Mit dem Sledge präsentierte der italienische Hersteller Studiologic – bekannt vor allem für seine Masterkeyboards und die hochwertigen Tastaturen der Marke Fatar – vor einigen Jahren seinen ersten Synthesizer. Nicht nur durch seine knallgelbe Farbe, sondern vor allem durch die intuitive Bedienung mit vielen Potis und Vintage-Charakter konnte sich der erschwingliche Synthesizer damals auf dem Markt etablieren. Back To The Roots lautete die Devise, denn der Sledge verzichtet auf ausgefallene Features und ausladende Menüs. Was die intuitive und live-taugliche Bedienung und den Sound anging, ließ der Synthesizer dank der „One Function per Knob“-Architektur und einer Klangerzeugung aus dem Hause Waldorf schon damals keine Wünsche offen: drei Oszillatoren, 66 Wavetables und eine FM-Synthese luden zum sofortigen Soundtüfteln ein.
Jetzt haben Fatar/Studiologic den Nachfolger Sledge 2 ins Rennen geschickt, der mit einer Reihe neuer Features ausgestattet ist. Mehr Stimmen, eine Split- und Layerfunktion sowie ein Sample-Modus erweitern den neuen Sledge, welcher neben der traditionellen gelben Ausführung auch als “Black Edition” erhältlich ist. Beim Studiologic Sledge 2 handelt es sich wie beim Vorgänger um einen virtuell-analogen Synthesizer, der gewissermaßen die besten Features aus der analogen und digitalen Welt miteinander kombiniert. Die Klangerzeugung stammt wieder von Hause Waldorf. Ob die neuen Features ausreichen, um dem Sledge endgültig zum Durchbruch zu verhelfen, wollen wir mit diesem Testbericht herausfinden. Für unseren Test haben wir den “Studiologic Sledge 2 Black Edition” auf Herz und Nieren geprüft.
Details
Optisch gesehen ist der Sledge 2 seinem Vorgänger extrem ähnlich und die üppige Bedienoberfläche mit den vielen großzügig dimensionierten Potis lässt das Herz des Soundschraubers sogleich höher schlagen. Der stylische Sledge 2 Black Edition ist ein echter Hingucker. Eine Sonderauflage in Schwarz gab es auch schon von einigen anderen Synthesizern (beispielsweise vom microKORG). Beim Sledge 2 finde ich das allerdings besonders gut gelungen. Tatsächlich kommt der Synthesizer fast ausschließlich in schwarzer Farbe daher, mit Ausnahme zweier orangefarbener Potis und den grauen „schwarzen“ Tasten.
Trotz seiner durchaus stattlichen Dimensionen und der vielen Vintage-Zitate ist der Sledge 2 erfreulich leicht, was nicht zuletzt an seinem durchweg aus Kunststoff gefertigten Gehäuse liegt. Gerade einmal 8 kg bringt der Synthesizer auf die Waage. Und obwohl man mit Kunststoff oft vorschnell etwas „Billiges“ assoziiert, so macht das Gehäuse auf mich doch einen wirklich robusten Eindruck. Das recht dicke Plastik scheint wie aus einem Guss zu sein und kommt sicherlich auch mit ein paar Stößen im Bühnenalltag gut zurecht. Die 39 Potis und die vielen Taster auf der Oberfläche sind zwar relativ leichtgängig und machen keinen ganz so hochwertigen Eindruck, jedoch bestätigt sich auch hier mein Gefühl: Meckern kann man hier nicht, denn alles sitzt fest und nichts wackelt.
Bedienoberfläche
Die Bedienoberfläche ist nahezu identisch mit dem Vorgängermodell und lässt sich grob gesehen in sechs Segmente aufteilen. Herzstück des Sledge 2 sind die drei Oszillatoren, welche mittig auf der Oberfläche zu finden sind und jeweils über vier Potis eingestellt werden. Neben den gerasterten Drehschaltern für Oktave und Schwingungsformen findet man hier auch Regler für Detune und Pulsbreite. Bei Oszillator 1 gibt es zusätzlich einen großen, orangefarbenen Knopf für die Wavetables.
Rechts daneben befindet sich die Mixer-Sektion, in welcher die Oszillatoren und ein Rauschgenerator im Verhältnis zueinander gemischt werden. Rechts außen ist dann die Filter- und Amp-Abteilung zu finden, mit jeweils einer klassischen ADSR-Hüllkurve. Für einen Vintage-Faktor sorgt ein zusätzlicher Drive-Regler in der Filterabteilung. Erfreulicherweise verfügt der Sledge 2 auch über zwei Effekt-Slots mit einem Reverb/Delay sowie einem Phaser/Flanger/Chorus, was vor allem Live-Performer freuen dürfte.
Natürlich dürfen auch die Modulationsmöglichkeiten nicht fehlen: Links neben den Oszillatoren befinden sich Taster und Potis für zwei LFOs sowie die Zuweisung des Modulationsrads. Abschließend finden wir links auf dem Bedienfeld ein kleines zweizeiliges Display mit zugehörigen Cursor-, Ziffern- und Menütastern sowie einen Volumeregler und einen Taster zum Einstellen des poly- bzw. monophonen Betriebs des Sledge 2. Abgesehen vom Menüfeld haben als fast alle Bedienelemente nur eine Funktion, was die Bedienbarkeit gerade im Livebetrieb enorm erleichtert!
Anschlüsse
Wie beim Vorgänger befinden sich alle Anschlüsse – abgesehen vom Stromanschluss – an der linken Gehäuseseite. Neben dem USB-Anschluss finden wir hier einen klassischen MIDI In/Out, zwei Buchsen für Pedale (Expression/Sustain) sowie einen Stereo-Output L/R und einen Kopfhörerausgang. Alle Klinkenanschlüsse sind im 6,3mm-Format. Lediglich der On/Off-Schalter und die Buchse für das zweipolige Euro-Kabel („Rasiererstecker“) befinden sich auf der Rückseite des Synthesizers. Erfreulich ist die Tatsache, dass man beim Studiologic Sledge 2 auf ein externes Netzteil verzichtet hat. Nicht nur deshalb ist der Lieferumfang sehr kompakt: neben dem Synthesizer findet man im Lieferkarton nur ein Stromkabel.
Tastatur
In Sachen Tastatur findet man im Studiologic Sledge 2 – wie könnte es anders sein – eine Tastatur von Fatar, welche auf die Bezeichnung Fatar TP/9 hört und über 61 ungewichtete, aftertouchfähige Tasten verfügt. Im Falle der Black Edition handelt es sich um eine invertierte Tastatur: die weißen Tasten sind schwarz, die schwarzen hingegen in dunklem Grau. Direkt neben der Tastatur befinden sich ein zuweisbares Mod Wheel und ein Pitchbend-Rad.
Klangerzeugung
Kommen wir nun zu den wirklich interessanten Details: Was genau ist neu am Sledge 2? Optisch gesehen kann man die Neuerungen – abgesehen von der schwarzen Farbe – kaum erkennen. Tatsächlich verstecken sich die meisten Neuerungen im Inneren des Sledge 2.
Die Klangerzeugung des Sledge 2 kommt wieder aus dem Hause Waldorf und wurde gegenüber dem ursprünglichen Sledge um einige Funktionen erweitert. So bietet der Sledge 2 nun mit 24 Stimmen eine um acht Stimmen erweiterte Polyphonie. Noch interessanter ist allerdings die neue Sampling-Funktion. Oszillator 1 bietet jetzt zusätzlich zu den Standard-Schwingungsformen nicht nur die schon bekannte Wavetable-Synthese, sondern funktioniert auch als Sampling-Modul. Über die zugehörige Software „Sledge Spectre“ können WAV-Dateien in den mit 60 MB leider recht kleinen Speicher des Sledge 2 geladen werden. Die Samples lassen sich dann mit klassischen Synth-Sounds mischen und zusammen mit den anderen Oszillatoren durch die Filter, Hüllkurven und Effekte schicken. Damit wurde das Klangspektrum des Sledge erheblich erweitert, zumal man eigene Samples laden und dadurch individuelle Sounds kreiren kann.
Auto Dual Mode
Eine weitere Neuheit des Sledge 2 ist der „Auto Dual Mode“, welcher über das Menü aktiviert wird und dann entweder als Split- oder Layer-Modus funktioniert. So können zwei Sounds geschichtet werden oder mit einem einstellbaren Splitpunkt auf der Tastatur verteilt werden. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, Delay und Reverb gleichzeitig zu nutzen. Dies war beim Vorgänger nicht möglich und ist vor allem im Liveeinsatz eine gelungene Erweiterung!
Software und Downloads
Sowohl die Bedienungsanleitung als auch die zugehörige Software für den Sample-Editor muss von der Studiologic Webseite heruntergeladen werden. Hier findet man Anleitungen im PDF-Format sowie Software-Updates, Soundbänke und die beiden Software-Editoren „Sledge Spectre“ und „Sound Mapper“ zum Download. „Sledge Spectre“ nennt sich der neue Software-Editor, mit dem man im Handumdrehen Samples im WAV-Format vom Computer in den Sledge 2 laden kann. Der Editor ähnelt etwas dem Nord Sample Editor, allerdings ist er noch simpler und leichter zu bedienen. Über die Load-Funktion werden WAV-Samples ausgewählt, in den Editor importiert und anschließend auf der Tastatur gemappt. Pro Taste kann allerdings nur ein Sample verwendet werden, die Erstellung von Velocity Layern ist nicht möglich. Das Programm erkennt automatisch die Tonhöhe „Root Key“ und mappt die einzelnen Samples in vielen Fällen automatisch auf die richtigen Tasten. Änderungen wie etwa Pitch oder eine Normalisierung können anschließend vorgenommen werden. Sofern die Bearbeitung abgeschlossen ist, wird der Sample-Patch per „Transmit“-Befehl via USB in den Sledge 2 geladen.
Zusätzlich gibt es den „Sound Mapper“, mit welchem man ganze Soundbänke oder aber einzelne Sounds vom Computer zum Sledge und zurück transferieren und sichern kann. Sounds lassen sich zwar auch als MIDI-Dump senden, der Sound-Mapper ist in dieser Hinsicht aber glücklicherweise sehr einfach zu bedienen. Allerdings verfügte mein neuer iMac nicht über die für den Sound Mapper benötigte Version von Java, sodass ich diese erst installieren musste, bevor der Editor lief.
Masterkeyboard-Funktion
Sicherlich bleibt der Sledge 2 in erster Linie ein Synthesizer. Jedoch senden fast alle Potis und Knöpfe MIDI-Befehle, sodass er sich mit der üppigen Bedienoberfläche durchaus auch für die Steuerung anderer (Software-)Synthesizer anbietet, wie beispielsweise den Plug-Ins von Arturia oder Native Instruments.