JBLs brandaktuelle, aktive PRX700-Serie dürfte besonders für Bands, DJs und kleinere Verleiher interessant sein. Immerhin sieben Modellen umfasst die Produktpalette: Zu den beiden Subwoofern (18 und 15 Zoll) gesellen sich fünf Topteile, die von der kompakten PRX710 bis zum ausgewachsenen Dreiwege-System PRX735 ganz unterschiedliche Aufgaben abdecken können. Preislich bewegt man sich zwischen 800 und 1360 Euro. Angesichts des zeitgemäßen Designs und der leichten Systemkomponenten klingt das nach einem attraktiven Angebot. Also muss sich das System im Bonedo-Praxistest beweisen. Wir sind gespannt.
Details
Der erste Eindruck zählt, das gilt auch für Beschallungsanlagen. Entwickelt in den USA, gebaut in Tijuana, Mexiko, und nun bei mir im Studio gelandet, weiß die frisch aus der Verpackung geschälte JBL-Kombination zu gefallen. Topteile und Bässe sind mit einer sorgfältig ausgeführten Duraflex-Lackierung versehen, die gut zu den pulverbeschichteten, schwarzen Lautsprechergittern passt. Diese haben je nach Bereich (Tieftöner/Hochtöner) verschiedene Durchlassgrößen und sind mit schwarzem Akustikvlies hinterlegt. Eine coole, zeitgemäße Erscheinung.
Die Gehäuse sind aus 18 Millimeter dickem Multiplexholz gefertigt, wobei für Decken- und Bodenplatten sogar auf 25 Millimeter starkes Material zurückgegriffen wird. Alle Topteile sind durch ihre M10-Montagepunkte samt innenliegender Metallwinkelverstärkung flugfähig. Die Aktivmodule sind versenkt angebracht und verfügen über eine Limiterschaltung vom Typ dbx Type IV. Den Netzstrom stellen Kaltgerätebuchsen sicher, was in dieser Preisklasse immer noch üblich ist. Schauen wir uns die Kandidaten genauer an.
Bei einem Gewicht von knapp 20 Kilo lässt es sich verschmerzen, dass JBL der Box nur einen Griff spendiert hat. Dafür gab man sich bei der Distanzstangenaufnahme großzügiger. Die Dualaufnahme bietet dem Anwender zwei unterschiedliche Neigungswinkel, um den Schall zielgerichtet ins Publikum zu richten.
Apropos Winkel: Die PRX712 ist eine Multifunktionsbox, die mit einer Gehäuseschräge von 45 Grad auch als Bühnenmonitor taugt. Der Tradition verpflichtetet – JBL ist einer der wenigen verbliebenen Hersteller mit eigener Treiberentwicklung – kommen in der PRX-Serie ausschließlich hauseigene Modelle zum Einsatz. In der PRX712 werkelt ein 12-Zoll-Ferrit-Tieftöner mit der Bezeichnung 272G. Für die hohen Frequenzen kommt der JBL Neodym-Hochtöner 2408H-II auf einem Kunststoffhorn mit 90 x 50 Grad Abstrahlcharakteristik zum Einsatz. Das Amp-Modul stellt für jeden Treiber 750 Watt zur Verfügung und wird durch Schaltnetzteile mit Netzspannung versorgt.
Die Aktivelektronik verfügt zwar nicht über einen programmierbaren DSP, bietet aber eine effektive Signalverwaltung. Auffällig ist der zweikanalige Mixer, in dem zwei Kombobuchsen (XLR und Klinke) und ein Cinch-Pärchen als Eingänge bereit stehen. Über den Taster Speaker Select wählt der Anwender, ob Kanal 1, Kanal 2 oder ein Mix aus beiden wiedergegeben wird. Klasse Idee, denn mit der zusätzlichen Mic/Line-Taste lassen sich kleine Jobs ohne zusätzliches Mischpult durchziehen. Mikrofondurchsagen mit gleichzeitiger Hintergrundbeschallung? Mit der PRX712 kein Problem!
Mittels der Thru-XLR-Buchse lässt sich das Eingangssignal an zusätzliche Boxen durchschleifen. Toll, dass der Anwender über den Thru-Select-Schalter selbst bestimmen kann, welches Signal durchgeschliffen wird. Wie bereits gesagt, lässt sich die PRX712 auch als Monitorbox verwenden. Über den Taster Main/Monitor ist eine Vorentzerrung abrufbar. In der Monitor-Einstellung werden die Bässe und Low-Mids abgeschwächt, die ansonsten durch die Bodenkopplung im Monitorbetrieb verstärkt würden. Ist die Box eingeschaltet, leuchtet auf der Vorderseite eine blaue LED auf. Liegt drei Minuten lang kein Audiosignal an, schaltet die Box automatisch in den Standby-Modus und die Front-LED wechselt von blau auf rot.
Abschalten lässt sich der Standby-Modus nicht, nur das frontale Lämpchen kann mittels Taster deaktiviert werden. Alle Taster der Amp-Module bieten nur wenig Widerstand und rasten recht schnell ein. Auf dunkler Bühne nicht gerade ideal. Gleiches gilt für die nicht gerasterten Gain-Potis. Nutzt man mehrere PRX-Boxen, lässt sich die Verstärkung nur nach Augenmaß einstellen oder das Gain-Poti voll aufdrehen, was aber zu einem anderen Problem führt. Dazu später mehr.
Schade ferner, dass die Verstärkereinheit Luftschlitze und Lüfter zur Kühlung benötigt. Regen und Flugbier finden somit im ungünstigsten Fall direkten Zugang zur Elektronik. Das gilt auch für die PRX718XLF, die ihren Treiber mit 1.500 Watt befeuert. Im Gegensatz zum Topteil ist das Aktivmodul des Subwoofers etwas spartanischer ausgestattet. Es besitzt zwei Eingangskanäle mit Kombo- und XLR-Thru-Buchsen. Ein zuschaltbares Hochpassfilter befreit das Thru-Signal von Tiefbassanteilen, während der Polarity-Taster die Polarität des Subwoofers invertiert.
Durch die Stereoweiche kann auch die beliebte Kombination von einem Bass mit zwei Topteilen realisiert werden. Mit einem Gewicht von gerade 37 kg ist der PRX718XLF für einen aktiven Subwoofer erstaunlich leicht. Dennoch verwundert, dass man das Gehäuse nicht für die Anbringung von Transportrollen vorbereitet hat. Deren nachträgliche Nachrüstung ist somit unnötig aufwändig und dürfte zudem mit den Garantiebestimmungen kollidieren.
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Rock’n’Roll Stehtisch
Nach der ersten optischen Begutachtung steht eine Funktionsüberprüfung im Lager an. Kurzerhand stapeln wir ein PRX712 Top auf einen Subwoofer, um verwundert festzustellen, dass dies der Hersteller wohl nicht vorgesehen hat. Die muldenförmige Oberfläche des PRX718XLF bietet keine Fräsungen, in denen die Füße des Topteils sicher einrasten könnten. Vielmehr noch, durch die Wulst an der äußeren Oberfläche kann man das Topteil nicht auf gleicher Höhe wie den Bass platzieren. Man muss das Topteil etwas weiter hinten stellen, damit es gerade steht. Das wäre alles kein Beinbruch, gäbe es nicht die ungeschriebenen Gesetzte des Rock’n’Roll.
Warum wohl gibt es bei Club-Konzerten in der ersten Reihe keine Stehtische? Richtig! Diese Aufgabe übernehmen in der Regel die Subwoofer, die sich über den Abend verteilt mit einer zunehmenden Menge an Bier-und Softdrink-Gläsern konfrontiert sehen. Je nachdem, wie hart gerockt wird, kippt schon mal das ein oder andere Glas um. Durch die muldenförmige Oberfläche des PRX718XLR ergibt sich dann eine beschauliche Seenlandschaft, in der sich die Getränke zu einem interessanten Longdrink mixen. Doch sind diese Feuchtbiotope nicht von Dauer, da die M20-Distanzstangenaufnahme auf der Oberseite des Subwoofers nicht wasserdicht mit dem Gehäuse abschließt.
Der Selbstversuch bringt es an den Tag. Wir entleeren den Inhalt eines 0,2l Bierglases auf dem Bass. Nach kurzer Zeit sucht sich das Wasser einen Weg ins Gehäuse. Merkwürdig, dass den erfahrenen Entwicklern von JBL ein solcher Fauxpas unterläuft. Selbst wenn es im sonnigen Kalifornien weniger regnet, das Staubecken auf der Gehäuseoberseite aller PRX-Boxen ist ein Problem. Einmal im Gehäuse, kann das Wasser im schlimmsten Fall Korrosion, Oxidation auslösen und das Multiplex aufschwemmen.
Kommen wir zu den klanglichen Qualitäten der Kandidaten. Im Leerlauf machen sich bei voll aufgedrehten Gain-Potis Klangartefakte der PWM-Amp-Module bemerkbar, zusammen mit den vergleichsweise lauten Lüftern entsteht eine Geräuschkulisse, die erst durch den automatischen Standby-Modus oder Runterregeln des Gains unterbunden wird. Soll das System für Sprachbeschallung und im Theaterbetrieb genutzt werden, sind potenzielle Kunden gut beraten, sich vor dem Kauf selbst ein Bild zu machen.
Genug gemeckert. Klanglich weiß die Anlage nämlich zu punkten. Ausgewogen, mit leicht vornehmer Zurückhaltung im Mittenbereich, spielt das System sehr gefällig auf. Da der Hochtöner nicht zu den gewaltigsten Exemplaren seiner Gattung zählt, muss er bei 1,8 kHz recht hoch angekoppelt werden. Dennoch kann das System wirklich laut spielen. Für die anstehenden Live-Tests eine gute Sache, denn hier gibt es richtig etwas auf die Ohren.