianos verfügen über gewichtete Hammermechaniken des Typs RH-3 und werden mit einem passenden Pianoständer ausgeliefert.
Das Grandstage ist mit sieben unterschiedlichen Sound-Engines ausgerüstet – ein Prinzip, mit dem es der Kronos aus gleichem Hause zu einem Schwergewicht unter den Workstations gebracht hat. Das deutet an, dass Korg die Messlatte auch jenseits der Pianoklänge ein Stück weiter nach oben verschieben möchte und lässt auf ein qualitativ hochwertiges und vielfältiges Soundangebot hoffen. Obendrein verspricht der Hersteller eine einfache Bedienbarkeit. Wie das auf der Summer NAMM Show 2017 mit dem „Best in Show Award“ ausgezeichnete Korg Grandstage klingt und wie gut es sich im Vergleich mit der Konkurrenz von Yamaha, Kawai, Roland und Nord behaupten kann, soll dieser Test beschreiben.

Details

Geschichte

Mit dem Grandstage bringt Korg wieder ein echtes Stagepiano für den professionellen Markt heraus, nachdem der Hersteller in diesem Segment in den letzten Jahren nicht sonderlich aktiv war, vom erfolgreichen Retro-Stagepiano SV-1 einmal abgesehen. Die Geschichte der Korg Stagepianos reicht aber gut und gerne mehr als 30 Jahre zurück: Sie begann in den 1980er Jahren mit dem SG-1 (76 Tasten) und SG-1D (88 Tasten), die sich der neu entwickelten Sampling-Technik (damals mit „üppigen“ 12 bit!) bedienten, bereits mit gewichteten Tastaturen ausgestattet waren und den neuen MIDI-Standard unterstützten. Fast 10 Jahre später folgte 1997 das SGproX, das mit 16-bit-Samples und umfangreichen Masterkeyboard-Funktionen zu seiner Zeit ein echter Kraftprotz war. Damals waren Computer-basierte Sample Librarys noch keine Option, und so brachte Korg den Sound mit dem SG-Rack im 19“-Format auch ins Studio. Danach ließ ein echtes Stagepiano von Korg lange auf sich warten, während der Hersteller mit Workstations und Synthesizern große Erfolge feierte. Erst 12 Jahre nach dem SGproX folgte im Jahr 2009 mit dem SV-1 Stage Vintage Piano wieder ein Stagepiano, das sich mit seinem Retro-Look zum schärfsten Konkurrenten des Nord Electro entwickelte. Das SV-1 wird bis heute unverändert gebaut und wird nun durch das Grandstage ergänzt, das mit seinen vielen Sound Engines einen breiteren Schwerpunkt setzt.

Auspacken

Schon beim Auspacken fällt auf, dass das Grandstage recht kompakt ist, was bei einem Bühneninstrument natürlich von Vorteil ist. Ganz besonders trifft das auf die 73er-Version zu, die sich naturgemäß an Keyboarder richtet, die auf ein kompaktes, transportables Instrument Wert legen. Auch beim Gewicht tragen beide Varianten nicht allzu dick auf. Hier müssen in der 73er-Version 17kg geschleppt werden; das 88er wiegt 3kg mehr und liegt damit knapp unter dem Roland RD-2000 (21,7kg), ganz zu schweigen von Kalibern wie dem über 30kg schweren Kawai MP-11. Gewichtete Hammermechanik-Tastaturen und deren Aufhängung haben eben ihr Gewicht, und auch das in das Gehäuse eingebaute Netzteil trägt sicherlich dazu bei. Das Gehäuse selbst ist stabil gefertigt, um das diffizile Innenleben vor dem rauen Alltag zu schützen. Die Oberseite und die schützende Kante vor der Tastatur bestehen aus Metall.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Korg Grandstage ist recht kompakt gebaut und steckt in einem stabilen Gehäuse.

Lieferumfang

Das Grandstage wird mit einem passenden Ständer ausgeliefert. Das mitgelieferte Gestell namens „Standard M-SV“ ist für meine Augen ein wirklich schickes und stabiles Teil, gefertigt aus verchromtem Metall und Aluminiumprofilen. Die Stabilität wird durch feststellbare Bodenelemente sowie durch Querstabilisatoren auf der Rückseite des Ständers sichergestellt. Die höhenverstellbare Auflage lässt sich in ihrer Neigung verändern. Vergleichbare Ständer können richtig ins Geld gehen, insofern ist diese Zugabe ausdrücklich zu begrüßen. Wer schon einen stabilen Keyboardständer hat oder das Grandstage in eine vorhandene Keyboardburg integrieren möchte, würde sich jedoch vielleicht wünschen, das Instrument alternativ auch ohne den Untersatz erwerben zu können. Ebenfalls mit dabei ist ein Sustainpedal, das einen stabilen Eindruck macht und Half-Damper-fähig ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Korg Grandstage auf dem mitgelieferten Ständer

Optik

Das optische Erscheinungsbild des Grandstage ist geprägt von schlichter Eleganz. Die dunkle Ausführung zeigt sich mit edel aussehenden, mattschwarzen Seitenteilen, nebst einer schwarzen Bedienoberfläche aus gebürstetem und eloxierten Aluminium. Die Innenseiten der Seitenteile sowie die geschwungene Erhöhung hinter der Tastatur zur Oberseite sind in hochglänzendem Schwarz gehalten. Die “Naht” zwischen den Seitenteilen und der Gehäuseoberseite ist zudem mit silbernen Zierleisten veredelt. Lediglich die Fläche hinter dem Bedienfeld, welche die andere Hälfte der Instrumentenoberseite abdeckt und sich über die Rückseite des Grandstage zieht, bedient sich einer anderen Oberflächenstruktur und zeigt eine in Grautönen gehaltene Maserung.
Das Stagepiano wirkt alles in allem sehr aufgeräumt. Das eingangs erwähnte, kompakte Erscheinungsbild erklärt sich insofern, als dass die sonst meist links neben der Tastatur verbauten Echtzeit-Controller, in diesem Fall ein Pitch- und ein Mod-Wheel, bei beiden Grandstage-Versionen weiter oben auf dem Bedienfeld untergebracht sind. Das ist gerade bei 88-Tasten-Instrumenten, bei denen die Hersteller das Gehäuse zu Recht nur ungern noch weiter verbreitern, zwar nicht ungewöhnlich, aber doch immer ein bisschen gewöhnungsbedürftig, weil man zur Bedienung der beiden Räder nach oben greifen muss. Im schlechtesten Fall verdeckt ein darüber positioniertes Instrument die Sicht auf beide Controller. Fakt ist jedoch, dass durch diese Bauweise die gesamte Baubreite im Zaum gehalten konnte.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Stagepiano hat eine aufgeräumte Optik.

Tastatur

Für ein Stagepiano ist eine ausgewogene Tastatur das “A und O”. In erster Linie sollte sie natürlich pianistischen Ansprüchen genügen. Gerade bei einem Stagepiano, mit dem im Bühnenalltag ja nicht selten auch andere Sounds außer Klavier gespielt oder MIDI-Klangerzeuger angesteuert werden, sollte die Tastatur meiner Ansicht nach aber nicht übermäßig schwergängig sein, damit die Finger bei einem langen Gig nicht ermüden und auch das eine oder andere Synthie- oder Orgel-Lick flott von der Hand geht. In beiden Grandstage-Modellen verbaut Korg seine RH3-Tastatur (Real Weighted Hammer Action 3) aus japanischer Fertigung, die auch in anderen Korg-Produkten wie Kronos-73, Kronos-88, SV-1 (beide Tastaturvarianten) sowie einigen Digitalpianos (z.B. LP-380, G1, etc.) eingesetzt wird. Die im Grandstage eingebaute Variante verzichtet auf Aftertouch, was aber in dieser Preisklasse üblich und bei den typischen Aufgaben eines Stagepianos zumeist auch kein Problem ist. Bei der RH3-Tastatur handelt es sich um eine skaliert gewichtete Hammermechanik, bei welcher die Gewichtung der Tastaturbereiche der eines akustischen Flügels nachempfunden sein soll. Das bedeutet, der Bassbereich bietet einen etwas höheren Tastenwiderstand als der Diskant, wodurch das Spielgefühl wie auf einem echten Flügel simuliert wird. Durch die leicht angeraute Oberflächenstruktur der schwarzen Tasten fühlt sich die RH3-Tastatur dabei wirklich griffig an und lässt sich mit feiner Ansprache spielen.

Die RH3-Hammermechanik ist ausgewogen und lässt sich sehr gut spielen.
Die RH3-Hammermechanik ist ausgewogen und lässt sich sehr gut spielen.

Bedienfeld

Das Bedienfeld des Grandstage befindet sich komplett auf der dunklen, eloxierten Aluminiumplatte oberhalb der Tastatur und wirkt auf den ersten Blick sehr aufgeräumt. Aufgeteilt in unterschiedliche Sektionen, finden wir von links nach rechts zunächst das Pitchwheel und das Modulationsrad, den Mastervolumenregler, die beiden frei belegbaren Switches 1 und 2, das Poti für den regelbaren Dynamikbereich, der eine Besonderheit beim Grandstage ist, sowie einen mit drei Schiebereglern zu betätigenden 3-Band-Equalizer mit fühlbarer Neutralposition im Regelbereich.
Den zentralen Bereich des Bedienfelds nehmen die beiden Klangerzeugungs-Blöcke „ENSEMBLE“ und „KEYBOARD“ ein, auf die sich die insgesamt 500 Sounds des Grandstage aufteilen. Sie verfügen jeweils über einen Wahlschalter für die Klangkategorie, einen Encoder zur Wahl der Variation innerhalb der Kategorie (also die eigentlichen Sounds), einen Lautstärkeregler und einen Edit-Button. In jeder Sektion sorgt zudem ein eigenes kleines EL-Display (EL=Elektrolumineszenz) mit einer Auflösung von 128 x 64 Pixeln für eine gute Übersicht.
Zwischen diesen beiden Blöcken liegt der zentrale FAVORITES-Bereich, der für das Abrufen von Presets und Speichern von eigenen Settings zuständig ist. Mit den FAVORITES-Tastern lassen sich bis zu 64 eigene Einstellungen registrieren, die maximal je einen Sound aus den beiden Sektionen Keyboard und Ensemble umfassen können. Auf dieser Ebene können also auch Layer oder Splits aus zwei Klängen realisiert werden. 32 Plätze sind werksseitig mit Voreinstellungen gefüllt, welche aber alle überschrieben werden können.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Bedienfeld beginnt links mit den Rädern für Pitch Bend und Modulation.

Springen wir nun nach rechts, wo sich die REVERB/DELAY-Sektion anschließt. Hier findet man einen Wahlschalter für den Effekttyp, flankiert von einem Regler für die Intensität (Depth). Für die Delays hat Korg löblicherweise an einen Tap-Button gedacht. Ganz rechts schließen weitere Funktionstaster das Bedienfeld ab, darunter auch der Transpose Button sowie ein “Panel Lock”-Taster, der, wenn betätigt, ein unbeabsichtigtes Verstellen von Parametern im Live-Betrieb verhindern soll. Gute Idee!
Die ENSEMBLE-, KEYBOARD- sowie die REVERB/DELAY-Sektionen verfügen bei den wichtigsten Drehreglern über rote LED-Kränze, die die momentane Stellung markieren. Diese sind aufgrund ihrer Helligkeit bei Dunkelheit und bei Tageslicht sehr gut zu erkennen. Alle Funktionen oder Sektionen, die einen direkten Einfluss auf das Soundgeschehen haben, lassen sich darüber hinaus durch dedizierte Taster nach Belieben ein- und ausschalten, ohne Untermenüs bemühen zu müssen. Das bewahrt den Überblick und spricht für die Bühnentauglichkeit des Grandstage.

Fotostrecke: 2 Bilder Ganz rechts sind die Effekte zu finden, daneben die praktische Panel-Lock-Funktion.

Anschlüsse

Auf der Rückseite des Grandstage findet man zunächst eine vorbildliche Kaltgerätebuchse für das Netzkabel sowie den Ein- und Auschalter. Letzterer liegt aber wider Erwarten nicht in der Nähe des Netzanschlusses, sondern ist in Richtung der Gehäusemitte zu den anderen Anschlüssen gerückt. Das finde ich persönlich nicht so praktisch, sucht man ihn doch zunächst instinktiv beim Stromkabel. Aber der Schalter steht recht erhaben an seinem Platz und ist durch kurzes, blindes Streichen über die Rückseite schnell gefunden.
In unmittelbarer Nähe des Netzschalters liegt die Audio-Ausgangs-Sektion des Grandstage. Audiosignale werden hier professionell über zwei symmetrische XLR-Anschlüsse ausgegeben, wahlweise stehen aber auch zwei unsymmetrische Klinken-Ausgänge zur Verfügung. Wenn es mit der Stromversorgung mal nicht so richtig hinhaut, kann eine Massenschleife durchaus ein Brummen oder Rauschen in das Audiosignal einstreuen. Der praktische Lift-Ground-Schalter soll hier praktische Abhilfe schaffen und kann die DI-Box ersetzen. Einen Kopfhöreranschluss sucht man auf der Rückseite vergebens; dieser befindet sich zeitgemäß und leicht zugänglich an der linken Vorderseite des Stagepianos. 

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite des Korg Grandstage ist gut bestückt.

Direkt neben den Audioausgängen befinden sich die Anschlüsse für Fuß-Controller. Hier lassen sich das mitgelieferte Dämpferpedal, ein frei belegbarer Fußschalter oder -taster und ein Expression Pedal anschließen. Der frei belegbare Fußtaster kann z.B. Funktionen wie die Umschaltung der Geschwindigkeit des eingebauten Orgel-Rotoreffekts regeln, Sounds umschalten und sogar Effekte steuern. Übrigens, Effekte und andere Funktionen lassen sich auch mit den auf der Gehäuseoberseite untergebrachten Switches 1 und 2 beeinflussen. Aber dazu später mehr.
Neben den Pedalanschlüssen befinden sich die üblichen MIDI IN / OUT DIN-Buchsen für einen MIDI-Datenaustausch mit externen MIDI-Geräten. Daneben liegen die USB-Ports A und B, wobei Port A für die Verwendung von Flashspeichern (z.B. USB-Sticks) zum Laden und Sichern von FAVORITE-Daten dient. Port B ist ein USB-MIDI-Port zur direkten Verbindung mit einem Rechner (Mac oder PC). Für die Verwendung des USB-Ports B ist die Installation des passenden Korg USB-Treibers notwendig, den man im Download-Bereich der Korg Website erhält.
Zum Schluss gibt es auf der linken Seite der Gehäuserückseite neben dem großen “Grandstage” Schriftzug ein voluminöses KORG-Logo, das auf Wunsch auch leuchten kann und das nicht nur in weiß, sondern auch in den Farben rot, pink, blau, grün, purpur oder gold. Das ist aber noch nicht alles: Im Modus „Cycle“ ändert sich die Farbe im zeitlichen Verlauf und wer noch eine Schippe drauflegen will, kann die Farbe der Logobeleuchtung auch mit der Spieldynamik steuern. Eine witzige Spielerei, die Aufmerksamkeit verschafft, wenn man als Keyboarder mal wieder in der dunkelsten Bühnenecke gelandet ist… Die Standardeinstellung ist allerdings ein dezentes Weiß.

Fotostrecke: 3 Bilder Das KORG-Logo leuchtet auf Wunsch in verschiedenen Farben.
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