Haben wir uns in den bisherigen Geheimtipps vor allem mit alten Snares beschäftigt, stelle ich heute heute einen besonderen Leckerbissen vor: mein U.S. Mercury Drumkit. Mit unzähligen verschiedenen Badges geschmückt, wurde der amerikanische Instrumentenmarkt in den Sechzigerjahren von Fernost-Kopien der etablierten Amerikaner wie Gretsch, Slingerland und Ludwig überschüttet, wie die Radiostationen vom frischen Beat-Sound. Nach ewigem Suchen bin ich letztes Jahr endlich auf ein Blue Sparkle U.S. Mercury Kit in den Größen 20“/12“/14“ gestoßen und habe direkt zugeschlagen. Zwar musste ich die Hardware einer mühsamen Grundreinigung unterziehen, aber gelohnt hat es sich allemal. Ich besitze viele Vintage-Drums und mittlerweile ist dieses Set zu einem gleichwertigen Teil meiner Sammlung geworden. Es ist nicht nur wegen Herkunft, günstigem Preis und Geschichte besonders, sondern es klingt einfach wunderbar und sieht sexy aus.
Auf die Idee, mir dieses Set zu besorgen, kam ich durch ein Interview mit dem John Mayer Trommler Aaron Sterling. Während dieser bereits mitten in den Proben zur Tour steckte, wurde kurzfristig ein TV-Auftritt anberaumt. Da das eigentliche hochwertige Ludwig WFL Tourset in der Probe-Location stehen bleiben sollte, bat er seinen Drum-Tech etwas brauchbares für die Double Drumming Performance mit Jim Keltner anzuliefern. Aufgebaut wurde dann tatsächlich ein U.S. Mercury Kit, dass Matt Chamberlain Sterlings Drum-Tech einst für 75 Dollar verkauft hatte. Schlussendlich wurde mit diesem Drumset nahezu die komplette Welttournee von John Mayer gespielt. Im oben verlinkten I’d Hit That Podcast beschreibt Aaron Sterling das Kit als gut klingendes und äußerst verlässliches Drumset.
Die Kessel der U.S. Mercury Sets basieren auf günstigem Luan
Die meisten dieser Trommeln wurden von Herstellern gefertigt, die später zu Tama und Pearl wurden. Die 4mm dünnen Kessel sind aus billigem Luan Holz (philipinisches Mahagoni) in vertikal verlaufender Holzmaserung gefertigt. Im Bereich der Hardware wurde ebenfalls nicht auf teures und schweres Material wert gelegt. So sind alle Trommeln durch dünne Hardwarebauteile extrem leicht. Wirklich skurril ist aber, dass die Bassdrum Spannreifen nicht aus Holz, sondern aus Plastik sind. Auffällig sind bei einigen Sets die besonderen Folienfinishes. Wurde Farben wir Ringos Black Oyster und Sparkle-Finishes einfach kopiert, gibt es teilweise auch skurrile Finishes wie Abalone- oder Swirlfolien.
Die Hardware wurde weitestgehend von Slingerland kopiert. So sind nicht nur die Badges ähnlich, auch die Spannböckchen erinnern sehr an die Sound King Lugs, sowie die Flügelschrauben der Bassdrum, die denen der alten Radio Kings nachempfunden sind. Auch der Zoomatic Strainer an der Snare wurde von Slingerland abgekupfert.
Am weitesten verbreitetet ist Konfiguration mit Kesselgrößen von 20“x14“ Bassdrum, 12“x8“ Tom und 14“x14“ Floortom. Seltener sind klassische Rocksets mit 22“x14“, 13“x9“ Tom und 16“x16“ Floortom.
Worauf ist beim Kauf zu achten?
Auf bekannten Auktionsseiten und Kleinanzeigen finden sich immer wieder alte MIJ Kits (Made in Japan). Dieses „MIJ“ beim Suchbegriff einzubeziehen, hilft euch sehr die Suche einzugrenzen. Da die meisten Drumsets in Amerika zu finden sind, solltet ihr eventuell einen Überseeversand in Erwägung ziehen. Aber auch in Deutschland findet man immer wieder alte Drumsets dieser Sorte. Wichtig ist, dass die Kesselgratung unversehrt ist. Verschlissene Hardware lässt sich z.B. bei den Böckchen durch Tama-Lugs mit selbem Lochabstand ersetzen. Von einem beschädigten Kessel solltet ihr aber die Finger lassen. Mit etwas Geduld könnt ihr so einen echten Leckerbissen für kleines Geld finden. Ein Kit sollte maximal 400€ kosten. Doch Vorsicht, der Vintage-Virus ist eine schlimme Krankheit! Zu Risiken und Nebenwirken fragen sie bonedo.de. 😉
Zum Schluss habe ich noch einen Video-Tipp: Aaron Sterling (hinter seinem U.S. Mercury) bei einem Auftritt mit John Mayer. Viel Spaß und allzeit happy Vintage Drums!
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