Die von dir betreute Band hat es mit harter Arbeit, Talent und Glück beziehungsweise Geld als Support Act in einen Slot eines bekannten Headliners geschafft. Herzlichen Glückwunsch! Nun muss sich die Band im direkten Vergleich beweisen.
Guter Sound ist eine Möglichkeit, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Allerdings ist der Job als Vorband nicht immer dankbar. Wie alles möglichst reibungslos über die Bühne gehen kann, verraten folgende Tipps und Tricks.
- Der Kosten-Apparat
- Was ist der Deal?
- Hausaufgaben für den Support Act
- Vorbereitungen treffen: Hausaufgaben für die Band
- On the Road: die Tour beginnt
- Soundcheck und Aufbau
- Support Act mischen – Soundcheck und Aufbau
- Hauspult versus eigenes Pult
- Wedges first!
- Nach dem Gig ist vor dem Gig
- Nach dem Gig ist vor dem Gig
Was ist der Deal?
Als Band auf Tour zu gehen, kostet Geld. Daher ist es nicht unüblich, dass Bands bezahlen müssen, wenn sie als Vorgruppe auftreten möchten. Auch wenn das auf den ersten Blick etwas seltsam anmuten mag: Wer als Support-Act nichts weiter tut, als in den Nightliner zu steigen und seine Show zu spielen, ist sich vielleicht gar nicht bewusst, dass das einen nicht zu unterschätzenden Kostenapparat bedingt. Natürlich gibt es auch die Ausnahme, dass der Headliner sich unbedingt eine bestimmte Vorband wünscht oder ein örtlicher Veranstalter gerne eine regionale Band im Vorprogramm hätte, von der er sich ein volleres Haus verspricht.
Fakt ist: Eure Band belegt Plätze im Bus, im Hotel und beim Catering. Die Techniker müssen länger arbeiten, um eure Show vorzubereiten. All das kostet Geld, das sich der Veranstalter gerne über den Verkauf des Support-Act-Slots zurückholt. Das tangiert euch als Tontechniker nicht direkt, dennoch ist es sinnvoll, die Hintergründe der Tour zu kennen. Denn erst wenn der finanzielle Teil geklärt ist, kann es endlich losgehen. Der Tourplan steht und ihr müsst euch vorbereiten.
Hausaufgaben für den Support Act
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Die Vorband hat meistens ein festes Zeitfenster für den Auftritt sowie Auf- und Abbau. Wollt ihr Ärger vermeiden, solltet ihr diese Zeiten einhalten. Die Band muss also wissen, wie lang das eigene Set ist und ob die angedachten Zeit für Auf- und Abbau realistisch sind. Ein Trockentest im Proberaum schafft Gewissheit.
Führt in jedem Fall ausreichend Ersatzteile und Notfallpakete jeglicher Form mit. Wer im spanischen Hinterland nach raren Ersatzröhren für einen handgebauten Boutique-Amp suchen muss, wird höchstwahrscheinlich mit der Erkenntnis nach Hause fahren, dass ein Line 6 POD oder ein ähnlicher Bodentreter den Gig hätte retten können.
Aber was passiert, wenn man zwar alles dabei hat, doch beim Abbau einen Teil der Backline vergisst und das erst am nächsten Tag hunderte Kilometer entfernt feststellt? Euch passiert das nicht? Ich arbeite als Haustechniker eines Rockclubs und kann aus Erfahrung sagen, dass bei fast jedem Gig etwas liegen bleibt. Daher ein einfacher Tipp, um eure Utensilien zusammenzuhalten: Erstellt für die Tour eine durchnummerierte Inventarliste!
Alles, was mit auf Tour geht, wird in Cases, Racks und Koffern verstaut und jedes Transportbehältnis erhält einen Aufkleber mit Nummer und Inhaltsbeschreibung. Beim Einladen hakt ein Bandmitglied die entsprechende Nummer ab. So stellt man schnell fest, ob irgendetwas fehlt, bevor der Rock’n’Roll-Zirkus die Stadt verlässt.
Support Act mischen – Soundcheck und Aufbau
Die Tour beginnt und man schlägt am ersten Venue auf. Potentielle Alliierte sind nun der oder die Haustechniker. Stellt euch vor und informiert die Local Crew über die Bedürfnisse eurer Band, falls ihr das im Vorfeld noch nicht tun konntet.
In der Regel absolviert der Headliner als erstes seinen Soundcheck. Versucht bereits jetzt, möglichst viel eurer Backline und Tontechnik spielfertig zu machen. Je mehr von eurem Material steht, desto früher könnt ihr mit dem Soundcheck beginnen. Auf Tour gibt es normaler Weise für jede Station einen Ablaufplan mit festen Zeiten. Versucht, immer rechtzeitig am Start zu sein und Zeit zu sparen. Auch wenn ihr alles richtig macht und im Zeitplan liegt, muss das nicht unbedingt für den Headliner gelten.
Wenn es ganz schlecht läuft und der Headliner beispielsweise im Stau gestanden hat, kann es vorkommen, dass sich eure Soundcheck-Zeit dramatisch verkürzt. Während der Headliner seinen Soundcheck durchführt, kann man aber als Tontechniker der Vorgruppe schon einiges vorbereiten. Nutzt ihr eigene Funkstrecken oder In-Ear-Systeme, ist jetzt die Zeit, diese einzurichten und zu schauen, ob es Interferenzen mit den Systemen des Haupt-Acts gibt.
Oder unternehmt einen kleinen Spaziergang im Venue und prüft die Schallverteilung im Raum. Wie klingt es am FoH-Platz und wie in der ersten Reihe? Wie ist die Sprachverständlichkeit, gibt es Bass-Überhöhungen oder -löcher? Gibt es andere Problemfrequenzen, wie ändert sich der Sound bei gefüllter Halle? Holt euch Tipps vom Haustechniker!
Hauspult versus eigenes Pult
Nutzt ihr das Hauspult für den Support Act , ladet euer Showfile, das ihr vorab erstellt habt. Kommt ein analoges Pult zum Einsatz, steckt Kompressoren, Gates und Effekte. Mittels Talkback-Mikrofon lässt sich checken, ob alles funktioniert. Nichts ist nerviger, als den Soundcheck wegen eines falsch gesteckten oder defekten Effektgeräts unterbrechen zu müssen.
Wenn der Soundcheck beginnt, sollte der FoH-Platz spielbereit sein, vor allem wenn ihr ein eigenes Pult mitführt. Ganz wichtig: Reist ihr mit eigenem Digitalpult und Stagebox, checkt so früh wie möglich die Verbindung vom Pult zur Stagebox. Ist der Headliner mit dem Soundcheck fertig, prüft als erstes mit einem Zuspieler und einem Konserven-Track die PA. Nutzt dazu ein Mono-Signal!
Jetzt das Monosignal zwischen linker und rechter PA Seite pannen: Ist die PA richtig verkabelt (links/rechts) und stimmen die Wege? Nutzt den Test-Track auch dazu, Problemfrequenzen mit dem Summen-EQ zu behandeln, während euer Backliner und/oder das Hauspersonal die Band verkabelt und mit Mikrofonen versieht.
Wedges first!
Generell gilt: Wedges first! Erst wenn der Monitorsound steht, kümmert man sich um den FoH-Mix. Nur mit einem guten Monitorsound kann die Band überzeugend aufspielen und sich optimal präsentieren.
Bevor ihr die ersten Signale der Band auf die PA gebt, erkundigt euch nach einem SPL-Limit. Nichts ist nerviger, als erst nach dem Soundcheck zu erfahren, dass man die Show einige dB leiser fahren muss. Nutzt die Band ein eigenes Pult, eigene Mikrofone, In-Ear-Strecken und erfolgt der Monitormix vom FoH-Platz, startet beim nächsten Gig nicht mit eurem Startfile, sondern mit dem File der letzten Show. Das hat den Vorteil, dass der In-Ear-Monitormix schon gut passen sollte, was wiederum wertvolle Zeit für den FOH-Mix spart.
Nach dem Gig ist vor dem Gig
Achtung! Es folgt der wichtigste Tipp, um sich einen der peinlichsten Momente als Tontechniker zu ersparen: Speichert das Mixfile direkt nach dem Soundcheck, und zwar mehrfach! Ich sichere grundsätzlich zweimal im Pult und einmal auf einem USB-Stick, der darauf sofort in der Hosentasche verschwindet. Der Sicherheitszyklus wird damit vollendet, dass man sein Pult sperrt.
Mir ist nämlich einmal Folgendes passiert: Open-Air-Veranstaltung mit 4.000 Zuhörern, drei Bands und einem Digitalpult für alle Beteiligten. Die von mir betreute Band ist Headliner statt Support Act und als ich kurz vor Showbeginn an das Pult trete, muss ich feststellen, dass der Techniker der Vorband mein File überschrieben hat. Ohne Backup eine sehr unentspannte Situation.
Fretfinger sagt:
#1 - 16.03.2017 um 09:49 Uhr
Schöner Artikel - der hat ein Lesezeichen verdient! Das gilt auch für Sänger ;-)