Das Casio CDP-230R fällt in diesem Testmarathon etwas aus dem Rahmen, weil es mehr als ein Digitalpiano ist. Zusätzlich zu den üblichen Ausstattungsmerkmalen eines digitalen Klaviers hat Casio zahlreiche Funktionen seiner Begleitautomatik-Keyboards in das Piano integriert – eine Instrumentengattung, mit der der Name des japanischen Herstellers seit Jahrzehnten untrennbar verbunden ist.
Das Instrument ist also quasi eine Kreuzung aus dem CDP-130 und der Keyboard-Familie der CTK-Serie (z.B. CTK-4200). Ist diese Symbiose gelungen, und für welche Zwecke eignet sich das Alleinunterhalter-Klavier?
Details
Gehäuse
Das schlanke Gehäuse des CDP-230R entspricht in seinen kompakten Abmessungen dem kleinen Bruder CDP-130. Auch das Gewicht ist mit gut 11 kg (ohne Ständer) vergleichbar und fällt erfreulich gering aus. Einem Transport zu Liveauftritten steht also nichts im Wege. Wie das CDP-130 kann man das CDP-230R in schwarz oder silber bestellen. Mit den identischen Maßen passt das Instrument auf den gleichen optionalen Holzständer (CS-44), der allerdings nur in schwarz erhältlich ist. Wie bei unserem Testgerät zu sehen, führt die Kombination mit einem silbernen Instrument zu einer etwas merkwürdigen Optik, die nicht so recht zusammen passen will. In der Regel wird man also für den Einsatz mit Ständer die schwarze Variante wählen.
Das Kunststoffgehäuse wirkt stabil, aber nicht besonders edel. Aufgrund der vielen Funktionen ist das Bedienfeld des CDP-230R mit Knöpfen übersät, was dem Piano eher das Aussehen eines Keyboards verleiht. Wer hauptsächlich Wert auf eine elegante Optik legt, wird daran kaum Gefallen finden – aber mit seinen vielen Funktionen möchte das CDP-230R ja auch gar nur Klavierersatz sein, sondern wendet sich an eine andere Zielgruppe. Im Lieferumfang befinden sich ein kleiner Sustain-Fußtaster und ein aufsteckbares Notenpult, die beide recht billig wirken. Insbesondere das Fußpedal ist in meinen Augen kaum zu gebrauchen und sollte durch ein besseres Modell ersetzt werden.
Bedienfeld
Die Bedienoberfläche beginnt links mit dem Lautstärkeregler und dem Power-Schalter. Danach folgen sechs Taster zur Steuerung der Begleitautomatik, die zugleich als Transport-Buttons für die Songwiedergabe dienen. Sie sind ergonomisch günstig nahe dem Tastaturbereich platziert, in dem man beim Spielen mit der Begleitautomatik die Akkorde greift. Weiter rechts folgen Knöpfe für das Tempo, den Recorder, den Rhythmus-Editor und das Metronom. In der Mitte befindet sich ein großes LC-Display, das man in dieser Form von Casio-Keyboards wie dem CTK-4200 kennt. Es dient zur Anzeige von Sounds, Rhythmen und Songs und bietet einen Überblick über die diversen Betriebsmodi und Funktionen des Instruments. Außerdem enthält es kleine Tastatur-, Fingersatz- und Notendarstellungen, die vor allem in Verbindung mit den integrierten Übungsfunktionen zum Einsatz kommen. Leider ist die Anzeige nicht hintergrundbeleuchtet und bei wenig Licht schlecht ablesbar.
Rechts vom Display findet man die „Schaltzentrale“ zur Auswahl von Klängen, Rhythmen und Songs. Durch Druck auf einen der Taster Rhythm, Tone, oder Song Bank bestimmt man, was man einstellen möchte. Ein vierter Knopf bietet Zugriff auf eine eingesteckte SD-Karte. Danach kann man mit dem Ziffernblock die Nummer des jeweiligen Klangs bzw. Rhythmus eintippen oder mit den Plus-/Minus-Tastern durch das Angebot blättern. Darunter befinden sich einige Taster für den Registrierungsspeicher, die Übungsfunktionen, die Split- und Layer-Modi, die automatische Harmonisierung und den Arpeggiator. Ganz rechts gibt es einen Button für den Halleffekt, einen Knopf namens Piano / Organ, der das Instrument mit einem Tastendruck auf einen Klavier- bzw. Orgelklang einstellt sowie einen Funktionstaster, der ein Menü mit erweiterten Einstellungen aufruft.
Zahlreiche Taster haben Zweit- oder Drittfunktionen, die durch langes Drücken aktiviert werden. Diese Funktionen sind jeweils zusätzlich auf dem Bedienfeld aufgedruckt.
Anschlüsse
Rückseitig findet man einen kombinierten Kopfhörer- und Stereoausgang. Einen zweiten Kopfhörerausgang für das vierhändige Spiel bietet das CDP-230R leider nicht, und auch auf einen separaten Stereoausgang wurde verzichtet. Im Hinblick auf den möglichen Bühneneinsatz ist das etwas schade. Dafür gibt es gleich zwei Audioeingänge: Ein Mikrofoneingang (Klinke 6,3 mm) mit regelbarer Eingangsempfindlichkeit dient vornehmlich zur Verwendung der integrierten Sampling-Funktion. Der zweite Input ist eine Miniklinkenbuchse zum Anschluss eines Audioplayers o.ä. Gleich daneben befindet sich die Buchse für das Sustainpedal, dem beim CDP-230R auch eine andere Funktion zugewiesen werden kann (beispielsweise das Starten und Stoppen der Begleitautomatik). Über die USB-Buchse sendet und empfängt das Piano MIDI-Daten. Außerdem kann man über eine von Casio kostenlos erhältliche Software (leider nur für Windows erhältlich) Daten wie MIDI-Files, Rhythmen oder gesampelte Sounds vom Computer auf das Instrument aufspielen bzw. im Computer archivieren. In dieser Preisklasse ist das CDP-230R meines Wissens das einzige Digitalpiano, das diese Option bietet. Neben dem USB-Anschluss befindet sich ein Slot für eine SD- oder SDHC-Karte, die als Speicher für gesampelte Sounds und Benutzerdaten dient. Eine Speicherkarte ist nicht im Lieferumfang enthalten.
Lautsprecher
Die beiden 12 x 6 cm großen Lautsprecher des CDP-230R liegen hinter stoffbespannten Plastikgittern und entsprechen denen des Geschwistermodells CDP-130. Mit einer Verstärkungsleistung von 2 x 8 Watt ist das Piano nicht gerade üppig ausgestattet, aber für den Hausgebrauch sollte die Lautstärke in den meisten Fällen reichen. Wie beim CDP-130 ist der Sound der kleinen Speaker recht mittenbetont und wirkt etwas topfig und blechern. Mit den Boxen höherklassiger Instrumente, bei denen mit viel Aufwand versucht wird, dem Klangreichtum und dem Volumen eines Flügels gerecht zu werden, kann das CDP-230R nicht konkurrieren, vor allem bei hoher Lautstärke kommen die Lautsprecher an ihre Grenzen. Im Testumfeld der günstigsten Digitalpianos braucht sich das Casio-Piano aber nicht zu verstecken – andere Kandidaten warten in dieser Preisklasse bisweilen mit noch enttäuschenderen Boxen auf.