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Neumann M 149 Tube Test

Neumann selbst bezeichnen ihr M 149 Tube als „universelles High-End-Röhrenmikrofon“ – eine kurze und knappe Bezeichnung für ein Mikrofon, das uns einen legendären Sound bescheren soll. Die Urväter dieses Hochleistungs-Schallwandlers sind nämlich keine geringeren als die altehrwürdigen U 47 und M 49 – wären es Menschen, so würden wir hier von Sirs oder Lords sprechen. Die Verwandtschaft zu diesen Legenden wird durch das Herzstück eines jeden Mikrofons sichergestellt, die Kapsel. Diese heißt in unserem Fall eben K 49. Jedem versierteren Toningenieur wird bei dieser Namensnennung dezent das Wasser im Munde zusammenlaufen – und das zurecht.

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Ich muss gestehen, dass ein paar Mikrofone innerhalb unseres Testmarathons in der Open-End-Klasse für mich keine Unbekannten waren. Neben Sennheiser MKH 800, Blue The Bottle und Brauner VMAwar mir eben auch das Neumann M 149 Tube nicht wirklich neu. Ich habe in der Vergangenheit schon des Öfteren das Vergnügen gehabt, mit dem Luxus-Neumann zu arbeiten. Neben dem Prestige-Gebiet Vocal-Recording hatte ich das M 149 Tube auch schon vor diversen anderen Schallquellen im Einsatz, wie etwa Akustikgitarren, Gitarren-Amps, Flügel, Percussion und Bläsern. Dabei wurde ich von diesem Mikrofon nie enttäuscht, im Gegenteil. Doch in solch einem illustren Umfeld, wie ihn unser Testmarathon darstellt, durfte ich den kostspieligen Schallwandler bis dato auch noch nicht erleben. Ach ja, manchmal liebe ich meinen Job. Trotz allem gelang es mir, nahezu unvoreingenommen an die Beurteilung heranzugehen. Man kann sich die Spannung vorstellen, die sich in mir ausbreitete, als wir unsere drei Sänger vor das Mikro stellten – quasi meine ganz persönliche Phantom-Spannung.  

Details

Adel verpflichtet

Menschliche Blaublüter leben in der Regel in Schlössern oder ähnlich imposanten Domizilen, unser Mikrofon-Aristokrat aus dem edlen Hause Neumann muss sich mit einem Alukoffer zufrieden geben. Jetzt ist aber auch erst mal gut mit der Adelei, schließlich steht auf meiner Visitenkarte nicht „Adelsexperte“, sondern „Toningenieur“ und „Fachjournalist“ – widmen wir uns also ganz Testredakteur-like ein paar nüchternen Details und technischen Daten. Obwohl einem das Wörtchen „nüchtern“ beim Öffnen des stabilen Alukoffers sehr schnell wieder abhanden kommen kann, denn alleine der Anblick des Kofferinhalts ist schon imposant. Hier finden sich neben dem Mikrofon, das zusätzlich in einer schwarzen Nylontasche untergebracht ist, das Speisetzteil, eine elastische Spinnenhalterung und ein 8-poliges XLR-Kabel.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf den ersten Blick lässt sich sein edler Inhalt nicht unbedingt vermuten…

Größe und Gewicht sprechen eine klare Sprache

Schauen wir uns zunächst einmal den Hauptdarsteller an, das Mikrofon an sich. Mit dem M 149 Tube hat man schon einen ganz schönen „Brummer“ in der Hand – 70 mm Durchmesser, 201 mm Länge und 730 Gramm Gewicht sprechen eine klare Sprache. Der große Drahtgeflechtkorb nimmt ungefähr die Hälfte des Mikrofons ein und ist im Prinzip dem legendären M 49 entliehen worden, dabei aber akustisch offener gestaltet, damit der Schall ungehinderter und neutraler auf die Kapsel treffen kann. Hinter dem Korb sitzt, gut geschützt, die elastisch gelagerte Kapsel. Unterhalb der Kapsel befindet sich eine „Dom-Konstruktion“, die für eine Streuung des Schalls aus dem oberen Halbraum sorgen soll, um somit Interferenzen vorzubeugen. Das gesamte Mikrofongehäuse ist, wie man es von Neumann gewohnt ist, eine solide Vollmetallkonstruktion.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Kapsel wird von dem großen, akustisch besonders offenen Mikrofonkorb umgeben.

Kunststoff-Schieberegler für Richtcharakteritistik und Filter

Auf der Vorderseite befindet sich gleich unterhalb des Korbs ein schmaler Schlitz, aus dem ein Kunststoff-Schiebeschalter hervorlugt, mit dem man die Richtcharakteristik wechseln kann. Hier stehen insgesamt neun verschiedene Charakteristika bereit: Kugel, Breite Niere, Niere, Hyperniere und Acht sowie die entsprechenden vier „Zwischen-Nieren“. Auf der Korpus-Rückseite sitzt an gleicher Position der Schalter für ein siebenstufiges Hochpass-Filter, mit dem man die Grenzfrequenz von 20 Hz bis 160 Hz in Halboktavschritten einstellen kann – 20 Hz entspricht quasi der Deaktivierung des Filters, denn eine dedizierte Off-Position gibt es nicht. Zu den beiden Schiebereglern muss ich aber nun doch ein bis zwei Sätze verlieren. Die Regler funktionieren, gar keine Frage, aber bei einem Mikrofon, das über 4000 Euro kostet, hätte ich mir doch eine andere Konstruktion als Kunststoff-Schieber gewünscht. Zudem ragen die Regler auch nicht wirklich weit aus dem Gehäuse hervor, sodass die Verstellung etwas frickelig ist. Eine Metallausführung, die vielleicht noch einen Millimeter weiter herausgeragt hätte, wäre hier sicherlich angemessener gewesen. Oder was hätte dagegen gesprochen, die Richtcharakteristik-Verstellung sowie das Filter in das Netzteil zu bauen?

Fotostrecke: 7 Bilder Über einen verschraubbaren 8-poligen Anschluss wird das Signal zum Netzteil geführt.

Modernste Schaltungstechnik, gepaart mit guter, alter Röhrentechnologie

Am unteren Teil des Mikrofonkörpers befindet sich die 8-polige XLR-Anschlussbuchse sowie ein sauber darum geschnittenes Gewinde samt Rändelschraubring, mit dem das Mikro in der Spinnenhalterung befestigt wird. Die elastische Aufhängung EA 170 ist ebenfalls bestens verarbeitet und eben die typische „Neumann-Spinne“. In einem äußeren Ring, an dem sich auch die Stativbefestigung befindet, ist über zwei elastische, stoffummantelte Gummibänder der innere Mikrofonaufnahmering gelagert. Wer einmal mit einem Neumann-Mikro gearbeitet hat, weiß, dass diese Halterungen ihren Job bestens verrichten und für die Ewigkeit gemacht sind – die Gummibänder bekommt man natürlich als Ersatzteil. Kommen wir aber noch mal zum Mikro zurück, denn bisher ging es ja nur um „Äußerlichkeiten“. Hinter dem metallenen Gehäuse befindet sich nämlich modernste Schaltungstechnik, gepaart mit guter, alter Röhrentechnologie. Wenn wir von „Innereien“ sprechen möchten, so ist das Herz des Ganzen eine besonders selektierte Trioden-Röhre. Eigentlich findet sich bei Röhrenmikrofonen ein Ausgangsübertrager, nicht so beim M 149 Tube, hier hat man sich moderner Schaltungstechnik bedient. In diesem Fall übernimmt ein spezieller, integrierter Verstärker die Aufgabe, die unterschiedlichen Ausgangslasten zu treiben. Somit ist die Röhre komplett vom Ausgang entkoppelt und bleibt für die Aufbereitung des Eingangssignals zuständig. Dieses Schaltungsdesign bringt auch eine hohe Ausgangsstromkapazität mit sich, wodurch der Hersteller selbst sogar Kabellängen von bis zu 300(!) Metern erlaubt, ohne das Einbußen in der Signalqualität zu befürchten wären. Das Netzteil N 149 A könnte kaum unspektakulärer daherkommen: Ein schwarzes Stahlblechgehäuse, auf dessen Vorderseite die 8-polige Mikrofonanschlussbuchse, ein 3-pol-XLR-Ausgang sowie der Powerschalter ihre Heimat finden. Auf der Rückseite wartet einsam und verlassen eine Euro-Netzanschlussbuchse – fertig, aus. Bevor wir uns dem praktischen Teil widmen, möchte ich euch ein paar technische Daten vom Hersteller natürlich nicht vorenthalten. Der Übertragungsbereich beträgt 20Hz-20kHz, der Feldübertragungsfaktor 47 mV/Pa, die Nennimpedanz 50 Ohm, der Ersatzgeräuschpegel 13 dB(A), der Grenzschalldruckpegel für k

Kommentieren
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TrickTrack sagt:

#1 - 24.03.2012 um 15:53 Uhr

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Hey Bonedos,
echt ein super Test. Habe auch schon ein paar mal mit dem M149 aufgenommen und kann die Aussagen vom Autor nur bestätigen, das Teil ist ein Knaller. Die Sache mit den Plastikschaltern habe ich übrigens auch so gesehen, da wär Metall schon angebrachter.

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MS sagt:

#2 - 16.02.2014 um 09:45 Uhr

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Wie schlägst sich d. Micro in Instrumentenaufnahmen durch (z.B.a coustische Gitarre,Tambourin ) durch ?

Profilbild von Guido (bonedo)

Guido (bonedo) sagt:

#3 - 17.02.2014 um 17:02 Uhr

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Hallo MS, das M149 Tube eignet sich für akustische Instrumente (z.B. Akustikgitarre) hervorragend. Ich habe selber schon sehr viele Recordings von Akustikgitarren mit diesem Mikro gemacht und war jedes Mal wieder von der Auflösung (insbesondere des Mittenbereichs), der angenehm seidigen Färbung der Höhen sowie der Dynamik begeistert. Ich hatte es aber auch schon vor einer Bassdrum (in ca. 1m Abstand zum Resonanzfell als zweites Bassdrummikro), an diversen Percussions (Congas, etc.) sowie an einem Flügel im Einsatz. Du siehst, das M149 ist durchaus sehr universell einsetzbar. Natürlich darfst du nie einen cleanen, neutralen Sound erwarten (dann solltest du besser zu hochwertigen Kleinmembran-Mikros greifen), aber das möchte man wohl auch nicht, wenn man ein Großmembran-Röhrenmonster wie das M149 einsetzt ;-)
Viele Grüße,
Guido

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