Evolution nennt sich ein noch recht junges Unternehmen aus Polen, das sich dem Verstärkerbau verschrieben hat und mit dem Amber 40, einem 40-Watt-Topteil mit zwei getrennten Kanälen und der dazugehörigen 2×12 DIAG-Lautsprecherbox, sein Erstlingswerk präsentiert. Entgegen dem aktuellen Trend zu Röhrenamps mit niedriger Leistung setzt Evolution beim Amber 40 auf Solid-State-Technologie, daher auch der recht günstige Preis von unter 700 Euro für einen Verstärker mit dieser Ausstattung.
VASA (Valve Architecture Semiconductor Amp) ist das Schlüsselwort, denn laut Hersteller wurde das Klang- und Reaktionsverhalten von Röhrenamps sorgfältig analysiert und in den Amber 40 transferiert. Eine Aussage, die wir nicht zum ersten Mal von Herstellern hören, die das Ganze dann besser oder sehr oft auch mit weniger Erfolg umsetzen. In welche Kategorie man den Amber 40 mit der 2×12 DIAG Box einordnen kann, werdet ihr im folgenden Test erfahren.
Details
Gehäuse/Konzept
Der Amber 40 sieht schick aus, optisch hat man sich offensichtlich von US-Boutique-Amps inspirieren lassen. Das Topteil kommt im stabilen Holzgehäuse und ist mit schwarzem Tolex überzogen. Es steht rutschfest auf vier Gummifüßen und lässt sich bequem am Griff auf der Oberseite tragen, was bei einem Gewicht von nur sieben Kilogramm auch recht entspannt gelingt. Das Bedienfeld mit goldfarbenem Panel lacht uns auf der oberen Hälfte der Front entgegen, der große Evolution-Schriftzug leuchtet direkt darunter. Obwohl Evolution eine junge Marke ist, steckt hinter ihr eine Menge Erfahrung: Der Chef-Entwickler ist seit 20 Jahren in der Musikbranche tätig, hat Switching-Systeme und Effektpedale entworfen und längere Zeit bei einem renommierten britischen Amp-Hersteller gearbeitet. Die Entwickler haben das Reaktionsverhalten von Vor- und Endstufe bei Röhrenamps analysiert, wobei nach eigener Aussage besonders die Endstufe im Fokus war, denn dort wird bekanntlich der schmatzige Zerrsound mit dem typischen Kompressionsverhalten erzeugt.
Das Resultat ist eine Schaltung auf Halbleiterbasis, bei der man in der Vorstufe bei beiden Kanälen den Grundsound mit einem Schalter in sechs verschiedenen Varianten auswählen kann. Diese Einstellungen haben dort Einfluss auf den Zerrgrad (Boost) und ein unterschiedlich starkes Kompressionsverhalten. Im Clean/Crunch-Kanal kommt noch ein EQ-Shaping (Contour) hinzu, mit dem die Mitten abgesenkt werden. In der Master-Sektion wird der Ausgangspegel mit dem Level-Schalter eingestellt. Die LED gibt in der entsprechenden Farbe die Wahl des Grundsounds an, in den Bildern seht ihr die Kennzeichnungen mit den entsprechenden klanglichen Auswirkungen.
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Bedienfeld
Wie bereits erwähnt kommt der Amber 40 mit den beiden separat regelbaren Kanälen Clean/Crunch und Overdrive. Beim Clean/Crunch Channel stehen neben dem Mode-Schalter auch Gain, Bass und Treble als Regelmöglichkeiten zur Verfügung. Im Overdrive-Channel kommt ein Mittenregler dazu. Ein separates Poti zum Einstellen der Kanal-Lautstärke sucht man vergeblich, aber das kann per Level-Schalter in der Master Sektion erledigt werden, denn dessen Einstellung wird pro Kanal mit abgespeichert, hierfür muss der Store-Schalter nach unten gedrückt werden. Ob die Anpassung auch wirklich gut funktioniert, wird im Praxisteil natürlich genau unter die Lupe genommen. In der Master-Sektion wird die Gesamtlautstärke mit dem Master-Regler eingestellt, außerdem finden wir hier den Regler für den digitalen Reverb. Der ist aber auch das einzige digitale Element im Amber 40, die Schaltung ist ansonsten komplett analog.
Rückseite
Während der Eingang standardgemäß auf dem Bedienfeld geparkt ist, finden wir auf der Rückseite alle weiteren Anschlüsse. Es stehen fünf verschiedene für Lautsprecherbuchsen zur Verfügung, mit denen folgende Kombinationen möglich sind: 1x 4 Ohm, 2x 8 Ohm, 1x 8 Ohm, 2x 16 Ohm, 1x 16 Ohm. Daneben sind die MIDI In- und Out/Through-Buchsen angebracht, über die ein Umschalten der Kanäle bzw. der gespeicherten Soundeinstellungen per MIDI möglich ist. Ein Effekt-Einschleifweg ist auch an Bord, die externen Effekte können per Send und Return angeschlossen werden, zur Pegelanpassung dient ein zusätzlicher Schalter (-10 dBu oder +4dBV). Die Fernsteuer-Einheit in Form des Vierfach-Fußschalters EFS-1 kann am Footswitch-Anschluss (Stereoklinke) angeschlossen werden.
Fußschalter EFS-1
Im Lieferumfang des Amber 40 befindet sich der erwähnte Fußschalter, der mit einem bühnentauglichen Kabel mit fünf Meter Länge ausgestattet ist und über den man Einstellungen abrufen kann, die beim Amp abgespeichert werden können. Auch hier gibt es die mittlerweile bekannten sechs Modi in den entsprechenden Farben. Der Modus ist allerdings nur über einen kleinen Umweg sicht- und einstellbar. Hierfür müssen Level- und Store-Schalter am Frontpanel gleichzeitig gedrückt werden. Die LED des Clean/Crunch-Channels zeigt nun den Modus des Fußschalters an, der sich mit dem Mode-Schalter des Kanals verändern lässt. Gespeichert werden allerdings nur Mode-Settings, Kanalanwahl und FX-Loop, Reglereinstellungen lassen sich nicht sichern. Trotzdem hat man auf diese Weise eine ganze Menge an Möglichkeiten zur Verfügung und kann sich unterschiedliche Grundsounds vorprogrammieren, was das Zerrverhalten anbetrifft.
2x12DIAG Lautsprecherbox
Speziell auf den Sound des Amps abgestimmt liefert Evolution mit der 2x12DIAG Box das passende Cabinet. Die Lautsprecherbox ist, mit zwei diagonal angeordneten 12 Zoll Lautsprechern bestückt, in diesem Fall Celestion Vintage 30. Daher auch die Zusatzbezeichnung DIAG und die fast quadratischen Frontmaße von 600 x 615 mm bei einer Tiefe von 280 mm. Die Box ist aus 15 mm starkem Sperrholz gefertigt, das mit schwarzem Tolex überzogen ist und lässt sich mit einem Metallgriff an der Oberseite recht gut tragen. Das Gewicht von etwas unter 18 Kilo hält sich ebenfalls im Rahmen. Das Gehäuse ist auf der Rückseite nicht komplett geschlossen, ein Spalt von 155 mm ist in der Mitte frei und erlaubt eine Schallausbreitung nach hinten. Die beiden Speaker haben eine Gesamtbelastbarkeit von 120 Watt bei einer Impedanz von 16 Ohm. Im Praxisteil hört ihr Amp und Box mit einem Neumann TLM 103 Mikrofon abgenommen.