Der Sequential Prophet-600 ist erheblich weniger bekannt als sein großer Bruder Prophet-5, der zu einer Legende avancierte. Dabei war er der erste Synthesizer, der MIDI aufzuweisen hatte und selbst preislich war er erschwinglicher. Zeit für einen genaueren Blick!
Eigentlich war ich immer schon eingeschworen auf Yamaha, Roland und ein paar Exoten, wie z. B. Crumar. Aber am guten Ruf von Sequential Circuits lässt sich nicht rütteln. Was ist Legende an dem guten Ruf und was hat dieser kleine Prophet-600 wirklich drauf? Prophet-5 oder gar Prophet T8 waren einfach zu selten und damals zudem unerschwinglich. Preise zwischen 2.200 und 4.000 Euro waren für ein erstes Antesten einfach unangemessen. Da schien der Sequential Prophet-600 gerade richtig, denn Preise zwischen 800 und 1000 Euro waren bezahlbar. Zudem hatte er – im Vergleich zu seinem Vorgänger Prophet-5 – eine Stimme mehr und er war der erste Synthesizer überhaupt, der mit MIDI aufwarten konnte.
Eine neue Erfahrung mit dem Sequential Prophet-600
Als ich dann meinen ersten Sequential Prophet-600 gekauft hatte, dachte ich zunächst, der Verkäufer wollte mich übers Ohr hauen und mir ein leeres Gehäuse andrehen – so leicht war das Ding. Nachdem ich ihn dann an einen Verstärker angeschlossen hatte, musste ich zugeben, dass sich dem „leeren Gehäuse“ doch ein überraschend voller Sound entlocken ließ. Meine Ohren waren bisher auf die Sounds von Yamaha CS, Juno und Jupiter geeicht und betreten mit dem Prophet-600 Neuland.
Details
Sequential Prophet-600: Rückblick ins Jahr 1982
Zunächst müssen wir zurück ins Jahr 1982. Das Hauptverkaufsargument des Sequential Prophet-600 bestand zunächst nicht ob seiner Soundqualitäten, die wir heute so an ihm schätzen, sondern bezog sich auf zwei kleine 5-polige Buchsen auf seiner Rückseite. Eine Revolution namens „MIDI“! Die Möglichkeit, zwei verschiedene Geräte miteinander arbeiten zu lassen, war nicht alleine eine technische Revolution. Denn, damit das alles möglich wurde, mussten auch verschiedene Unternehmen miteinander arbeiten. Dave Smith von SCI holte dafür Tom Oberheim und Ikutaro Kakehashi (Roland) an einen Tisch und entwickelte auf dieser Grundlage den MIDI-Vorgänger USI, der zunächst nur ein „Note an/Note aus“ hinbekam. Etwas Ähnliches schaffte auch Yamaha bereits 1981 mit dem Keycodekabel, das etwa ein Yamaha CP35 mit einem CS70M verbinden konnte. Doch die Weiterentwicklung von USI schaffte mehr. Man konnte weitere Parameter fernsteuern und das MIDI-Protokoll erlaubte erstmals eine Verbindung von Synthesizern verschiedener Hersteller.
Für dich ausgesucht
MIDI – die Revolution im Bau elektronischer Musikinstrumente
So wurde dem erstaunten Publikum während der Winter-Namm in 1983 vorgeführt, wie man mit einem Sequential Prophet-600 einen Roland Jupiter-6 spielen konnte und umgekehrt. Eine Technik, die die Musikwelt auf den Kopf stellen sollte, denn ohne diese Entwicklung wären viele uns bekannte New Wave Titel der 1980er Jahre gar nicht denkbar. Dank MIDI stöpselten die Musiker nun beliebig viele Sequencer, Drumcomputer und Synthesizer zusammen und erreichten damit eine umfangreiche Synchronisation, die einen extremen Einfluss auf die Musikrichtung hatte. Schade nur, dass der Sound des Sequential Prophet-600 durch MIDI so in den Hintergrund treten musste. Und obendrein schade, dass im selben Jahr durch den Yamaha DX7 bereits der Abgesang an das analoge Zeitalter eingeleitet wurde.
Zurück in die Gegenwart
Wer heute einen Sequential Prophet-600 spielt, ist natürlich immer noch froh über die beiden MIDI-Buchsen. Aber er wird sich diesen Synthesizer vermutlich eher wegen seiner klanglichen Möglichkeiten angeschafft haben. Kommen wir also auf dessen Features jenseits von MIDI zu sprechen.
Sequential Prophet-600: Oszillatoren CEM 3340
Werfen wir einen Blick darauf, was den Sound des Sequential Prophet-600 ausmacht: die Innereien. In Kurzform sind das 12x CEM 3340 (VCO), 6x CEM 3372 (VCF/VCA) und 4x CEM 3360 (Dual VCA). Die CEM 3340 finden wir in fast allen großen Synthesizern dieser Zeit. Neben nahezu allen Synthesizern von Sequential Circuits fanden sie auch Verwendung in Geräten von:
- Banana
- Crumar (Spirit 2)
- Moog (Memorymoog)
- Oberheim (OB8, OB-SX und OBX-a)
- Roland SH101, Roland Jupiter-6 und -8 sowie MKS80
Der CEM 3340 war dank seiner Zuverlässigkeit eine Revolution für sich.
VCF und VCA-Chips im Sequential Prophet-600
Die markanten VCF/VCA-Chips namens CEM 3372 wurden beispielsweise im Akai AX80, im Oberheim Xpander und Matrix 12, im Rhodes Chroma, Polaris 6 und im Prophet T8 verbaut. Die Dual VCA Chips (CEM 3360) gab es außer im Sequential Prophet-600 noch in den nachfolgend gelisteten Synthesizern:
- Banana
- Crumar Spirit 2
- Ensoniq
- Linndrum 2
- Moog Memorymoog (hier wurden ganze 26 Stück davon eingebaut) Oberheim OB-8, OBXa, OB-SX2
- PPG Wave
- Rhodes Chroma
- Roland SH101, Jupiter-6, -8 und MKS80
- Sequential Prophet T8 und Studio 440
Schaut man sich an, in welchen Synthesizern die Herzstücke des Sequential Prophet-600 noch verbaut wurde, erhält man einen Eindruck davon, in welcher Liga der Prophet-600 wirklich spielt. Natürlich ist es immer auch eine Frage, wie viele dieser Chips den Sound ausmachen und vor allem, welche Funktionen den Chips letztlich bauartbedingt entlockt wurden. Doch darauf kommen wir später noch im Detail zu sprechen.
Der Prophet-600 im Schatten vieler Umstände
Der Sequential Prophet-600 hatte es in vielerlei Hinsicht schwer, denn er stand nicht nur im Schatten der eigenen MIDI-Buchsen, er wurde zudem von seiner FM-Konkurrenz quasi überrollt. Den Yamaha GS1 gab es seit 1980 und der DX7 kam ebenfalls 1983 auf den Markt. Zudem musste sich der Prophet-600 auch noch an seinem legendären Vorgänger – dem Prophet-5 messen lassen. Dieser hatte die Musikwelt bereits fünf Jahre zuvor entscheidend geprägt. Konnte man hier bereits ganz einfach Sounds programmieren, abspeichern und sie auf Knopfdruck wieder abrufen. Das klingt aus heutiger Sicht lächerlich, aber 1978 war das ein Meilenstein. Bedenkt man, dass man z. B. bei einem Yamaha CS80 für das Abspeichern von vier Presets ganze 104 Miniregler in eine extra „Schublade“ verlagert hatte. Doch von den Schatten des Sequential Prophet-600 zu seinen Sonnenseiten im Schnelldurchlauf. Hier fällt vor allem die Polymodulation ins Gewicht, mit der man drastische Soundeffekte erzielt.
Sequential Prophet-600 im Schnelldurchlauf
Der Sequential Prophet-600 verfügt darüber hinaus über zwei Oszillatoren, die Dreieck-, Sägezahn- und Rechteckschwingungen erzeugen können. Als Regelungsmöglichkeiten gibt es einen Mischer, über den sich das Verhältnis der Oszillatoren zueinander einstellen lässt. Dazu hat der Prophet 600 zwei ADSR-Regeleinheiten, Glide (Portamento), einen krassen Unison-Modus (dazu später mehr), Noise, Sequencer und Arpeggiator. Auch dazu an späterer Stelle mehr. Schauen wir uns jetzt erst einmal an, wie Dave Smith das Armaturenbrett des Prophet-600 umgesetzt hat.
Folientaster des Sequential Prophet-600
Beginnen wir links mit den zeitgemäßen Preset-Folientastern des Sequential Prophet-600, bei denen man ohne jegliches haptisches „Klick-Feedback“ auskommen muss. Was sich die Macher dabei gedacht haben, wird mir auf ewig unbegreiflich bleiben. War die Preset-Sektion etwa für den Einsatz unter der Dusche gedacht? Als Staubschutz macht die Folie zunächst vielleicht noch Sinn. Aber wenn man sich überlegt, dass die Taster trotzdem dazu neigen, irgendwann mal nicht mehr zu funktionieren, dann scheidet auch dieser Grund aus. Mein erster Prophet-600 hatte bereits echte Klicktaster unter der Folie. Das ist deutlich angenehmer und wirkt auch haltbarer.
Aufgeräumtes Prophet-600 Bedienpanel
Rechts neben den Preset-Schaltern befinden sich die Tasten für die Verbindung zum Tape/Rechner sowie eine sehr praktische Autotune-Taste. Diese bringt das Gerät – anders als beim T8 – in nur wenigen Sekunden auf eine standardisierte Wellenlänge. Darunter kann man mittels der Taste „Preset“ wählen, ob man den Sound des gewählten Presets oder den des Panels hören möchte. Daneben befindet sich der Record-Knopf für das schnelle Speichern von Programmen und Sequenzen. Und direkt darunter liegen die Sequencer und Arpeggiator-Schalter inkl. eines Speed-Reglers. Auf dem übrigen Panel liegt nun, sauber und ordentlich in sechs Sektionen aufgeteilt, die Schaltzentrale des Prophet-600. Die einzelnen Bereiche wurden mit einer weißen Linie voneinander abgetrennt. Die Struktur ist fantastisch klar. Hier regiert nicht der Schalterwald, der in den 1970ern noch die Lust des Tastenmenschen weckte, hier wirken Minimalismus und Understatement Hand in Hand.
Sequential Prophet-600: Poly Mod, LFO und Oszillatoren
Setzen wir die Panel-Führung fort und werfen linker Hand einen Blick auf das, was den Sequential Prophet-600 derzeit in eine klare genetische Linie zum Prophet 5 setzte: die Poly-Mod-Sektion.
Darunter finden wir die LFO-Modulation, bestehend aus Frequency, Shape (Dreieck und Rechteck), Initial Amount und die Routing-Möglichkeiten der Modulation (Frequency A-B, Pulsweite A-B und Filter). Nicht ganz unwesentlich ist der „Unison“-Schalter, mit dem man alle Stimmen kraftvoll auf eine Taste vereinen kann. Die nächsten beiden Bereiche liegen übereinander angeordnet: Oszillator A und B. Beide Sektionen verfügen über Frequency, Wellenform (Sägezahn, Dreieck, Rechteck) und einen Drehregler für die Pulsweite. Im oberen Bereich lässt sich darüber hinaus noch der Sync ein und ausschalten, während man unten den Oszillator B noch feintunen und gegen Oszillator A verstimmen kann, wodurch sich der Sound deutlich anfetten lässt. Neben den Oszillator-Reglern liegen zwei weitere Drehregler, einer für den Mix von Osc A und B und einen mit Glide-Funktion.
Sequential Prophet-600: Filter, Hüllkurven und mehr
Der letzte Bereich rechts auf dem Bedienfeld des Sequential Prophet-600 gehört den klassischen Filter-Parametern: Es gibt eine Reihe mit Cutoff, Resonance und Envelope Amount sowie einen Schalter für Keyboard-Full, -1/2 oder -Off. Darunter befinden sich die vier altbekannten ADSR-Regler für den Filter und noch mal eine ADSR-Sektion für den Amp. Abgerundet wird das Panel durch einen Volume und einen Mastertune-Regler. Aus die Maus. Lässt man die Schalter für Presets, Arp und Sequencer mal außen vor, dann begnügt sich der Prophet 600 mit knapp 40 Reglern. Das ist im Vergleich zu manch 70er-Jahre Modell recht wenig, im Vergleich zu einem typischen Mitt-80er-Synth aber immer noch erfreulich viel. Ich würde sagen: Dave Smith hat hier einen guten Kompromiss zwischen aufgeräumtem Minimalismus und Schrauberfreude gefunden.
Anschlüsse des Prophet-600
Die Rückseite des Sequential Prophet-600 wirkt noch deutlich aufgeräumter, als sein Bedienpanel. Neben dem revolutionären MIDI In und -Out gibt es einen vorsintflutlichen Cassette-In und -Out, der auch ohne Kassettenrekorder für die Speicherung von Programmen und Sounds noch seine Daseinsberechtigung hat. Ansonsten findet man eine Filter-CV-In-Buchse, über die man ein Fußpedal anschließen kann und – welch Wunder – einen Kaltgerätestecker- und eine Audio-Out-Buchse. Und das war’s. Nix CV In oder Out und auch nix Trigger oder sonst etwas. „Wozu auch“, dachten sich die Dave Smithler. Der Prophet-600 hat ja dieses neuartige MIDI-Dings.
Praxis
Klang des Sequential Prophet-600
Vor allem im Vergleich zum Roland Juno-60, der technisch gesehen in etwa in derselben Liga spielt, zeigte der Sequential Prophet-600 deutliche Unterschiede. Mein allererster Eindruck: Der Prophet-600 hat für mich auf den ersten „Hör“ viel weniger Charakter als der Juno, der wie kaum ein anderer die 1980er Jahre repräsentierte. Andererseits kann der Juno eben fast nur diesen einen Sound, den man aus jeder Aufnahme sofort heraushört. Der Prophet-600 kann deutlich mehr. Während der Juno einen eindeutigen und unverkennbar aggressiven, ja dreckigen Sound hat, ist der Sequential Prophet-600 deutlich flexibler, zudem klarer und er bietet einen großen Fundus an experimentellen Sounds, Pads und abgrundtiefen Bässen. Das – wie gesagt – war mein erster Höreindruck.
Geringe Poti-Auflösung beim Prophet-600
Einer der größten Kritikpunkte beim Sequential Prophet-600 – auch im Vergleich zum Prophet-5 ist die geringe Auflösung beim Bewegen der Potis.
Vor allem, wenn man manuelle Filter Sweeps erzeugen will, sind hier beim Cutoff und Resonance Poti deutliche „Treppchen-Geräusche“ hörbar. Solch deutliche Parametersprünge macht der Prophet-5 nicht. Bekannt ist diese Eigenart dagegen beim Prophet T8. Aber es gibt Möglichkeiten, diesen Effekt zu umgehen bzw. mit ihm zu leben. Denn einerseits lässt sich der Filterverlauf durch die Hüllkurven steuern, wodurch die „Treppchen“ kaum noch hörbar sind oder: Man integriert den Effekt einfach ins Spiel und setzt ihn im positiven Sinne als Effekt ein. Es gibt ja auch Menschen, die analoge Synthesizer ablehnen, weil die „immer so verstimmt sind“. Andere lieben analoge Synthesizer, gerade weil die Oszillatoren so schön frei schwingen. Genauso sehe ich die Parametersprünge meiner ‚Propheten‘ als unverkennbare Charaktereigenschaften.
Sequential Prophet-600: vielseitige Oszillatoren
Ein unbestrittener Vorteil des Sequential Prophet-600 sind seine beiden Oszillatoren. Beide können auf Sägezahn, Dreieck und Rechteck abbilden. Aber nicht nur entweder/oder: beide Oszillatoren können die Wellenformen auch gleichzeitig erzeugen. Per MIX-Poti lassen sich die so erzeugten Sounds dann abmischen. Und so richtig punktet der Prophet-600 übrigens, wenn man alle sechs Stimmen bzw. alle zwölf Oszillatoren gleichzeitig im Unisono laufen lässt. Denn dann entwickelt der 600er einen unglaublichen Wumms.
Filter des Sequential Prophet-600
Auch hier kann man nicht meckern. Das Filter des Sequential Prophet-600 hat eine Reaktionszeit, als wenn Heckler & Koch bei der Entwicklung Pate gestanden hätten. Man hat wirklich manchmal das Gefühl, dass der Sound schon da ist, wenn man nur in Betracht zieht, eine Taste zu drücken. In dieser Hinsicht schlägt er die meisten anderen 24dB-Filter-Synths um Längen, denn der Prophet-600 schießt seine Sounds regelrecht in die PA.
Sequential Prophet-600: LFO
Auch hier zeigt der Sequential Prophet-600 seine Qualitäten, denn der LFO unterstützt hervorragend die experimentellen Sounds, die zu den besonderen Stärken des 600er gehören. Einzig ein Rauschgenerator hätte noch zu meinem ganz persönlichen Glück gefehlt – ein weiterer und nicht zu unterschätzender Unterschied zu seinem Vorgänger, dem Prophet-5. Denn die Möglichkeit, durch eine wohldosierte Noise-Zugabe das Klangspektrum zu erweitern, erweitert auch die Einsatzbereiche eines Synthesizers.
Prophet-600 Hüllkurven
Die Envelopes des Sequential Prophet-600 sind sehr dynamisch, aber nicht unbedingt die schnellsten. Das soll auf keinen Fall abwertend gemeint sein, denn viele der ganz großen Synthesizer haben eher langsame Hüllkurven. Beim Prophet-600 werden die Hüllkurven – im Übrigen auch der LFO – durch den Zilog Z80-Prozessor berechnet und gesteuert. Vielleicht liegt es daran, dass er zudem dafür verantwortlich ist, ein Auge auf die gedrückten Tasten und sämtliche Parameterveränderungen zu werfen. Und dazu muss er auch noch das Display mit aktuellen Informationen versorgen. Vermutlich ist es dann einfach zu viel vom kleinen Zilog verlangt, dabei auch noch schnelle Hüllkurven zu generieren. Kurz gesagt: eigentlich sollten wir darüber froh sein, denn die langsamen Envelopes sorgen für diesen schönen brassigen, mystischen Sound, der für den Sequential Prophet-600 so charakteristisch ist. Besonders ausdrucksstark zudem sind die Hüllkurven in Kombination mit der Polymodulation.
Sequential Prophet-600: Poly-Modulation
Die Poly-Modulation des Sequential Prophet-600 kennen wir bereits aus dem Prophet-5. Dieser Effekt hat schon hier für Furore gesorgt. Aber worin liegt der Unterschied zur herkömmlichen LFO-Modulation? Bei der LFO-Modulation moduliert jede Frequenz (jede Taste) alle Stimme in der gleichen Weise. Bei der Poly-Mod ist das Ergebnis jedoch sehr verschieden, denn sie erlaubt es, für jede Stimme zwei verschiedene Modulationsquellen zu bestimmen: die Filter Hüllkurve oder Oszillator B. Außerdem kann man die Richtung der Modulation auswählen. Entweder geht sie auf Oszillator A oder auf den Cutoff-Punkt des Filters. Die Stärke der Modulation kann man dabei stufenlos einstellen.
Unterschied zur Poly-Modulation des Prophet-5
Der Unterschied zur Poly-Modulation des Prophet-5 liegt darin, dass man dort außerdem noch die Modulation der Pulsbreite bestimmen kann. Trotzdem macht dieses Feature den Prophet- 600 zu einem sehr vielseitig klingenden Synthesizer. Beispielsweise kann man bei der Poly-Mod den Oszillator B für glockenartige Klänge oder auch für ringmodulationsähnliche Effekte einsetzen. Auch hier zeigt sich, dass sich der Sequential Prophet-600 auf wenige, aber entscheidende Funktionen beschränkt wurde, die zum Spielen und Experimentieren einladen. Als ich meinen ersten Prophet-600 vor mir stehen hatte, habe ich ohne Handbuch (und ohne jegliches Vorwissen) die tollsten Sounds geschraubt. Und das zeichnet für mich einen guten Synthesizer durchaus aus.
Spielhilfen des Sequential Prophet-600
In puncto Spielhilfen gibt es beim Sequential Prophet-600 nichts, was ihn wesentlich von seinen Mitstreitern unterscheidet.
Der Synthesizer bietet ein Pitch- und ein Modulationsrad. Der schlichte Arpeggiator kennt gerade mal die Richtungen „hoch“ und „runter“ und der 2-Spur-Realtime-Sequenzer dient gerade mal als Notizbuch. Allerdings muss man den Entwicklern zugutehalten, dass durch die oben erwähnten MIDI-Buchsen ein Sequenzer und eigentlich auch ein eingebauter Arpeggiator überflüssig wird.
Was meiner Ansicht nach sinnvoll erscheint, ist die Chord-Memory-Funktion, die übrigens auch dem Korg Polysix innewohnt. Beim Sequential Prophet-600 ist die Funktion allerdings ein wenig versteckt. Drückt man keine Taste und schaltet auf Unison, dann hat man Unison. Spielt man aber einen Akkord und schaltet bei gedrückten Tasten auf Unison, dann hat man die Chord-Memory-Funktion aktiviert. Statt der Unison-Taste kann man übrigens auch den Fußschalter treten, was beim Live-Spielen auch deutlich praktischer ist.
MIDI im Sequential Prophet-600
Wie eingangs bereits beschrieben, war der Sequential Prophet-600 der erste MIDI-Synth. Das heißt aber auch, dass man vom eingebauten MIDI-Satz nicht allzu viel erwarten sollte. Neben der gewählten Taste lässt sich auch die Modulation oder die Pitch-Information per Midi übertragen. Das reicht immerhin aus, um den Prophet-600 von einem Soft- oder Hardware-Sequenzer anzusteuern. Zum Glück bietet Winecountry immer noch das Upgrade auf Version 8 an. Diese endgültige Fassung bietet Omni- und Polymodi über 16 MIDI-Kanäle und das Senden von Programm-Daten via MIDI-Dump. Der ROM-Baustein ist auch ohne technisches Vorwissen zu installieren und kostet derzeit (2012) 39 USD.
Fazit
Einen Prophet-5 kann und will der Sequential Prophet-600 nicht ersetzen. Dafür hat er eigene Qualitäten, mit denen er selbst gegen seinen Vorgänger punktet. Abgesehen davon, dass MIDI von Hause aus bereits integriert ist, ist er angenehm kompakt. Außerdem ist er recht leicht, extrem zuverlässig und auf seine eigene Art und Weise hervorragend klingend. Darüber hinaus ist er immer noch in gepflegtem Zustand zu Schnäppchenpreisen zu erhalten. Vermutlich hängt es daran, dass zum Zeitpunkt der Markteinführung des Prophet 600 der Yamaha DX7 bereits das Rennen gemacht hatte und so die meisten Prophet-600 nicht mehr auf die große Bühne kamen. Tüfteln kann man mit dem kleinen Propheten traumhaft. Trotz – oder gerade wegen – seiner Aufgeräumtheit kann man schnell mal ein paar wunderschön experimentelle Sounds schrauben. Der Sequential Prophet-600 wird es nie auf den Olymp der großen Synthesizer-Legenden schaffen, trotzdem ist der „Volksprophet“ für mich immer noch ein ganz großer Geheimtipp.
Mike Nickel sagt:
#1 - 31.03.2015 um 13:23 Uhr
Mitlerweile gibt es für den Prophet 600 ein Firmware upgrade, das dieses feine Instrument
nochmal zusätzlich aufwertet.Eine Übersicht über die neuen Features findet Ihr hier:
http://sfx.gligli.free.fr/z...Mehr Infos gibt es auf dem Blog des Entwicklers:
http://gliglisynth.blogspot...