Der amerikanische Hersteller Mission Engineering bietet eine große Auswahl an Volume-, Boost- und Expression-Pedalen in absolut professioneller Qualität, die ihre Dienste in vielen Pedalboards und Rigs der Pros verrichten. Grund genug für uns, auch einmal ein Auge auf diese Gerätschaften zu werfen und uns drei davon in unser bonedo-Testlabor zu holen. Auch wenn die drei Kandidaten relativ identisch aussehen, verbergen sich in ihrem Inneren völlig unterschiedliche Konzepte und Schaltkreise.
Das VM-1 ist ein passives Volume-Pedal mit hochohmigem Eingang, das V-Boost-Pedal ist ein Booster, dessen Intensität stufenlos per Pedal geregelt werden kann, und das EP1-KP ist ein Expression-Pedal, das speziell auf die Parametersteuerung des Kemper-Profilers zugeschnitten ist.
Details
Gehäuse/Optik
Hier wird kein Hehl daraus gemacht, dass sich die Mission Engineering Pedale optisch recht eindeutig am Wah-Klassiker, dem Dunlop Cry Baby, orientieren. Sie stecken allesamt in einem soliden Gussgehäuse, stehen auf vier Gummifüßen und haben ihre Anschlüsse seitlich geparkt. Den beweglichen Oberseiten der Pedale hat man eine geriffelte Gummierung zur rutschfreien Fußauflage spendiert und das Firmenlogo in Weiß eingearbeitet. Der Regelweg der Pedale ist in etwa mit dem eines Standard Cry Babys vergleichbar, also nicht so weit wie bei einem Boss- oder Ernie-Ball-Volume-Pedal. Und hier scheiden sich auch die Geister. Viele finden den eher kurzen Regelweg eines Wah-Pedals ausgezeichnet, weil man den Fuß nicht so weit nach oben knicken muss, um in die 0-Stellung (Heel Position) zu gelangen. Andere bevorzugen einen großen Regelweg, vor allem bei Volume-Pedalen. Zwei Glaubensrichtungen, über die ich keine Wertung abgeben kann, da tatsächlich jeder für sich entscheiden muss, welche Laufweite ihm am besten liegt. Pedale mit Schaltmöglichkeit haben den Standard-Schalter am vorderen Ende, sodass man bei heruntergedrücktem Pedal (Toe Position) die Schaltfunktion durch zusätzlichen Druck aktiviert. Auch das kennen wir von den Wah-Pedalen. Der Hersteller hat hier einige Unterlegscheiben in den Karton gepackt, mit denen man die Höhe des Schalters variieren kann, um ihn entsprechend schwer- oder leichtgängig zu machen. Eine Ersatz-Filzscheibe, die am beweglichen Pedal über dem Schalter befestigt ist, hat man ebenso beigefügt. Die Gängigkeit des Pedals lässt sich mit einem Inbus-Schlüssel (auch im Lieferumfang) einstellen. Alle Pedale sind absolut roadtauglich, die Hardware macht einen sehr guten Eindruck und ein langes Bühnenleben kann auf jeden Fall bescheinigt werden. So viel zu den Gemeinsamkeiten, jetzt schauen wir uns die einzelnen Testkandidaten genauer an.
VM-1
Das VM-1 ist ein passives Volume-Pedal. Es benötigt also keinen Strom und sorgt per Fuß für die richtige Lautstärke. Das Pedal ist mit einem 470 kOhm Potentiometer ausgestattet, das sich sehr gut mit passiven Gitarren-Tonabnehmern verträgt. Es gehört aufgrund seiner hohen Eingangsimpedanz an die erste Stelle der Signalkette. Hängt man es nämlich hinter ein Effektpedal mit Buffer, dann ändert sich das Reaktionsverhalten. Das VM-1 hat auf der rechten Seite die Eingangsbuchse und links zwei Ausgänge, die mit Out 1 und Out 2 bezeichnet sind. Out 1 ist der Haupt-Ausgang, hier sollte der Amp oder weitere Effektpedale angeschlossen werden. Out 2 ist für den Anschluss eines Stimmgerätes vorgesehen. Mit dem Schalter kann der erste Ausgang stummgeschaltet werden, um einen leisen Stimmvorgang zu ermöglichen. Ist Out 1 aktiv, dann ist der Ausgang für den Tuner gemutet, dies verhindert Höhenverluste durch die Aufteilung des Signals auf zwei Ausgänge.
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Praxis VM-1
Wir machen zu Beginn gleich einen Erbsenzähler-Test zur Signaltreue. Der VM-1 wird zwischen Les Paul und Marshall Plexi geschaltet, vorher habe ich das Riff mit der Gitarre direkt am Amp aufgenommen. Das Volume-Pedal ist selbstverständlich bei der Aufnahme voll aufgedreht. Hier sind beide Ergebnisse.
Ein klanglicher Unterschied bei zwischengeschaltetem Pedal ist zu hören, aber der Signalverlust bewegt sich im normalen Bereich. Jetzt wollen wir uns den Spielraum anhören, in dem das Pedal agiert. Ich habe permanent einen A-Powerchord angeschlagen und das Pedal langsam und gleichmäßig zurückgenommen. Der Regelweg ist für mein Empfinden sehr gut gewählt und das Pedal tut genau das, was es in dieser Position der Verschaltung soll. Die Verzerrung des Amps geht langsam zurück, wobei die Lautstärke noch relativ lange stabil bleibt. Der Höhenverlust bei zurückgenommenem Pedal ist auch nicht stark, es klingt alles sehr homogen und gefällt mir ausgesprochen gut.
Das Pedal lässt sich also gut zum Entzerren des Amps oder Zerrpedals nutzen – im Prinzip ein Ersatz für die Arbeit mit dem Volume-Poti an der Gitarre, und genau das werden wir jetzt noch einmal unter die Lupe nehmen. Auch hier wieder ein direkter Vergleich: Ich habe das VM-1 fast komplett zurückgenommen und der Ton wird nahezu clean, im zweiten Durchgang gibt es Vollgas. Beim zweiten Beispiel habe ich das Gleiche mit dem Volume-Poti an der Les Paul gemacht. Zuerst war der Regler auf 5, dann voll aufgedreht.
Der Sound des zurückgedrehten Lautstärkereglers an der Gitarre und der des Pedal sind relativ ähnlich, es kommt natürlich immer darauf an, welche Potentiometer in der Gitarre verbaut sind. Aber generell eignet sich das VM-1 sehr gut für diesen Einsatzbereich, der Vorteil ist dabei eben, dass man den Amp entzerren kann und die Hände frei hat. Wer ein Pedal als Master-Volume im Einschleifweg oder für den Bereich hinter den Zerrgeneratoren sucht, der sollte das VM-1 dafür nicht einsetzen, denn der hochohmige Eingang verträgt sich nicht so gut mit vorgeschalteten Effektpedalen. Der Sound wird im Vergleich etwas muffiger. Für solche Einsätze hat Mission Engineering die aktiven Pedale (mit Buffer) aus der VM-Pro Serie parat.
V-Boost
Den V-Boost kann man in aller Klarheit als Boost-Pedal bezeichnen, denn hier wird die Boost-Funktion tatsächlich stufenlos mit dem Pedal gesteuert. Im Inneren arbeitet ein Buffer-Amp, der in Minimalstellung (Heel Position) für einen geringeren Signalverlust bei längeren Kabeln sorgt, und auf seinem Regelweg den Pegel stufenlos um bis zu 15 dB in Maximalstellung (Toe Position) anhebt. Den V-Boost gibt es in zwei Ausführungen, in Rot und Schwarz. Das schwarze Pedal hat laut Hersteller einen etwas neutraleren Boost und mehr Headroom und eignet sich unter anderem gut für Clean-Boosts. Der rote Kollege kommt da schon etwas dreckiger um die Ecke und bringt selbst ein wenig Übersteuerung mit. Wir haben das schwarze Modell im Test. Der V-Boost benötigt Strom, ist dabei aber recht flexibel, denn er gibt sich mit einer 9V-Batterie genau so zufrieden wie mit einem Standard Netzteil (9V-18V). Das Batteriefach finden wir gut zugänglich an der Unterseite, und bei seinem geringen Stromverbrauch kann man auch über eine Stromversorgung per Batterie oder Akku nachdenken. Die Ein- und Ausgang sind rechts und links an den Seiten geparkt, ein Schalter fehlt bei diesem Kandidaten.
Praxis V-Boost
Auch beim V-Boost wird der Vergleich zur Signaltreue gemacht. Hier sieht es etwas anders aus als beim passiven VM-1 Pedal, denn der Buffer fügt einen Schuss Höhen gratis hinzu und der Sound ändert sich stärker im Vergleich zur direkt angeschlossenen Gitarre. Aber auch das ist normal und war zu erwarten. Ihr hört einmal die Kombination Les Paul/Marshall direkt und beim zweiten Beispiel mit dazwischengeschaltetem V-Boost in der Minimalstellung (Heel Position).
Der V-Boost ist so eingestellt, dass man bei komplett zurückgenommenem Pedal in “normaler” Lautstärke spielt. Mit seinen 15 dB Pegelanhebung bei durchgetretenem Pedal kann man einen Amp in der Regel etwas aus der Reserve locken. Das minimale und maximale Ergebnis der 15 dB Anhebung hören wir uns nun in Verbindung mit dem Marshall Plexi an. Der erste Akkord kommt mit minimaler Einstellung (Heel Position), der zweite Akkord mit voll durchgetretenem Pedal (Toe Position)
Jetzt hört ihr die Veränderung noch einmal etwas feiner abgestimmt in vier Stufen. Ich habe nach jedem Durchgang das Pedal etwas weiter durchgetreten. Der Regelweg ist für mein Empfinden gut gewählt und läuft hier recht linear, was eine gute Dosierung der Pegelanhebung mit sich bringt.
Der V-Boost kann als kleiner Nachbrenner vor den verzerrten Amp geschaltet werden, wo er eine zusätzliche Portion Gain bei recht stabilem Klangbild einbringt . Auf der anderen Seite eignet sich das Pedal auch am Ende der Effektkette oder im Einschleifweg des Amps als Solo-Boost für etwas mehr Power bei Solopassagen. Ein weiterer Einsatzbereich wäre das Ausbalancieren der unterschiedlichen Pegel von Gitarren-Pickups. Die schwächeren Singlecoil-Gitarren könnten so etwas mehr Lautstärke erhalten, um mit den Humbucker-Instrumenten mithalten zu können.
EP1-KP
Das EP1-KP ist ein Expression Pedal, das speziell auf die Parametersteuerung des Kemper Profilers zugeschnitten ist. In der Reihe Product Specific Pedals gibt es neben diesem Modell unter anderem auch Pedale für Line 6 Produkte G-System und Liquid oder Eleven Rack. Der Pedalweg wird bei diesen Modellen dem Produkt entsprechend angepasst, damit es bei der Parametersteuerung z.B. für Wah oder Volume einen angenehmen Regelweg über die ganze Bandbreite ohne tote Punkte oder springende Werte gibt. Passend zu Kemper-Amp oder Remote-Einheit ist das Pedal grün lackiert und steuert zwei Funktionen. Zum einen haben wir das eigentliche Expression Pedal und zusätzlich einen Schalter, der wie beim Cry Baby unter der Pedalspitze sitzt. Die Anschlüsse (Stereoklinke) finden sich an der linken Seite, Out 1 ist für die Pedalfunktion, Out 2 für die Fußschaltfunktion vorgesehen.
Praxis EP1-KP
Das EP1-KP kann entweder an die beiden Expression/Switch-Anschlüsse des Kemper Profilers direkt oder auch an eine der vier Buchsen der Kemper Remote-Einheit angeschlossen werden. Dann müssen im System-Menü nur noch die gewünschten Steuerungsfunktionen zugewiesen werden und schon kann es los gehen. Natürlich bietet es sich an, dieses Pedal zur Steuerung des Wah-Effektes zu nutzen, denn dort kann man es wie das Original Cry Baby einsetzen: Der Schalter aktiviert den Effekt und das Pedal bestimmt den Wah-Effekt. Die Steuerung ist tatsächlich sehr authentisch und in dieser Kategorie fühlt sich das EP1-KP auch etwas natürlicher in der Bedienung an. Boss- oder Dunlop Expression-Pedale haben einen etwas größeren Regelweg, was gerade beim Wah-Effekt unter Umständen hinderlich ist, weil sich der Klang an gewissen Stellen nicht dramatisch verändert. Ihr hört zuerst den Wah-Effekt mit einem einzelnen Ton, bei dem ich das Pedal langsam durchtrete. Im zweiten Beispiel gibt es dann das berühmte Akkordlick mit einem anschließenden Single Note Groove.
Die Steuerung der Lautstärke funktioniert auch entsprechend und ist ebenfalls gut auf den Kemper Profiler abgestimmt, aber da ist mir persönlich der Regelweg etwas zu kurz. Ich gehöre nämlich zu der Gattung Gitarristen, die auf kurze Wah- und längere Volume-Wege stehen. Aber wie bereits zu Beginn erwähnt, ist das vom persönlichen Geschmack abhängig und fließt daher nicht in die Bewertung ein.