Die Harley Benton B-450/550/650 Bässe im bonedo-Test – Dass Harley Benton sehr ordentliche Einsteiger-Instrumente mit einem hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis im Programm hat, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Manche Bässe der Thomann Eigenmarke gibt’s für nicht einmal 100 Euro und ermöglichen damit auch Anfängern mit sehr begrenztem Budget einen Einstieg in die Welt der tiefen Töne. Für einen Bass der neuen „Progressive Serie“ gehen zwar ein paar Euros mehr über die Ladentheke, dafür verfügen sie aber auch über Features, die man normalerweise eher bei deutlich teueren Instrumenten findet. Die Grundausrichtung der neuen Linie ist sehr modern, kompakte Bodys und Hälse mit 24 Bünden gehören ebenso zu den Zutaten der neuen Preisbrecher von Harley Benton wie die erstaunlich hochwertige Hardware-Ausstattung.
Neben dem obligatorischen Viersaiter gibt es auch ein fünfsaitiges Modell mit tiefer H-Saite und für die Freunde der virtuosen Basskunst sogar den sechssaitigen B-650. Wir haben uns für diesen bonedo-Test das komplette Trio kommen lassen und sind gespannt, ob Harley Benton mit der Progressive Serie den Budget Markt wieder einmal aufmischen kann.
Details
Meine drei Testkandidaten haben trotz unterschiedlicher Saitenanzahl sehr viele Gemeinsamkeiten, weil sie nach dem gleichen Muster aufgebaut sind. Für die Korpusse der Long-Scale-Bässe hat Harley Benton eine moderne, kompakte Form mit leichten Shapings an den Kanten gewählt. Selbst der naturgemäß etwas größere Korpus des Sechssaiters ist nicht übermäßig ausladend und immer noch gut beherrschbar. Das obere Korpushorn endet bei allen Modellen auf Höhe des 12. Bundes, womit der Bass gut balanciert am Gurt hängt. Das untere Horn ist allerdings nur bis zum 20. Bund ausgeschnitten, sodass die beiden höchsten Töne leider nur mit lang gestreckten Fingern erreichbar sind.
In Sachen Korpusmaterial hat man sich für die altbewährte Erle entschieden und greift nicht etwa auf günstigere Varianten wie Linde oder Pappel zurück. Auch die aufgeschraubten Hälse folgen dem traditionell bewährten Rezept und bestehen aus kanadischem Ahorn, im dicken Griffbrett aus Palisander sitzen 24 Bünde im Jumbo-Format und die Lagen sind zur Orientierung mit sogenannten „Tai-Chi“-Einlagen markiert. Diese Einlagen ähneln bis zum 15. Bund dem „Yin-Yang“ Symbol, die letzten drei sind allerdings aus Platzgründen einfach oval. Alle drei Hälse besitzen ein modernes D-Profil mit leicht abgeflachtem Rücken und liegen gut in der Hand. Selbst der breitere Hals des Sechssaiters lässt sich auch mit kleineren Händen angenehm spielen und ist keinesfalls klobig. Die Kopfplatte der Progressive Bässe ist nach hinten abgewinkelt, damit die Saiten genügend Druck auf den Sattel ausüben und die Schwingung gut übertragen können. Solche Konstruktionen sieht man normalerweise nur bei teureren Instrumenten, weil die Fertigung doch erheblich aufwändiger ist als bei einer herkömmlich gerade auslaufenden Kopfplatte.
Auch in Sachen Hardware überraschen die Harley Benton Bässe mit einigen Komponenten, die man in dieser Preisklasse nicht unbedingt vermuten würde. Bemerkenswert ist sicherlich die moderne Mono-Rail-Brückenkonstruktion mit einzelnen Saitenreitern, wie wir sie beispielsweise auch bei zahlreichen Ibanez-Bässen finden. Von einander abgekoppelte Saitenaufhängungen und Reiter können die Schwingung der betreffende Saite relativ unbeeinflusst von den anderen Saiten in den Korpus übertragen und sorgen im besten Fall für mehr Sustain und einen transparenteren Sound. Auf der Kopfplatte sitzen geschlossene und leicht laufende Diecast-Mechaniken im Gotoh-Stil, die die Stimmung sehr gut halten und sicher leichter sind als preiswerte offene Vintage-Varianten. Speziell beim fünf- und sechsaitigen Modell kann mit leichteren Mechaniken das Gewicht an der Kopfplatte etwas reduziert werden, um einer drohenden Kopflastigkeit entgegenzuwirken. Der Sound wird bei allen Bässen der Progressive-Serie von zwei Humbuckern übertragen, ein aktiver Preamp mit Reglern für Lautstärke, Balance der Tonabnehmer sowie Bässe und Höhen des Onboard-EQ sorgt für die Klangflexibilität der Instrumente.
Beim sechsaitigen B-650 lässt sich der aktive Preamp mittels Push/Pull-Volume-Poti sogar ausschalten und der Bass auch passiv spielen. Warum das nur beim Sechssaiter geht, verstehe ich nicht und es ist auch wirklich schade, denn der Passiv-Betrieb bringt nicht nur eine zusätzliche, etwas offenere und natürlichere Klangvariante, sondern auch den Vorteil, dass man weiterspielen kann, wenn die Batterie beim Gig überraschenderweise den Dienst quittiert.
UPDATE: Der Passiv-Betrieb ist mittlerweile auch bei den Modellen B-450 und 550 möglich (Stand 05.05.2015)
Wie auch immer, die benötigte 9Volt-Batterie sitzt bei allen Modellen in einem lobenswerterweise separaten Batteriefach mit Klappverschluss auf der Rückseite und kann im Notfall super schnell ausgewechselt werden. Wir sind nun am Ende der Beschreibung angekommen und mein erster Eindruck von den neuen Progressive Bässen ist wirklich positiv. Die Instrumente sind nämlich nicht nur mit solider Hardware ausgestattet, sondern auch ordentlich verarbeitet. Die deckend schwarze Lackierung meiner Testbässe ist fehlerfrei, die Hälse sitzen fest in den exakten Ausfräsungen und auch alle anderen Komponenten wurden tadellos montiert.