Wir Gitarristen, ob Anfänger, Fortgeschrittene oder sogar “alte Hasen”, tun uns oftmals schwer damit, Musik nach Noten zu spielen. Irgendeine diffuse Angst hält viele von uns sogar davon ab, sich jemals mit der Materie zu beschäftigen. Die Begriffe “Blattspiel” oder “Notenlehre” scheinen mit dem Spaß am Musikmachen nicht vereinbar. Im Gegenteil, sie verheißen Stress und Überforderung. Bücher werden verkaufsfördernd mit dem Label: “ohne Noten” versehen und wir sind dankbar, dass uns diese Pein erspart bleibt.
Das Tabulatursystem scheint für Gitarre die bessere Alternative zu sein, erhält der lernwillige Gitarrist hier nämlich auf den ersten Blick die eindeutigeren Instruktionen, was zu tun ist: “Greife im dritten Bund auf der fünften Saite!” Ich selbst begann mit dem Gitarrenspiel ausschließlich auf der Grundlage von Tabulaturen und Griffbildern, Noten vermisste ich dabei nicht. Solange ich für mich alleine im stillen Kämmerlein spielte, war das auch ausreichend.
Doch schon kurze Zeit später, bei meinen ersten Bandaktivitäten als Gitarrist in einer Schüler-Bigband, merkte ich, dass ich hier mit Tabulatur alleine nicht weiter kam. Akkorde waren hier mit Akkordsymbolen angegeben, Melodien natürlich in Noten, Tabulatur? Fehlanzeige! Es folgte eine mühsame Prozedur, in deren Verlauf ich mir die Melodien nach Noten auf dem Klavier vorspielte (das hatte ich Jahre zuvor gelernt) und dann nach Gehör so ähnlich auf die Gitarre übertrug – ein Trauerspiel! Die Tabulaturschrift hat nämlich den großen Nachteil, dass sie ausschließlich von Gitarristen (und Spielern verwandter Instrumente) benutzt wird. Noten hingegen sind die universelle Schreibweise für alle Instrumente.
Was, wenn Gitarristen mit Spielern anderer Instrumente kommunizieren wollen?
Womöglich hat der Keyboarder deiner Band eine Idee für einen Song oder einen Gitarrenpart, die er dir gerne vor der nächsten Bandprobe schicken möchte. Tabulatur? Kennt der nicht, Fehlanzeige! Aufnahme? Viel zu aufwändig, und dann müsstest du es wiederum heraushören und dir aufschreiben. Also wird dir der Bandkollege vermutlich Noten schicken, mit denen du klarkommen musst. Für mich als aktiver Gitarrist im Bereich Musical ist diese Situation heutzutage Alltag. Dort sind die musikalischen Leiter zumeist Pianisten und zur Vorbereitung versenden sie dementsprechend Noten.
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Darüber hinaus haben Noten noch einen weiteren Vorteil!
Was, wenn wir die Musik analysieren und verstehen wollen, die wir spielen? Eine gut geschriebene Tabulatur kann uns zwar eine recht genaue Spielanleitung liefern, beantwortet jedoch keinerlei Fragen zum musikalischen Hintergrund: In welcher Tonart befinden wir uns überhaupt? Aus welchen Tonleitern, Arpeggien, Intervallen und Akkorden ist der jeweilige Song gestrickt? Noten geben uns diese Antworten. Das Verständnis musikalischer Hintergründe und Zusammenhänge ist wiederum sehr hilfreich beim Entwickeln eigener musikalischer Ideen und generell für deine Fortschritte als Gitarrist: Was man wirklich verstanden hat, merkt man sich wahrscheinlicher als eine Sache, die man nur “kopflos” nachspielt. Dabei helfen uns Noten. Aus diesem Grund mache ich dich mit dieser neuen Workshopreihe fit im Spielen nach Noten. Damit du nicht wie ich völlig planlos und chaotisch an die Sache herangehst, zeige ich dir in den nächsten Folgen dieses Lehrgangs Schritt für Schritt das Wesentliche.
Die Workshop-Folgen findet ihr unten in der Liste!