The GigRig Pro 14 im bonedo-Test – In diesem Test widmen wir uns einem besonderen Schmankerl aus der Kategorie „High Class Tools für Gitarristen“. Effektpedale sind nach wie vor extrem beliebt, sie dienen dem Anfänger genau wie dem Gitarrenhelden auf der Bühne, im Proberaum und natürlich auch im heimischen Wohnzimmer der individuellen Klanggestaltung. Mit der Zeit sammelt sich schnell ein ganzes Arsenal davon an und je nach Einsatzgebiet tauchen die ersten Probleme auf. Zum Beispiel der nervige Stepptanz, wenn man mehrere Pedale zu bedienen hat und mal schnell im Song umschalten möchte. Verzerrer ein und aus geht noch, aber der Wechsel von Delay, Chorus und Crunch Overdrive zur Leadzerre mit Booster erfordert einiges an Konzentration und zielsicherem Treten. Außerdem ist da der Signalverlust, den eine Serie von miteinander verbunden Pedalen mit sich bringt, ganz zu schweigen von den langen Kabelwegen.
Abhilfe kann die Möglichkeit bieten, ein Gerät über Send und Return in einen Effektloop einzubinden, wie es auch bei den meisten Amps der Fall ist. Kann man seine Pedalsammlung auf diese Art über mehrere Loops ins Geschehen integrieren, lassen sich viele der genannten Nachteile vermeiden, und gestaltet man das Ganze dann auch noch programmierbar, dann entfällt sogar die besagte Stepptanzeinlage. Ein solches Teil der Extraklasse, das GigRig Pro 14, mit weitgehenden Steuer- und Verschaltungsmöglichkeiten haben wir für euch auf der Testbank liegen. Vorhang auf.
Hinter dem Namen GigRig steckt ein britischer Soundfreak namens Daniel Steinhardt. Er ist seit 25 Jahren im Business und sagt selbst, dass die Suche nach dem „guten Ton“ bei ihm mittlerweile von einer Passion zur Obsession geworden ist. Dass er gute Arbeit leistet, bestätigt seine Kundenliste, zu der unter anderem Jeff Beck, Larry Carlton, Steven Wilson (Porcupine Tree) oder Jay Mehler (Kasabian) gehören. Alles Musiker, die viel unterwegs sind und selbstverständlich zuverlässiges Equipment benötigen. Daher ist die Erwartungshaltung recht hoch und wir werfen einen ersten Blick auf die Schaltzentrale.
Details
Gehäuse/Optik
Unser Schaltbrett kommt in einem sehr stabilen Stahlblechgehäuse in Bühnenschwarz mit einer schrägen Oberseite, bei der die Fußschalter, 16 Stück, in zwei Ebenen angeordnet sind. Neben den Fußschaltern gibt es eine Reihe von Miniswitches, mit denen die aktiven Loops für ein Preset (gespeicherte Effektkombination) eingestellt werden. Zu jedem der Fußschalter gehört eine rote LED, die aufleuchtet, wenn der entsprechende Programmplatz angewählt ist. Zehn True-Bypass-Effektloops stehen zur Verfügung, die am oberen Rand unverwechselbar gekennzeichnet sind und bei denen jeweils eine grüne LED aufleuchtet, wenn der Loop aktiviert ist. Alles funktioniert analog mit Schaltern und ist ohne irgendwelche Untermenüs bedienbar. Zur Funktion und Bedienung gibt es an anderer Stelle natürlich noch Genaueres zu lesen. Die Anschlüsse sind logisch auf die drei Seiten verteilt, Eingangsbuchsen rechts, Ausgänge links und die Buchsen der einzelnen Effektloops an der Rückseite. Unser Schaltkasten benötigt für seine Arbeit selbstverständlich Strom und den erhält er durch das mitgelieferte Netzteil, genannt Generator. Und der macht seinem Namen auch alle Ehre, denn nicht nur der GigRig Pro 14 wird damit versorgt, auch die einzelnen Effektpedale können hier per Daisy Chain gespeist werden. Das Netzteil liefert bis zu 5000 mA Strom (!), und das sollte auf jeden Fall für mindestens zehn Effektpedale ausreichen und das Geld für eine Multipower Station einsparen. Qualitativ kann es locker mit anderen hochwertigen Netzteilen mithalten, es ist sogar weltweit einsetzbar mit Spannungsstärken zwischen 100 und 240 Volt.
Anschlüsse
Auf der rechten Seite finden wir die Eingangsbuchse (Guitar In) und einen Aux/Tuner Ausgang, der aktiv ist, wenn der Aux-Schalter auf der Oberseite gedrückt wird. Der Signalweg wird in diesem Fall stummgeschaltet, sodass man in Ruhe stimmen kann. Außerdem liegt hier der Anschluss für die Stromversorgung der Effekte und eine Miniklinkenbuchse mit der Bezeichnung EXT. Über diese kann man mehrere GigRig Produkte miteinander verschalten, die dann auch untereinander kommunizieren. Logischerweise gibt es auf der linken Seite ebenfalls einen solchen Anschluss. Dort warten neben dem Eingang für das Netzteil auch noch die beiden Ausgänge Out1 und Out2, deren Status auf der Oberseite mit jeweils einer grünen LED angezeigt wird. Es können also zwei Verstärker angeschlossen und selbstverständlich entsprechend geschaltet werden. Beide Ausgänge sind voneinander isoliert und für eventuell auftretende Brummschleifen steht ein Phasenumkehrschalter bereit.
Für dich ausgesucht
Kommen wir jetzt zur Rückseite, an der sich sämtliche Buchsen für die Effektpedale befinden. Die zehn Effektloops sind jeweils ausgestattet mit einem Send und einem Return. Nur die Nummer Zehn präsentiert sich anders, denn sie kann mit ihrem zusätzlichen Return auch ein Stereopedal verwalten und den Effekt stereo über die beiden Ausgänge auf zwei Amps verteilen. Ganz rechts liegen zwei weitere Anschlüsse (Sw1, Sw2), über die man Schaltbefehle am Amp ausführen kann. Diese Buchsen sollten mit den Fußschalter-Anschlüssen am Verstärker verbunden werden, damit über sie die Kanalumschaltung realisiert oder der Reverb aktiviert wird. Das alles ist im Detail für jeden der 14 Speicherplätze einstellbar, und wie das funktioniert, erfahrt ihr im nächsten Abschnitt.
Bedienung
Ich fasse noch einmal kurz zusammen: Der GigRig Pro 14 hat zehn Effektloops und kann alle möglichen Kombinationen in 14 Speicherplätzen verwalten. Die Einstellung dieser Speicherplätze, also welcher Effekt aktiviert, welcher Ausgang benutzt und ob eventuell am Amp etwas umgeschaltet wird (Channel, Reverb), kann für jedes Preset über 16 kleine DIP-Switches festgelegt werden. Diese sind in zwei Blöcken angeordnet, Effect Loops und Control. Folgende Funktionen sind pro Preset einstellbar:
Effect Loops
Hier werden die Loops 1-10 geschaltet. Wenn der Schalter nach oben gedrückt ist, ist der entsprechende Effektloop aktiviert.
Control
Hier gibt es noch sechs weitere Funktionen, die ebenfalls pro Preset eingestellt werden können:
Post Amp
Am Ausgang des GigRig Pro 14 sitzt ein Class A Preamp. Dieser kann mit dem Control 1-Schalter aktiviert werden, wobei seine Lautstärke sich mit dem Post Vol-Regler neben den Control-Switches für jedes Preset getrennt einstellen lässt. So kann der Amp wahlweise noch etwas heißer angefahren oder auch Lautstärkeverluste durch ältere oder pegelschwache Effektpedale ausgeglichen werden.
Pre Boost Buffer
Die Schaltzentrale ist mit einem weiteren Class A Buffer Preamp ausgestattet, der direkt hinter dem Gitarreneingang sitzt, also noch vor der Effektabteilung. True Bypass ist prinzipiell eine gute Funktion, aber in manchen Pedalkombinationen nicht immer vorteilhaft. Der britische Rack-Guru Pete Cornish verwendet in seinen Pedalboards fast immer Buffer-Amps, um die unterschiedlichen Eingangs-Impedanzen der einzelnen Pedale und den Klangverlust von langen Kabelwegen auszugleichen. Beim GigRig Pro 14 hat man die Wahl zwischen True Bypass oder Buffer Amp, was in jedem einzelnen Preset mit dem Control 2-Schalter gewählt werden kann. Laut Hersteller sind Vintage Fuzz und Treble Booster von Buffer Amps nicht so angetan, aber bei mehreren Effekten im Signalweg und langen Kabeln zum Amp ist es mitunter sinnvoll, einen solchen vorzuschalten. Bei ihm handelt es sich auch um einen hochwertigen Low Noise X3 Preamp, dessen Pegel sich mit dem Regler rechts auf der Oberseite einstellen lässt. Wenn der Pre Buffer aktiviert ist, leuchtet die gelbe LED neben dem Regler.
Sw1 & Sw2
Mit den Control-Schaltern 3 und 4 werden die Schaltbefehle für die Ausgänge Sw1 und Sw2 eingestellt. Damit kann zum Beispiel der Kanal am Verstärker angewählt oder der Reverb geschaltet werden.
Out1 & Out2 Mute
Die Control Schalter Nummer 5 und 6 setzen die Ausgänge auf stumm. Somit hat man pro Preset die Möglichkeit, die Amps einzeln oder gemeinsam zu fahren.
Neben jeder Reihe der Speicherplätze (1-7, 8-14) gibt es noch einen Mode-Schalter, der über den Betriebsmodus der entsprechenden Reihe entscheidet. Er bietet zwei Möglichkeiten:
1 – Single
In diesem Modus wird immer nur ein Preset aktiviert. Schaltet man um, sind die Pedale des nächsten Presets eingeschaltet.
2 – Multi
Hier wird es richtig interessant, denn es können Presets kombiniert werden. Besonders vorteilhaft erweist sich dabei die Möglichkeit, das Ganze unterschiedlich zu gestalten und zum Beispiel in der unteren Reihe die Effekte einzeln im Multi Mode zu belassen und oben oft benutzte Kombinationen im Single Mode zu nehmen. Eine mögliche Einstellung wäre folgende:
8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Single | Overdrive – Wah – Reverb | Distortion – Delay – Reverb | Chorus – Reverb | Phaser – Reverb | Overdrive – Reverb | Distortion – Reverb | Overdrive – Phaser – Reverb |
Multi | Reverb | Delay | Chorus | Phaser | Distortion | Overdrive | Wah |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 |
Die Kombinationen aus der oberen Reihe lösen einander ab, wenn von einem Preset zu einem anderen umgeschaltet wird.
In der unteren Reihe werden die Effekte dazugeschaltet, ich habe praktisch die Schalter meiner Bodentreter vor mir und kann sie auch kombinieren. Wenn ich zum Beispiel Preset 2 drücke und danach Preset 6, dann sind Overdrive und Delay am Start.
Man hat aber auch die Möglichkeit, zu einem Preset aus der oberen Reihe Effekte aus der unteren hinzuzufügen. Ein Beispiel: Ich nehme Preset 10 (Chorus & Reverb) als Basis und kann dann zum Beispiel den Distortion hinzufügen, indem ich Schalter 5 aktiviere. Will ich das Ganze dann auf null zurückfahren, drücke ich ganz einfach den Bypass-Schalter und alle Loops sind deaktiviert.
Es bleiben wirklich keine Wünsche offen, die Verschaltungsmöglichkeiten der Pedale sind ausgezeichnet, auch die Bedienung ist wirklich simpel und man sieht zu jeder Zeit, was gerade aktiv ist und kann es auch im Handumdrehen ändern. Hier hat sich wirklich jemand mit viel Praxiserfahrung Gedanken gemacht und sie exzellent in die Tat umgesetzt.
Juergen Gebhardt sagt:
#1 - 08.11.2015 um 23:10 Uhr
Danke für das top Review.
Ein Punkt wäre noch zu behandeln. - Ist es so, daß man, wenn z.B. Overdrive und Fuzz vor den Amp, und die anderen Effekte im Send/Return betrieben werden sollen, ein Loop für den erforderlichen Split verloren gehen muß? Oder gibt es dafür eine andere Schaltmöglichkeit?Viele Grüße Jürgen
Thomas Dill - bonedo sagt:
#2 - 09.11.2015 um 08:37 Uhr
Hallo Jürgen,
so ist es - ein Loop muss geopfert werden. Mit dem Send in den Amp Input und dann aus dem Amp-Send zurück in den Return des entsprechenden Loops. Aus dem Output des Loopers geht es dann in den Return des Amps.
Schöne Grüße, Thomas