Mit ihrem unscheinbaren grauen Gehäuse, zwei Reihen schwarzer Knöpfe und drei bunten Tasten sieht die Korg KR-55 oder Rhythm 55 fast aus wie eine alte Registrierkasse. Die Drum Machine wurde 1979 veröffentlicht und ist unter anderem auf Klassikern wie dem ersten Depeche-Mode-Album Speak & Spell oder Jean Michel Jarres Equinoxe zu hören. Der Sound dieser Maschine bleibt einem daher im Gedächtnis.
Die Korg KR-55 verfügt über insgesamt 12 analoge Klänge und 48 Preset-Rhythmen – richtig gelesen! Eine Programmierung wie bei einer Roland CR-78 oder CR-8000 ist hier allerdings nicht möglich. Man ist den Presets sozusagen „ausgeliefert“. Beruhigend ist jedoch, dass 21 Rhythmen aus der Pop-, Rock- und Disco-Welt stammen. Walzer, Foxtrott und Samba sind natürlich auch dabei, jedoch besteht die Hälfte aus moderneren Rhythmen. Welche Integrationsoptionen gibt es und wie klingt das Ganze? Beginnen wir mit einem Überblick.
Details
Die Bedienoberfläche der Korg KR-55
Der obere Teil des Bedienfelds der Korg KR-55 zeigt eine Mixer-Sektion mit 6 Kanälen, wie man sie auch von Rolands CR-8000 oder der TR-606 her kennt. Dabei sind Bass-Drum, Snare-Drum, Cymbal und Hi-Hat separat einstellbar. Kanal 5 fasst Toms und Congas zusammen, während Kanal 6 Rimshot, Cowbell und Claves vereint. Leider gibt es keine Claps. Darunter befinden sich in drei Reihen die Preset Rhythmen, die jeweils farblich zu den bunten Tasten passen. Die Auswahl einer Reihe erfolgt dabei über die schwarzen Taster, die Auswahl des Presets über den jeweiligen bunten Taster.
Rechts davon liegen Regler und Schalter für das Swing-Setting. Übrigens kann man bei der KR-55 die Stärke des Swings stufenlos einstellen und umschalten, ob er sich auf alle Rhythmen oder nur auf die Swing-Presets auswirkt. Zusätzlich gibt es eine Regelung für Tempo und Lautstärke. Schließlich ergänzen noch Intro/Fill-In- sowie Start/Stop-Taster die Ausstattung, die auch per Fußschalter gesteuert werden können.
Korg KR-55 Anschlüsse
Auf der Rückseite der Korg KR-55 sind sämtliche Anschlüsse untergebracht. Dort befinden sich ein Mono-Audioausgang in High- und Low-Ausführung sowie Fußschalteranschlüsse für Start/Stop und Intro/Fill In. Außerdem gibt es einen Triggerausgang, der umschaltbar ist, von ganzen Noten auf Viertel-, Achtel- oder Sechzehntelnoten und sogar auf die Bassdrum-Figur des jeweiligen Patterns. Das waren alle Parameter – weitere gibt es nicht.
Praxis
Die Bedienung der Korg KR-55
Die Handhabung der Korg KR-55 ist äußerst simpel. Es lässt sich auf den Grundsatz “what-you-press-is-what-you-hear” zusammenfassen. Wenn man möchte, kann man die Intro/Fill-In-Taste betätigen. Einen Rhythmus auswählen, Start drücken, grooven – und bei Bedarf die Intro-/Fill-In-Taste drücken. Dann folgt ein Break, welcher je nach Position im Takt ganz oder teilweise gespielt wird. Wenn man ein Pattern über die Intro/Fill-In-Taste startet, folgt anstelle des Fills ein Intro, danach geht es dann automatisch mit dem gewählten Rhythmus weiter. Dabei teilen sich die drei Rhythmen einer Gruppe das gleiche Intro oder Fill. Während der Wiedergabe ist es zudem möglich, zu einem anderen Pattern zu wechseln. Zu den meisten Rhythmen gibt es auch gleich mehrere Varianten, bei Rock sogar zwölf verschiedene. Auf diese Weise können durch manuelles Umschalten komplette Tracks erstellt werden; die Abfolge kann allerdings nicht programmiert werden. Alles erfolgt in Echtzeit.
Wie klingt die Korg KR-55?
Kommen wir jetzt zu den Sounds der Korg KR-55: Die sind für meine Ohren rundum gelungen – vor allem Kick und Snare setzen sich gut durch. Sie unterscheiden sich auch deutlich von den typischen Roland-Analog-Sounds, was eine nette Abwechslung in der Analog-Drum-Sammlung sein kann. Im Folgenden einmal alle Preset-Patterns zum Anhören:
Als kleines Schmankerl habe ich noch ein Groove Construction Kit mit den Sounds auf Einzelspuren vorbereitet. Die individuellen Tracks können nach Belieben kombiniert werden, und einige Instrumente gibt es auch in mehreren Variationen. Im letzten Audiobeispiel des Audioplayers ist ein kurzer Drumtrack zu hören, der daraus gebaut wurde. Das Groove Construction Kit steht am Ende des Artikels zum Download bereit.
Die Korg KR-55 mit anderen Geräten synchronisieren
Externe Instrumente lassen sich über den Trigger Out der Korg KR-55 synchronisieren, welcher wahlweise auch die Bass Drum Figur des gewählten Patterns ausgeben kann. Besonders bemerkenswert ist, dass die Triggerauflösung auf halbe, viertel, achtel und sechzehntel Noten umgeschaltet werden kann, um für verschiedene Triggerziele stets den passenden Impuls zur Verfügung zu haben. Die Synchronisation in umgekehrter Richtung funktioniert standardmäßig leider nicht, da ein entsprechender Eingang fehlt. Nach einer kurzen Online-Recherche fand ich jedoch auf cavisynth.com eine Beschreibung für eine Sync-In Modifikation.
Sync-Mod für Korg KR-55: Simpel-Synchronisation für ein paar Euro!
Für die Modifikation werden ein wenig Draht, ein 100 Ω Widerstand, eine 3,5 mm Buchse, etwas Lötzinn und optional zwei 4148 Dioden benötigt. Nachdem ich die Teile besorgt hatte, baute ich die Modifikation nach der Anleitung von Cavisynth ein. Innerhalb einer Stunde war meine Korg KR-55 synchronisierbar, wobei das Auf- und Zuschrauben am längsten dauerte. Einfach einen 5V-Triggerpuls einspeisen, um die Maschine in Startbereitschaft zu bringen und sobald ein Triggersignal anliegt, läuft die KR-55 los. Schade ist allerdings, dass der Swing-Beat-Regler bei externer Synchronisation seine Funktion verliert. Er funktioniert nur bei interner Synchronisation, oder wenn ein entsprechend “swingendes” Triggersignal eingespeist wird. Einige Clock- und Triggermodule für Modulsysteme bieten dies an, jedoch habe ich so etwas leider nicht in meinem Arsenal. Somit ist dies erstmal nur eine Lösung für gerade Beats. Der Trigger-Out funktioniert übrigens auch bei externer Synchronisation. Mein damit verbundener Korg SQ-1 Sequenzer lief problemlos bei externer Clock mit.
Korg KR55 Sound Demo All Patterns (no talking)
Fazit
Für jemanden, der eine Drum-Maschine mit guten analogen Klängen sucht, ist die Korg KR-55 eine gute Wahl. Kick und Snare sind dabei meine persönlichen Highlights. Es gibt zwar nur Presets, aber die sind überraschend brauchbar – vielleicht auch, weil sie viele eher „moderne“ Stilistiken abdecken. Es gibt nicht viel Schnickschnack und prgrammieren ist auch nicht möglich. Dennoch macht die Maschine einfach Spaß. Komplizierter ist höchstens das taktgenaue Umschalten eines Patterns. Durch die einfache Mod von Cavisynth kann die KR-55 problemlos extern synchronisiert werden, was sie noch interessanter macht. Im Vergleich zu analogen Roland-Preset-Maschinen wie der CR-5000 oder der größeren CR-8000 ist die KR-55 immer noch vergleichsweise preiswert erhältlich: Derzeit kostet sie etwa 300 EUR, was etwa der Hälfte des Preises einer Roland TR-606 entspricht (Stand: 2017). Korg-typisch ist sie solide gebaut und auch nach über 30 Jahren wackelt an meiner nix, nur das Plastik des Gehäuses ist etwas vergilbt.
Pro
- Sound
- Stufenloser Shuffle
- Mixer für die Sounds
- Flexibler 5V Triggerausgang (schaltbare Auflösung)
Contra
- Nur Presetpattern, keine Progammierung
- Keine Synchronisation (über einfache Mod zu beheben, siehe oben)
- Keine Einzelausgänge
- Snarekanal rauscht hörbar
Korg KR-55 Samples zum Download
Zum Abschluss stellen wir die Sounds der Korg KR-55 und ein Groove Construction Kit zum Download bereit.
Features
- Produktionszeitraum: KR-55: 1979 – 82, KR-55B: 1982 – 85
- 12 Sounds: Bass Drum, Snare, Hi-Hat 1, Hi-Hat 2, Cymbal, Rim, Low Conga, High Conga, Claves, Tom 1, Tom 2, Cow Bell)
- 48 Preset-Rhythmen, 16 Intros, 16 Fill-Ins (KR-55B: 96 Rhythmen, 32 Intros, 32 Fill-Ins)
- Tempo: 38 – 380 BPM
- Swing-Funktion
- Wählbarer Triggerausgang (16tel, 8tel, 4tel, Ganze Note, Bass Drum)
- Interne Mischfunktion mit 6 Reglern (Bass Drum, Snare, Cymbal, Hi-Hat, Tom/Conga, Rim/CowBell/Claves)
- Audio Out: 2x 6,3 mm Klinke, Mono High Out (6 VS-s) / Low Out (O,6 Vs-s)
- 2x Fußschalteranschluss für Start/Stopp und Fill-In