International Broadcasting Convention
Sicher: Die IBC 2016, also die ist eine Messe und Konferenz, die jährlich in den Messehallen der RAI in Amsterdam Zuid stattfindet. Nun ist „Audio“ hier – anders als bei Musikmesse / Pro Light & Sound nur eines von sehr vielen Themen aus dem weiten Gebiet des Broadcast, doch der Stummfilm hat ja eine Weile ausgedient. Und so war es kein Wunder, dass auf der IBC Aussteller wie Sennheiser/Neumann, Genelec, Focusrite, RME, Schoeps, Microtech Gefell, Sanken, AKG, RTW und viele, viele andere ihre Produkte zeigten und sich Zeit für intensive Fachgespräche genommen haben.
Wir waren für euch vor Ort im historischen RAI Exhibition and Convention Centre (das seinen Ursprung in der – wie sollte es anders sein – Fahrradindustrie hatte), und das, obwohl es sich irgendwie falsch anfühlte, bei bestem Spätsommerwetter durch große Hallen zu wandeln, während im angrenzenden Beatrixpark Ferienstimmung herrscht.
Neues aus einer High-End-Nische
Natürlich gab es Mikrofone zu sehen, denn an Mikrofonangel, bei Radiosprechern, an den Revers von Schauspielern, Moderatoren, Interviewpartnern, in den Händen von Reportern, zum Aufzeichnen von Geräuschen und Atmos: Für all dies benötigt man Mikros. Gänzlich unberechtigt ist, dass einer der qualitativ hochwertigsten Hersteller und Deutschland nur ein Nischendasein fristet, und das, obwohl er international hohe Akzeptanz hat und getrost als Traditionshersteller bezeichnet werden kann, da er vor wenigen Jahrzehnten noch zur einstelligen (!) Anzahl Hersteller von professionellen Kondensatormikrofonen zählte. Sanken. Den Hersteller aus Tokyo kann man für seine hochwertigen Mikros nicht hoch genug lobens. Neben dem CO-100K, einem Druckempfänger mit 100 kHz oberer Grenzfrequenz und entsprechender Transientendarstellung sind es die Doppelkapselmikrofone, die bisher jeden, der sie benutzt hat, begeistert oder verzaubert haben: Lest hier den Test des CU-41 in unserem Testmarathon. Das 41 ist nicht ROHS-konform und kann in Europa nicht verkauft werden, das transformatorlose CU-44X hingegen schon. Beide kosten um die 3000 Euro, doch hat der Hersteller ein neues Produkt dabei gehabt: Das CU-51 ist ebenfalls ein Doppelmembraner mit absolut hervorragend linearer Niere bis weit zu Off-Axis, ist wie das Single-Diaphragm CU-55 Made In Japan, aber preiswerter! Ein erster Soundtest auf dem Sanken-Stand zeigt, dass auch dieses Sanken-Mikrofon wieder ein grandioses Stückchen Tontechnik zu sein scheint.
Virtuelle Realität und 3D-Sound bei Schoeps und Sennheiser
Dass Surround und VR große Themen in der Industrie sind, ist nicht neu. Mit Schoeps und Sennheiser haben jedoch zwei große Hersteller interessante Systeme vorgeführt, die 3D-Sound ermöglichen. Schoeps etwa zeigten ihr mit acht Supernieren ausgestattetes ORTF-3D Outdoor Set, was sie schon auf dem 1. Mikrofonforum in Karlsruhe Durlach vorgeführt haben, Sennheiser gaben in der „Future Zone“, einer Messehalle (die unter anderem die neuesten Hologrammtechniken, 8K-Videos und dergleichen präsentierte), ihr Ambeo-System mit Multikapsel-Mikrofon zum Besten. Beides sehr imposant!
Genelec mit 8340A, GLM und anderen Produkten
Genelec führten ihre aktuelle Produktrange vor, denn schließlich werden seit jeher Genelec-Boxen nicht nur in der Musikproduktion, sondern auch bei Post Pro, in Ü-Wagen und anderen Broadcast-Einrichtungen benutzt. Ihre AoIP(Audio over IP)-Fähigkeiten haben die Finnen gezeigt, genauso aber waren die 8340A mit dem GLM-Einmess-System (bei uns schon hier im Test) und ihre Verwandten zu sehen und zu hören.
20 Jahre RME – und viele neue Produkte
Ganze 20 Jahre gibt es die deutsche Firma RME nun schon. Aber auf Lorbeeren ausgeruht haben sich die Hersteller von Wandlern und Interfaces noch nie, und so gab es einiges an neuen Produkten zu sehen. Das Fireface UFX+, bis an die Zähne mit Features bewaffnet, wird in wenigen Wochen erhältlich sein und war sicher das Highlight am Stand. Aber auch die ARC (Advanced Remote Control, Fernsteuerung für viele RME-Geräte. Das kleine MADIface Pro und der neue ADI-2 Pro mit seiner PCM-Samplerate bis 768 kHz (!) waren ebenfalls Neulinge, die gezeigt wurden. Nebenan zeigten Ferrofish den neuen A32: ieser AD/DA wurde dadurch geadelt, dass er von der BBC in 32-facher Ausführung bei den Olympischen Spielen in Rio eingesetzt wurde.
Das alles … und noch viel mehr …
Viele weitere Produkte konnten bestaunt, angefasst und ausprobiert werden, zudem gab es einige Neuigkeiten zu erfahren. Dies einmal per Keynotes, Vorträgen im Konferenzbereich, aber auch über den „Flurfunk“ oder die Mitteilungen der anwesenden Unternehmen. In jedem Fall kann die IBC wie immer jedem Audiointeressierten empfohlen werden.