Wir schreiben das Jahr 1983. Iron Maiden, eine 1975 gegründete Heavy-Metal-Band aus England, veröffentlichen ihr viertes Studioalbum „Piece Of Mind“. Michael Henry „Nicko“ McBrain ist gerade als neuer Drummer dazu gestoßen und feiert hier sein Studio-Debüt mit der Band. Er ist zu diesem Zeitpunkt aber schon seit etwa 12 Jahren als Live- und Studioschlagzeuger aktiv. „The Trooper“ ist einer der bekanntesten Iron-Maiden-Songs, den wir in dieser Folge unter die Lupe nehmen.

Der Drumsound auf „The Trooper“
Nicko McBrain hat auf der Platte einen sehr kräftigen, aber dennoch dynamischen Sound. Bassdrum und Snare spielt er sehr hart und gleichmäßig. Die Fill-Ins über die Toms, welche in der Aufnahme stark nach Concert Toms klingen (also Toms ohne Resonanzfelle), spielt er ebenfalls sehr druckvoll.
Allerdings bringt McBrain durch ein paar Details eine Finesse in sein Spiel, welche nicht typisch für einen Heavy-Metal-Drummer ist – vor allem zur damaligen Zeit. Er spielt zum Beispiel schnelle Doppelschläge mit dem rechten Fuß (er benutzt kein Doppelpedal), was man zum Beispiel schon von Phil Collins bei Genesis kannte. Darüber hinaus tappt er in Grooves und Fill-Ins häufig die Hi-Hat in Viertelnoten mit, was eine koordinative Herausforderung ist und McBrains Virtuosität und Spieltiefe noch weiter unter Beweis stellt. Hier ist definitiv ein Trommler am Werk, der sich in unterschiedlichsten Stilen und Spielweisen auskennt. Darüber hinaus hat McBrain grundsätzlich eine auffällige Leichtigkeit und Spontanität in seinem Spiel – man hat das Gefühl, dass er nie einen Song zweimal komplett gleich spielt.
Iron Maiden „The Trooper“ – der Workshop
Im Intro geht es mit einigen Fills über die Toms direkt virtuos los. Nicko betont hier erstmal ausgewählte Noten des Gitarrenriffs, bevor er mit einem langen Fill über die Toms das ganze Riff tonal passend kommentiert. Zusätzlich startet ab Takt 6 eine mit dem Fuß getappte Hi-Hat in Viertelnoten, welche auf der dritten Viertel im letzten Takt sogar „gesplashed“ wird – eine Spieltechnik, bei der man die Hi-Hat mit der Hacke tritt und die Becken offen klingen lässt.

Dann geht es ab in den galoppierenden Groove, für den McBrain bekannt ist. Diesen Groove spielt Nicko nicht nur im Intro. Auch in der Strophe und im Chorus benutzt er ihn mit leicht abgewandelten Fill-Ins. Mit den eingestreuten Fills ist dieser Groove schon eine Herausforderung.
Schnelle Bassdrum-Doppelschläge sind eine Herausforderung
Die schnellen Doppelschläge mit der Bassdrum, welche teilweise mit dem Ridebecken gedoppelt werden, absolviert McBrain mit einer spielerischen Leichtigkeit. Zusätzlich läuft die getappte Hi-Hat weiterhin in Vierteln durch. In der Mitte gibt es ein 16tel-Fill-In, welches mit einem Flam auf der Snare startet und dann über die Toms geht. Hier wird die Hi-Hat wieder auf der vierten Viertel gesplashed.
Im letzten Fill-In spielt McBrain eine akzentuierte Figur auf Snare und Toms und splasht die Hi-Hat auf allen Vierteln. Hier merkt man deutlich, wie McBrain durch das bewusste Spiel mit der Hi-Hat zusätzliche Dynamik in seine Fills bringt.

Im Vers lässt Nicko Platz für den Gesang
Dann geht es in den ersten Vers, wo die gesamte Band nur bestimmte Akzente setzt und dem Gesang von Bruce Dickinson möglichst viel Platz lässt. Nicko spielt hier hauptsächlich kleine Fill-Ins, welche mit Flams auf der Snare starten, bevor es mit einem langen 16tel Fill-In wieder in den galoppierenden Main-Groove geht

Über die nächste Strophe, den darauffolgenden Chorus und das Gitarrenthema spielt Nicko den galoppierenden Groove aus dem Intro. In der zweiten Strophe doppelt er dann bestimmte Snare-Akzente mit dem China, was etwas Abwechslung in den Groove bringt.

Die kreative Orchestrierung der Fill-Ins zeichnet „The Trooper“ aus
Was an diesem Punkt im Song schon sehr auffällt, sind die abwechslungsreichen Fill-Ins. Nicko spielt sehr viele Fills mit ähnlichem Vokabular, schafft es aber durch seine einfallsreiche Orchestrierung, sich nicht zu wiederholen. Das Fill-In, welches er im zweiten Chorus spielt (bei 2:04), soll hier einmal Pate stehen. Hier ist alles drin: die akzentuierte Snare, die gesplashte Hi-Hat und die schnellen Tom-Fills in Sechzehntel-Triolen.

Im Gitarrensolo spielt Nicko dann passend zum Bass einen etwas straighteren Groove. Statt der Akzente auf „4und“, welche sich durch alle restlichen Parts des Songs ziehen, wird hier durchgängig die „1“ und in jedem vierten Takt auch die „3“ betont.

Nach dem Gitarrensolo geht es dann wieder in das Gitarrenthema. Nach der letzten Strophe und dem Chorus folgt das Outro, welches den Song sinnvoll abschließt. Die Gitarren spielen das Riff aus dem Intro, während Nicko wieder nur die Akzente betont. Ganz zum Schluss kommentiert Nicko wieder (wie auch schon im Intro) das gesamte Gitarrenriff mit einem Lauf nach unten über die Toms. Hier setzt er noch zusätzlich die Bassdrum dazwischen, was eine schöne Abwechslung zum Fill aus dem Intro liefert.

Wie anfangs schon erwähnt, merkt man Nicko seine jahrelange Erfahrung als Live- und Studioschlagzeuger in unterschiedlichen Genres an. Der Drumpart von „The Trooper“ mag zunächst simpel wirken, doch wenn man genauer hinhört, offenbaren sich hier sehr viele Details. Gerade die getappte Hi-Hat und die Doppelschläge mit der Bassdrum dürften selbst erfahrene Schlagzeuger noch fordern. Aber auch die sehr abwechslungsreichen Fill-Ins sind eine Herausforderung für sich. Mein Tipp: Übt die ausnotierten Fill-Ins und versucht dann, mit dem erlernten Vokabular eure eigenen Fills zu orchestrieren. Das wird euch spielerisch näher an McBrains sehr spontanen und lockeren Stil bringen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Nachspielen! Bis zum nächsten Mal!