Mit dem Comp-3A haben die Schweden von Golden Age Project nun auch eine Neuauflage des LA-3A, dem etwas jüngeren Verwandten des legendären Optokompressors LA-2A, im Angebot. Man darf gespannt sein, ob die Schweden das hohe Niveau ihrer Neve-Klone halten können.
In der allgemeinen Wahrnehmung fristet der LA-3A im Vergleich zum LA-2A ein Schattendasein. Doch der LA-3A besitzt als 1970 erschienene Transistorvariante des Röhrenoriginals seine ganz eigenen Qualitäten, die ihn ebenfalls zu einem Klassiker machen. Hit-Mischer wie Bob Clearmountain haben dies früh erkannt. Ganz klar: Ins ernstzunehmende Besteck gehören letztlich beide Varianten, und mit den Geräten von Golden Age Project wird dies auch für normal betuchte Engineers bezahlbar.
Erlauben wir uns einen kleinen Rückblick. Als der LA-2A Anfang der 60er auf den Markt kam, läutete er einen Zeitenwechsel ein: Als erster erfolgreicher Optokompressor verdichtete der ursprünglich als reiner Sendelimiter konzipierte „Leveling Amplifer“ schnell seinen Platz in den Herzen vieler Toningenieure. Ende des Jahrzehnts kündigte der erste Transistor-Limiter 1176 einen weiteren Paradigmenwechsel ein. So waren auch die Tage des ehrwürdigen LA-2A gezählt, sein Nachfolger LA-3A setzte zwar auf denselben Optokoppler, tauschte aber die Röhren gegen Class-A-Transistoren aus.
Details
9,5″/2HE: typisch LA-3A
Der GAP Comp-3 zeigt viele Eigenschaften des Originals, etwa das charakteristische schwarze 2-HE-Gehäuse in halber 19“-Breite. Geblieben ist auch die Anordnung der wesentlichen Bedienelemente mit dem großen VU-Meter in der Mitte und den beiden Gain- und Peak-Reduction-Potis rechts und links davon. Diese „Zweiknopf“-Bedienung hat wesentlich zur Legendenbildung der Originale beigetragen: Legendärer Sound bei denkbar einfacher Bedienung. Pegelreduktion einstellen, Augangspegel anpassen, und das programmadaptive Regelverhalten des Optokopplers sorgt für den Rest.
T4 ist das Herz der Schaltung
Die klassische T4-Zelle, der Optokoppler des LA-2A/3A, sorgt durch ihren simplen technischen Aufbau für ein charakteristisches Regelverhalten: Einer Leuchtfolie sind gegenüberliegend zwei fotoelektrische Widerstände montiert. Einer für den Kompressor-Sidechain-, einer für den VU-Meter-Schaltkreis. Je stärker das Eingangssignal, desto heller leuchtet die Folie. Und je heller das Licht, desto geringer der Widerstand der Fotozellen. Im Massezweig eines Spannungsteilers positioniert, sorgt dieser Effekt dafür, dass das Ausgangssignal wie mit einem Potenziometer reduziert wird. Nur dass eben keine Hand am Poti dreht, sondern das Licht der Leuchtfolie.
Keine Attack- und Release-Regler
Nun kommen die Zeitkonstanten ins Spiel. Der Attack-Parameter wird maßgeblich vom Ansprechverhalten der Leuchtfolie definiert und die Release-Zeit hängt vom Verhalten des Fotowiderstands ab. Erlischt die Leuchtfolie, schnellt der Widerstand innerhalb von 100 ms auf etwa die Hälfte des Ausgangswertes zurück. Die zweite Release-Hälfte ist variabel, abhängig von der vorangegangenen Lichtintensität. Also dauert die zweistufige Release-Phase bei extrem lauten Passagen länger als bei leisen. Daher benötigt man auch keine Regelmöglichkeiten für Attack und Release. Der Comp passt sich automatisch dem Charakter des Eingangssignals an. Der Comp-3 setzt dieses Prinzip um wie das Vorbild. Wir konnten nicht in den Optokoppler hineinschauen, aber da er ähnlich dimensioniert ist, können wir wohl davon ausgehen, dass sich ebenfalls eine Leuchtfolie darin befindet und keine LED oder ähnliches.
Bedienelemente von der Rück- auf die Vorderseite des Dynamikgeräts
Hinsichtlich der Bedienlemente toppt Golden Age Project sowohl das Original als auch die Neuauflage von Universal Audio. Dazu wurden sämtliche Bedienelemente auf die Frontplatte verlegt. Es gibt ein Trimmpoti, um zwei Einheiten im Stereobetrieb auszubalancieren, sowie ein weiteres Poti für das Sidechain-Filter. Dabei handelt sich aber nicht um einen normalen Lowcut, vielmehr wird der Kompressor zunehmend empfindlicher für hohe Frequenzen. Ein Feature aus alten LA-2A-Tagen. Damals ließ sich so der Sendeschaltkreis besser schützen, und auch für den Betrieb als De-Esser eignete sich das Gerät besser. Daneben gibt es einen Stereo-Link-Schalter (natürlich nur wirksam im Verbund mit einem zweiten Gerät), sowie eine Umschaltung zwischen Limiter und Kompressor. Das Meter zeigt wahlweise Pegelreduktion oder Ausgangspegel umschalten. Erfreulicherweise besitzt der Comp-3A einen Hardwire-Bypass, der bereits beim UA-Reissue schmerzlich vermisst wurde.
Schließlich wurde der Comp-3A mit den beiden Schaltern der sogenannten „Clearmountain Modifikation“ ausgestattet, die bereits bei der UA-Reissue vorhanden waren. Hiermit kann ein 20-dB-Pad in der Eingangsschaltung aktiviert/deaktiviert werden. Diese Modifikation senkt den Noisefloor und erweitert die maximale Pegelreduktion.
Potikappen mittelmäßig
Rückseitig sind die Audioanschlüsse (sowohl als XLR- und Klinkenbuchsen) verstaut sowie eine Buchse zur Stereoverkopplung von zwei Einheiten. Das Netzteil sitzt GAP-typisch in einem externen Gehäuse. Die Fertigungsqualität ist gut, mit dem Heavy-Duty-Approach der Vintage-Originale und der UA-Reissues kann der GAP jedoch nicht mithalten. Im Vergleich zu den unverwüstlichen Originalen wirkt das Blecht des Comp-3A ein wenig klapprig, auch wenn das Gerät ausreichend robust ist. Schade auch, dass GAP immer noch auf haptisch mittelmäßige Potikappen setzt, die sich nicht voll konzentrisch drehen. Das schmälert nicht die Funktion, wohl aber die „Außenwirkung“.
Laru sagt:
#1 - 25.12.2021 um 09:31 Uhr
Testfiles völlig unbrauchbar zum Vergleich, da nicht Level gematcht. Sollte eigentlich selbstverständlich sein im Jahre 2016. Unmöglich sich eine Meinung zu bilden zwischen processed und original Signal.