Eines muss man John Good, dem kreativen Kopf hinter den DW Collectors Series Super Solid Snare Drums, ja lassen: der Mann hat einen Sinn fürs Spektakuläre. Als selbsternannter “Woodologist” ist er in allen Wäldern dieser Erde ständig auf der Suche nach dem neuesten Schrei in Sachen Holz, und sein größter Coup gelang ihm im Jahre 1997. Da nämlich entdeckte er auf dem Grund eines verschlafenen nordamerikanischen Sees einen vor 700 Jahren versunkenen Wald und schickte sogleich eine Tauchermission hinunter in 400 Meter Tiefe, um das seltene Gehölz ans Tageslicht zu befördern. In den DW-Produktionshallen wurde das Material dann verarbeitet zu einer Serie streng limitierter Drumsets, die preislich etwa im Bereich eines Mittelklasse-Wagens lagen. Fortan musste der Begriff “Vintage” neu definiert werden.
Solche Geschichten prägen sich natürlich ein, und auch die Story hinter den “geschrumpften” Super Solid Snare Drums liest sich nicht weniger aufregend. John Good ließ sich hierbei inspirieren von skurril geformten Designermöbeln aus Holz, die ihn auf die Idee brachten, die hierbei verwendeten Fertigungsmethoden zur Trommelherstellung zu nutzen. Wenn man sich auf der DW-Website Goods zehnminütige Ansprache zum Herstellungsprozess der Super Solid Snares anschaut, könnte man fast so etwas wie schwarze Magie dahinter vermuten. Dicke Holzplanken lassen sich wie eine Rolle Klopapier aufwickeln, Material verschwindet auf geheimnisvolle Weise … Nun, wir werden in diesem Testbericht versuchen, das Geheimnis hinter diesen seltsamen Phänomenen zu lüften.
Details
Solid Shell Drums gibt es mittlerweile seit über achtzig Jahren, und üblicherweise werden die relativ dünnen Kessel im “Steam-Bent-Verfahren” hergestellt. Dabei wird ein langes Stück Holz über heißem Dampf in Form gebogen, anschließend verleimt und mit Verstärkungsringen am oberen und unteren Ende bestückt. Genau genommen handelt es sich hierbei also um einen dreiteiligen Kessel. Im Unterschied zur traditionellen Herstellungsmethode produziert DW mit seinen Solid Shell Snare Drums echte One-Piece-Shells. Die Geschichte beginnt damit, dass John Good von einer Methode erfuhr, die es ermöglicht, massive Holzplanken von zwei bis drei Zentimeter Stärke regelrecht aufzurollen. Dabei wird eine lange Holzplatte in eine Art Mikrowellenofen gesteckt und einer Prozedur unterzogen, die sich verändernd auf die Molekularstruktur auswirkt. Durch die Verdichtung verliert das Holz etwa zwanzig Prozent seines Volumens und wird dabei extrem weich und formbar. Da die Form nach dem Aushärten bestehen bleibt, entsteht, im Unterschied zum Steam-Bent-Verfahren, ein spannungsfreier Kessel, der sich mühelos verleimen lässt. Aus diesem ultradicken Kessel wird anschließend im mittleren Bereich mittels Fräsung die Wandstärke auf den gewünschten Wert reduziert. Dadurch entstehen die Verstärkungsringe am oberen und unteren Ende praktisch von selbst. John Good betont übrigens, dass bei dieser Herstellungsmethode die Ringe zur Stabilisierung zwar nicht nötig wären, sich aber seines Erachtens positiv auf die akustischen Eigenschaften des Kessels auswirken.
Die Super Solid Snare Drums gibt es ausschließlich in der Größe 14 x 5,5″, wobei zwischen drei verschiedenen Kesselstärken gewählt werden kann: 3/8″, 1/2″ und 3/4″. Zum Test liegt die mittlere Variante vor, die über knapp 1,3 Zentimeter Wandstärke verfügt. Im Bereich der Verstärkungsringe messe ich 2,2 Zentimeter. Es handelt sich also um einen recht dickwandigen Snarekessel, der gefertigt ist aus einem Stück North American Hard Rock Maple. Das Holz ist wunderschön gemasert und auf der Außenseite mit einer dünnen Versiegelung versehen. Die Nahtstelle des Kessels ist hinter der Abhebung platziert und so sauber verarbeitet, dass man sie nicht fühlen kann. DW hat der Trommel insgesamt vier Luftaustrittslöcher verpasst, und auch die Gratung mutet recht ungewöhnlich an. Sie weist zur Innenseite hin zwar den üblichen 45°-Winkel auf, liegt aber dafür nur einen Millimeter von der Außenwand entfernt und fällt dadurch sehr schmal aus. Bezüglich der Durchmessertoleranzen wird mit maximal 3 Millimetern zwar nicht der in dieser Preisklasse zu erwartende Topwert erreicht, aber aufgrund des unterdimensionierten Kessels gibt es bei der Fellmontage keinerlei Probleme. Das Snarebed erstreckt sich über eine Länge von 16 Zentimeter und erreicht im mittleren Bereich 3,5 Millimeter Tiefe. Die Verarbeitung des Holzkessels ist insgesamt auf allerhöchstem Niveau.
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Als Hardware kommen die charakteristischen runden Spannböckchen zum Einsatz, welche mit je zwei Schrauben am Kessel befestigt und mit Gummiunterlagen versehen sind. Bei den Spannschrauben setzt DW auf eine Eigenkreation aus Edelstahl mit besonders feinen Gewindegängen, genannt “True Pitch Tension Rods”. Die Spannreifen sind 2,3 mm stark und, wie auch die restliche Hardware, verchromt.
Bei der Abhebung der Testsnare handelt es sich noch um das “Delta”-Modell, welches aber mittlerweile durch die “Mag Throw Off” ersetzt wurde. Die Delta-Abhebung funktioniert sehr leichtgängig und ermöglicht, im Vergleich zu ähnlichen Modellen, eine mühelose Einstellung der Teppichspannung auch in der “On”-Position. Die Rändelschraube rastet beim Drehen in kurzen Abständen leicht ein, was ein selbstständiges Lösen bei harter Spielweise verhindert. Als Snareteppich kommt das DW “True Tone”-Modell mit zwanzig Spiralen aus Stainless Steel zum Einsatz.