Gerade erst haben Native Instruments die Gemeinde der iOS-DJs mit einem dedizierten Mixer-Modul für die App Traktor DJ beglückt, da rückt auch schon der nächste potenzielle Matchwinner für Turntablisten, DVS-Artisten und all diejenigen an, die auf der Suche nach einem Add-on Controller zur Steuerung ihrer Software-Decks und Kreativabteilungen sind. Die Rede ist vom Traktor Kontrol X1 MK2, der somit seinen älteren Bruder ablöst und das Konzept der Steuerung von zwei Decks und den Traktor-Kreativabteilungen mit leichten Layout-Änderungen um einen berührungsempfindlichen Drehregler und RGB-Buttons ergänzt. Hinzugekommen sind auch zwei Displays für Loops und ein Touchstrip, mit dem der Protagonist auch ohne zeitcodierte Vinyls und CDs laufende Tracks „korrigiert“, Cuepoints anfährt oder diesen für Loops und Effekte einsetzt.
Nun sind Traktor-Controller ja bei Weitem nichts Neues, denn schon seit Jahren schneidern die Hersteller von DJ-Gear der Berliner Software haptische Kontrollwerkzeuge auf den Leib. Und auch der Preis von 199 Euro ist – unter anderem in Anbetracht der gerade frisch ausgelieferten Behringer CMD-Palette – nicht unbedingt als Schnäppchen anzusehen. Jedoch beweist die jüngste Historie, dass gerade Native Instruments ein Händchen dafür haben, effiziente Hardware für ihre hauseigene Vorzeigesoftware zu bauen, die in den Punkten Qualität und Workflow überzeugt. Bevor ihr nun jedoch eure altgedienten Controller in die Ecke feuert und die Server der Equipment-Stores mit einer Flut von Bestellvorgängen in die Knie zwingt, gewährt uns einen Ausblick auf das, was euch mit dem Erwerb dieses Produktes erwartet und was nicht.
Details
Lediglich 691 Gramm bringt das überwiegend aus Kunststoff gefertigte, mit einer gebürsteten Metall-Faceplate besetzte Modul auf die Waage und fordert einen Stellplatz von gerade mal 12 x 52 x 29 Zentimetern ein. Womit sich mit Fug und Recht behaupten lässt, dass der Kontrol X1 MK2 ein sehr portabler Geselle ist, der in jedem Messenger-Bag und in den kleinsten DJ-Kanzeln bestimmt noch ein Plätzchen finden wird. Die Verarbeitung ist als hochwertig einzustufen. Das Gehäuse sieht, wie vom Rest der Serie bekannt, gewohnt elegant aus, wozu auch die anthrazitfarbene Oberfläche mit ihrer metallischen Maserung ihren Teil beiträgt. Das Tool steht sicher auf vier großen Gummifüßen und zeigt an der Rückseite lediglich einen USB-Port, der die Stromspeisung übernimmt und den Kontakt zur Außenwelt herstellt. Und das bedeutet in diesem Fall den direkten Anschluss an ein Notebook, im Verbund mit seinen Brüdern oder einem Pult aufzuspielen – oder aber auch die Verbindung mit einem DJ-Mixer wie dem Kontrol Z2, der über einen integrierten Hub verfügt. Insgesamt kommt das Brett auf 31 Buttons, drei Push- -Encoder, einen Touchstrip und acht Drehregler.
Mit dem neuen Controller trennt sich Native Instruments bis auf Weiteres von der Philosophie, jedem Kontrollbrett eine Traktor Pro LE oder Vollversion beizulegen. Letztgenannte kostet aktuell 79 Euro. Stattdessen gibt’s nach Registrierung der Hardware einen Gutschein über 50 Tacken für den NI-Online-Store. Das mag vielleicht daran liegen, dass viele Traktorianer mit dem früheren Erwerb eines Moduls, Mixers oder Controllers bereits eine oder mehrere Lizenzen besitzen. DVS-Artisten sind ohnehin mit dem Kauf eines A6/A10 Scratchpack im Besitz einer Vollversion. Potenzielle MK2-Kunden aus dem Serato (Scratch) Umfeld werden wohl auf Traktor verzichten können. Schade ist dies allerdings für Treckerfahrer in spe, die sich im Vorfeld einen kostengünstigen Interface-Clubmixer wie den American Audio 14MXR (mit VirtualDJ LE ausgeliefert) oder Ähnliches zugelegt haben. Allerdings sind 29 Euro Restkosten nach Abzug des Gutscheins in meinen Augen mehr als vertretbar.
Layout
Das grundsätzliche Layout aus Effektsektionen im Norden, (Loop-)Encodern in der Mitte und einer Transportsektion unten ist – frei nach dem Motto „never change a winning team“ – beibehalten worden, allerdings gibt es im Detail in den Gruppen bei näherer Betrachtung leichte Abwandlungen. Von Norden nach Süden geht es los mit der Effektabteilung, die fast die gesamte obere Hälfte einnimmt. Vier Drehregler und ebenso viele Buttons dirigieren die internen Sound-Schredder im Gruppen- oder Solo-Modus, wobei die Taster/Regler in Kombination mit der Shift-Taste dazu dienen, Effekte auszutauschen. Die Tasten zur Aktivierung der Effekte am Kanal sitzen kurz darunter in der Browse-Sektion, deren berührungsempfindlicher Encoder nicht nur durch die Musikbibliothek navigiert, sondern auch durch bloßes Antippen in der Lage ist, die Library-Darstellung zu vergrößern. Die Lade-Buttons befördern die Auswahl ins Deck. Es folgt die Loopsektion mit je einem – ebenfalls berührungsempfindlichen – Push-Encoder, der auf Knopfdruck einen Autoloop setzt, den er dann „on-the-fly“ in seiner Größe verändern oder im Track verschieben kann. Ich finde es im Übrigen sehr gut, dass Kontrol X1 die Funktionen „Move“ und „Resize“ über einen Drehregler anstelle von Schaltflächen realisiert, denn es macht in meinen Augen einfach mehr Spaß und hat sich über die Jahre in der Praxis bewährt, wenngleich man auch immer mal wieder Tastenvarianten am Horizont erspäht, wie zum Beispiel beim Behringer CMD4A. In der Transportsektion finden sich viele alte Bekannte wie „Play“, „Cue“ und „Sync“ ein, wobei festzuhalten ist, dass nicht mehr jede Taste eine „aufgedruckte“ Zweitfunktion besitzt, „Cue“ und „Play“ nun praktischerweise nebeneinanderliegen und etwas größer ausfallen und ein dedizierter „Flux“-Button für Loop-Rolls Einzug gehalten hat. Klasse. Die Buttons „1-4“ erlauben den direkten Zugriff (anlegen, speichern, löschen) auf vier Hotcues oder Hotloops pro Deck oder den „erweiterten“ Zugriff auf die doppelte Anzahl per Flux-Taste, deren optionale Betriebsart in den Preferences einzustellen wäre. Nun fragt ihr euch sicher, ob ich euch den Touchstrip mit Absicht unterschlagen habe? – Nee, den hebe ich mir für den Praxisteil auf, der nun folgt.