Bagbeat Bassdrum Leder-Beater Test

Die Firma „Bagbeat“ ist das Gegenteil der allgegenwärtigen Massenproduktion im Musikalienhandel. In seinem Ein-Mann-Betrieb fertigt Matthias Klittich in mühevoller Handarbeit edle Taschen für Stöcke und Trommeln aus hochwertigem Leder an. 2011 wurde er vom Berliner Drum Tech Udo Masshoff für die Fertigung spezieller Beater zurate gezogen. Nach der Analyse vieler verschiedener Schlägel entstand ein Modell aus Wildleder mit zwei unterschiedlichen Kernen, die für einen besonderen Sound sorgen sollen

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Die ersten Prototypen wurden von Matthias Klittich persönlich ausgiebig getestet, und nachdem sie bei Udo Masshoffs Studioproduktionen als Drum Tech immer wieder an der Fußmaschine landeten, wurden sie für ausgereift befunden. Dennoch sind die Beater ein echter Geheimtipp, da sie bisher nicht im regulären Handel erhältlich sind, sondern nur auf Anfrage gefertigt werden. Im folgenden Test haben wir beide Ausführungen exklusiv für euch angespielt.

Details & Praxis

Am Schaft des Beaters bildet ein Holzkern die Basis des Schlägelkopfes, der mit verschiedenen Schichten Schaumstoff ummantelt wird. Dabei kommt sowohl synthetisches Material, als auch Naturkautschuk zum Einsatz. Da diese Materialien bisher in der Schlägelproduktion einmalig sind, wurde das „Stauchverhalten“ der Schäume ausgiebig getestet, weil hierzu keine verlässlichen Informationen vorhanden waren. Besonders die weiche Ausführung des Beaters lässt sich überraschend leicht mit der Fingern eindrücken, was an der Bassdrum für einen besonders weichen Klang sorgen dürfte. Im Vergleich zu Fellschlägeln, die oft mit einem harten Kern ausgestattet sind, ist dieses Modell eine spannende Innovation. Bei beiden Härtegraden wird übrigens empfohlen, den Beater von Zeit zu Zeit zu drehen, damit keine Seite überbeansprucht wird. Die Schaumstoffschichten werden schließlich mit rotem, chromgegerbten Rindsleder überzogen. Dieses Rau- bzw. Veloursleder, das umgangssprachlich als Wildleder bezeichnet wird, ist gewendet genäht, so dass die Naht am fertigen Kopf innen liegend und somit vor der Beanspruchung durch das Spielen geschützt ist. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das rote Wildleder umschließt das besondere Innenleben des Schlägels.

Der Schlägelkopf wird an Ober- und Unterseite durch runde Metallscheiben in Postion gehalten. An der Oberseite befindet sich die Scheibe unter einer runden Schicht Glattleder. Die 21 Zentimeter langen Stahlschäfte werden von Matthias Klittich, der neben seiner Tätigkeit als Schuster und der Leidenschaft des Trommelns auch gelernter Maschinenschlosser ist, selbst gehärtet. An diesen Schäften ist zur Markierung der optimalen Spielposition des Schlägels jeweils ein Memory Lock angebracht. Beide Schlägel sind optisch hervorragend verarbeitet.

Für möglichst realistische Hörbeispiele habe ich beide Beater sowohl mit einer 20“x14“ Bassdrum mit geschlossenen Fellen als auch mit einer 22“x14“ Bassdrum mit Dämpfung und Loch im Frontfell getestet. Beide Bassdrums stammen von Slingerland und sind in den Sechziger-, beziehungsweise Siebzigerjahren gefertigt worden. Als Referenz habe ich die Bassdrums zusätzlich mit einem gängigen Filz-Beater von Millenium angespielt.

Audio Samples
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20″ Bassdrum, geschlossen – weiche Ausführung 20″ Bassdrum, geschlossen – weiche Ausführung im Set 20″ Bassdrum, geschlossen – harte Ausführung 20″ Bassdrum, geschlossen – harte Ausführung im Set 22″ Bassdrum mit Loch im Reso – weiche Ausführung 22″ Bassdrum mit Loch im Reso – weiche Ausführung im Set 22″ Bassdrum mit Loch im Reso – harte Ausführung 22″ Bassdrum mit Loch im Reso – harte Ausführung im Set 20″ Bassdrum – Referenz Millenium Filzbeater 22″ Bassdrum – Referenz Millenium Filzbeater

Die Bassdrum klingt mit den Bagbeats hörbar anders

Beide Beater erzeugen durch ihre Schlagfläche aus Leder einen besonderen Klangcharakter mit einem sehr ausgewogenen Attack. Die Kombination aus spezieller Oberfläche und festem Schaumstoff liefert bei der harten Version des Schlägels – der jedoch immer noch weicher als ein gewöhnlicher Filz-Beater ist – ein klares Low End mit der nötigen Artikulation, ohne den oft so knalligen, „patschigen“ Sound am Fell. Auch das Spielgefühl ist ein wenig lockerer als bei einem Filzschlägel und wartet durch die nachgebende Oberfläche mit einem besonderen Rebound auf. 
Der weiche Lederschlägel ist die wirkliche Innovation. Durch den nachgebenden Schaumstoff im Inneren verleiht er der Bassdrum einen sanften Klang und lässt insbesondere bei der ungedämpften 20 Zoll Bassdrum mit geschlossenem Resonanzfell einen ungeahnt runden Ton erklingen. Der Bassdrum mit Dämpfung und Loch im Resonanzfell entlockt er einen im besten Sinne „pappigen Sound“, wie man ihn von Aufnahmen aus den 70er Jahren kennt. Bei beiden Bassdrums entsteht durch diesen Schlägel eine wirkliche Klangveränderung. 

Beide Beater liefern einen beachtlichen Sound, wobei insbesondere der weiche Schlägel eine drastische Klangveränderung bewirkt.
Beide Beater liefern einen beachtlichen Sound, wobei insbesondere der weiche Schlägel eine drastische Klangveränderung bewirkt.

Das Spielgefühl ist anfangs gewöhnungsbedürftig, da das Material bei jedem Schlag ein wenig nachgibt. Dies ist selbstverständlich auch beim Rebound zu spüren, der erheblich geringer als bei der harten Version oder gar bei einem Filz-Beater ausfällt. Für alle Musikrichtungen fernab von Hardrock und Metal liefert die harte Version des Beaters eine gelungene klangliche Alternative, die vor allem bei Studioproduktionen durch ihre Ausgewogenheit von Ton und Attack eine Freude für jeden Engineer sein dürfte. Der weiche Leder-Beater hingegen sorgt für einen sehr speziellen Sound, der für leise, akustische Popmusik oder Jazz hervorragend geeignet ist.

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