Ihr wollt einen Deal? Gut. Daniel Heerdmann wird versuchen, euch dabei zu helfen, die Chancen zu vergrößern – denn einfacher ist es ja nicht geworden. In dieser auf vier Teile angelegten Serie wird er euch ein paar Tipps geben, so dass ihr möglichst gut vorbereitet ins Abenteuer gehen könnt …
Los geht’s mit Teil 1, der Checkliste:
“Liebes Labelteam – wir möchten euch sehr herzlich zu unserer Record-Release-Party im Logo einladen. Wir stellen dort unsere neue CD “Never Think” vor und würden uns freuen, euch dort kennen zu lernen. Hier exklusiv eine Vorabversion, mit der wir uns bei euch um einen Plattenvertrag bewerben wollen – vor Ort könnt ihr dann die richtige Version mitnehmen.”
So oder ähnlich bekommen wir immer wieder “Demos” zugeschickt – und der eine oder andere wird sich wahrscheinlich noch nicht mal darüber wundern oder hat sich vielleicht selbst schon mal so bei einer Schallplattenfirma beworben. Ich frage mich immer wieder, ob die Autoren solcher Einladungen sich überhaupt Gedanken gemacht haben, was für Schallplattenfirmen tatsächlich von Interesse ist. Mit diesem “A&R Special” werde ich versuchen, euch ein Paar der Mechanismen in den Köpfen der Artist- & Repertoire-Manager näher zu bringen, Denkanstöße zu geben – und im besten Fall dabei helfen, dass ihr auf dem Weg zum eigenen Labeldeal so weiter kommt. Eines sei vorab verraten: Zu versuchen ein Album zu verkaufen, welches ihr vorher schon mal sicherheitshalber selbst veröffentlicht habt, war noch nie eine so gute Idee …
Die Übersicht: Der 10-Punkte-Plan!
Hier eine kleine Checkliste, für die ihr euch ein paar Minuten Zeit nehmen solltet. Einfach mal Zettel und Stift in die Hand nehmen und aufschreiben, was euch zu dem Folgenden so einfällt:
#1: Es gibt keine Regel.
#2: Es gibt keine schlechte Musik.
#3: Was will ich eigentlich?
#4: Was will mein Gegenüber?
#5: Wann bewerbe ich mich?
#6: Wie bewerbe ich mich?
#7: Womit bewerbe ich mich?
#8: Wo bewerbe ich mich?
#9: Nachhaken.
#10: Es gibt keine Regel.
Punkt #1: Es gibt keine Regel.
So simpel es klingt – so einfach ist es auch. Ich kann euch hier kein Patentrezept geben nach dem Motto: „Wenn ihr das-und-das macht, werdet ihr am Ende auf jeden Fall einen Deal in der Tasche haben.“ Was für die eine Band gilt, kann in einem anderen Genre oder auch schon für einen anderen A&R vollkommen unwichtig sein! Aber ich kann euch Tipps geben, um zu verhindern, dass typische Anfängerfehler schon vor einem ersten Gespräch die Tür für euch verschließen!
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Punkt #2: Es gibt keine schlechte Musik.
Jeder A&R wird über kurz oder lang größenwahnsinnig. Die Typen in den großen Plattenfirmen sollen tatsächlich über eure Zukunft entscheiden können??? Ihr werdet euch also Sachen anhören müssen wie: „Eure Musik braucht nun wirklich niemand!“ oder: „Eure Musik ist mir zu dated.“ Oder den A&R Klassiker schlechthin: „Ich höre einfach keinen Hit!“. Alles Quatsch – Ich habe schon diverse Male Bands abgelehnt, die ich später in den Charts wiedergefunden habe. Und Bands, auf die niemand auch nur einen Penny gesetzt hätte, die auf einmal wie ein Phoenix aus der Asche steigen. Musik ist Geschmackssache – und allein der Fakt, dass ihr innerhalb der Band ein paar Leute gefunden habt, die eure Musik für super befunden haben, sollten euch zeigen, dass es oftmals nur eine Frage der Suche nach dem richtigen Partner ist.
Punkt #3: Was will ich eigentlich?
Bevor ihr euch um einen Vertrag bewerbt, solltet ihr euch klar gemacht haben, was ihr eigentlich von eurem Gegenüber erwartet: Sucht ihr einen Künstlervertrag oder eine Bandübernahme? Soll das Label eigentlich nur als besserer Vertriebspartner oder auch als Promotionpartner fungieren? Major oder Indie? Sucht ihr nur einen Partner für dieses Album, kommt ein so genannter 360° Deal für euch in Frage – oder wollt ihr am Ende einfach nur auf die Bühne?
Punkt #4: Was will mein Gegenüber?
Eine Frage die komischerweise so gut wie nie Beachtung findet ist: Kann ich überhaupt bieten, was der A&R sucht? Warum sollte ich mich mit Popmusik bei einem Metal-Label bewerben – und darf ich mich darüber wundern, wenn der Pop-A&R nach dem „Hit“ sucht? Ein Major-A&R hat ganz andere Vorgaben als sein Indie-Pendant: Musikgeschmack spielt bei dem einen eine komplett andere Rolle als bei dem anderen. Wenn ihr euch vorher bewusst macht, was ihr repräsentiert und wer genau das sucht, was ihr macht, erspart ihr euch nicht nur eine Reihe von uncoolen Absagen, sondern steigert auch ganz immens eure Chance auf einen Deal!
Punkt #5: Wann bewerbe ich mich?
Sollte ich mich um einen Deal bewerben, wenn ich gerade mal 5 Gigs mit meiner Band gespielt habe, brauche ich das perfekte Demo oder gar ein fertiges Album – oder zählt am Ende doch immer nur „der Song“? Ist es OK dem A&R ein paar „roughe“ Ideen vorzuspielen, oder muss ich vor meinem ersten Album schon eine halbwegs erfolgreiche Karriere in Eigenregie angeschoben haben?
Punkt #6: Wie bewerbe ich mich?
Am Anfang steht das Demotape – oder doch eher das Telefon? Kann ich einen A&R vorher mit meinen Fragen löchern und wer ist denn eigentlich in einer Firma der A&R? Das „wie“ ist oftmals mehr als die halbe Miete, denn von zehn A&Rs werden euch mindestens 9 sagen, dass sie eigentlich gar keine Demos hören – geschweige denn zu Konzerten von Newcomerbands gehen. Und dieser Eine, der euch was anderes erzählt, will wahrscheinlich nur cool sein. Hmmm … wie findet denn ein A&R dann eigentlich seine neuen Bands?
Punkt #7: Womit bewerbe ich mich?
Nur drei Songs oder gleich ein ganzes Album schicken? Wenn drei Songs – die drei „stärksten“ oder die drei, die am besten das Album repräsentieren? Welche Songs packe ich beim Demo an welche Stelle – und was ist der Unterschied zwischen einer „Promotion-“ und einer „Demo“-CD“? Wie schreibe ich meine Bandinfo – was will mein Gegenüber eigentlich über mich lesen? Sollte ein Info hochwertig gedruckt sein und im schnieken Top-Packaging angeliefert werden – oder reicht eine Fotokopie der Bandinfo mit der ihr euch auch um Konzerte bemüht?
Punkt #8: Wo bewerbe ich mich?
Wie finde ich eigentlich das perfekte Label für mich? Warum kann für mich das kleine, neue Label der bessere Partner sein als das Majorlabel – oder eben umgekehrt. Wann suche ich ein Label – und wann eigentlich doch nur eine Konzertagentur. Oder erstmal einen Manager, um mir die anderen Türen offen zu halten?
Punkt #9: Nachhaken.
Wann sollte ich wieder bei dem Label anrufen, dem ich etwas geschickt habe? Sollte ich warten bis die sich melden – oder kann ich riskieren, dass die Dame in der Telefonzentrale mich nach meinem 20sten Anruf schon beim Erkennen meiner Rufnummer wegdrückt?
Punkt # 10: Es gibt keine Regel.
Ach ja – bevor ihr es vergessen habt – ignoriert Regel 2-9 – weil ihr ja bereits in Regel 1 gelernt habt: Es gibt keine Regeln. Ihr müsst euch permanent neu auf die jeweilige Situation einstellen.
Im nächsten Teil unseres kleinen Vierteilers wird es um die Bestandsaufnahme, den „Ist-Zustand“ gehen – und wie ihr euch darauf vorbereitet, mit diesen Vorgaben einen passenden Partner zu suchen. Wir werden schauen, ob ihr überhaupt schon einen Partner suchen solltet oder es vielleicht sogar sinnvoll wäre, noch etwas mit der Dealsuche zu warten…
Felix sagt:
#1 - 29.09.2011 um 13:50 Uhr
Hi,
normalerweise finde ich solche Tipps und Tricks immer sehr hilfreich, vor allem auf bonedo.de gibt es davon reichlich Gute. Diese hier finde ich leider etwas am Thema vorbeigeschrammt. Für mich kommt hier kein vernünftiger Tipp rüber. Fragen werden mit Fragen beantwortet.
Natürlich habe ich versucht darin den Sinn zu erkennen und die für mich relevanten Sachen herauszulesen. Am Ende habe ich aber mehr Fragen und bin verunsicherter in dem was ich machen soll, als vorher.
Ich werde mir natürlich die kommenden Folgen dieser Reihe durchlesen und hoffe dass doch noch der ein oder andere Tipp dabei ist, den man auch umsetzen kann.Trotzdem schon mal vielen Dank an den A&R der Sich hierfür Zeit nimmt.
greez
Jan sagt:
#2 - 30.09.2011 um 13:49 Uhr
Generell ist die Idee des Artikels super! Teil 1 brachte mir allerdings noch keine neuen Tipps.Interessant ist die Frage, ob man überhaupt angehört wird bzw. "Wie finde ich Gehör?". Oder entstehen Deals nur durch Vitamin-B, Empfehlungen und viel Glück? Sprich: Macht ein Demo in das man extrem viele Arbeitsstunden und Geld investiert überhaupt Sinn?Man bekommt viele Standard-Absagen und hat das Gefühl, dass ein Praktikant die täglichen 500 Demos nach Lust und Laune vorsortiert hat. Dass ein angebotenes Produkt nicht gefällt oder ins Programm passt: Damit könnte man besser leben als mit der Ungewissheit, ob der A+R überhaupt 2 Minuten rein gehört hat.
Joni sagt:
#3 - 02.10.2011 um 13:51 Uhr
ich fand auch es hat mich noch mehr verunsichert als weitergebracht! ich habe auf antworten gehofft und habe fragen bekommen!
Daniel Heerdmann sagt:
#4 - 04.10.2011 um 13:16 Uhr
Meine Lieben,
ich bin der Autor dieses Artikels und möchte natürlich euch hier gerne antworten...Ihr habt euch die Frage ja auch ein wenig schon selbst beantwortet - dies ist Teil 1 eines Mehrteilers. Der Sinn und Zweck des ersten Teils war in der Tat dafür zu sorgen, daß ihr euch selbst Fragen stellt.
Und das hat einen sehr guten Grund: Wir müssen nämlich erstmal wissen, wo wir stehen, bevor wir wirklich effektiv arbeiten können.Ihr macht euch sicher alle bereits viele Gedanke über das "Wie" usw. - aber schon im zweiten Teil werdet ihr sehen, daß ihr auf viele dieser Fragen wieder stoßen werdet - und wenn ihr dann die Vorarbeit aus diesem Teil hinter euch gebracht habt, werdet ihr sehen, daß alles Sinn macht...Ich werde versuchen euch vor allem das Leben einfach zu machen, d.h. mit euch zusammen feststellen wo ihr euch ohnehin eine Absage abholen werdet - und zwar aus äusseren Gegebenheiten - nicht wegen der Musik.Wenn ihr lernt euch und eure Ziele anhand dieser Checkliste zu definieren, werdet ihr nur noch ein 1/10 der Bewerbungen schreiben müssen - aber diese richtig - und vor allen an die richtigen Personen - so werdet ihr nicht nur lernen Zeit und Geld zu sparen sondern auch durch Massenabsagen weniger demotiviert werden...Natürlich wird jeder von euch sagen "das habe ich mich alles schon mal gefragt" - aber tut mir doch bitte den Gefallen und hinterfragt wirklich ganz genau alle diese Fragen in eurer Band - besprecht sie mit den Bandmitgliedern - und ich hoffe schon da wird sich für euch einiges Ändern....Danke für eure Zeit - und sorry das ich euch verwirrt habe...Daniel Heerdmann
Felix sagt:
#5 - 05.10.2011 um 16:25 Uhr
Hi Daniel,
Danke für die Antwort. Ich freu mich auf jeden Fall auf Teil2. Habe mir auch Teil1 sehr genau durchgelesen und mir so meine Gedanken gemacht. Jetzt bin ich auf jeden Fall gespannt wies weiter geht.
Ich mein, mein erster Kommentar sollte auch auf keinen Fall eine Kritik an dir oder deinem Schreibstil sein, deine Geschichten aus dem Rock-Biz les ich ja auch mit Genuss ;-)
greez
Sublevel sagt:
#6 - 18.05.2012 um 19:20 Uhr
Hi, kommt da noch ein 2. Teil?
BonedoAlex sagt:
#7 - 21.05.2012 um 12:36 Uhr
Hi Sublevel,Der zweite Teil ist zur Zeit in Arbeit, in ein, zwei Wochen solltest du nochmal nachschauen. LG,
Alex