NAMM Show 2013: Highlights

Vier Tage lang fuhr die Musikinstrumentenindustrie bei der NAMM Show in Anaheim wieder bergeweise Neuheiten auf: Von “A” wie Amplifier bis “Z” Ziehharmonika gab es jede Menge Neues zu bestaunen. Und da in Los Angeles sowieso immer haufenweise Pop- und Rockprominenz residiert, passiert es ganz schnell mal, dass direkt neben einem Stevie Wonder einen Synth antestet oder euch jemand wie Tommy Thayer die Tür zur Halle aufhält. Denn die unstillbare “Gier auf Gear”, oder feiner ausgedrückt: das profunde Interesse, künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten durch das Optimieren der Arbeitsmittel stetig zu verbessern, verbindet wahrscheinlich die meisten Musiker. Um euch ein klein wenig beim Finden eurer “Hits” zu unterstützen, haben wir mal quer durch die Redaktion gefragt, was denn die Hits unserer Redakteure sind. Viel Spaß beim Lesen unserer persönlichen Namm 2013 Highlights:

namm2013_highlights

Gitarre & Bass

Fotostrecke: 2 Bilder Gibson SG Original: Ein Klassiker zum Rocken!
Die Gitarren-Tipps unseres Chefredakteurs Hansi: Wirklich innovative Produkte sucht man in der Gitarren-Sparte auf der Winter NAMM 2013 vergebens. Nachdem im letzten Jahr ganz eindeutig das iPhone/iPad im Mittelpunkt der Entwicklungen stand, scheint es dieses Jahr wieder eher Back to the Roots zu gehen. Was ja auch nicht unbedingt schlecht sein muss – denn mal ganz ehrlich: Was brauchen wir Gitarristen am nötigsten? Genau: Eine gute Gitarre und einen amtlichen Vollröhren-Amp. Das sind Konstanten, die seit nahezu 60 Jahren Bestand haben. Womit wir beim ersten  Highlight angekommen wären: der Gibson SG Original. Okay, die Gitarre kann sich nicht selbst stimmen und bietet auch keine Modeling-Effekte oder Gitarren-Simulationen. Sie ist eine ehrliche Haut, hat zwei Humbucker, einen 3-Wege Toggle-Switch und zwei Volume- und Tone-Regler an Bord , das war’s. Doch wenn sie hält, was sie auf dem Papier verspricht, wird man sich als Rock-Gitarrist die Finger nach dem guten Stück lecken – leider ist der Preis nicht ganz ohne!
Und auch beim zweiten Highlight bleiben wir bodenständig. Falls der neue Engl Ironball die gleichen Gene hat, wie seine großen Brüder (und da gehe ich jetzt einfach mal von aus), dann ist er der ideale „Immer-Dabei-Rock-Amp“ und wird sich blendend mit der SG Original verstehen. In diesem Sinne: Keep on rockin`!
Im Bassbereich kann ich nicht mal einen Trend erkennen: Ich muss gestehen, ich bin ein wenig enttäuscht und hätte mir für unsere Basser mehr erhofft. Aber es kommt ja noch die Messe – da werden wir für euch noch einmal suchen gehen!

Recording

Fotostrecke: 2 Bilder SM Pro Audio stellt neue Produkte für das 500er Format vor.
Unsere Recordingredakteure Guido und Nick sind modular unterwegs: Der Produktionsprozess ist im Laufe der letzten Jahre immer Software- und Plugin-basierter geworden, und das ließ sich natürlich auch auf der diesjährigen NAMM Show erkennen. Es gab mal wieder jede Menge neue Plug-Ins und Emulationen bekannter Hardware-Klassiker zu bestaunen. Zum Glück gibt es aber auch weiterhin Hersteller, die neue Hardware präsentieren: Hier hat das 500er Modulformat einen immer größeren Beliebtheitsfaktor erlangt, und so gab es in Kalifornien beispielsweise drei neue Module und vier Housings am Stand von SM Pro Audio zu bestaunen. Bei Focusrite zeigte man mit dem RED 1 500 einen Mic-Preamp auf Basis der legendären RED-Serie im 500er Format (zum API 500 Modularsystem haben wir auch einen interessanten Testmarathon).
Ebenso interessant dürfte es sein, welchen (neuen) Weg Behringer seit der erfolgreichen Einführung des X32 Digitalpultes einschlagen wird. Es scheint auf jeden Fall so zu sein, dass man auf diesen Pfaden weitergehen möchte, denn auf der NAMM zeigte Behringer gleich vier neue Mischpulte innerhalb der X32-Familie

Software

Softwareredakteur Felix hat diese Schmankerl gefunden: Im Softwarebereich sind diesmal echte Highlight rar, doch auf eine Konstante kann man sich verlassen, wie auf das Amen in der Kirche: Universal Audio vertreibt auch weiterhin gern fotorealistische Emulationen teurer Hardwaregeräte für ihr proprietäres DSP-System UAD. So darf man sich als geneigter Anwender nun auch “endlich” über die Emulation der API 500 Series und die Teletronix LA-2A Classic Leveler Plug-In Collection freuen.
Wer es etwas progressiver mag, bzw. auch unterwegs nicht auf das Aufnehmen verzichten kann, der dürfte sich über den anhaltenden Trend freuen, immer mehr professionelle Audio- und MIDI-Interfaces mit iOS Kompatibilität auszustatten. So kommen auch Geräte wie iPad, iPhone und Co. in den Genuss hochwertiger Wandler und Vorverstärker. Apple-Jünger dürfte es deshalb besonders freuen, dass nun auch Apogee diesem Trend folgt, und freudig dieiOS Kompatibilität von One, Duet und Quartet verkündet.

Keyboards

Fotostrecke: 2 Bilder Eine Legende ist zurück: Der MS20 als Reissue!

Im Keyboardbereich scheint eine Lawine an neuen Analogsynths losgetreten worden zu sein. Die Hits unseres Keyboard-Redakteurs Lasse: Mit dem neuen MS20 Mini macht sich nicht nur Korg ein schönes Geschenk zum 50. Geburtstag, sondern auch allen Fans analoger Synthesizer! Einer der legendärsten monophonen Synthesizer aus den späten 70ern erlebt hier seine voll analoge Wiedergeburt. Der MS20 mini ist etwas kompakter als das Original, sieht ansonsten genau so aus wie sein historisches Vorbild – bietet aber zeitgemäß zusätzlich MIDI und USB. Der Kult geht sogar so weit, dass Verpackung, Handbuch und die Schablonen für das Patchfeld im Originalstil gestaltet sind. Der MS20 mini wird laut Korg bereits im Februar für ca. 600 Euro in den Läden stehen – im Vergleich zum Vintage Original ein Schnäppchen!
Dave Smith hat auf der NAMM 2013 mit dem Prophet12 einen neuen polyphonen Analogsynthesizer enthüllt. Das Instrument wurde von Grund auf neu entwickelt und baut nicht auf bisherigen Designs auf. Mit zwölf Stimmen hat er die größte Polyphonie aller Dave-Smith-Instrumente: Jede Stimme verfügt zudem über vier Oszillatoren, einen Suboszillator sowie Tiefpass- und Hochpassfilter. Ein wahres Soundmonster! Der DSI Prophet 12 soll im zweiten Quartal 2013 erscheinen und wird etwa 3000 US-Dollar kosten. Angesichts der Gebrauchtpreise für analoge Polysynths ist das ziemlich fair.

Drums

Fotostrecke: 2 Bilder Tru Tuner von Head On Innovations.
Die Favoriten unseres Drumredakteurs Sönke sind der Tru Tuner von Head On Innovations und die Triple Conga Cajon von Toca: Der Tru Tunerist zwar aller Wahrscheinlichkeit nach ein gänzlich unnötiges Produkt und ich bezweifele, dass es wirklich helfen kann, beim Tuning Zeit einzusparen. Aber ich freue mich, dass sich wirklich jemand die Mühe gemacht hat, ein System auszutüfteln, mit dem sich alle Stimmschrauben gleichzeitig fixieren oder losschrauben lassen. Ich will es ausprobieren, lachen – und dann an die Wand hängen.
Ganz anders verhält es sich mit der Triple Conga Cajon von Toca, die aller Voraussicht nach mit wirklich interessanten Sounds aufwarten kann. Eine in drei Kammern unterteilte Trommel mit einer Holzschlagfläche, einem an Kesselpauken erinnernden Kessel und einem praktischen Ständer ist bis jetzt noch keiner Firma eingefallen und abgesehen von den mutmaßlich frischen Klängen sicher ein praktisches Instrument. 

DJ-Bereich

Fotostrecke: 2 Bilder Neue Mixtrack Modelle von Numark! Im Bild der Mixtrack II.
Im DJ-Bereich gab es für unsere Redakteure Peter und Daniel dieses Jahr keine bahnbrechenden Innovationen, trotzdem sind sie zufrieden: Man muß den Herstellern doch attestieren, dass sie ihre Produkte, vor allem im Bereich der MIDI-Controller auf die aktuellen Anforderungen der DJ-Softwares  erweitert haben. Allen voran Vestax, mit der Erweiterung seiner VCI-Serie und Numark mit der Runderneuerung seiner Mixtrack-Palette und dem NS7 in Version 2, der für uns eine der vielversprechendsten Neuvorstellungen auf der NAMM war: vereinigt er doch Turntable-Feeling mit zeitgemäßen Features. Darüber hinaus finden wir auch den Akku-betriebenen Wifi-MIDI-Controller Orbit sehr interessant. Mit diesem erscheint eine schnurlose Performance durchaus im Bereich des Möglichen, wie gut das in Echtzeit funktioniert, werden unsere zukünftigen Produkttests zeigen.
Spannend ist sicherlich auch die voll konfigurierbare DJ-Software “TheOne”, bietet sie neben Decks, Mixer und Effekten einen Timeline-Editor, ein Beispiel, das vielleicht Schule machen könnte. Ansonsten warten wir mit Spannung auf die Frankfurter Musikesse im April, denn einige Schwergewichte hielten sich doch auffällig mit Neuankündigungen zurück.

PA-Bereich

Fotostrecke: 3 Bilder Neues Bühnenmikrofon von DPA: Das D:facto II!

Der Tipp unseres Redakteur Guido: Im Live-Bereich ist man ja eigentlich immer darum bemüht, edlen Studio-Sound so gut wie möglich auf die Bühne zu bringen – und am Anfang der Kette steht definitiv ein passendes Live-Mikrofon. Ein Hersteller, der bisher nur im Highend-Studio-Sektor zuhause war, ist DPA. Doch seit der Einführung des d:facto Vocal ist klar, dass man auch Live-Performer als Kunden gewinnen möchte. Auf der NAMM zeigten die Dänen nun das zweite Mitglied dieser Produktfamilie, das d-facto II. Wir haben bereits ein Exemplar geordert und werden es für euch testen, sobald es verfügbar ist. 
Redakteur Nick fand diese News besonders interessant: Waves, DigiCo und Soundcraft haben eine Kooperation mit dem Namen DiGiGrid für Audio-Networking gegründet. Hier werden offenbar Kräfte und Kompetenzen gebündelt, um eine starke Struktur zu schaffen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob so ein System als “Insellösung” überlebensfähig ist oder sich anderen (vor allem Plug-In-)Herstellern öffnen muss. Aus Kundensicht ist das Letztere zu hoffen.  Hersteller Gator hat auf der NAMM abgefahrene neue Mikrofonständer gezeigt: Ich mag es, wenn Gebrauchsgegenstände von Grund auf neu überdacht und designt werden. Und warum soll etwas eigentlich nur rein funktionelles wie ein Mikrofonstativ davon ausgeschlossen bleiben?

Natürlich gab es auf der NAMM jede Menge mehr zu sehen – die hier erwähnten Instrumente und Produkte sind nur unsere persönliche Auslese. Den kompletten NAMM Report 2013 könnt ihr HIER lesen.

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