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Denon DJ versus Pioneer DJ – Smackdown in der DJ-Booth?

DJs lieben Standards. Ein Mixer und zwei Turntables oder heutzutage: Pioneer CDJs, ein Rekordbox-USB-Stick und ab dafür. Den Clubbetreibern gefällt das ebenfalls. Nur ungern besorgen sie andere Technik, weil der Herr oder Frau Superstar-DJ darauf besteht. Tontechniker schlagen mittlerweile verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen, wenn DVS-Jocks die Kabel aus dem Mischer rupfen, um die Soundkarte und den Laptop noch irgendwo in die enge DJ-Booth zu stopfen.

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Es scheint, als hätten sich alle darauf geeinigt, dass die DJ-Booth mit Rekordbox-kompatiblen Pioneer CDJs bestückt zu sein hat. Selbst die hier und da noch vorhandene Technics 1200er werden sukzessive durch Pioneer PLX-1000er ersetzt. Gerade in prominenten Clubs wie dem Berghain und der Panoramabar hat das Signalwirkung. Und dass Allen & Heath mit den Xone-Mischern auf Augenhöhe mitspielt, ist vor allem den nach wie vor bestehenden Vorurteilen vieler soundpuristischen DJs gegen die volldigitalen Pioneer-Mixer geschuldet. Es ist schon mutig, wenn eine Firma wie Denon zur NAMM 2017 plötzlich ein komplettes „Me-too“-DJ-Setup vorstellt, das getrost als Herausforderung an Pioneer gelten darf. Das Package besteht aus dem Plattenspieler Denon Prime VL12, dem Mixer Denon Prime X1800 und dem Mediaplayer Denon DJ Prime SC5000, der per Preparation-Software Denon Engine Prime via USB-Stick mit Musik befüllt werden soll. Die Frage ist nun: Kann Denon tatsächlich Pioneer den Status als DJs Liebling streitig machen?

Der lange Marsch

Pioneer ist nicht über Nacht zur Nummer 1 im DJ-Biz aufgestiegen. Ich selbst habe zusammen mit Paul van Dyk auf der Frankfurter Musikmesse 1995 die ersten Pioneer-DJ-Produkte vorgeführt, unter anderem den mittlerweile völlig antiquiert wirkenden CDJ-500 Mk.II und den Mischer DJM-500, den man tatsächlich noch immer in seit Jahrzehnten nicht renovierten DJ-Booths antreffen kann.

Zu jener Zeit waren Technics 1210er die einzigen ernstzunehmenden Abspielgeräte für einen DJ, der etwas auf sich hielt. Der Mixer-Markt war fest in der Hand von Vestax, Rodec und Ecler. Pioneer war eher als Car-HiFi-Marke für aufgemotzte Vorstadt-GTis bekannt. 22 Jahre später ist alles anders: Dank des Siegeszugs des MP3-Formats, der Rekordbox-Software und dem zwischenzeitlichen Produktionsstopp des Technics SL-1200 im Jahre 2010 ist Pioneer zum Platzhirsch im DJ-Geschäft geworden.

Die CDJs haben langsam aber stetig Akzeptanz bekommen, die Plattenspieler aus dem Zentrum der DJ-Booth verdrängt und gelten mittlerweile als Hardware-Synonym für die USB-DJ-Generation. Es ist sehr zu begrüßen, dass eine Firma wie Denon sich nun in den Ring wagt und qualitativ hochwertige Konkurrenzprodukte auf den Markt bringt. Allerdings müssen die Denons mehrere Hürden gleichzeitig überwinden: Sie müssen signifikant besser sein als die Pioneer-Produkte. Warum sollte ein Club sein Setup ändern, wenn das bewährte Produkt genauso gut performt wie der Herausforderer? Ein eventuell günstigerer Preis spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Sie müssen Verbreitung finden. DJs wollen ihre Musik mit Technik vorbereiten, die dem Clubstandard entspricht.

Pioneer hat das clever gelöst: mit der kostenlosen Rekordbox Vorbereitungs-Software kann ein Club-Set ganz ohne die Hardware vorbereitet werden. Und wer einigermaßen Club-kompatibel üben will, kann sich entweder mit dem XDJ-RX quasi die Kompaktversion eines CDJ-Clubsetups für vergleichsweise kleines Geld nach Hause holen oder mit der Rekordbox DJ-Software Mixes üben, Loops und Cuepoints setzen und das Ergebnis dann per USB-Stick in den Club tragen. Wenn die Clubs ihre CDJs gegen Denons tauschen, werden auch die DJs folgen und ihre Sets per Engine Prime vorbereiten. Sonst eher nicht. Sie müssen beständig sein.

Fotostrecke: 2 Bilder Rekordbox DJ: Pioneers DJ- und Preparation-Sofware

Pioneer hat seine Modellpalette stetig verbessert und neue Features hinzugefügt, aber das grundlegende Gerätedesign nicht angerührt. Ob man als DJ nun auf einem CDJ-1000 oder CDJ-2000NXS2 spielt – es fühlt sich stets vertraut an. Das war auch das Erfolgsgeheimnis der PLX-1000-Turntables. Technisch aufregendere Plattenspieler als die altehrwürdigen Technics SL-1200 gibt es viele, mit stärkerer Motorleistung, größerer Pitch-Range oder anderen Innovationen wie Reverse Play, Master Tempo und so weiter. Aber der PLX-1000 fühlt sich für traditionsbewusste DJs am ehesten nach einem 1200er an. Und das zählt mehr als all ein Sack voller bunter Features.
Also stellen wir die Kontrahenten einmal gegenüber und schauen, wer die Nase in den Rubriken Mediaplayer, Turntable und Mixer vorn hat.

Denon DJ Prime SC5000 vs. Pioneer CDJ-2000NXS2

Der Denon ist ein Dual-Layer-Player mit zwei Ausgängen. Das bedeutet, man kann mit nur einem Gerät zwei Player simulieren und mischen. Er verfügt gleich über drei USB-Anschlüsse und einen SD-Card-Slot. Zudem soll der Denon in der Lage sein, Tracks im laufenden Betrieb auf Beatgrid und Tonart zu analysieren. Vom praktischen Wert dieses Features profitieren allerdings nur DJs, die ihre Sets ohne Engine-Software vorbereitet haben und dies dann noch im Club „on the fly“ machen wollen. Ich zumindest kenne niemanden, der so arbeitet.
Mit den acht Performance Pads werden Cues, Loops, Slices und Rolls getriggert, ähnlich wie mit DJ-Software-Controllern. Das geht schon in Richtung Controllerism. Der SC5000 vereint sozusagen gleich zwei Decks und eine Controllerbox in nur einem Gehäuse. Sehr beeindruckend!
Auch der Denon-Touchscreen scheint flexibler als der des CDJ-2000NXS2 zu sein und gleicht eher dem Screen eines iOS-Geräts. Für die DJ-Booth wirkt er jedoch fast schon zu filigran. Hier zählen andere Werte. Anstatt sanft über einen Screen zu tasten, möchte man als DJ gerne feste Regler anfassen und den klaren Widerstand von Schaltern und Fadern fühlen.
Gewohnte Smartphone-Gestensteuerung scheint hier noch intuitiver möglich sein, als bei den neuen CDJs und XDJs, bei denen ebenfalls immer mehr Funktionen via Touchscreen bedient werden. Ich persönlich fasse in einem Club lieber feste Regler an und fühle den klaren Widerstand von Schaltern und Fadern, als mit womöglich schweißnassen Fingerkuppen auf einem Touchscreen rumzuschubbern. Aber große Touchscreens liegen im Trend, bei DJs wie bei Producern (siehe z.B. die neuen Akai MPC X und Live) und auch hier hat der SC5000 die Nase vor der Pioneer-Konkurrenz.
Ansonsten hat der Denon ähnliche Features wie der CDJ-2000NXS2: im Bildschirm integrierte Tastatur, großes Jogwheel, frequenzkolorierte Wellenformen, Abspielformate wie WAV, FLAC, AAC, MP3 und 24 Bit, 96 kHz Klangqualität.
Was fehlt, ist ein CD-Laufwerk. Ja, tatsächlich. Das wird zwar nur noch sehr selten gebraucht, aber der ein oder andere Vinyl-DJ hat dann doch noch ein paar CDs dabei und keinen USB-Stick. Für Installationsplayer im Club ist ein CD-Laufwerk nach wie vor Pflicht. Mit einem Preis von 1799,- Euro Street ist der Denon günstiger als der CDJ-2000NXS2. 
Der SC5000 ist gemessen an den Features der überlegenere Player. Was fehlt ist der CD-Slot und die Kompatibilität zu den weltweiten Standard-Formaten CDJ/Rekordbox, Traktor oder Serato. Es bleibt abzuwarten, ob die Clubs und die DJs Denons Engine-Software adaptieren werden. Ansonsten wird es für Denon schwer, sich neben diesem Standard zu etablieren.

Fotostrecke: 2 Bilder The New Kid on the Block gegen den Chef im Ring: Denon SC5000 …

Turntable: Pioneer PLX-1000 vs. Denon Prime VL12

Hier sieht die Sache schon etwas anders aus. Seit der Pioneer PLX-1000 erfolgreich in die Lücke gegrätscht ist, die Technics 2010 durch den Produktionsstopp des SL-1200-Klassikers ohne Not geschaffen hat, ist das Technics-Dogma zumindest angekratzt und die Karten werden wieder neu gemischt. Da kommt der Prime VL12 gerade recht. Mit seinem unkonventionellen Design und kleinen, feinen Detaillösungen wie schwerer Metallkonstruktion, einstellbaren und unglaublich starkem Torque und speziellen Isolationsfüßen gegen unerwünschte Vibrationen hebt er sich deutlich vom PLX-1000 ab und verkörpert eindeutig das modernere Konzept. Aufmerksamkeit erzeugt die flashy Plattentellerbeleuchtung und das eigenständige Design. Mit einem Preis von 749,- Euro Street ist er kaum teurer als der PLX-1000 (729,- Euro). Ich kann mir gut vorstellen, dass sich einige Clubs für den Prime VL12 entscheiden, wenn die Performance stimmt und die DJs sich darauf heimisch fühlen. Wie gut Denon das nach wie vor wichtige 1200er-Gefühl hinbekommen hat, muss ein Test zeigen.

Fotostrecke: 2 Bilder Mr. Fancy gegen Old Faithful: Denon VL12 Prime …

Mixer: Denon Prime X1800 vs. Pioneer DJM-900NXS2

Der neue Denon-Premiummixer kommt mit einigen Detaillösungen daher, die einfach zeigen, dass Denon gut aufgepasst hat, was sich so nachtnächtlich in der DJ-Booth abspielt. Er hat ein Dual-USB-Interface für schnelle Handover oder Pingpong-Sets von digitalen DJs, die mit Traktor oder Serato arbeiten. Des Weiteren bietet er digitale Ein- und Ausgänge und gleich vier Netzwerkanschlüsse, allerdings für die eigenen Prime SC5000 Player, die mit dem Mixer im eigenen „Engine-Protokoll“ kommunizieren können. Denon ist besonders stolz auf die Effekte des Prime X1800.
Stolz ist allerdings auch der Preis von 1799,- Euro Street. Damit liegt er nun unter dem Preis des Pioneer DJM-900NXS2 und über dem der Allen&Heath Xone:PX5 und dem immer noch unverwüstlichen Xone:92. Ergebnis: Abgesehen von den tollen Impulsen in Richtung Dual-USB-Interface ist der Denon Prime X1800 ein System-Mixer, der seine Stärken erst komplett im Verbund mit den SC5000-Playern ausspielt. Diese werden aber in meinen Augen die CDJs nicht verdrängen. Und so wird Allen&Heath weiterhin der größere Pioneer-Mixer-Kontrahent bleiben.

Fotostrecke: 2 Bilder B2B-Buddy gegen Arbeitspferd: Denon Prime X1800 …

Denon hat mit hohem Qualitätsanspruch und frischen Ideen ein komplettes DJ-Setup vorgelegt, das sich sehen lassen kann. Hören und fühlen wollen wir es natürlich auch sehr bald. Pioneer wird sich vermutlich ähnlich wie bei Traktor das eine oder andere Feature abschauen und in den Playern und Mixern der nächsten Generation integrieren, ohne zuviel im Kern zu verändern. USB-DJs weltweit werden es Pioneer danken und größenteils weiterhin in Rekordbox ihre Sets vorbereiten.
Die Denon Prime-Serie scheint ein toller Wurf zu sein. Aber Pioneer ist der unumstrittene Standard und es dürfte für Denon nicht einfach werden, ein solch hochpreisiges Set in den Clubs und bei den DJs zu etablieren.

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Profilbild von Sheik Yerbouti

Sheik Yerbouti sagt:

#1 - 10.04.2017 um 15:12 Uhr

0

Sehr guter Review, danke! Ich habe mir zunächst 1x den SC5000 bestellt, um mein Setup bestehend aus Traktor Pro + A&H DB2/K1 zu erweitern. Ich wollte einen professionellen Mediaplayer mit Controller-Features und habe mir natürlich auch die XDJ-Modelle des Marktführers angeschaut. Und habe schnell dankend abgelehnt, denn das ist bezüglich Features, Materialqualität und Preis nicht annähernd vergleichbar zu dem, was Denon jetzt rausbringt. Aber Dein Hauptpunkt ist ja richtigerweise ein anderer: Pioneers Dominanz (und zunehmende Produktarroganz, dazu später mehr) erklärt sich durch den Defacto Standard Rekordbox. Das frei zur Verfügung zu stellen war echt ein Smart Move. Und wer selbst mal hunderte oder tausende Tracks bearbeitet hat (Beatgrid, Cuepoints, Loops) weiss, was das für eine Schweinearbeit ist. Für die Library-Migration Traktor-->Pioneer gibt es ja Rekord Buddy. Für Traktor-->Engine Prime gibt es noch nichts. Habe ich Bock das alles jetzt nochmal mit Engine Prime zu machen? Überhaupt nicht! Aber soll ich mich deshalb mit veralteter und überteuerter Hardware abspeisen lassen? Nee bedankt! Der Pioneer XDJ 1000 MK2 kostet knapp 1300 Euro und hat die Anmutung eines maximal semiprofessionellen Geräts. Der Denon SC5000 ist technisch haushoch überlegen und hat einen Strassenpreis von knapp 1800 Euro. Klar ist das ne Ansage, wenn man nicht den Luxus hat seinen 'Rider zu Changen'... Aber ich finde es einfach cool, dass sich da jetzt eine echte Alternative abzeichnet. Und ich hoffe, dass diese elenden Format-Inkopatibilitäten alsbald ein Ende finden und man problemloser zwischen Plattformen wechseln kann. Dann entscheiden nämlich andere Qualitäten als Standard aus alten Zeiten zu sein. Es gibt da ja einige Software-Projekte, die bezüglich Format-Kompatibilität Hoffnung machen (z.B. Spintools etc). Eins ist jedenfalls klar: der Marktführer kann sich seine Produkt/Preisarroganz nicht länger erlauben und muss mal wieder in die Hufe kommen. Das ist für uns alle gut!

    Profilbild von Jan Slotter

    Jan Slotter sagt:

    #1.1 - 12.04.2017 um 20:55 Uhr

    0

    Der Marktführer wird weiter machen wie bisher - wetten?

    Antwort auf #1 von Sheik Yerbouti

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    +1
Profilbild von Mantec128

Mantec128 sagt:

#2 - 09.09.2020 um 12:49 Uhr

0

Klingt mir beim SC5000 teilweise etwas Pioneer-biased. Touchscreen zu filigran? Unfug, die von den CDJs sind schlichtweg vom letzten Jahrhundert und für alle Funktionen gibt es beim Denon ja auch weiterhin Knöpfe/Encoder. Es wird das CD-Laufwerk vermisst? Nutzen <5% aller Club-DJs. Analyse on the fly ist irrelevant? Wohl kaum, ein starker SOC ist immer gut. Die Denons sind hardwaretechnisch deutlich überlegen (auch nach 3 Jahren), durch starke Updates noch verbessert wurden und dazu deutlich günstiger.Der Rest passt soweit. Der X1800/1850 wird sich eher nicht durchsetzen. Hat keinen wirklichen USP. Turntable sind ohnehin tricky. Der RP7000 ist sicher populärer, hat auch einen fairen Preis, Super-OEM halt.

Profilbild von Enrico Mirek Willing

Enrico Mirek Willing sagt:

#3 - 01.01.2021 um 21:13 Uhr

0

Habe Denon nie benutzt und werde es auch nicht den Club beherrscht Pioneer DJ und es wäre verrückt wenn clubbetreiber auf Denon umsteigen aber auf Hochzeiten und kleinen Partys macht Denon DJ bestimmt eine gute Figur?

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