Panasonic hat auf der CES 2017 in Las Vegas den neuen Technics SL-1200GR Turntable vorgestellt, eine „Standard“-Alternative zum Topmodell SL-1200G. Der empfohlene Verkaufspreis fällt mit 2.000 Dollar pro Stück allerdings weitaus höher aus, als es sich die vielen Technics-Fans gewünscht haben, die der alten 1200er-Serie nachtrauern. Panasonic hat als Zielgruppe für den immer noch sehr teuren GR nämlich weniger die DJs, sondern die HiFi-Enthusiasten im Blick.
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Der SL-1200GR ist den Spezifikationen zufolge ein leicht abgespeckter SL-1200G. Er hat ebenfalls einen kernlosen Direktantrieb mit Motorsteuerung, allerdings mit etwas langsamerem Startdrehmoment (2.2 kg/cm gegenüber 3.3 kg/cm). Der dreilagige Plattenteller des G ist aus Kupfer und Aluminium gefertigt, der des GR ist lediglich zweischichtig und besteht komplett aus Druckguss-Aluminium mit einer schwingungsdämpfenden Gummischicht. Dadurch ist er auch leichter (2,5 kg gegenüber 3,6 kg). Ansonsten ist der GR exakt genauso groß wie der G und gleicht ihm auch optisch – bis aufs R in der Typenbezeichnung.
Als ich im letzten Frühjahr den limitierten Technics SL-1200GAE testete, hatte ich die Hoffnung, dass Technics mittelfristig auch wieder DJ-Turntables für die Clubs anbieten würde. Wie jetzt unter anderem auch in einem vielbeachteten Artikel in der New York Times bekannt wurde, hat Panasonic kein großes Interesse daran, sich auf dem DJ-Markt zu positionieren. Dort wird Technics’ Kreativdirektor Hiro Morishita wie folgt zitiert: “Unser Konzept sind analoge Plattenspieler für den HiFi-Genuss. DJs sind OK, aber als Marketing-Ziel sind sie problematisch. Wir wollen nicht den 1200 als das beste Werkzeug für DJing verkaufen. Der 1200 ist der 1200.”
Technics ignoriert indes seine weltweite Fan-Base, da müssen Technics-Liebhaber dann wohl doch erst mal kurz schlucken. Nach Jahrzehnten der kultischen Vergötterung, hitzigen Diskussionen wahlweise im Backstage oder auf Facebook, wahlweise in Form von „der 1200er vs. andere Turntables“ oder generell „Vinyl vs. Digital“, mit all den Technics-T-Shirts im Schrank und Aufklebern auf dem Plattenkoffer nun das: die definitive DJ-Kultfirma entzieht ihren Jüngern die Liebe.
Während die andere Dance-Musik-Kultfirma Roland nun endlich ihren Fans wieder gibt, was diese immer wollten, nämlich bezahlbare, upgedatete Versionen der legendären Maschinen, begibt sich Technics in luxuriöse HiFi-Sphären.
Der 1200er ist ein Synonym für Club-Kultur. Ohne die legendären Wheels-Of-Steel hätte es HipHop und unsere Dance-Kultur womöglich nie in dieser Form gegeben. Aber ohne Diskotheken und die DJ-Kultur wäre auch der „Twelvehundred“ nur ein weiterer Plattenspieler gewesen, den die Geschichte vergessen hätte, weil HiFi-Enthusiasten schon immer eher zu Thorens und anderen audiophilen Turntables gegriffen haben.
Wären ohne die DJ-Kultur all die Presswerke am Leben gehalten worden, die die Majors in der Zeit des CD-Goldgräberrausches wie überflüssigen Ballast abgestoßen haben? Es gäbe vielleicht gar kein neues Vinyl mehr und auch nicht die Notwendigkeit für so hochpreisige Plattenspieler wie die neuen SL-1200G und GR. Der SL-1200GR ist sicherlich ein fantastischer Plattenspieler. Aber die Signale, die Technics in diesen Tagen sendet, sind für die Fans leider eine Enttäuschung.
Was meint ihr? Ist Technics’ Firmenpolitik zu elitär? Ist euch ein besserer 1200er auch 2.000 Dollar wert? Oder sollten wir Reisende nicht aufhalten und unsere Liebe lieber den anderen Herstellern geben, die uns hochwertige Turntables zu vernünftigen Preisen anbieten?
- Kernloser Direktantriebsmotor
- Hochpräzise Motorsteuerung
- Vibrationstolerante Konstruktion
- Vibrationsabsorbierender Plattenteller
- Robuste Gehäusekonstruktion
- Dämpfungsfüße aus Silikonkautschuk
- Hochwertige Bauteile
- Hochempfindlicher Tonarm
- Vergoldete Anschlüsse
- Typ: Direktantrieb-Plattenspieler (manuell)
- Plattenteller-Drehzahlen: 33 1/3, 45, 78 U/min
- Variabler Drehzahlbereich: ±8 %, ±16 %
- Anlaufdrehmoment: 2,2 kg/cm
- Anlaufzeit: 0,7 Sek. vom Stillstand auf 33 1/3 U/min
- Gleichlaufschwankungen: 0,025 % W.R.M.S.
- Rumpeln: 78 dB (IEC 98A gewichtet)
- Plattenteller: Aluminiumdruckguss
- Durchmesser: 332 mm (13-5/64″)
- Gewicht: Ca. 2,5 kg (inkl. Gummiauflage)
- Typ: Universal, statisch ausbalanciert
- Effektive Länge: 230 mm (9-1/16″)
- Überhang: 15 mm (19/32″)
- Spurfehlwinkel:
- Innerhalb 2° 32′ an der Auslaufrille einer 12“ Schallplatte
- Innerhalb 0° 32′ an der Einlaufrille einer 12“ Schallplatte
- Kröpfungswinkel: 22°
- Tonarmhöhen-Einstellbereich: 0 – 6 mm
- Auflagedruck-Einstellbereich: 0 – 4 g (Direktmesswert)
- Gewicht des Tonabnehmerkopfs: Ca. 7,6 g
- Zulässiger Tonabnehmer-Gewichtsbereich:
- [ohne Zusatz-Gegengewicht] 5,6 – 12,0 g (14,3 – 20,7 g (mit Headshell))
- [mit Zusatz-Gegengewicht] 10,0 – 16,4 g (18,7 – 25,1 g (mit Kopfgehäuse))
- Tonabnehmer-Montagemaße: JIS 12,7 mm, Intervall
- Tonarmkopf-Kabelschuh: 1,2 mm φ 4-poliger Kabelschuh
- Audioausgang: 1 x PHONO (Stecker), 1 x Erdungsanschluss
- Stromversorgung: 120 V Wechselspannung, 60 Hz
- Leistungsaufnahme: 11 W (ca. 0,2 W im Standby-Betrieb)
- Abmessungen (B x H x T): 453 x 173 x 372 mm
- Gewicht: Ca. 11,2 kg
Henry sagt:
#1 - 07.01.2017 um 14:39 Uhr
Das ist total absurd. Und ich gebe meine beiden 1210er niemals her.
MicSinger sagt:
#1.1 - 09.02.2017 um 15:04 Uhr
gute Wahl !!! Aber was machst du wenn du deine schon hergegeben hast? Dann brauchst evtl. auch irgendwann Neue.
Es gibt genügend Nachwuchs weltweit, der erstens nicht die Gelegenheit hatte rechtzeitig einen 1200MK2 zu kaufen, bevor dieser eingestellt wurde.Ausserdem gibts auch hier und da einen Club oder einen Radio Sender der neu eröffnet und ein Gerät vom Händler kaufen möchte, mit Rechnung und Garantie. - Und nicht ein abgewracktes Teil von ebay, wo man nicht weiss wie der benutzt worden ist.Also ich finds Klasse dass der Technics wieder auflebt.Der Neupreis von nem SL1200MK2 lag übrigens zu meiner Zeit (Mitte der Neunziger) irgendwo zwischen 900 DM und 1200 DM wenn ich recht erinnere. Später kurz vor der Einstellung der Produktion wohl um die 700€ bis 800€ ?!? Allerdings waren da die Produktionslinien ungefähr schon hunder mal abbezahlt und abgeschrieben.
Aktuell ist der Neupreis für einen Original Mk2-Mk5 bei ca. 2000€ im Restbestand, sofern verfügbar (z.B. Thomann).Angesichts von Inflation und hinsichtlich der verbesserten Technik ist ein Preis um die 1500€ (2000€ = UVP!) absolut realistisch.
Antwort auf #1 von Henry
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenHenry sagt:
#1.1.1 - 09.02.2017 um 15:26 Uhr
Erstmal wissen wir ja gar nicht, ob das wirklich1500€ Straßenpreis werden, das bleibt also Spekulation. Aber natürlich sind auch 2000€ im Vergleich zu den aktuellen MKII oder MK5 Preisen (habe auch gerade nochmal bei Thomann nachgesehen - alter Schwede!!) absolut in Ordnung. Klar, dass die Technik innendrin verbessert sein wird - davon sollten wir ja wohl ausgehen können.Und letztlich werden diejenigen, die sich keinen Plattenspieler für den Preis leisten können oder wollen, bei allen anderen Anbietern fündig. Insofern macht Technics hier das gleiche wie Apple: Warum billiger verkaufen, wenn es auch teurer geht. Und ja, ich gebe seit fast zehn Jahren ungefähr alle zwei Jahre ca. 800€ für ein neues iPhone aus - ohne über den Preis zu stolpern. So ein Plattenspieler ist ja idealerweise eine Investition für viele Jahre, muss also auch so kalkuliert werden.
Antwort auf #1.1 von MicSinger
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMicSinger sagt:
#1.1.1.1 - 09.02.2017 um 18:19 Uhr
Sehe ich genauso wie du.
Und ich habe ihn bei nem deutschen hifi händler per suchmaschine für 1500 heute zur (Vor-) Bestellung entdeckt. Abzüglich 3% bei vorkasse oder Barabholung. Also um 1450euro.
Machte nen seriösen Eindruck.
Man muss auch wissen dass die Händler im Hifi / HighEnd Bereich i.d.R. 100% Marge abgreifen. Weil der Beratungsaufwand in der Regel enorm ist. Das weiss auch jeder der in so einem Laden mal einen fuss über die Türschwelle gesetzt hat
Wenn Technics also hier landen will müssen sie den Händlern von vorneherein einen Spielraum bieten.
So gehe ich davon aus, dass ein Technics 1200G im Einkauf netto nicht mehr als 2000 kostet. Und ebenso selten in enem online shop auftauchen wird, wegen geringer Nachfrage.
Während der 1200GR solange preislich unterboten werden wird, bis nur noch Händler wie Thomann mit grossen Stückzahlen was dran verdienen. Und ich glaub, dass bei 1500 noch nicht Schluss ist...
Antwort auf #1.1.1 von Henry
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenDJ commander_loop sagt:
#2 - 08.01.2017 um 21:09 Uhr
wir geben unser geld und unsere liebe den anderen herstellern. ganz klar.
jeder kann, soll und muß letztendlich für sich persönlich entscheiden. ob dj, clubbesitzer, verleihfirma oder hifi-fan und das trifft nicht nur auf plattenspieler zu.
wie viele dj-marken ringen um die gunst der konsumenten mit harten bandagen?
letztendlich zählt nur das was der nutzer der geräte oder software an ergebnissen
erziehlt. fertig. ich benutze keine TT, aber ich vermute das es längst gute alternativen zum 1200er gibt. panasonic wird schon wissen, was sie mit der marke techniks und dem 1200er machen wollen.
mindmuerteacidlove sagt:
#2.1 - 28.01.2017 um 12:39 Uhr
Also ich finde denn 12** ja schon lange überholt, gerade für djs wie mich die nen technno xsover spielen, wo zb that kid chris auf spiraltribe und dann auf speedfreak wieder zurück auf ne woody mc b. Gespielt wird, reichte der geringe pitchbereich vom technix nie aus. Selbst die stabilität im gleichlauf bieten andere hersteller auch.
Also welcher der bessere ist kann ich pauschal nicht sagen aber meine numark ttx spielen seit über 10 jahren perfekt und der vestax pdx ist auch sehr fein zum spielen und würde ich ebenfalls empfehlen.
Antwort auf #2 von DJ commander_loop
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMicSinger sagt:
#2.1.1 - 09.02.2017 um 14:51 Uhr
Die Gleichlauf Stabilität (gemessen) bei gleichzeitig hohem Drehmoment bietet definitiv kein anderer DJ Plattenspieler. Auch wenn die Gleichlaufschwankungen von praktisch allen Direkttrieblern im nicht hörbaren Bereich liegen. Dennoch ist gerade bei langen Mixes und Taktsynchronen-Übergängen der Technics die erste Wahl, auch wegen der Gleichlaufstabilität. Einfach mal vergleichen.
Numark kommt aus der selben billigen China-OEM Schmiede wie all der andere Müll. Ausnahme evtl Pioneer. Die lassen zwar beim selben OEM Hersteller fertigen, aber mit etwas weniger Toleranz gegenbüber Qualitätsmängel.
Vestax war sicher gut, aber 1. auch kein Vergleich mit Technics und 2. mittlerweile auch nicht mehr käuflich zu haben, weil Firma pleite.
Antwort auf #2.1 von mindmuerteacidlove
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMicSinger sagt:
#3 - 09.02.2017 um 14:42 Uhr
Zuerst mal muss man dazu sagen, dass Technics im Marketing niemals (!!!) auf die DJ-Szene oder den DJ-Markt abgezielt haben.
Die DJ-Szene sowie der Markt aussen herum sind mit Technics überhaupt erst entstanden.
Insofern muss man festhalten, dass sich das Marketing von Tecnics nicht verändert hat, diesbezüglich. Und zwar in Anlehnung an die gute Tradition vermutlich aus gutem Grund.
Man muss schon tiefer in die technischen Details einsteigen, um festzustellen, dass der 1200GR praktisch optimal für DJing und Turntablism ausgelegt ist.
Und wenn man die Produktseite auf der Technics Webseite diesbezüglich mal aufmerksam liest, wird man sehr wohl Formulierungen heraus lesen können, die ganz klar darauf hinweisen, dass Technics hier den DJ Markt und die Club Szene im Visier hat. Die Wären ja schön blöd. Und ehrlich gesagt, der klassische 1200er hatte hier einfach erheblich Nachteile, wie. z.B. fixe Kabeln. Und auch der Plattenteller sowie das Drehmoment ist beim neuen deutlich besser auf Turntablism ausgelegt. Da wackelt nun wirklich nichts mehr, selbst bei hartem Scratchen.
Und dass im Club ein Hifi-tauglicher Sound herrscht, dagegen hat wohl auch niemand was einzuwenden.
Zum empfohlenen Verkaufspreis muss man sagen, dass er sich im Rahmen eines guten Club-CD-Players bewegt.
Der Strassenpreis wird jetzt schon teilweise unter 1500€ angegeben. Weniger als ein neuwertiger 1200 Mk2 bei Thomann im Restbestand.
Und logisch haben wir nicht mehr 1976 wo der einsmalige 1200er für ca 350Mark über den Ladentisch ging.
Die Produktions- und Fertigungslinien dürften heute ausserdem schlanker sein als zuletzt, wurden völlig neu aufgebaut und ausserdem steckt viel Handarbeit drinnen.
Nein er ist definitiv nicht vergleichbar mit einem Vestax, Numark, Stanton, Pioneer oder ähnlichem OEM Zeugs. Wie da teilweise alleine schon beim Auspacken der Tonarm in der Aufhängung herum wackelt ist mehr als abenteuerlich.
Die Zeiten haben sich geändert und Technics hat angemessen reagiert.
Wir sollten ihm eine faire Chance geben.
Für mich hat er jetzt schon das Zeug zum Kult-Player! Jeder DJ der einmal Hand anlegt dürfte dasselbe Gefühl von Wertigkeit und zugleich Nostalgie verspüren wie eh und je. All das in einem zeigemäßen Upgrade. Was will man mehr?
Ich hol mir mindestens zwei. Wenn auch nicht morgen. Aber sicher irgendwann :-)
MicSinger sagt:
#4 - 09.02.2017 um 15:19 Uhr
Zitat:Wie jetzt unter anderem auch in einem vielbeachteten Artikel in der New York Times bekannt wurde, hat Panasonic kein großes Interesse daran, sich auf dem DJ-Markt zu
positionieren. Dort wird Technics’ Kreativdirektor Hiro Morishita wie
folgt zitiert: "Unser Konzept sind analoge Plattenspieler für den
HiFi-Genuss. DJs sind OK, aber als Marketing-Ziel sind sie
problematisch. Wir wollen nicht den 1200 als das beste Werkzeug für
DJing verkaufen. Der 1200 ist der 1200."Kommentar:
-> Logisch muss er das sagen, und er tut gut daran, sich an althergebrachten japanischen Hifi-Werten zu orientieren. Technics hat sich genau aus diesem Grund jahrzenhntelang geweigert dem Kult Player auch nur ein Haar zu krümmen.Ich bin DJ und Turntablist mit Leib und Seele seit mittlerweile 20 Jahren.
Aber ich hab auch eine Ahnung von Marketing:Würde Technics seine traditionelle Marketing-Linie verlassen und "auf DJs abzielen", dann hätten wir bald Laufwerke mit wahlweise USB Schnittstelle, Rückwerts-Lauf, 50% Pitch, Digitalausgang, Recordereinheit, USB Stick Player, Digital DVS bereits eingebaut, und was weiss ich nicht alles! Hat es alles schon gegeben auf dem Consumer Markt, mit DJs im Blick. Kurzfristig erzeugt es Nachfrage, langfristig ist es keine Investition wert.Insofern sind DJs als Marketing Ziel wohl tatsächlich problematisch, zumindest langfristig.Insofern, bitte weiter so Technics!