Der Fuchs Overdrive Supreme Gitarrenverstärker gehört zwar nicht zu den Klassikern, die schon seit Jahrzehnten Gitarristenherzen höher schlagen lassen, wie das beispielsweise ein Fender Deluxe, ein Marshall Plexi oder ein Marshall 2203 tut. Aber der Amp gehört zu den wenigen, denen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem heiligen Dumble zuerkannt wird. Wir hatten das gute Stück auch zum Test und er hinterließ einen hervorragenden Eindruck. Ein sahniges Teil mit einem edlen Klangcharakter und allerfeinster dynamischer Ansprache.
Damit hatten sich die Herrschaften von Brainworx, die für die Entwicklung des Plug-Ins zuständig waren, einen ganz schönen Brocken ins Haus geholt. Denn Sound ist eine Sache, das erstklassige Spielgefühl des Originals in Bits und Bytes zu generieren aber der weitaus schwierigere Part. Ob das gelungen ist, erfahrt ihr im folgenden Test.
Details
Das Original
Die Overdrive Supreme Serie von Andy Fuchs beinhaltet Topteile und Combos in unterschiedlichen Leistungsklassen von 20 bis 150 Watt. Die Amps bestechen durch eine exzellente dynamische Ansprache, jede feine Nuance in Anschlag und Ton wird hier quasi in Ultra-HD übertragen. Überall dort, wo ein gepflegter Gitarrenton von clean bis zur cremigen, harmonischen Zerre angesagt ist, sind die Amps im Einsatz, vorausgesetzt, man verfügt über den nötigen Geldvorrat. Immerhin geht das 30-Watt-Topteil, wie wir es seinerzeit im Test hatten, für über 3000 Euro über den Ladentisch. Der Overdrive Supreme ist bei Gitarristen wie Joe Bonamassa, Derek Trucks oder Al Di Meola auf der Bühne und im Studio im Einsatz. Letzterer sprach sich übrigens auch über das Plug-In äußerst positiv aus. Andy Fuchs hat seinen Amps ein kleines Facelifting gegeben und bietet nun den Overdrive Supreme MKII an, der dieselben Eigenschaften haben soll wie das alte Modell, aber mit diversen modernen Features bestückt ist.
Das Plug-In
Das Overdrive Supreme Plug-In hatte das 50-Watt-Topteil zum Vorbild und die Software-Spezialisten von Brainworx setzten das Ganze in Zusammenarbeit mit Fuchs Audio Technology um – das Plug-In wird auch offiziell von Fuchs protegiert. Das Hauptfenster beinhaltet wie üblich das Amp-Paneel, das mit acht Reglern (Gain, High, Mid, Low, Input, Output, Master, Accent) wie das Original bestückt ist, lediglich der Reverb wird nicht mitgeliefert, aber hier hat Universal Audio ja einiges im Portfolio. Auch an Bord sind die unterschiedlichen Schaltfunktionen, zum einen die Kippschalter Bright, Deep und Rock/Jazz, außerdem die Pull-Funktion der High-, Mid- und Output-Regler. Somit ist auch das Schaltungskonzept des Amps detailliert übernommen worden, das schon etwas spezieller ist, sodass in manchen Einstellungen bestimmte Regler auch ohne Funktion sind. Deshalb hier noch einmal einen kleinen Überblick, was man mit den Reglern und Schaltern alles anstellen kann. Es gibt zwei Kanäle, Clean und Overdrive, die über die Output-Schaltfunktion angewählt werden – das rote Lämpchen leuchtet, wenn Overdrive aktiv ist. Der Gain-Regler ist für das Input-Gain beider Kanäle zuständig, auch die Klangregelung mit High, Mid und Low wird von beiden Kanälen benutzt. Hier kommt dann noch der Schalter Rock/Jazz ins Spiel: Der Equalizer arbeitet bei beiden Styles unterschiedlich. Bei Rock gibt es mehr Mitten und einen etwas aggressiveren Sound, während bei Jazz mehr Wert auf einen weichen Ton gelegt wird. Die Pull-Funktionen von High und Mid bewirken beim Höhenregler eine Aktivierung eines Mid-Boosts, der die Centerfrequenz dieses Potis etwas tieferlegt. Beim Mid-Regler (Gain Boost) wird gleich die ganze Klangregelung lahmgelegt, dafür gibt es mehr Gain.
Der Input-Regler justiert die Eingangslautstärke für den Overdrive-Kanal, er dient also praktisch als zweiter Gainregler, zuständig für den Verzerrungsgrad. Mit dem Output-Volume kann danach die Lautstärke des Overdrive-Kanals an den Cleansound angepasst werden. Es wird also mit zwei Gainstufen gearbeitet, denn die Einstellung des Gain-Reglers beeinflusst natürlich den Overdrive-Sound. Die beiden rechten Regler sind beim Original in der Endstufe tätig, mit Master wird die Endlautstärke bestimmt, Accent ist für die hohen Frequenzen zuständig, bei anderen Amps wird diese Funktion als Presence bezeichnet.
Beim Klicken auf FX Rack öffnet sich der Effektschrank und hier stehen dann noch ein Noise Gate, High und Low Pass-Filter, ein Delay sowie ein zusätzlicher Input Gain- und Power Soak-Regler zur Verfügung. Dazu kommt das reichhaltige Angebot an verschiedenen Lautsprecherboxen mit unterschiedlicher Mikrofonierung.