Townsend zeigten ihr Mikrofonsystem in Serienreife
Das Townsend-Mikrofon besitzt einige Eigenschaften, die es von anderen Anbietern von „Modeling“-Mikrofonen abhebt. Am Stand von SEA, dem zukünftigen Townsend-Vertrieb für Deutschland, konnte das schlicht aussehende Mikrofon mit der umfangreichen Software ausprobiert werden. Nur soviel: Die Möglichkeiten gehen weit über „banales“ Modeling beispielsweise eines Neumann U 47 hinaus, der Clou liegt in der Software. Der wesentliche Trick dabei ist, dass das vordere und das hintere Membransignal separat herausgeführt werden. Wer wissen will, was alleine dadurch möglich wird, der sollte die Testberichte zum Sennheiser MKH 800 TWIN und Microtech Gefell UM 930 twin lesen. Das Townsend geht deutlich weiter – und wir bleiben natürlich dran.
DADAVID?
Der Hersteller Avid darf bei einer derartigen Veranstaltung natürlich nicht fehlen. Im Showroom konnten verschiedene Systemkonfigurationen in verschiedenen Größen direkt ausprobiert werden, wobei fachkundiges Personal mit Rat und Tat zur Seite stand. Europa-Premiere feierte das MTRX-Wandlersystem (sprich: „Matrix“). Aus der Herkunft machte niemand einen Hehl, denn der „Papa“ des Interfaces wurde ebenfalls gezeigt: Das Interface AX32 von DAD. Die Eckdaten lesen sich beachtlich: Vollständige Modularität, optionale Preamps, bis zu 384 kHz Sample Rate, DSD-Fähigkeit, Dante, MADI und natürlich DigiLink.
Massive Attack Live!
Ok, diese Überschrift stimmt nicht ganz. Aber falsch ist sie auch nicht, denn im Live-Bereich tätige Tontechniker konnten sich freuen, mit Rob Allen eine internationale Größe unter den Live-Technikern vor Ort zu haben. Und Massive Attack waren zumindest als Zuspieler anwesend, zudem ein Avid-System, auf dem die Shows gefahren werden. Cool? Cool! Fast noch cooler: Es hat eine „Automation Challenge“ gegeben, bei der Pulte von sechs Herstellern mit ihren Operatoren mit Mixing-Standardaufgaben auf Zeit gegeneinander antreten mussten.
Einen Schritt näher am echten Bühnensound über In-Ears dank „Klang“
In-Ear-Monitoring hat Vorteile, In-Ear-Monitoring hat aber auch Nachteile. Dass die Contra-Seite weiter zusammenschrumpft, ist der jungen Firma Klang aus Aachen zu verdanken. Ein typisches Problem ist, dass man zwar Panoramen einstellen kann, diese aber naturgemäß fix bleiben, wenn man den Kopf dreht. Und genau da setzt Klang mit seinem Headtracking-System an. Das gab es auch zum Ausprobieren: Kopfhörer auf, und schon kann man sich auf der Bühne bewegen. Imposant und sehr zukunftsträchtig!
Für dich ausgesucht
Mastering-Equalizer, Masterclock und „Brunchbox“
Audiowerk, der deutsche Vertrieb für hochwertige Audiotechnik, zeigte die Mastering-Version des Tube-Tech-EQs HLT-2A, den Tube-Tech HLT-2M. Außerdem konnte man einen simplen Prototypen bestaunen, der ein einfaches Konzept verfolgt: Die „Brunchbox“ von Black Lion Audio ist ein API-500-Housing mit Patchbay-Funktionalität. Frontseitig sind einige TT-Phone-Module von Neutrik verbaut, durch die sich die Modulsignale patchen lassen. Simpel, aber praktisch! Und darüber hinaus konnte man sich die neueste Clock von BLA anhören – im Vergleich mit der in ein Interface eines bekannten Herstellers eingebauten Clock konnte man selbst in der Software hin und her wechseln.
Sonible mit neuen Produkten und Handmade-Stand
Das geniale EQ-Plug-In frei:raum der Firma Sonible hatten wir bereits im Test, ebenso deren erstes Produkt „Missing Link“ ml:1. Und auch beim aktuellen Produktportfolio, das einen bunten Strauß höchst durchdachter Produkte für die Audiowelt präsentiert, wird klar, dass sich die Grazer weiterhin nicht um Konventionen scheren. Das ging sogar so weit, dass der Messestand kurzerhand in Heimarbeit selbst gebaut (und mit Küchenkräutern garniert!) wurde. Statt über Basilikum und Petersilie dürfte sich das Interesse auf der Tonmeistertagung allerdings hauptsächlich auf die Produkte wie die nun einzeln und in erweiterter Form erhältlichen Equalizer gerichtet haben: Der Smart-Equalizer namens smart:EQ+ kommt jetzt mit einem speziellen Sprachmodus, alle Neuheiten sind ressourcenschonender, und das Preset-Management wurde erweitert. Sehr interessant ist auch der ml|mio, ein MADI-Medienkonverter, der ab Anfang Dezember für € 699,– UVP erhältlich sein wird. Über verschiedene Phasenlagen ist der „Ikosaeder“, ein mit 20 Breitbandlautsprechern ausgestatteter Lautsprecher, in der Lage, Audio-Beams zu formen – also Schall, ähnlich einer Lichtquelle, in spezifische Richtungen zu leiten. Wenn das nicht interessant ist!
Bei RS: das Gerät, das man nicht einfach kaufen kann
Keine Fachmesse ohne Roger Schult, den Analogspezi aus der Kölner Bucht, der nicht nur bekannte Geräte für 19“- und API-Series-500-Rack, sondern auch seinen „Cosinus“ präsentierte. Der Prozessor ist ein Tool zur analogen Raumkorrektur, besonders von Satellitensystemen. Neben einem umfangreichen Phasenfilter kommt eine Crossover mit extrem präziser Einstellbarkeit (auf 1 Hz genau) zum Einsatz. Alle Einzelmodule werden rückseitig gepatcht. Geht es um Raumakustik und das Einrichten von Abhörpositionen, sollte der Fachmann ran, weshalb das Gerät auch nicht frei verkäuflich ist. Dass sich die Aufwendung aber lohnen kann, zeigen Installationen bei Bassfreunden wie Jan Delay oder Samy De Luxe.
Virtuelle Welten bei Sennheiser
Schon auf der diesjährigen IBC in Amsterdam (wir hatten berichtet) zeigte Sennheiser sein Ambeo VR Mic, welches mit einem Kapseltetraeder arbeitet und dadurch VR-Aufnahmen ermöglicht. 3D-Medien bekommen so den idealen Ton – von einem Mikrofon, das kaum größer ist als ein normales Reportagemikro. Zusätzlich wird es Kodiersoftware (Plug-In in gängigen Formaten und Stand-Alone-Versionen) geben, welche die vier Kapselsignale in ein X-Y-Z-W-Signal kodiert. Die Koordinaten X, Y und Z stehen dabei für den Raum, W für ein (virtuelles) Kugelsignal. Das MKE hingegen ist ein batteriebetriebenes Stereomikrofon, aber eines, das für den Einsatz auf DSLRs konzipiert ist, indem es fokussiert arbeitet, aber dennoch atmosphärischen Raumklang aufzeichnet – und sehr kompakt daher kommt.
Sehr erstaunliche Clock von Grimm – und ein Audio-Interface!
Grimm aus den Niederlanden, vor allem für ihren DSD-Wandler AD1 und die Lautsprecher LS1 bekannt und von vielen geliebt, kamen mit einem kleinen Stand und feinen Neuerungen auf die Messe. Die CC1 ist eine sehr beliebte Clock, die für manche User jedoch zu viele Funktionen bietet, etwa einen eigenen Slave-Mode. Mit der CC2 ist nun eine 9,5“-Masterclock verfügbar, die ausschließlich zwei WC-Outputs besitzt. Überraschend für die Edelschmiede mit den charakteristischen massiven Holz-Frontplatten ist der Preis, denn dieser liegt bei nur 740 Euro UVP! Ein USB-Interface mit der hochwertigen Clocking- und Wandlertechnologie von Grimm ist demnächst „reif“: Als „Luxury Sound Card“ soll sich das UC1 mit digitalem und analogem Loop, Monitoring-Funktion, USB-Buchse und Analog-Input auf der Front für Zuspieler und DI-Signale für kleine, edle Setups und Mastering-Systeme eignen. Erhältlich wird das UC1 mit den zehn I/Os im Frühling sein.
Das alles – und noch viel mehr…
Und natürlich gab es auf der TMT 2016 auf den Ständen der Hersteller oder ihrer Vertriebe noch viel mehr zu entdecken: RME zeigten Produkte wie das UFX+, Shure, Neumann, AKG, Ferrofish waren ebenfalls am Start und jederzeit zu Auskünften bereit, und bei Hörzone konnte man die neusten Artnovion- und Sonitus-Akustikelemente bestaunen (manche von ihnen geradezu Schönheiten!). Wer wollte, konnte sich über AEA-Mikrofone und die neu designten Preamps informieren, erkennen, was Forssell-Geräte ausmacht, wie ein Merging-Technologys-/Pyramix-System aufgebaut ist, welche Geräte die AoIP-Sprache Dante sprechen oder sich bei verschiedenen Hochschulen informieren, die mediale Ausbildungen und Studiengänge anbieten. Außerdem gab es wie immer (meist originalsprachige) Fachbücher zum Kauf – teilweise zu den wirklich „deepen“ Themen. Als Fazit bleibt: Geniale Veranstaltung mit viel Tiefgang und hohem Informationswert!