Geht es um Empfehlungen für optimal geeignete Schlagzeug-Mikrofone, hört man seit vielen Jahren immer wieder die dieselben Modellnamen. SM57, MD421, D112, RE20 und e604 sind nur einige jener Schallwandler, die man regelmäßig an Drumsets sieht und welche dort zuverlässig gute Ergebnisse liefern.
Wer sich ein bisschen informiert und die entsprechenden Modelle kauft, kann relativ sicher sein, dass für schlechten Sound nicht die Mikrofone verantwortlich sind. Ein paar Faktoren sprechen allerdings auch gegen diese Vorgehensweise. Zum Beispiel der Spaß daran, mal etwas Neues auszuprobieren. Oder die Zeit, die es meistens braucht, bis man sein Wunschkit aus Einzel-Mics zusammengekauft hat. Hier kommt das PMD7 Mikrofon-Set des noch relativ jungen Herstellers Miktek ins Spiel, das einem ausführlichen Review unterzogen wird.
Wer beim Firmennamen eine weitere Fernost-Marke vermutet, liegt falsch. Miktek ist das Unternehmen des Amerikaners Mike Ketchell, welcher seine Mikrofone und Preamps nicht nur selbst entwickelt, sondern sie mit seinem Team auch zusammenbaut. Wie heutzutage üblich, kommen die benötigten Einzelteile von verschiedenen Zulieferern weltweit. In den letzten Jahren hat sich die Firma einen soliden Ruf unter amerikanischen Studiobetreibern und Recording-Fans erarbeitet. Nicht ganz unschuldig daran könnte die Tatsache sein, dass sich der Sitz des Unternehmens genau dort befindet, wo eine der lebendigsten Studio-Szenen überhaupt angesiedelt ist, nämlich in Nashville. Und so ist es kein Wunder, dass man den einzelnen Komponenten unseres heutigen Test-Sets, zumindest in den USA, relativ oft begegnet. Ob die fünf dynamischen und die beiden aufeinander abgestimmten Kondensator-Modelle ihren Geheimtipp-Status zu Recht tragen, lest ihr im folgenden Testbericht.
Details
Sieben Mikrofone reichen für die meisten Drumsets
Bei der Bestückung des PMD7 Koffers gibt es keine Überraschungen; hier orientiert sich Miktek an den Bedürfnissen der meisten Drummer. Mit vier PM10 Instrumentenmikrofonen lassen sich beispielsweise eine Snare plus drei Toms abnehmen, das PM11 Bassdrum-Mikro komplettiert die Auswahl an dynamischen Modellen. Zwei Kondensator-Stäbchenmikros namens C5 sind für den Bereich über dem Kopf des Trommlers zuständig und damit für die Abbildung des Gesamtsounds. Besondere Erwähnung verdienen die vier aufwändigen LRM-100 Spannreifenhalterungen, das PM11 kommt – ebenso wie die beiden C5 – mit einfachen Haltevorrichtungen aus. Optisch und haptisch macht unser Test-Koffer samt Inhalt einen ansprechenden Gesamteindruck, alles wirkt sehr hochwertig verarbeitet. Auch der abschließbare Koffer selbst wirkt ausreichend stabil, um dem Inhalt Schutz vor Stößen und Stürzen zu bieten. Kommen wir nun zu den einzelnen Modellen.
Bassdrum: Das PM11 ist ein schnörkelloses, kompakt gebautes Mikrofon
Nein, als Eyecatcher kann man das PM11 nicht bezeichnen, sein schalterloses, mattsilbernes Gussgehäuse wird nur durch den umlaufenden Kunststoffring mit der Miktek-typischen “Nase” von anderen Mikrofonen unterscheidbar. Mit 14,85 Zentimetern Länge und einem Durchmesser von 5,85 Zentimetern besitzt es ein handliches Maß, eine separate, kräftige Kunststoffhalterung umschließt den hinteren, verjüngten Gehäuseteil. In diesem ist auch die XLR-Buchse untergebracht, das Kabel wird somit nach hinten weggeführt. Insgesamt lässt der mechanische Aufbau des PM11 eine unkomplizierte Handhabung erwarten. Das Datenblatt weist unseren Testkandidaten als dynamisches Mikrofon mit Supernieren-Charakteristik und einem Frequenzgang von 50 bis 10000 Hertz aus. Für die Superniere hat man sich bei Miktek entschieden, um die Richtcharakteristik auf einen schmaleren Bereich vor der Kapsel zu fokussieren und Übersprechungen zu minimieren. Die genauere Inspektion des Frequenzdiagrammes zeigt ein vertrautes Bild mit Anhebungen im Tiefbassbereich bei 50 Hertz sowie im Präsenzbereich bei 5000 Hertz – typisch für ein Mikrofon mit vorgeschneidertem Bassdrum-Sound. Ein kräftiger Neodym-Magnet sowie ein speziell für das PM11 entwickelter Transformator sollen dem Mikrofon eine besonders durchsetzungsstarke und klare Performance bescheren.
Toms und Snaredrum: Die PM10 besitzen durchdachte Halterungen
Dass die vier im Set enthaltenen PM10 Snare/Tom-Mikros zur “Familie” gehören, ist auf den ersten Blick ersichtlich. Bis auf die schmalere Bauweise ähneln sie dem PM11 stark, trotzdem gibt es natürlich ein paar Unterschiede was die Mechanik und das Innenleben der PM10 betrifft. Mit 14,85 Zentimetern Länge und einem gesunden Gewicht von 295 Gramm sind sie vielleicht nicht unbedingt den Positionierungswundern zuzuordnen, sie liegen eher im guten Mittelfeld kompakter dynamischer Mikrofone. Wie es sich für ein gutes Drum-Mikrofon-Set gehört, liegen ihm vier passende Spannreifenhalterungen aus stabilem Kunststoff bei, welche ein paar clevere Details besitzen. Integrierte, mittels einer gefederten Rändelschraube justierbare Klauen sollen für einen stabilen Sitz an unterschiedlichen Spannreifen und RIMS-Freischwing-Systemen sorgen. Der Clou ist allerdings, dass man die Klauen nicht bei jedem Anbauen der Mikros auf- und wieder zuschrauben muss. Stattdessen reicht das Betätigen eines Schnellspannhebels auf der Unterseite der Halterung und die Konstruktion öffnet, beziehungsweise schließt sich. Dass sich die Miktek-Konstrukteure Gedanken gemacht haben, erkennt man auch an der Verbindung zwischen dem Mikrofongehäuse und der Halteklemme. Hat man den hinteren Teil des Mikrofons in die Halterung geschoben, soll eine Überwurfmutter für einen absolut sicheren Halt sorgen. Das Herausrutschen der Mikrofone aus ihren Halterungen wird damit verhindert. Gleichzeitig ist die Aufhängung zweiteilig gefertigt. Eine Art Hartplastikrahmen hält hier einen weichen Gummitubus, welcher als Schockabsorber fungieren soll. Schön ist, dass die Kombination aus Mikrofon, Halterung und Spannreifenklemme als Einheit im mitgelieferten Koffer transportiert wird und nicht jedes Mal erneut zusammengesetzt werden muss. Technisch ähneln die vier PM10 ihrem Bassdrum-Kollegen. Auch hier bewegen sich Tauchspulenmembrane in Neodym-Magneten, die Signale fließen durch spezielle Transformatoren. Eine Supernieren-Charakteristik soll auch hier für die Konzentration auf die Schallquelle sorgen. Mit einem nutzbaren Übertragungsbereich von 50 bis 16000 Hertz liegen die PM10 im typischen Rahmen dynamischer Instrumentenmikrofone. Eine leichte Anhebung bei 5000 Hertz soll die Durchsetzungsfähigkeit der Anschlagsgeräusche verbessern.
Die beiden C5 kommen als aufeinander abgestimmte Overhead-Mikrofone
Zwei Stäbchenmikrofone namens C5 sind im PMD7 Koffer für die Rolle als Overheads vorgesehen. Die beiden Schallwandler mit Nieren-Charakteristik sollen nicht nur realistisch abbilden, sondern dem Signal auch den Schuss Charakter verpassen, den die meisten Sound-Freunde an einem guten Schlagzeugklang so schätzen. Kollege Nick Mavridis hat sie übrigens im Rahmen des großen Vergleichstests auch schon als reines Stereopärchen getestet. Optisch wirken die beiden Kleinmembraner in Kondensator-Technik ebenso unscheinbar wie ihre Koffer-Kollegen. Für einen gewissen Wiedererkennungswert sorgt nur der umlaufende, schwarze Kunststoffring. In der Hand fühlen sie sich hochwertig an, die Toleranzen bei der Verarbeitung sind gering. 20 bis 20000 Hertz gibt Miktek als nutzbares Frequenzband an, das Diagramm zeigt eine sanft ansteigende Kurve, die ihren Zenit bei etwa 13000 Hertz findet. 126 dB Maximalschalldruck sollen die Stäbchen aushalten, womit sie keine Gefahr laufen, durch den Einsatz am Drumset Schaden zu nehmen. Im abschraubbaren Kopf des C5 arbeitet eine goldbedampfte Mylar-Membran, ein Transformator soll auch den C5 Mikros zu gefälligem Sound verhelfen.