Das Cajon ist in vielen Fällen die erste Wahl, wenn es für Schlagzeuger darum geht, etwas leiser zu treten. Sei es beim Auftritt in einer akustisch problematischen Umgebung, wie beispielsweise einer Kirche, in einer Unplugged-Show oder weil es sich stilistisch einfach so ergibt: Es gibt Situationen, in denen ein Drumkit definitiv zu dick aufträgt. Sich nur auf eine schnöde Holzkiste zu limitieren, ist jedoch auch nicht jedermanns Sache – zum Glück kann man sich mit wenig Aufwand ein kleines Cajon-Setup bauen, das einem Drumset sehr nahe kommt.
Hier kommen deshalb ein paar Inspirationen, wie ihr euer eigenes Cajon-basiertes Setup zusammenstellen könnt. Wir stellen euch drei Herangehensweisen zur Konfiguration eures individuellen Cajon-Setups vor, wobei es vor allem darum geht, wie das auch ohne spezielle Add-Ons funktioniert, die inzwischen reichlich von diversen Herstellern angeboten werden, und von denen viele schon auf bonedo getestet wurden.
Video: Vom Cajon zum Schlagzeug
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Mehr InformationenKonzept 1: Der Aufbau „drumherum“
Bei der ersten Herangehensweise behält das Cajón seine Funktion als Sitz und zentrales Instrument. Es wird oft als kleinstes Drumset der Welt bezeichnet, da man mit ihm Bassdrum-, Snaredrum-, Hi-Hat- und sogar Tomsounds erzeugen kann. Allerdings fehlt ihm ein lang anhaltender Beckensound, weshalb es sich quasi aufdrängt, ein Becken neben das Cajón zu stellen. Das kann ein dünnes Splash-Becken sein, das schon beim Anschlagen mit der Hand seinen Sound entfaltet, aber auch ein kleines Ride-Becken, das mit Rods oder Besen gespielt wird, kann sehr reizvoll sein. Im Beispiel-Setup habe ich zusätzlich noch eine X-Hat, eine Kuhglocke und einen Schellenkranz an einem Mini-Rack montiert, um nur ein paar mehr der möglichen Beispiele aufzuzeigen.
Auch für den Bassdrum-Ersatz gibt es zahlreiche Optionen
Falls es einem dann noch in den Füßen juckt: Wie wäre es mit einem Floortom oder einer Djembe als zusätzliche Bassdrum-Option? Entsprechende Sets zum Umbau eines Toms zur Bassdrum gibt es von verschiedenen Herstellern, etwa den Jungle Set Adapter von Pearl oder den Tom Kick Riser von Danmar. Im Beispiel liegt eine Djembe auf einem DW Percussion Lifter, mit dem übrigens auch viele andere Instrumente zur Bassdrum umfunktioniert werden können.
Für dich ausgesucht
Hier könnt ihr euch das erste Beispiel-Setup mit und ohne Djembe-Bassdrum anhören.
Konzept 2: Das Cajon als Bassdrum
Die Grundidee eines anderen Cajon-Setups besteht darin, das Cajon zweckentfremdet als reine Bassdrum zu benutzen, indem man es vor sich stellt und mit einer Fußmaschine bedient. Die Möglichkeit, das Cajon parallel auch mit den Händen zu spielen, entfällt dann logischerweise. Als Snare-Option bieten sich nun verschiedene Möglichkeiten an, von denen ihr zwei in den folgenden Beispiel-Setups sehen könnt. Wer den holzigen Cajon-Sound beibehalten und zeitweise auch mit den Händen spielen möchte, kann als Snare zum Beispiel das LP Octo Snare Cajon, das Sonor Cajon Pad oder, wie in diesem Beispiel, das Schlagwerk Roland Peil Cajinto mit Ständer ausprobieren. Der Vorteil hierbei ist, dass man in einer aufrechten Sitzposition trotzdem noch Cajon spielen kann.
Für mehr Drumsound, funktioniert aber auch eine normale, mit Rods oder Besen gespielte Snaredrum sehr gut. Dazu noch eine Hi-Hat und ein Crash/Ride-Becken, und fertig ist das Minimal-Setup, mit dem akustische, poppige oder auch jazzige Gigs gemeistert werden können.
Auch hier gibt es wieder Audio-Beispiele:
Konzept 3: Setups mit Cajon-Pedal
Im dritten Konzept vereinen sich die ersten beiden Ideen. Mit einem speziellen Pedal kann das Cajón als Sitz, zentrales Instrument und Bassdrum gleichzeitig funktionieren, wodurch sich die meisten Spiel- und Aufbau-Optionen ergeben. Cajon-Pedale gibt es in diversen Ausführungen von Meinl, Millenium, Ortega, Schlagwerk oder DW. Für das Beispiel-Setup habe ich meine derzeitige Lieblings-Konfiguration gewählt: Hi-Hat, Ride, Crash und Splash, sowie eine Toca Jingle Snare und ein LP Stanton Moore Pandeiro als Tom, wobei natürlich auch auch jede andere Snare oder auch ein anderes Pandeiro funktioniert. Tipp: Habt ihr ein Pandeiro oder eine ähnliche Trommel, die keine spezielle Halterung hat, könnt ihr euch mit einer umfunktionierten Percussion Rim-Klammer (z.B. von Dixon) und einem durchgeschnittenen Korken behelfen (siehe Foto).
Ein solches Setup lässt sich mit Händen, Rods, Besen oder sogar Sticks spielen und ist äußerst transportabel.
Wie das klingt? Hier könnt ihr es hören.
FAZIT
Lasst eurer Phantasie freien Lauf, durchstöbert eure Hardware-Kiste und euren Instrumentenfundus, denn oft lässt sich ein Cajon mit schon vorhandenem Zubehör und ohne zusätzliche Ausgaben zum Mini-Drumset aufplustern. Je nachdem, wo eure Vorlieben, Klangvorstellungen und Spielgewohnheiten liegen, lohnt sich aber vielleicht auch die eine oder andere Anschaffung in Form eines Cajón-Pedals oder anderen Hardware-Teils, mit dem sich eure individuellen Setup-Vorstellungen verwirklichen lassen.
Habt ihr euch inspirieren lassen oder eh schon euer eigenes Cajon-Setup verwirklicht? Wir freuen uns über Fotos und Beschreibungen eurer Aufbauten in den Kommentaren!
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Stephan Rainbow sagt:
#1 - 16.09.2017 um 10:53 Uhr
Hallo, danke für den Artikel! Finde das Setup Konzept 3 - Setups mit Cajón-Pedal - ziemlich nice und will es nachbauen bzw. habe schon alles bis auf die Hi-Hat und die Becken. Leider sind die Photos so perspektivisch gemacht das man die Größen der Hi-Hat (14" oder 15"?) und der Becken (18" und 20" oder 19" und 21"?) nicht richtig erkennen kann, selbst nicht durch Messen der Abstände. Wäre toll wenn ihr die Größen noch wisst :) Funky Greetz
Sven von Samson sagt:
#1.1 - 21.09.2017 um 07:35 Uhr
Hallo Stephan,auch an dieser Stelle nochmal, da es andere vielleicht auch interessieren könnte.
Im dritten Setup habe ich folgende Becken benutzt:
- 14" Istanbul Mehmet Legend Dark Hi Hat
- 17" Istanbul Mehmet Traditional Thin Crash
- 19" Istanbul Mehmet 61st Anniversary Crash/Ride
- 8" Istanbul Splash (Pre-Split, Green Label, 1991)Poste doch mal ein Bild von deinem Setup, wenn es steht!Beste Grüße
Sven
Antwort auf #1 von Stephan Rainbow
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenStephan Rainbow sagt:
#1.1.1 - 21.09.2017 um 07:58 Uhr
Super lieben Dank!
Antwort auf #1.1 von Sven von Samson
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenRonny Funk sagt:
#2 - 21.11.2018 um 17:58 Uhr
Ich habe noch eine weitere Variante. Und zwar auf einem Percussion Table befinden sich ein Travelcajon, eine Cajon Side Snare, ein Sizzleboard, ein Slapshaker, eine Cajon Jingle, 2 Fingerjingles, so befestigt, dass sie einen bedämpften Ton haben, eine Cajon Castagnette und auf dem Travelcajon noch ein Buzzz Board.
Ursprünglich wollte ich mit einem Cajonpedal die Bass-Schläge spielen, aber ich werde ausweichen auf die Meinl BassboXm eventuell dem linken Fuß die SnareboX spendieren.
Vorteil des Systems ist, ich kann alles drauf lassen und mit einem Handgriff die akustische Antwort auf das Octapad installieren.
Und wenn ich BassboX und SnareboX zusammen nutze, kann ich dann auch mal Bongos spielen und das dann mit den Füßen begleiten.
Anne Klarenbeek sagt:
#3 - 02.11.2019 um 06:42 Uhr
Hier wird gespielt mit dem DG Pedal am rechten Fuss, einem Tambourin am linken Fuss, einem LP Micro Snare am Bongostativ (ja, mit Bongos auch noch drauf), und auf dem Percussion Board (von Schlagwerk) habe ich dann Jam Blocks, Kuhglocke, Besen und Sticks, Shakers. Zum Schluss klebt an der Seite meines Cajons der Cabasa von Schlagwerk, damit ich nicht auch noch eine Hihat aufstellen muss, obwohl das klanglich besser wäre.
Bir ne sagt:
#4 - 14.11.2019 um 22:15 Uhr
Mich interessiert mit was für einer Klammer die reguläre Fußmaschine an der Cajon befestigt wurde? Vielen Dank!
bonedo Chris sagt:
#4.1 - 15.11.2019 um 08:41 Uhr
Hi Bir ne, das ist eine Schiene, wie sie bei fast jedem handelsüblichen Cajon-Pedal dabei ist. Schöne Grüße Chris
Antwort auf #4 von Bir ne
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMic Scharf sagt:
#5 - 24.11.2020 um 16:22 Uhr
es gibt noch viele Varianten und Kombinationen:
https://www.youtube.com/wat...