Tipp 6: Darf’s ein bisschen mehr sein? – Zusätzliche Harmonische generieren
Falls ihr es noch nicht wusstet: Auch die Mitten können ihren Teil zum Bass-Sound beitragen. Spezialisierte Bass-Plug-ins wie Waves MaxxBass oder Kompressoren wie Waves RBass fügen dem Signal zusätzliche Obertöne hinzu. Dadurch werden Instrumente, die sich im Bassbereich aufhalten, auch auf solchen Lautsprechern hörbar, die nicht bis 40, 30 oder sogar 20 Hz hinabreichen. Eine Alternative zu solch spezialisierten Plugins kann der Einsatz Overdrive- und Distortion-Effekten sein. Dabei solltet ihr aber darauf achten, dass das Originalsignal nicht zu viel von seinem ursprünglichen Charakter verliert – sofern das nicht auch gewünscht ist. Eine gute Lösung ist es deshalb, das verzerrte Signal des Bass-Instruments oder der Kickdrum in einem parallelen Effektkanal zu regeln. Dann könnt ihr Quellsignal und verzerrtes Signal besser zueinander austarieren. Damit sich beide zwar ergänzen, aber dennoch nicht in die Quere kommen, könnt ihr zusätzlich ein LowCut-Filter im Distortion-Kanal verwenden und so ausschließlich die neu gewonnenen Obertöne zum Ausgangssignal hinzumischen. Viel Spaß dabei!
Tipp 7: Psychoakustik – Mehr Bass durch mehr Mitten
In Anlehnung an Tipp 6, in dem es um das Generieren zusätzlicher Obertöne ging, möchte ich hier noch eine Lösung vorstellen, für die ihr nichts weiter braucht als weitere Instrumente. Ähnlich dem Hinzufügen von zusätzlichen Obertönen könnt ihr Parts von Instrumenten, die sehr, sehr tief unterwegs sind, auch durch ein oder mehrere weitere Instrumente ergänzen, die den Bass-Part in einer höheren Oktave doppeln. Das klingt zunächst banal, in der Praxis ist es aber gar nicht mal so einfach, passende Sounds zu finden. Und auch die Anbindung beider Instrumentenklänge kann einiges Fingerspitzengefühl erfordern. Hier ist es hilfreich, wenn ihr das Oktav-ergänzende Instrument nicht einfach nur zum tiefer spielenden Instrument hinzumischt, sondern gegebenenfalls auch noch beide in einem gemeinsamen Gruppenkanal zusammen komprimiert. Dadurch „klebt“ ihr die Sounds dann gewissermaßen aneinander.
Tipp 8: Wenn Equalizer keine Lösung sind – Multiband-Kompression im Bassbereich
Doch nicht immer helfen Filter dabei, den Bassbereich prägnanter zu machen oder die unteren Mitten satter zu gestalten. Von Fall zu Fall kann es eine gute Idee sein, in weiteren Dimensionen zu denken, wie etwa der Dynamik-Ebene. In Mixes mit zu wenig klanglicher Dichte in der unteren Mitte kann ein Multiband-Kompressor oftmals für mehr Substanz sorgen. Ihn könnt ihr eventuell nicht nur in problematischen Einzelkanälen einsetzen, sondern stattdessen auch auf einer ausgewählten Subgruppe anwenden (also etwa in einem Kanal, in dem alle Gitarrensignale zusammenlaufen). Die vielversprechendste Variante bei fortgeschrittenen Mixes ist sicher der Einsatz des Multiband-Kompressors im Stereo-Buss. Auch eine geringe Kompressionsdichte kann hier schon für das gewünschte Ergebnis sorgen.
Tipp 9: Ab durch die Mitte – Phasentreue
Gerade im Bassbereich mit seinen langen Schwingungsdauern fallen Phasenauslöschungen sofort ins Ohr. Hier gilt es deshalb aufmerksam zu sein und keine Signal-Energie zu verschwenden. Solltet ihr im Unklaren darüber sein, ob sich zwei Signale nicht phasengetreu zueinander verhalten, könnt ihr das mit einer einfachen Phasendrehung schnell herausfinden. Der entsprechende Knopf trägt bei den meisten Mischpulten und DAWs das Symbol „Ø“. Wirkt etwa die Kickdrum mit aktiviertem Phasenschalter im Zusammenspiel mit dem Bass deutlich kraftvoller, habt ihr in Sachen Bass-Power einen wichtigen Mix-Schritt nach vorn gemacht. Bei EDM-Produktionen betrifft dieses Problem vor allem gelayerte Kicks und gestackte Synthie-Bässe. Auch hier gilt: Ausprobieren kostet nichts!
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Tipp 10: Ab durch die Mitte – Mono-Power
Für einen klarer definierten Bassbereich kann auch die Stereo-Platzierung von Bassanteilen sorgen. Richtig gelesen: „Anteilen“, nicht „Bassinstrumenten“. Selbstverständlich könnt ihr E-Bass und Bass-Synthesizer auch im Old-School-Stil komplett mono mixen. Mit dieser Technik gingen Mix-Engineers ehemals auf Nummer sicher, dass die Abspieltauglichkeit ihrer Abmischungen auf Mono-Geräten wie Küchenradios und ähnlichen nicht durch verpolte Signale gefährdet wurde. Heute helfen euch aber auch optische Analyzer, wie Goniometer, bei dieser Einschätzung. Nicht zuletzt hat sich aber durch diese Mix-Technik (Bass in mono abmischen) aber auch eine gewisse Sound-Ästhetik durchgesetzt, die wir gemeinhin als „Standard“ verstehen oder als klanglich „professionell“ einschätzen. Gerade bei der Arbeit mit Synthesizer-Bässen können mit dieser Technik aber wichtige klangliche Elemente verloren gehen und der Sound des Bass-Synths an Charakter einbüßen. Auch der Einsatz von Modulationseffekten, wie etwa einem Chorus, kann bei einem strikten Mono-Mix unter Umständen an Tiefe verlieren. In diesen Fällen bietet es sich an, dass ihr das Bass-Signal nur bis zu einer gewissen Frequenz in mono mischt, darüber aber die volle Stereobreite beibehaltet. In Plug-ins wie Brainworx bx_XL oder im Freeware-Tool Basslane von Tone Projects könnt ihr ganz einfach eine Crossover-Frequenz wählen, die diese Grenze bestimmt.