Ich gebe zu, dass ich natürlich auch noch lange nicht von jedem Mikrofon-Hersteller gehört habe – puh, jetzt ist es raus. Genau so ging es mir auch, als wir die „Low Budget“-Mikrofone für unsere Testreihe erhielten. „StudioProjects“? Nie gehört, aber das will ja erst mal nichts heißen. In solch einem Fall mache ich mich dann zwecks Erweiterung meines Horizontes auf in die Tiefen des weltweiten Netzes.
Und dort erfährt man dann auf der firmeneigenen Internetseite des kalifornischen Herstellers StudioProjects einiges über die Hintergründe und die Philosophie der Firma, und man stellt schnell fest, dass Understatement nicht unbedingt zu ihren großen Tugenden gehört. Vielmehr würde mancher sagen: „Die nehmen den Mund aber ganz schön voll.“ Dort wird von speziell entwickelten Produktionsweisen gesprochen, die diese phänomenalen Preise erst möglich machen, dass aber die Produkte qualitativ mit mehreren Tausend Euro teuren deutschen Mikrofonen mithalten können. Bei der Kapsel-Entwicklung hat man sich an einer legendären deutschen Mikrofonkapsel aus den 50er Jahren angelehnt, diese aber verbessert, so der Wortlaut von StudioProjects. Ob man sich da ein wenig weit aus dem Fenster lehnt, werden wir nach diesem Test wissen.
Im Rahmen unseres Mikrofon-Vergleichstests haben wir uns für das StudioProjects C1 entschieden, ein Studio-Kondensatormikrofon mit Großmembran-Kapsel. Es verfügt über eine feste Nieren-Richtcharakteristik, ein schaltbares LowCut-Filter und eine zuschaltbare Vordämpfung – ansonsten ist kein weiterer „Schnickschnack“ an Bord. Schauen wir uns diesen Probanden einmal etwas näher an.
Details
Ein Koffer voller Zubehör
Zu Beginn werde ich gleich positiv überrascht, das Mikrofon wird nämlich in einem stabilen Alu-Transportkoffer geliefert, was in dieser Preisklasse nicht unbedingt selbstverständlich ist. Zusätzlich finden sich in dem Koffer neben dem Mikro noch eine elastische Spinnen-Halterung nebst einem kompletten Satz Ersatzgummis sowie ein Schaumstoff-Wind/Popschutz. Designtechnisch scheint man die Mikrofone von Brauner im Hause StudioProjects zu kennen, denn eine gewisse Anlehnung lässt sich nicht verleugnen. Na ja, wenn man sich technologisch schon an „Good old Germany“ orientiert, warum dann nicht auch in Sachen Optik.
Auch wirkt das C1 auf jeden Fall solide verarbeitet. Der etwa ein Millimeter starke Metallzylinder ist sauber abgedreht, die Anschlussbuchse mit dem präzise geschnittenen Gewinde hinterlässt ebenfalls den Eindruck, als ob sie viele Jahre für einen zuverlässigen Kontakt sorgen könnte, und auch der Drahtgeflechtkorb bietet einen zuverlässigen Schutz für die 6μm dünne Mylar-Membran.
Solide Verarbeitung mit kleinen, optischen Patzern
Nun gut, packt man die Lupe aus, lassen sich ein paar Kritikpunkte finden: Das Firmen-Logo könnte sauberer eingelassen sein, die Aussparungen für die Filter- und Pad-Schalter sind auch nicht 100%ig eben ausgefräst und der Pad-Schalter sitzt zur -20dB-Stellung hin nicht wirklich gerade. Doch diese Aspekte würde ich mal unter „Kleinigkeiten“ abhaken und nicht weiter thematisieren. Mit seinen 5,3cm Durchmesser und 22,6cm Länge sowie einem Gewicht von 763 Gramm ist dieses Mikro zwar kein Leichtgewicht, aber auch optisch unauffällig, und so passt alles gut zusammen und hinterlässt einen stimmigen Eindruck. Hinter dem groben Drahtgeflecht des Schutz-Korbes befindet sich übrigens ein weiteres sehr feinmaschiges Drahtgeflecht ähnlich einer Gaze, was sowohl als Pop- als auch Membranschutz vor feuchter Aussprache dient. Gleich unterhalb des Korbes, auf der Rückseite des Mikro-Körpers, befinden sich die beiden schon erwähnten 3-Weg-Mini-Schalter für LowCut-Filter und Pad-Absenkung. Das LowCut-Filter kann zwischen linear, 75Hz und 150Hz geschaltet werden, um tieffrequente Störgeräusche gleich am Anfang zu eliminieren. Es besitzt eine Flankensteilheit von 6dB/Oktave. Die Eingangsdämpfung (Pad) kann in die Zustände 0dB, -10dB und -20dB versetzt werden, somit sind auch richtig laute Schallquellen für das C1 kein Problem, denn der maximal verkraftbare Schalldruckpegel liegt ohne Pad bereits bei 131dB (SPL) bei 1% THD. Rechnet man die -20dB noch obendrauf, landen wir bei stolzen 151dB (SPL), was eben auch ohne Schwierigkeit für einen voll aufgerissenen 100Watt Marshall-Amp, eine Bassdrum, Trompete, Posaune und ähnliches ausreicht. Der Übertragungsbereich des Mikrofons wird von StudioProjects mit 30Hz-20kHz angegeben, die Empfindlichkeit mit 14mV/Pa und das äquivalente Eigenrauschen mit 17dB(A). Im Frequenzgang-Diagramm ist eine erweiterte Präsenzanhebung ab etwa 3kHz zu erkennen, die bei 12kHz mit +5dB ihr Maximum hat und danach wieder Richtung 0dB (bei 20kHz) abfällt. Ich bin gespannt, ob sich das nachher im Praxis-Test bemerkbar machen wird.
Das Runde muss durch´s Eckige
Kommen wir noch kurz auf die mitgelieferte elastische Spinnenhalterung zu sprechen. Diese besteht aus zwei dicken Aluminium-Ringen mit einem Innendurchmesser von 6,7cm, die durch einen runden Alu-Schaft miteinander verbunden sind. Im oberen Ring befinden sich zwei Gummis, die gekreuzt sind, wodurch in der Mitte ein Quadrat entsteht, durch das das Mikrofon geschoben wird. Im unteren Ring befindet sich ein weiterer Ring mit drehbarem Innengewinde, ebenfalls durch einen Gummi elastisch gelagert, in das man das Mikro schraubt. An dem Schaft ist ein dreh- und schwenkbarer Mikrofonstativ-Adapter, der an beiden Enden des Schaftes angeschraubt werden kann. Dadurch kann das Mikro sowohl „stehend“, also nach oben gerichtet, als auch „hängend“ eingesetzt werden. Der hängende Einsatz bietet sich häufig an, um mit dem Stativ-Galgen aus dem Aktionsradius eines Musikers beispielsweise mit Akustikgitarre zu bleiben.
Kommen wir nun endlich zum Spannendsten, dem Sound des Mikros.