Das Audio-Technica AT4022 im bonedo-Test – Das AT 4022 Kleinmembran-Kondenser von Audio-Technica mit Druckempfängerprinzip drängt sich nicht gerade durch sein Äußeres auf. Sich in Reviews (und vor allem natürlich im Einsatz “im Feld”) zu behaupten, schafft aber auch eher ein ausgewogener Klang in Verbindung mit einem angenehmen Preis. Ausserdem ist das deutlich wichtiger! Für 800 Euro spielt ein Pärchen 4022er im preislichen Mittelfeld, ist also noch gut bezahlbar – die absolute Top-Liga der Druckempfänger beginnt leider erst bei 2500 Euro…
Direkt erkennbar ist die Familienzugehörigkeit des 4022, denn der Frontgrill weist die für AT-Kleinmembranmikrofone typische Sternform auf. Mit der “40” zu Beginn des Zahlenkürzels erklärt der Hersteller, dass es sich bei dem Mikrofon um ein Produkt aus seiner zweithöchsten Serie handelt. Bis zur Vorstellung des Großmembranmikros AT5040 war die 40er sogar die Topserie. Mit dem AT4049B gibt es noch einen größeren Bruder im Programm, von dem wir die Nierenversion 4051B getestet haben. Ebenfalls erhältlich ist eine dem 4022 zum Verwechseln ähnlich sehende Nierenversion namens AT4021.
Details
Das AT2022 verfügt über Pad und HPF
Das Mikrofon ist, wie so viele seriöse Werkzeuge, in unscheinbarem Mattschwarz gehalten und mit 14,5 Zentimeter Länge ebenfalls in keiner Weise besonders. Seine 21 Millimeter Durchmesser liegen gerade etwas über dem eines XLR-Steckers. Neben der kleinen Öffnung für die Madenschraube in Fußnähe und den drei umlaufenden Spalten sind es nur zwei längliche Öffnungen auf gut halbem Weg zwischen XLR-male-Buchse und Membrankappe, die den über das Mikrofon schweifenden Blick stoppen könnten. Hinter einer der Vertiefungen kauert ein kleiner Schalter für das unter 80 Hz mit 12 dB/oct wirkende Hochpassfilter, das die bei Druckempfängern prinzipbedingt sehr ausgeprägte Tiefenwiedergabe im Zaum halten kann. Klimaanlagen und Erschütterungen durch Straßenverkehr und dergleichen können einem schnell die Suppe versalzen. Mit dem anderen Schalter wird eine Vorabschwächung um 10 Dezibel aktiviert, wenn das Kondensatormikrofon hohen Pegeln ausgesetzt ist. Dadurch steigt der Grenzschalldruckpegel auf 156 dB SPL (1% THD bei 1 kHz). Das Eigenrauschen liegt bei 13 dB (A). Diese Werte, darunter auch der Übertragungsfaktor von 19,9 mV/Pa, sind – wenn man es hier mal so nennen darf – solides Mittelfeld.
Leichte Höhenanhebung
Beim gemittelten Frequenzgang ist Audio-Technica ehrlich und verwendet kein Lineal: Besonders oberhalb von 1,5 kHz beginnt eine Berg- und Talfahrt, die sich allerdings im vertretbaren Bereich von wenigen dB abspielt. Leider ist die Auflösung des Graphen pegelmäßig sehr grob, aber es wird deutlich, dass die Höhen insgesamt etwas betont werden. Die durch die Abmessungen der Kapsel und durch den Korpus selbst unvermeidbaren Abschattungen sorgen im Polardiagramm für Änderung, hin zu richtender Empfindlichkeit, was allerdings erst weit über 1 kHz zum Tragen kommt.
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Elektretkapsel
Die Spannung, die die Kapsel zum namensgebenden Kondensator werden lässt, wird nicht durch eine externe Quelle aufgebaut, sondern besteht permanent: Die Kapselrückwand ist eine Elektret-Backplate. Dennoch ist wie üblich eine Phantomspeisung notwendig, die die Mikrofonelektronik befeuert. Ein AT4022 kommt nach Erwerb – und selbstredend auch zu unserem großen Testmarathon – in einem Kunststoffkoffer und bringt einen Mikrofonhalter, Reduziergewinde und einen Schaumstoff-Windschutz mit.
Chris sagt:
#1 - 01.12.2016 um 12:03 Uhr
Hey Nick,kurze Frage...bei den At4022igern kann man nicht von einer Diffusfeldentzerrung sprechen, richtig?LGChris
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1 - 01.12.2016 um 13:19 Uhr
Hi Chris,das ist eine Definitionsfrage. Es gibt eine Höhenanhebung zur Entfernungskompensation, allerdings ist die nicht extrem ausgeprägt. Ich würde das Frequenzbild in den Höhen (und somit den typischen Einsatzort) mit Schoeps' MK 2H vergleichen, die anders als die MK 2 nicht möglichst linear sind. Damit wäre das 4022 bei mittleren Distanzen gut aufgehoben, also in typischer Hauptmikrofondistanz für AB, Decca oder als Kugel-M. Als Ambience-Mikro würde man für ein natürliches Klangbild wahrscheinlich die Höhen leicht anheben wollen. Das vertragen die ATs bis zu einem gewissen Grad recht gut.Beste Grüße,
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Antwort auf #1 von Chris
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChris sagt:
#1.1.1 - 01.12.2016 um 14:46 Uhr
Hi Nick,danke dir!! Ich will nicht verschweigen daß ich 2 von den AT4022igern besitze und ich Teile deine Einschätzung!
Aus meiner Erfahrung mit den AT4022 igern ist es allerdings so, daß sie knapp Außerhalb des Hallradius ins Schwimmen kommen so daß ich auf der Suche nach einer günstigen Alternative bin, die etwas mehr Diffusfeldentzerrt ist. Etwa klanglich in die Richtung Schoeps MK2S soll es gehen....Siehe Bonedo Artikel Andreas Ederhof in der Laeiszhalle in Hamburg. Er positioniert die 2 Kugeln in 5m Höhe und erhält ein schönes, volles und durch die leichte Höhenanhebung, offenes Klangbild. Selbstverständlich hat die Laeiszhalle auch die entsprechende Akustik dafür. Die AT4022iger hatten bei mir nie so richtig gute Ergebnisse gebracht, da ich sie vermutl. immer zu weit außerhalb des Hallradius positioniert hatte. Ich hatte mal die Rode NT5 Kugeln. Die sind sicher nicht das Niveau an Auflösung was mir die AT4022er bieten, allerdings sind die deutlich Diffusfeldentzerrt. Die waren und sind in vielen Orchesterrecording Situationen die bessere Wahl.
Ich denke die MBHO MBC410er sehen ganz gut aus...Danke dirLG
Chris
Antwort auf #1.1 von Nick (Redaktion Recording)
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