G5 ist das neue Effektgerät von Zoom. Wenn man sich die Multieffekte älteren Semesters anschaut, wird schnell klar, warum es einige Zeit dauerte, bis sich Geräte dieser Bauart endgültig durchsetzen konnten. Dabei war es nicht nur die gebotene Klangqualität, die als Argument gegen den Kauf solcher Geräte in die Waagschale geworfen wurde, auch die Bedienung über ein kleines Display und viele unübersichtliche Untermenüs schreckten viele Gitarristen davor ab, sich ein solches Teil zuzulegen.
In den letzten Jahren hat sich jedoch einiges verändert: Computer sind einfacher zu bedienen, Handys können sprechen, und auch die Multieffekte für Gitarristen sind logischer aufgebaut und können über größere Displays mit verbesserten Grafiken nahezu intuitiv bedient werden. Das neueste Modell von Zoom, das G5, hat sogar gleich vier Displays im Zugriff. Ob das die Sache nun einfacher macht und wie es um die gebotene Soundqualität bestellt ist, werdet ihr im folgenden Test erfahren.
Details
Gehäuse/Optik
Das G5 kommt in einem sehr stabilen, silber lackierten Metallgehäuse mit angerauter Oberfläche. Die untere Hälfte des Panels, dort, wo die vier Fußschalter angebracht sind, ist etwas erhöht. Eine Maßnahme, die die Regler und Displays in der oberen Hälfte vor versehentlichen Tritten des Gitarristen schützt. Ganz rechts wippt das Expression-Pedal, das mit einer Sonderfunktion aufwarten kann. Neben der üblichen Auf- und Ab-Bewegung, bietet das sogenannte Z-Pedal nämlich die Möglichkeit, auch seitwärts Parameter zu steuern. Wie das genau funktioniert und was man damit so alles anrichten kann, werdet ihr im Praxisteil erfahren.
Die Bedien- und Steuerelemente in Form einer großen Anzahl von Tastern, Reglern und der eben schon erwähnten vier Displays findet man allesamt im Norden des Pedals – auf gut Deutsch in seiner oberen Hälfte. Die vier verbauten LC-Displays, in denen die jeweils aktiven Effekte und deren Parameter dargestellt werden, geben dem Ganzen die nötige Struktur und bilden den Dreh- und Angelpunkt, für die um sie herum angesiedelten Controller. Jedes der Displays wird von je drei Reglern und Tastern begleitet. Die Regler dienen der Veränderung von Parametern, die beiden Up- und Down-Taster der Anwahl des aktiven Effekttyps und der Page-Taster dem Aufrufen spezieller Edit-Seiten, auf denen eine entsprechende Feinjustierung der jeweils zur Verfügung gestellten Effekt-Parameter erfolgen kann.
Über den Displays finden sich noch neun weitere Taster, mit denen verschiedene allgemeine Funktionen aufgerufen und gesteuert werden können. Hier lässt sich zum Beispiel der integrierte Drumcomputer einschalten, per Scroll-Taster durch die in den Displays angezeigten Effekte scrollen, etc. Auf die genauen Funktionalitäten und die grundsätzliche Struktur und Bedienung des G5 werde ich später im Praxisteil noch intensiver eingehen. Jetzt wollen wir das Ganze erst mal nur an der Oberfläche streifen.
Weiter geht es mit unserem kurzen Rundflug. Rechts neben den Displays ist eine kleine vergitterte Gehäuse-Öffnung zu sehen, in der eine 12AX7-Röhre um Aufmerksamkeit buhlt. Wie sagt man so schön: Das Auge isst mit – und so verhält es sich auch beim Gitarrensound. Wenn irgendwo ein Glaskolben glüht, dann ist sofort Vintage-Feeling angesagt. Ich bin da ehrlich gesagt immer ein wenig skeptisch, ob es sich dabei nicht einfach nur um ein kleines Placebo handelt. Aber das werden wir ebenfalls im Praxisteil noch unter die Lupe nehmen. Auf jeden Fall steht „Tube Booster“ drauf, und der kann in Tone und Boost geregelt werden.
Fehlt uns noch die Unterseite, die mit acht gummierten Flächen ausgestattet ist und dem G5 so einen sehr stabilen Halt auf glatten Oberflächen geben soll.
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Rückseite/Anschlüsse
Sämtliche Anschlussmöglichkeiten des Pedals finden wir auf der Rückseite. Los geht es ganz links mit dem Gitarren-Input, dessen Eingangsempfindlichkeit mit einem Schalter zwischen aktiv und passiv umgeschaltet und so den unterschiedlichen Ausgangspegeln der jeweils verwendeten Instrumente angepasst werden kann. Des Weiteren gibt es vier Ausgänge: einmal die beiden Main-Outputs mit Klinkenbuchse (Out L, Out R), dann den Phones-Out (Stereo-Klinke) zum Anschluss eines Kopfhörers und noch einen symmetrischen Ausgang (Mono Balanced-Out) im XLR-Format, um das G5 direkt an einen Mixer anzuschließen. Zur Behebung eventuell auftretender Brummprobleme hat Zoom gleich noch einen Groundlift-Schalter mit eingebaut. Zudem findet sich neben der XLR-Buchse ein Pre/Post-Schalter, über den man einstellen kann, ob das gewandelte Signal mit Effekten ausgegeben werden soll oder das analoge Gitarrensignal vor der A/D-Stufe abgegriffen wird. Somit ist man für alle Einsatzbereiche gewappnet.
Über den Control-In kann ein weiteres Expression-Pedal oder ein zusätzlicher Fußschalter angeschlossen werden, und mit dem USB-Anschluss lässt sich das G5 mit einem Computer verbinden und als Audio-Interface nutzen. Wer kein Aufnahmeprogramm hat, der erhält mit dem G5 gleich noch eine Version von Cubase LE gratis dazu. Ganz rechts außen befindet sich der Anschluss für das Netzteil, daneben parkt der Ein/Aus-Schalter.
Daten, Zahlen, Fakten
Bevor wir uns der Erforschung von Bedienbarkeit und Sounds widmen, gibt es jetzt erst mal einen Überblick, was sich so alles unter der Silberhaube des G5 versteckt. Das Gerät arbeitet mit einer A/D- und D/A-Wandlung mit 24 Bit und 128-fachem Oversampling bei einer Sampling-Frequenz von 44,1 kHz. Die interne Signalverarbeitung wird mit 32 Bit erledigt. Aufgebaut ist das G5 wie ein Pedalboard mit hintereinander geschalteten Effekten, von denen sich maximal neun gleichzeitig benutzen lassen. Einer davon ist immer ein Pedal-Effekt, der mit dem Expression-Pedal gesteuert werden kann. Die Plätze innerhalb der Effektkette sind in der Verschaltung individuell wählbar und komplett frei belegbar. Man kann also z.B. auch acht Zerrer und den Pedal-Effekt hintereinander legen. Allerdings ist dann auch irgendwann die Kapazität des DSP-Speichers ausgelastet, zum Beispiel wenn mehrere Ampsimulationen aufgerufen werden, was man im Normalfall natürlich eigentlich auch nicht macht. Sollte dieser Fall dennoch einmal eintreten, meldet sich das G5 mit einer Warnanzeige im Display des aufgerufenen Effekts und informiert so darüber, dass nicht mehr genügend Speicher zur Verfügung steht. Aber keine Angst, das passiert nur in Grenzfällen.
Ein Setup von neun Effekten kann als Patch gesichert werden. Drei Patches lassen sich auf einer Bank ablegen und 99 Bänke stehen zur Verfügung. Somit hat man die Möglichkeit 297 unterschiedliche „Pedalboards“ abzuspeichern. Das sollte auf jeden Fall ausreichend sein. Bei den Effekten handelt es sich um Simulationen legendärer Pedale, die auch ähnlich benannt sind. Man findet unter anderem einen „T Scream“ (Ibanez Tube Screamer), „Great Muff“ (Electro Harmonix Big Muff) oder auch den „Vintage CE“ (Boss CE-1Chorus). Das G5 stellt insgesamt 103 „Effektpedale“ zur Verfügung, dazu kommen noch 22 unterschiedliche Ampsimulationen und 20 speziell vorgefertigte Pedaleffekte. Auch hier kann man über die Bestückung nicht meckern.
Neben der Tatsache, dass das G5 als Audio-Interface genutzt werden kann, hat Zoom noch ein paar kleine Specials für das Üben zuhause eingebaut. Damit das Timing besser wird, ist ein Drumcomputer mit 41 verschiedenen Standard-Beats inklusive Metronom für ungerade Taktarten und einem recht brauchbaren Sound an Bord. Das Tempo kann manuell eingestellt oder über einen Fußschalter eingetappt werden. Auch das Ein- und Ausschalten ist über einen der Fußschalter möglich. Hier ist eine Kostprobe des Standard-Rock-Beats.
Wer Soli zocken will und keine Begleitung hat, der hat außerdem die Möglichkeit, sich ein entsprechendes Playback mit dem Looper zusammenzuzimmern. Es lassen sich Loops mit einer Länge von bis zu 60 Sekunden erzeugen. Das ist zwar nicht die Welt, reicht aber auf jeden Fall für eine Runde Blues-Schema aus – selbst bei langsamem Tempo.
Last but not least wäre noch der eingebaute Tuner zu erwähnen, der sich über längeres Drücken von Schalter 3 aufrufen lässt. Der angeschlagene Ton wird in Display 3 angezeigt, und die Genauigkeit der Stimmung kann über die sieben entsprechend beleuchteten Taster über den Displays abgelesen werden. Das Ganze funktioniert sehr gut, sowohl bei dunklem Bühnenlicht als auch bei heller Lichteinstrahlung (Sonne, Scheinwerfer) ist die Anzeige gut zu erkennen.
user sagt:
#1 - 22.11.2012 um 15:18 Uhr
Die eingebaute Röhre lässt sich sehr leicht gegen eine bessere austauschen, z.B. eine Sovtek.
Original verbaut ist eine billige China-Röhre, die ich gegen eine Sovtek 5751 getauscht habe.
Der Unterschied ist sehr deutlich. Sie bringt eine deutliche natürlichere Wärme selbst bei geringem Gain und vollere Tondefinition bis in die tiefsten Tiefen meines 5-Saiter-Basses. Zum Zusammenspiel mit den Zerren/Ampmodellen kann ich nichts sagen, die benutze ich mit dem Bass verständlicherweise nicht.Lustig: Hinter der Röhre sitzt eine die ornage LED, die das krasse Röhrenglühen simulieren soll. "Marketing, I see what you did there!" ;)
user sagt:
#2 - 22.11.2012 um 15:21 Uhr
Eine Sache habe ich noch vergessen - warum ich mich für die Sovtek 5751 entschieden habe. Aus der Beschreibung:
"The 5751 is not a true 12AX7, but is often used in place of a 12AX7. They only have 70% of the gain of a 12AX7, and are often used to quiet down guitar amps that have too much gain."
Das klärt dann nämlich die Probleme mit dem zu starken Lautstärkesprung wenn man die Röhre dazuschaltet. :)
Greg sagt:
#3 - 03.12.2012 um 23:55 Uhr
Hallo *,vorab wollte ich mich für den klasse Testbericht bedanken.Ich bin momentan dabei mich zwischen einem POD HD 300 und einem G5 zu entscheiden und wollte Fragen ob ihr mir hierzu ein Erfahrungsstatement liefern könnt.Für mich scheinen die Amps des POD HD 300 besser zu sein, wobei hingegen der G5 mehr Effekte und Einstellugen, sowie ein besseres Bedienkonzept bietet.Auch bin ich mir noch nicht ganz sicher ob ich meinen Fender Mustang 1 an das Effektgerät koppeln kann.Danke im Voraus.Grüße Greg