Native Instruments veröffentlicht mit Electric Keys Reed Duo ein Bundle mit zwei klassischen E-Pianos. Offenbar reichen unsere Testerwünsche bis zu den Entwicklern von Galaxy Instruments. Unser Electric Keys Tines Duo Test endete nämlich mit dem Fazit: „Bitte Electric Keys mit einem Wurlitzer und weiteren E-Pianos fortsetzen“. Und genau das ist nun passiert: Reeds Duo featured Wurlitzer Pianos.

Wurlitzer versus Rhodes
Ein Wurlitzer erzeugt den Sound über Metallzungen (Reeds) und nicht mit Stimmstäben (Tines), wie es bei Rhodes der Fall ist. Traditionell steht es das Wurlitzer eher im Schatten des Fender Rhodes. Während der Soundcharakter des Rhodes meist mit Attributen wie brillant, glockig und schwebend beschrieben wird, gilt das Wurlitzer eher als hölzern, hart und knurrend. Viele ziehen das Rhodes dennoch vor, dabei ist das Wurlitzer nicht weniger reizvoll. Vor allem im Soul, Jazz, Funk und Country der 70er Jahre war es beliebt.
NI Electric Keys im Bundle und als Einzelprodukt
Native Instruments Electric Keys Reeds Duo ist das Bundle aus zwei Wurlitzer-Pianos, die ihr aber auch einzeln kaufen könnt. Für Installation, Download und Autorisation gibt es Native Access. Freilich läuft auch diese Piano Library auf dem kostenfreien Kontakt Player oder dem Software-Sampler Kontakt.
DETAILS & PRAXIS
Zwei Wurlitzer E-Pianos aus den 60er Jahren
Hinter den fiktiven Namen „Jade” und „Ivory“ verbergen sich echte Instrumente. Bei „Jade“ haben wir es mit einem Wurlitzer 200A zu tun. Dieses Solid-State Reed Piano erschien 1968 als eine Weiterentwicklung des Wurlitzer 200 und gehört zu den bekanntesten Wurlitzer-Modellen. Es klingt markant und kann in den Bässen schön zerren und knurren. Galaxy Instruments rekonstruiert den Sound hier nun mit 25 Dynamikstufen.

Eine Rarität, zumindest wenn man in den Kleinanzeigen danach sucht, ist das Wurlitzer 145B alias „Ivory“. Es handelt sich um einen Vorläufer des Wurlitzer 200A, der im Unterschied zum Wurlitzer 140 mit Röhren betrieben wird und einen satten, weichen organischen Klang hervorbringt.

Über die Hauptseite des ansprechenden GUI erreicht ihr nicht nur jeweils 100 Presets (beziehungsweise Kontakt Snapshots), sondern ihr könnt vordefinierte Klang- und Effektparameter auch mit acht Marcos verändern. Wer ein Preset nur ein bisschen abwandeln möchte, kommt damit gut zurecht. Ans Eingemachte geht ihr wiederum über die beiden separaten Seiten Instrument und FX.

NI Electric Keys erlaubt Modeling
Die Instrument View eröffnet neue Möglichkeiten. Tatsächlich könnt ihr die akustischen Eigenschaften des Electric Keys Jade und Ivory quasi von Grund auf modellieren. Justieren lassen sich Parameter aus den vier Bereichen Sources, Shape, Tone und Noise. Der Sample Content von jeweils 2 GB wird also nicht nur einfach wiedergegeben – ihr könnt das E-Piano auch selbst noch klanglich trimmen.
Das beginnt bei den Sources, wo ihr Anteile von Pickups, Mikrofonierung, Hammer und Release Samples mischen könnt. Die Klangfarbe formt ihr per „Shape“ – die Parameter Color und Tonal Shift geben Richtung vor. Das Attack und Obertonverhalten reguliert die Tone-Sektion, während alle mechanischen Geräusche in der Noise-Sektion kontrolliert werden.

Ihr seht also: NI Electric Keys ist keine simple Sample Library, sondern ein Design-Instrument und wer möchte, kann praktisch sein eigenes virtuelles Wurlitzer konstruieren.
NI Electric Keys Reeds Duo profitiert von den Effekten
Oft sind es die Effekte, die ein blankes E-Piano aufleuchten lassen – so verhält es sich auch beim NI Electric Keys Reeds Duo. Hier bekommt ihr eine vielseitige FX-Sektion, die auf den Algorithmen von NI Guitar Rig 7 Pro basiert.
Native Instruments zieht quasi alle Register. Ihr bekommt hier Preamp, Kompressor, EQ, das Replika Delay von Native Instruments, ein Faltungshall und einen algorithmischen Reverb, verschiedene Modulationseffekte, einige Verzerrer-Effekte und auch Guitar Amps.

Dabei sind die einzelnen Effekte beliebig kombinierbar. Für User mit wenig Erfahrung im FX-Design bieten sich der praktische Effect Chain Browser und Effect Browser an. Mit den Presets lassen sich die Pianos schnell und überzeugend neu effektieren.
Leider nutzt die NI Library aber nicht die effektvollen Tools Chords, Patterns und Phrases von NI Kontakt 8. Damit würde Electric Keys Reeds Duo vielleicht sogar noch zu einem musikalischen Ideengeber werden.
Wie klingen Jade und Ivory von Electric Keys?
NI Electric Keys Jade und Ivory enthalten jeweils über 100 Presets, die man dank des praktischen Browsers schnell findet. Spielen lassen sie sich so dynamisch wie expressiv –
und sie klingen dabei fantastisch. Hören könnt ihr das in den 20 Audio-Demos. Bei den Hörbeispielen habe ich einen Take zuerst mit Jade und danach mit Ivory aufgenommen. So kann man die Unterschiede zwischen den beiden Wurlitzer-Modellen gleich feststellen. Sobald viele Effekte hinzukommen und man die Sounds im Mix nutzt, klingen die beiden Pianos gar nicht mehr so unterschiedlich.

Ihr hört jedenfalls die Standard-E-Pianos mit Tremolo, Chorus und Phaser – und einige neue Interpretationen für Ambient, Lo-Fi und andere Stile elektronischer Musik. Gerade diese aktuelleren Soundvarianten von NI Electric Keys Reeds Duo gefallen mir. Sie animieren mich, selbst einmal mit den Klängen zu experimentieren.
FAZIT – NI Reeds Duo
Wie schon bei NI Electric Keys Tines haben wir hier einen klaren Tipp für euch: Wer ein klassisches Wurlitzer-Piano in Form einer hochwertigen Library sucht, ist mit Electric Keys Reeds Duo bestens beraten. Die Effekte, das Modeling und auch die Preset Library bewegen sich auf hohem Level. Weil die Unterschiede zwischen Jade und Ivory eher fein sind, könnt ihr euch auch erstmal auf ein Modell beschränken und ein wenig sparen. Für meinen Geschmack wäre das das Ivory, weil es den warmen und fetten Basisklang des Wurlitzer 145B beeindruckend transportiert.
Damit wieder ein Volltreffer! Vielen Dank für dieses Wurli-Duo, Galaxy Instruments. Wie wäre es jetzt mit zwei E-Pianos aus Deutschland – Hohner Clavinet und Electra Piano? Ich freue mich schon aufs dritte Electric Keys-Bundle!
- Musikalisch ansprechende E-Pianos
- Sehr gute und wandlungsfähige Klänge
- Seltenes Wurlitzer-Modell
- Basisklang und Effekte programmierbar
- Gelungene und kreative Preset Library
- kein Contra


Features
- NI Komplete Instrument: Electric Piano Library mit insgesamt rund 4 GB Samples
- Spezialisiert auf Wurlitzer, Basiert auf NI Kontakt Player (Freeware) oder Kontakt (je ab Version 8)
- Jeweils Ein NKI, Insgesamt 200 Presets
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 10, Ab Mac OS 12 (M1 Support), Online-Aktivierung
- VST, VST3, AU, AAX, Standalone
- WEBSITE: native-instruments.com/en/products/komplete/keys/electric-keys-collection/
- PREIS: 149 Euro (Bundle), je 99 Euro (Einzelpreis)