Mit dem Jupiter-50 bringt Roland eine abgespeckte Version seines derzeitigen Synthesizer-Riesen Jupiter-80 auf den Markt. Wie sein großer Bruder glänzt auch der „kleine“ 50er mit schickem Retro-Design und konsequenter Ausstattung: Kein Sequenzer, keine Begleitautomatiken, keine 16-fache Multitimbralität. Dafür ist er mit Unmengen an Sounds und mit intuitiven Split- und Layerfunktionen ausgestattet. Ein „Player’s Instrument“ für den Liveeinsatz also.
Im aktuellen Roland-Lineup ist der Jupiter-50 zwischen dem Juno Stage und dem größeren Jupiter-80 angesiedelt. Die Klangerzeugung baut auf der gleichen „SuperNATURAL“-Technologie auf, die auch beim Spitzenmodell zum Einsatz kommt. Schauen wir uns einmal an, was der Synthie genau unter der Haube hat und an welchen Ecken im Vergleich mit dem Jupiter-80 gespart wurde.
DETAILS
Das Design des Jupiter-50 ist eine Mischform aus Juno Stage und Jupiter-80. Das Gehäuse besteht aus elegantem, schwarz gebürstetem Aluminium. Das Bedienpanel wird dominiert von den bunten Instrumenten-Tastern, die eine Reminiszenz an die ursprünglichen Jupiter-Synthies der glorreichen 80er darstellen. Doch während beim Jupiter-80 ein großes, buntes Touch-Display im Zentrum des Bedienpanels thront, gibt es beim Jupiter-50 nur ein deutlich kleineres, zweifarbiges LCD-Display. Die Tastatur hingegen umfasst ebenfalls 76 ungewichtete Tasten und fühlt sich für meine Begriffe super an. Links von ihr befinden sich der Pitch- und Modulationsstick sowie zwei frei belegbare Taster.
Das Bedienpanel beginnt auf der linken Seite mit einem Anschluss samt Abdeckklappe für einen USB-Stick – auch dieses praktische Detail kennen wir schon von Juno Stage und Jupiter-80. Es folgen der D-Beam-Controller, das Volumen-Poti und ein Reverb On/Off-Taster. Die Controller-Sektion beherbergt zwei Drehpotis für Filter-Cutoff und Resonanz sowie die Arpeggio- und Octave-Taster. Neben dem Display liegen jeweils drei Schieberegler und Taster zur Steuerung der Tastatur-Parts (dazu später mehr). Unterhalb des bereits erwähnten Displays befinden sich die Menu- und Shift-Taster sowie sechs Soft-Keys zur Bedienung der angezeigten Menüpunkte. Drehpotis wie beim Jupiter-80 gibt es hier leider nicht. Rechts vom Display haben ein großes Value-Rad sowie die Cursor- und Eingabe-Taster Platz gefunden. Ganz rechts ist die Steuerung des Songplayers/-Recorders untergebracht. Direkt oberhalb der Tastatur liegen die bereits angesprochenen bunten Taster zur Auswahl von Instrumenten und Registrationen, sowie Taster für einen direkten Tastatursplit.
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Auch bei den Anschlüssen auf der Rückseite gibt es einige Einschränkungen gegenüber dem Jupiter-80. Zur Verfügung stehen ein Stereo-Out (Klinkenbuchsen), ein weiterer Stereoausgang (Sub-Out), ein Audio-Eingang (Stereo-Miniklinke), MIDI In/Out, ein USB-to-Host-Anschluss sowie Buchsen für ein Sustain- und zwei Controller-Pedale. Auf die XLR-Buchsen und den Digitalausgang des großen Bruders wurde beim Jupiter-50 verzichtet. Beim Gewicht wurde glücklicherweise ebenfalls gespart. Trotz seiner 76 Tasten wiegt der Jupiter-50 nur 11 kg und damit satte 7 kg weniger als der 80er. Für den Live-Keyboarder eine mitunter entscheidende Information!
Struktur
Um mit dem Jupiter-50 loslegen zu können, sollte man sich kurz seinen inneren Aufbau von Sounds und Tastatur-Belegungen klar machen. Die kleinste Sound-Einheit nennt sich bei Roland „Tone“ und stellt quasi den musikalischen Rohstoff dar. Grundsätzlich wird zwischen Acoustic- und Synth-Tones unterschieden, die jeweils für sich genommen verschiedene Ausprägungen von Rolands SuperNATURAL-Technik sind. Acoustic-Tones sind im Prinzip Samples und liefern das Material für (Überraschung!) akustische Klänge. Synth-Tones bestehen aus drei Ketten von Oszillator-Filter-Amp-LFO (genannt Partials) und sind daher (vornehmlich) für die Reproduktion von Synthesizersounds zuständig. Jeder Tone kann selbstverständlich editiert werden. Bei den Synth Tones schraubt man dabei ganz klassisch an den Oszillatoren, Filtern und LFOs herum. Bei den Acoustic Tones sind die Parameter instrumentenspezifisch ausgelegt. So hat man hier neben Hüllkurven und Filtern auch Zugriff auf bestimmte Spieltechniken oder Soundvariationen. Bei einem Streichersound stehen z.B. Legato-, Staccato-, Pizzicato-, Tremolo- oder Fall-Spielweisen zur Verfügung. Bei Piano-Sounds hingegen kann man hier schon auf der Tone-Ebene mit String Resonance, Hammer Noise etc. am Klang feilen.
Die nächsthöhere Ebene bilden die Live-Sets. Sie bestehen aus bis zu vier Tones, die neben- oder übereinander gelegt werden können. Das Live-Set eines akustischen Instruments, wie beispielsweise einer Gitarre, besteht typischerweise aus einem Tone (plus Effekten) – ein Acoustic-Tone ist ja für sich genommen schon ein fertiger Sound. Ein aufwendigeres Synthie-Pad hingegen kann schon mal vier gelayerte Tones beinhalten. Die Soundengine umfasst insgesamt 2560 Live-Sets und ist identisch zu der des Jupiter-80.
Nach dem vertikalen Klang-Aufbau des Jupiter-50 betrachten wir nun die horizontale Ebene. Über die Tastatur verteilt gibt es drei Parts: Im unteren Bereich den Percussion/Lower-Part, im mittleren Bereich den Upper-Part und im Diskant den Solo-Part. Die Parts lassen sich nicht nur im Split-Modus betreiben, sondern auch übereinander schichten. Im Upper-Part spielt man ein Live-Set mit bis zu vier Tones, während in den Perc/Lower- und Solo-Parts jeweils nur ein Tone (ohne Effekte) zur Verfügung steht. Es sind also insgesamt bis zu sechs Tones über- oder nebeneinander spielbereit. Hier wird ein weiterer Unterschied zum Jupiter-80 deutlich. Dessen zusätzlichen Lower-Part für ein weiteres Live-Set (4 Tones) bietet der Jupiter-50 nämlich nicht. Passend zur verkleinerten Part-Struktur wurde übrigens auch die Polyphonie des Jupiter-50 auf 128 halbiert.
Die gesamte Keyboardbelegung (inklusive globaler Einstellungen) kann als sogenannte „Registration“ abgespeichert werden. In einer Livesituation würde es sich also anbieten, pro Song eine Registrierung mit gewünschter Soundauswahl, Keyboardsplits und Controller-Belegungen anzulegen.
Die Effekt-Sektion beherbergt vier Multieffekte und einen globalen Reverb-Effekt. Die Multieffekte lassen sich allerdings nur für die Live-Sets nutzen. Die Percussion/Lower- und Solo-Parts haben keine eigenen Multieffekt-Slots, da es sich ja um einzelne Tones und nicht um ein Live-Set handelt. Sie können nur auf den gemeinsamen Reverb-Effekt geroutet werden. Die Multieffekte lassen sich sowohl parallel als auch in Reihe schalten (was übrigens auch beim Jupiter-80 in der inzwischen erhältlichen Software-Version 2.0 nachgebessert wurde).
Die Klangerzeugung des Jupiter-50 wird von einem Arpeggiator unterstützt, der 128 Styles mit diversen Variationen wie Octave Range oder Shuffle Rate bietet. Er macht keinen besonders ambitionierten Eindruck, erfüllt aber die Standards.
Erfreulicherweise lassen sich über den Jupiter-50 auch externe Klangerzeuger flexibel ansteuern. Im „External Part“-Bereich können Program-Change-Befehle gesendet sowie Tastatur-Range- und MIDI-Kanal-Einstellungen vorgenommen werden – ein unverzichtbares Feature für das Hauptkeyboard in einem Live-Setup.
Über den USB-Anschluss am Frontpanel des Jupiter-50 lassen sich Audio-Dateien von einem Speicherstick abspielen. Der sogenannte „Song-Player“ kann Files im MP3- , WAV- oder AIFF-Format verarbeiten. Dabei können sowohl das Tempo als auch die Tonhöhe des Songs in Echtzeit verändert werden – ein tolles Feature, auch wenn die Soundqualität natürlich leidet. Außerdem lässt sich hier innerhalb eines Songs ein Loop-Ausschnitt wählen oder der gesamte Song als Loop abspielen. Zusätzlich besitzt der Song-Player eine Aufnahmefunktion, mit der das eigene Spiel (und auf Wunsch gleichzeitig ein über den externen Eingang eingespeister Audio-Track) als WAV-Datei auf den USB-Stick gespeichert werden kann.
Marcus Udelhoven sagt:
#1 - 14.07.2017 um 11:56 Uhr
Das Review, hat den letzten Tropfen auf meine Kaufentscheidung ausgegeben. Die Pro´s liegen genau da wo ich gesucht habe: Live-tauglich: Gewicht, belegbare Direktwahl, externe Expander einfach ansteuerbar, schnelle auf das Mimnum reduzierte Sets (Split, Layer, Fades direkt abgreifbar) und das mit dem Sound von Roland. Contra: Am Preis hat die Zeit genagt, und bei weniger ausgeben heißt meißt auch "verzichten". Fehlende Touchscreen und Potis ersetzten sich auch mit dem App auf meinem IPad das sehr gut damit funtioniert und eh mit auf der Bühne ist. Ich hatte zuerst mit FA06 geliebäugelt, aber da ich den Seqencer im Laptop hab und die Pads nicht brauche ist mir die 76er Tastatur wichtiger.