“Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rhythmusgitarrist bin” heißt es so gerne spöttisch. Aber woher mag das kommen? Habt ihr euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass es nur sehr wenige Instrumente gibt, mit denen man Akkorde spielen kann – zumindest in der Funktion des Hauptbegleiters? Im Pop können das nur die Gitarre und das Piano/Keyboard, im Jazz kommt vielleicht noch das Vibraphon hinzu – aber das ist eher selten. Das heißt, wir Gitarristen sollten eigentlich wahre Meister im Begleiten sein und mit einem riesigen Akkord-Repertoire wuchern können, und damit auf jeden Fall auf Augenhöhe mit Pianisten stehen. In der Realität sieht das aber leider häufig ganz anders aus – aber warum?
Hand aufs Herz: Die Reize des Solospiels und filigrane Licks wirken am Anfang natürlich viel verlockender, als sich mit einem Thema zu beschäftigen, das zwar eigentlich zu 90% unsere Arbeit als “Begleitinstrumentalisten” ausmacht, bei dem man aber in der Regel eher ein wenig im Hintergrund bleibt – dem Rhythmusspiel.
Auch wenn ich zugeben muss, dass sich diese Attitüde im Laufe der 90er Jahre durch die Grunge-Bewegung ein wenig abgemildert hat, stehen die Themen Akkorde und tightes Rhythmusspiel nach wie vor nicht ganz oben auf dem Übungs-Fahrplan.
Das muss aber nicht so bleiben, und aus diesem Grund soll es in diesem Workshop um das Thema mehrstimmige Akkordvoicings gehen. Vor allem will ich euch aber die Angst vor diesen doch etwas kryptisch anmutenden Akkordsymbolen wie C7#5b9 oder Gmaj7#11 nehmen und euch zeigen, wie ihr euer Instrument besser zu verstehen lernt. Jetzt mag vielleicht der Einwand kommen: “Das ist doch Jazz, das brauche ich im Rock/Popbiz doch überhaupt nicht!” Weit gefehlt! Ich werde euch viele Beispiele aus dem Rock/Pop Bereich aufzeigen, sogar Charthits, die sehr wohl Akkorde benötigen, die über Dreiklänge und Powerchords hinausgehen.
An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal auf den Workshop “Akkordversteher” vom geschätzten Kollegen Lars Cölln aufmerksam machen, den ihr euch als Vorkenntnis unbedingt zu Gemüte führen solltet, denn vieles baut auf seinem Workshop auf. Jetzt aber los.
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