Hallo und herzlich willkommen zum zweiten Teil meiner Reihe “Ukulele für Gitarristen”. Nachdem wir in der ersten Folge grundlegende Gitarrenakkorde auf die Ukulele übertragen haben, wollen wir uns diesmal dem Thema Blues widmen. Mithilfe vieler Praxisbeispiele möchte ich euch Anregungen für Begleitung und Solospiel geben. Damit steht der nächsten Ukulelen-Jamsession nichts mehr im Wege!
Wer sich umfassend mit dem Thema Bluesharmonik und dem Bluesspiel auf der Gitarre beschäftigen möchte, dem empfehle ich die Workshopreihe “How To Play Blues” von Hansi Tietgen und die Folge 8 der Harmonielehre-Workshop-Serie von Haiko Heinz.
In unserem Workshop wird es in erster Linie darum gehen, den Blues in den gitarrentypischen Tonarten A und E auch auf der Ukulele spielen zu lernen.
Akkorde
Für die Akkordbegleitung im Blues werden in aller Regel Dominantseptakkorde verwendet. Diese stellt man als Großbuchstaben mit zusätzlicher 7 dar. Dieser Akkord-Typus besteht im Gegensatz zu den in der ersten Folge besprochenen Chords also nicht nur aus drei, sondern aus vier verschiedenen Tönen (weshalb man sie in “Fachkreisen” auch Vierklänge nennt). So unterscheidet sich beispielsweise der Dominantseptakkord A7 vom Durakkord A-Dur nur durch einen zusätzlichen Akkordton:
A7: A – C# – E – G
Blues in A
Um einen Blues spielen zu können, benötigen wir normalerweise nur drei verschiedene Dominantseptakkorde. Beim Blues in A sind das die folgenden: A7, D7 und E7 Um das Ganze auf die Ukuele zu übertragen, können wir die nötigen Akkorde wieder von bekannten Gitarrengriffen ableiten. Wie bereits in der ersten Folge erwähnt, wird die Ukulele im Vergleich zur Gitarre eine reine Quarte (5 Halbtöne) höher gestimmt. Dadurch ändern sich die Tonhöhe und die Bezeichnung jedes Akkords. Aus E7 (Gitarre) wird A7 (Ukulele).
Damit sind wir in der Lage, den ersten Blues in A zu begleiten. Beim folgenden Beispiel handelt es sich um ein zwölftaktiges Bluesschema, das als Grundlage für unzählige Bluessongs dient. Ich schlage die Saiten mit einem weichen Plektrum an, genauso gut lässt sich die Begleitung aber auch mit z.B. Zeigefinger oder Daumen im Wechselschlag spielen.
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Solo
Als Nächstes widmen wir uns dem Solospiel. Die meisten Melodien und Soli im Blues basieren auf der Pentatonik. Diese aus fünf Tönen bestehende Tonleiter bildet das Grundgerüst für die Bluesimprovisation. Für das Solospiel über dem Blues in A können wir die A-Moll-Pentatonik verwenden. Sie besteht aus den Tönen A, C, D, E und G. Den Fingersatz dafür leiten wir von einem Gitarrenfingersatz für die E-Moll-Pentatonik ab.
Das folgende Beispiel zeigt eine Idee für ein Bluessolo in A auf Basis der A-Moll-Pentatonik.
Spielt man zu zweit, lässt sich der “Solo-Blues” wunderbar mit der Begleitung aus Bsp. 2 ergänzen.
Diejenigen unter euch, die sich mit nur drei Akkorden unterfordert fühlen, können für mehr Abwechslung in der Begleitung sorgen, indem sie für jeden Akkord noch weitere Umkehrungen lernen, die sich in der Praxis dann frei kombinieren lassen.
Ich verwende in der folgenden A-Blues-Begleitung ausschließlich die drei Dominantseptakkorde, jedoch vermische ich die verschiedenen Umkehrungen miteinander.
Ein interessanter Effekt ergibt sich außerdem, wenn man zuerst den Akkord einen Bund neben dem Zielakkord greift und dann zum “richtigen” Akkord hinüber rutscht. Diese Technik wird manchmal auch als “side slipping” bezeichnet. Um einen klavierähnlichen Klang zu erzielen, bei dem die Akkordtöne genau gleichzeitig klingen, zupfe ich hier die Akkorde mit den Fingern
Der Blues in E
Nun wollen wir uns mit dem Blues in E beschäftigen. Dieser ist aufgrund der Möglichkeit, Leersaiten mit einzubeziehen, bei Gitarristen ähnlich beliebt wie der Blues in A. Die Akkorde für den Blues in E sind: E7, A7 und H7.
Der einzige neu zu lernende Akkord ist also an dieser Stelle H7. Ich verwende hier übrigens die deutsche Bezeichnung H anstelle der international üblichen Schreibweise B. Die folgende Übersicht zeigt H7 in vier Umkehrungen.
Nun folgt eine Blues-Begleitung in E. Ich verwende die verschiedenen Umkehrungen und erzeuge zusätzliche Spannung, indem ich an einigen Stellen wieder vor dem eigentlichen Zielakkord den Akkord einen Halbton höher oder tiefer einschiebe, der dann aufgelöst wird. So erklären sich auch die Akkordsymbole, die auf den ersten Blick gar nicht zum E-Bluesschema gehören.
Solospiel in E
Für das Solospiel beim E-Blues benötigen wir – ihr könnt es euch ja sicher schon denken – die E-Moll-Pentatonik. Sie besteht aus den Tönen E, G, A, H und D. Den Fingersatz dafür leiten wir von einem Gitarrenfingersatz für die H-Moll-Pentatonik ab.
Die nächste Abbildung zeigt ein Beispiel für ein Bluessolo in E. Die E-Moll-Pentatonik bildet dabei das melodische Grundgerüst, in Takt 6 verwende ich als Durchgangston zusätzlich B, eine sogenannte Blue-Note. Diese Klangfarbe wird ebenfalls häufig im Blues verwendet.
Erweiterte Dominantseptakkorde
Für alle Spezialisten, denen die bisher gezeigten Akkorde noch nicht ausreichen, gibt es jetzt noch einen Nachschlag:
Oftmals werden den Bluesakkorden noch weitere sogenannte Optionstöne hinzugefügt. Insbesondere die None (9) und die Tredezime (13) kommen häufig zum Einsatz, um dem Akkord eine bestimmte Färbung zu geben. Auf der Ukulele ist die Möglichkeit, mehr als vier Töne gleichzeitig zu spielen, nicht gegeben. Trotzdem ist es möglich, erweiterte Akkorde zu spielen, indem man bestimmte Töne weglässt. Gehen wir davon aus, dass man einen Dominantseptakkord auf Terz und Septime reduzieren kann, ohne dass sein grundsätzlicher Charakter sich ändert, können wir auf Grundton und Quinte verzichten.
A7 besteht wie schon erwähnt aus den Tönen A, C#, E und G. Lassen wir die “unwichtigen” Töne A und E weg, bleiben C# und G übrig. Diese sind wichtig, weil sie dem Zuhörer verraten, dass es sich erstens um einen Durakkord (C#) und noch genauer um einen Dominantseptakkord (G) handelt. Indem wir Grundton und/oder Quinte weglassen, können wir die interessanteren Farbtöne None (9) und Tredezime (13) einbauen. Weitere Möglichkeiten, Akkorde zu erweitern, werde ich euch in einer der nächsten Folgen noch genauer vorstellen.
Die folgende Übersicht zeigt ein paar Möglichkeiten am Beispiel der Akkorde für den A-Blues. Die meisten von ihnen kommen ohne Leersaiten aus und sind damit verschiebbar. So lassen sie sich auch in andere Tonarten übertragen.
In der Praxis könnte das dann wie folgt aussehen:
Der abschließende “Blues for bonedo” fasst noch einmal verschiedene Aspekte des heutigen Blues-Ukulelen-Workshops in einem Solo-Arrangement zusammen. Damit möchte ich mich für diesmal verabschieden. Viel Spaß beim Ausprobieren und Improvisieren mit dem gelernten Material!