“Du spielst doch Ukulele, spiel doch mal was vor!” Seit ich mich öffentlich zur Ukulele bekenne, häufen sich Aufforderungen – meist aus dem Freundes- oder Familienkreis, ich möge doch bitte bei der nächsten Feierlichkeit einen musikalischen Beitrag beisteuern. Nun könnte man ja was singen und sich auf der Ukulele begleiten, doch gerade diejenigen unter uns, deren Gesangstalent sich in Grenzen hält, dürfte die Frage interessieren: Wie kann man ein Stück rein instrumental solistisch auf die Ukulele übertragen?
Im vorerst letzten Teil dieser Workshopreihe möchte ich euch ein paar Möglichkeiten aufzeigen, wie sich mit relativ einfachen Mitteln Soloarrangements für die Ukulele erstellen lassen.
Und wie immer bevor wir loslegen, hier die Möglichkeit, alle Noten des Workshops in einem PDF downzuloaden.
Happy Birthday To You
Beginnen wollen wir mit einem Klassiker: “Happy Birthday To You”, dem wohl bekanntesten Geburtstagslied überhaupt. Als ersten Schritt übertragen wir die Melodie auf die Ukulele, aber das ist nur der Anfang.
Nun gilt es, die Melodie noch mit den passenden Akkorden zu unterlegen. Das kann zuweilen etwas knifflig sein, prinzipiell gilt: Je mehr Akkordvoicings wir kennen, desto einfacher ist das Arrangieren und desto mehr Möglichkeiten haben wir, die Melodie zu harmonisieren.
Mein Konzept für diesen Song sieht so aus, dass ich auf die Zählzeit 1 in jedem Takt den zugrunde liegenden Akkord unter die Melodie lege. Die Melodietöne habe ich an diesen Stellen daher alle auf der 1. Saite untergebracht. So bleiben die 2., 3. und 4. Saite für die fehlenden Akkordtöne frei. Teilweise ist der Melodieton ohnehin Bestandteil des Akkords, wie z.B. in Takt 2 der Melodieton H über G7. In anderen Fällen ergeben sich interessante Akkorderweiterungen, wie in Takt 6. Hier haben wir H über F-Dur, daraus ergibt sich Fadd#11.
Im dritten Arbeitsgang habe ich zur Ausschmückung noch andere Zählzeiten mit Akkorden unterlegt. In Takt 1 wurde auf die Zählzeit 3 zusätzlich ein verminderter Zwischenakkord eingefügt, der schön zum G7 des nächsten Taktes überleitet. In Takt 5 habe ich auf jede Zählzeit eine andere Umkehrung des C-Dur-Dreiklangs untergebracht. In Takt 8 wird die Subdominante F-Dur auf der dritten Zählzeit “vermollt”, ein häufig zu beobachtendes Phänomen in Jazz, Rock und Pop.
Diese kleinen Kniffe sorgen für etwas mehr Bewegung, das Ganze klingt dadurch nicht ganz so statisch.
“Celebration” von Kool And The Gang.
Die Schwierigkeit bei diesem harmonisch eigentlich einfachen Song besteht darin, das komplexe Arrangement des Originals mit seiner Vielzahl an Instrumenten auf ein einziges Instrument mit vier Saiten zu reduzieren. Das funktioniert natürlich nur, indem wir manches gnadenlos vereinfachen und Parts weglassen, ohne dass das Stück dadurch zu viel von seinem Wiedererkennungswert einbüßt. Ich habe mich hier vor allem an Keyboard und Gesang orientiert, die das harmonische Grundgerüst bilden. Um den nötigen Druck zu erzeugen, spiele ich hier mit dem Plektrum. Beginnen wir mit der Einleitung:
Für dich ausgesucht
Hier lasse ich die ersten acht Takte komplett weg und übernehme dann vom Original nur den Keyboardpart, der einerseits auf der Ukulele gut spielbar ist und andererseits sofort klar macht, um welchen Song es sich handelt.
Im Refrain springe ich zwischen Gesangs- und Keyboardpart:
Als nächstes ist die Strophe dran. Unsere Version besteht wieder aus der Gesangsmelodie und Fragmenten der Keyboardbegleitung.
Den folgenden Teil könnte man vielleicht als eine Art Pre-Chorus ansehen. Er ist stark vom mehrstimmigen Satzgesang geprägt, sodass wir diesen auch in unsere Version übernehmen:
Als letzten Teil nehmen wir uns die Bridge vor, die harmonisch kontrastreich zum Rest des Songs angelegt ist:
“The Girl From Ipanema”
Der Song ist ein Bossa-Nova-Klassiker, bei dem viele jazz-typische Akkorderweiterungen vorkommen. Im Real-Book üblicherweise in F-Dur notiert, habe ich unser Arrangement des Stückes zugunsten besserer Spielbarkeit nach C-Dur transponiert.
Die notierte Rhythmik ist hier nicht ganz so in Stein gemeißelt wie beim letzten Song. In der Welt des Jazz dient es gerade der Auflockerung, wenn man sowohl die Melodie als auch die Begleitung ständig etwas variiert. So stimmt auch meine Beispielaufnahme nicht hundertprozentig mit der Notation überein, kleine Abweichungen sind erlaubt.
Das Stück hat eine A-B-A-Form, das heißt, es gibt zwei grundlegend verschiedene Teile, von denen der erste am Ende wiederholt wird. Da der Schluss-A-Teil sich aber teilweise vom ersten unterscheidet, habe ich ihn A’ genannt. Ähnlich wie bei “Happy Birthday” habe ich auch hier zuerst die Melodie auf die Ukulele übertragen. Dazu nutze ich wieder bevorzugt die unteren Saiten (E und A), damit ich noch Akkordtöne darunterlegen kann. Die Akkorde habe ich teilweise so aufgesplittet, dass der Daumen auf die 1 und 3 im Takt anschlägt, während der Rest des Akkords unabhängig davon gespielt wird, oft auch bossa-typisch synkopiert (vorgezogen).
Das Stück wird im Original größtenteils mit Vier-und Fünfklängen begleitet, wobei manchmal der Melodieton noch dazukommt, also nicht Bestandteil des angegebenen Akkords ist.
Hier gilt wieder: Mut zur Lücke! Mit vier Saiten sind wir gezwungen, Töne wegzulassen. Ein Beispiel: Gleich im ersten Takt soll eigentlich ein maj7-Akkord gespielt werden, wobei der Melodieton die None darstellt, also ein maj7/9-Akkord. Man muss also einen Ton weglassen, daher spiele ich eben nur einen add9-Akkord ohne Septime. Diese wird allerdings noch im selben Takt nachgereicht. Ohne solche Tricks geht es hier nicht.
Das war es von mir für diesmal, ich hoffe, ich konnte ein paar Anregungen für eigene Soloarrangements geben. Viele Spaß beim Ausprobieren!