Dieses Mal geht es um einen einen Orgel-ähnlichen Pluck-Sound aus dem aktuellen Hit “Show Me” von Kid Ink. Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass dieser Sound – neben dem Titel, in dem nur ein Wort fehlt – eine Hommage an den House-Klassiker “Show Me Love“ von Robin S. ist: Dessen Basssound klingt ganz ähnlich und spielt fast dasselbe Pattern.
Bei Kid Ink wird der Sound aber nicht als Bass eingesetzt, sondern eher als Begleitpattern. Orgel-ähnlich deshalb, weil sich ein solcher Sound auch mit dem Perkussionsregister einer Hammond-Orgel erzeugen lässt. Tatsächlich gehören Orgel-Presets früher Synthesizer-Workstations wie der Korg M1 neben dem klassischen House-Piano (das auch oft von der M1 stammte) zu den stilbildenden Sounds einer ganzen Epoche der House-Musik. Hier die M1-Orgel, aufgenommen von einem Originalexemplar:
Und zum Vergleich ein ähnlicher Sound, auf einem aktuellen Hammond-Klon (Nord Stage 2) zurecht geschraubt. Man braucht dafür nur den dritten (und evtl. den ersten) Zugriegel sowie das Perkussionsregister (3rd, Fast Decay, Volume nach Geschmack):
Bei Kid Ink klingt der Sound aber synthetischer. Also habe ich mir einmal mehr die Novation Bass Station II geschnappt, um das Patch nachzubauen. Wer keine Bass Station hat, nimmt einen beliebigen Synthesizer mit zwei Oszillatoren, von denen einer eine Sinusschwingung liefern kann. Ein vergleichbar aufgebautes Preset für den Freeware-Softwaresynth u-he Tyrell N6 gibt es ebenfalls unten zum Download.
Wir beginnen wieder mit einem Init-Patch, wie es werksseitig auf den Speicherplätzen 70 und aufwärts liegt. Es besteht aus einer einzelnen Sägezahnschwingung von Oszillator 1 und klingt so:
OSC 1 wird auf eine Sinusschwingung umgestellt – eine Hammond basiert ja auf Sinustönen – und die Fußlage (Oktave) auf 16′. Die Lautstärke von Oszillator 1 regelt ihr im Mixer auf 200.
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Der zweite Oszillator (OSC Select auf 2 stellen!) bekommt eine Pulswelle. Seine Oktavlage wird auf 8′ gesetzt und die Tonhöhe mit dem Regler Coarse auf +7 eingestellt, sodass der Oszillator eine Oktave plus eine Quinte höher als OSC 1 klingt. Das entspricht dem Perkussionsregister einer Hammond, das in der Stellung 3rd ebenfalls dieses Intervall über dem Grundton (Zugriegel Nr. 3 bzw. 8′) liefert. Die Lautstärke von OSC 2 dreht ihr voll auf. Zusätzlich kann man den Rauschgenerator auf ca. 100 aufdrehen – das klingt erstmal komisch, gibt dem fertigen Sound nachher aber etwas Biss.
Die VCA-Hüllkurve (Amp Env) wird auf die folgenden Werte eingestellt: Attack = 0, Decay = 12, Sustain = 90, Release = 30.
Nun brauchen wir noch das Filter mitsamt Hüllkurve. Zum Einsatz kommt das Classic-Tiefpassfilter mit 24dB/Okt. Flankensteilheit. Cutoff regelt ihr auf 80, Resonance auf 20 und Mod Env Depth auf etwa +40. Zusätzlich kann man ein kleines bisschen Filter Overdrive hinzufügen, z.B. 10. Die Filterhüllkurve (Mod Env) wird so eingestellt: Attack = 0, Decay = 10, Sustain = 50, Release = 30. Damit kommen wir dem Originalsound von Kid Ink feat. Chris Brown schon recht nahe:
Das fertige Preset für die Bass Station II könnt ihr euch hier als SysEx-Datei (SYX) herunterladen. Diese Datei kann man mit einem der vielen kostenlosen SysEx-Utility-Programme (z.B. SysEx Librarian für Mac, MIDI OX für PC) auf den Synth übertragen.
Wer keine Bass Station hat, kann den Sound auf einem beliebigen Synth mit zwei Oszillatoren nachbauen – vorausgesetzt, einer der Oszillatoren oder der Suboszillator verfügt über eine Sinusschwingung. Wie ein solches Preset im u-he Tyrell N6 aussehen könnte, seht ihr auf dem unteren Bild. Ein entsprechendes Patch für den Tyrell könnt ihr euch hier herunterladen. (Tipps zum Laden des Presets im Tyrell gibt es hier.)