Sabian Paragon Diamondback China 20″ Becken Test

Das Chinese Diamondback von Sabian ist das wohl interessanteste China der letzten Jahre. Speziell die 20 Zoll große Ausführung, die uns zum Test vorliegt, ist an Vielseitigkeit kaum zu überbieten und dennoch nur in Maßen genießbar – typisch China-Becken eben. Ganz ähnlich dem Koch einer fetten, salzigen Fischsuppe hat sich Sabian gedacht ‘mehr ist mehr’ und praktisch keinen Bestandteil moderner Schmiedekunst unberücksichtigt gelassen: Das Becken ist abgedreht, gehämmert, in die Chinatypische Blumenform gebracht, hochglanzpoliert und zudem mit Nieten und Schellen versehen. Gemäß seiner Größe von 20 Zoll soll es als Ride genauso gut funktionieren können wie als Crash.


Die erste Frage, die mir auch nach über 20 Jahren im Business auf der Zunge brennt, ist: Wie rum spielt man ein China-Becken eigentlich? Ich konnte mir lange nicht vorstellen, dass jemand ein Becken so konstruiert, dass die Sticks zwangsläufig am Beckenkragen zerfetzen. Aber spätestens aufgrund der Tatsache, dass das hier zum Test vorliegende Becken nun mal so gebaut ist, dass die Schellen – ist das China korrekt montiert – oben aufliegen und die hübschen Logos nur bei nach oben gewölbtem Rand zu sehen sind, bin ich mir sicher, alles richtig zu machen und lege los mit dem Test.

Details

Ein Paragon ist außerhalb des Drumbusinesses ein fehlerloser Diamant mit mindestens 100 Karat. Diese uralte Bezeichnung steht seit einigen Jahren außerdem für eine tatsächlich hochwertige Beckenserie von Sabian und soll wohl verdeutlichen, dass sich die Herrschaften der Firma wirklich sehr viel Mühe geben, während sie diese Becken schmieden. Das mit Nieten und Schellen bestückte 20 Zoll große China-Becken aus dieser Serie heißt nun Diamondback, also Diamantenrücken. Tatsächlich, so sagt es die Legende, hat Neil Peart von Rush nicht nur den Prototyp dieses Beckens konzipiert, sondern auch gleich die Namensidee mitgeliefert, als er über eine passende Kombination aus der durch die vielen Applikationen nicht mehr ganz ebenen Oberfläche des Beckens und dem Logo der Serie nachgedacht hat.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Logo macht sich gut auf poliertem Grund

Wenn es nicht schon erstaunlich genug sein sollte, dass Neil in seinem Monster-Setup noch eine 20 Zoll große Lücke für dieses Becken gefunden hat, dann doch immerhin, dass er bei der Produktion der Platte “Snakes And Arrows” irgendwann merkte, dass “bei einigen Songs eine andere Klangtextur gefragt war, irgendwas mit einem subtilen Stick Sound, einer dünnen, fast himmlischen Stimme, aber mit einem Knistern….wie ein traditionelles Nietenbecken, nur etwas präsenter”….das nenne ich eine präzise musikalische Vorstellung vom richtigen Sound für einen Song. Was genau er damit meint, ist ab Minute 0:51 in folgendem Video zu sehen, in dem er einen Part des Songs mit diesem Becken verziert. Der herausstechende Klang des Beckens im Live-Mix sind die lange rauschenden Schellen.
Youtube-Link zu Live-Video von Rush

Also hat er das Cymbal in der China-Krempe mit jeweils vier Nieten und vier Schellen versehen lassen. Die Nieten sind absolut normale Industrieware, und die Schellen bestehen aus B8 Bronze, was bedeutet, dass der Kupferanteil um zwölf Prozent höher ist (insgesamt also 92 Prozent) als beim Basis-Becken, welches aus der klassischen B20-Legierung besteht. Somit sind die Schellen etwas steifer und vibrieren dadurch länger als das restliche – etwas elastischere – Becken.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Schellen des Diamondback China bestehen aus B8 Bronze

Abgesehen davon ist das China im Profil relativ flach, die sogenannten Soundgrooves, also die Rillen, die beim Abdrehen des Beckens entstehen, sind ebenso nur dezent zu sehen und komplett auspoliert. Mit einem Hammer mit einer circa 1,5 Zentimeter breiten Schlagfläche wurden dann noch ganz gleichmäßig Hammermale auf dem Cymbal verteilt. Die Kuppe hat etwas engere, dafür aber weichere Einschläge abbekommen und ist relativ klein. Durch die vergleichsweise dünne und leichte Bauweise wird deutlich, dass dieses Instrument nicht in erster Linie für die Metalheads konzipiert wurde und damit auch nicht nur in dem Segment funktioniert, in dem Chinas am häufigsten gespielt werden. Los geht’s mit dem Praxis-Teil!

Geeignet ist das China einerseits für Jazzdrummer, weil es mit seinem komplexen, sizzeligen Sound viele Groove-Optionen bietet, sich aber sehr dynamisch spielen lässt. Andererseits ist der Gewalt nach oben hin keine Grenze gesetzt und geneigte Metalheads sollten dieses Becken checken, weil es mit seinen Schellen den üblichen Halftime-Parts endlich mal einen modernen Aspekt verleihen würde. Aber auch alle anderen Drummer aus dem Rock und Pop könnten mit dem Diamondback endlich den Einstieg in die Welt der China-Cymbals schaffen.

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