ANZEIGE

Moog Model 15 iOS App Test

Mit der Moog Model 15 App für iOS haucht Moog dem legendären Synthesizer-Modularsystem aus dem Jahr 1973 neues Leben ein. Virtuelle Reproduktionen von analogen Klassikern sind natürlich keine Seltenheit. Wenn die Software jedoch höchstpersönlich vom Originalhersteller entwickelt wird, der das Model 15 noch im letzten Jahr sogar in analoger Form neu aufgelegt hatte, schaut man doch noch einmal genauer hin. Wer sonst sollte sich besser mit dem tiefsten Inneren eines Moog Model 15 auskennen als die legendäre Synthesizer-Schmiede selbst? Dementsprechend originalgetreu fällt die Neuauflage für iOS dann auch aus.

Moog_Model15_Bild_01_Aufmacher


Laut Moog wurde jedes Modul des analogen Vorbilds sehr detailliert nachgebildet, um den beliebten Sound des Originals zu erhalten. So finden sich unter den Modulen natürlich die Oszillatoren der Serie 921, die 907 Fixed Filter Bank sowie das 904A Tiefpassfilter. Die Kabel zum Verbinden der Module wurden virtuell nachgebildet. Darüber hinaus wurde der Synth-Klassiker um weitere Features ergänzt, die auch schon Moogs iOS-Synthesizer „Animoog“ zu einem iOS-Klangerzeuger der „Must-Have“-Kategorie gemacht haben. Da uns das 10.000-Dollar-Original von 1973 leider nicht vorliegt, ist uns ein direkter klanglicher Vergleich nicht möglich. Vielmehr wollen wir mit diesem Test herausfinden, ob die Model 15 App durch das virtuelle Verkabeln den Spaß am eigenen Soundschrauben wecken kann und die Features dieses Urgesteins den Anforderungen heutiger Produktionen gewachsen sind. Los geht’s!

Details

Kompatibilität und Verfügbarkeit

Die Moog Model 15 App basiert auf Apples neuer Technologie „Metal“, die flüssigere Grafiken zum Zoomen und Patchen möglich macht. Daraus ergibt sich jedoch auch, dass nur 64 Bit iOS-Devices unterstützt werden. Vorausgesetztes Betriebssystem ist iOS 9.3.1 oder neuer. Die App läuft daher ausschließlich auf iPhones ab 5s, iPad Air oder neuer, iPad Pro sowie iPod Touch ab 6. Generation und steht für 29,99 € im App Store zum Download bereit.
Zur Kommunikation mit weiteren iOS-Apps, etwa Hosts, Instrumenten und Effekten, werden Inter-App Audio, Audiobus sowie Ableton Link unterstützt. Weiterhin ist die App kompatibel zu Bluetooth LE MIDI Controllern, 3D Touch und Apple Pencil.

Bedienoberfläche und Konzept

Das Moog Model 15 ist das Parade-Beispiel eines modularen Synthesizers. Sein Aufbau besteht aus vielen Einzelkomponenten (Modulen), die mit Kabeln, Steckfeldern, Schaltern und Reglern miteinander verbunden werden. Dadurch ergeben sich viele Verbindungsmöglichkeiten, um Klänge zu erschaffen.

In der Hauptansicht wirkt das Interface zunächst so, als säße man vor dem originalen Model 15 von 1973, was nicht zuletzt auf die fotorealistische Bedienoberfläche zurückzuführen ist. Die Software-Reproduktion verfügt über alle Module des analogen Vorbilds, die sich mittels virtueller Patch-Kabel miteinander verbinden lassen. Und das sollte man auch tun, denn obwohl die App mit über 160 Presets ausgestattet ist, besteht der eigentliche Reiz eines Modular-Synthesizers darin, die Module selbst zu koppeln und individuelle Sounds zu kreieren.
Die Model 15 App ist wie das Hardware-Pendant ausgestattet mit:

  • 1x 907A Fixed Filter Bank
  • 1x 995 Attenuator
  • 1x 904A Voltage Controlled Low Pass Filter
  • 2x 902 Voltage Controlled Amplifiers
  • 1x 921A Oscillator Driver
  • 2x 921B Oscillator
  • 1x 921 Voltage Controlled Oscillator
  • 2x 911 Envelope Generators
  • 1x 923 Noise + Filter
  • 1x Mixer
  • 1x Reversible Attenuator
  • 1x Controller Outputs

Da jedes Modul Ein- und Ausgänge besitzt, ist das eine Menge Holz zum Verkabeln. Und da bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, waren die Moog-Entwickler so freundlich, die App mit interaktiven Tutorials auszustatten. Diese erklären getreu dem Motto „Learning by Doing“ den Einstieg in den modularen Synthesizer und regen von Beginn an zum Mitmachen an, denn verkabelt wird selbst!

Interaktive Tutorials erleichtern den Einstieg in die Welt des modularen Synthesizers.
Interaktive Tutorials erleichtern den Einstieg in die Welt des modularen Synthesizers.

Extension Cabinet – Die fünf neuen Module

Scrollt man ans Ende des eigentlichen Synths, erblickt man die neu hinzugekommenen Module, die im Original nicht verbaut waren und sich hier in einem weiteren „Schrank“ befinden. Darunter zwei „Audio Bridges“, mit denen sich vier Mono- bzw. zwei Stereo-Signale weiterer Apps, etwa Klangerzeuger und Effekte, einspeisen und nach Lust und Laune durch die Module jagen lassen. 
Darüber hinaus ist eine „MIDI Bridge“ mit sechs Inputs und Outputs hinzugekommen, die MIDI-CC-Daten in Steuersignale (CV) wandelt und umgekehrt. Somit können Controller-Daten von externen MIDI-Controllern und weiteren Apps abgegriffen und als virtuelles CV-Steuersignal über ein Patch-Kabel in die Module geleitet werden, genial!
Mit an Bord ist nun auch ein Ping-Pong Delay, das sich im Signalfluss hinter den „Trunk Lines“, also dem Output des Synthesizers befindet. Es beeinflusst daher immer den Master-Sound und besitzt die Parameter Time, Feedback und Mix sowie einen Sync-Switch für BPM-synchrone Delays.
Außerdem ist die Model 15 App um zwei Amplifier ergänzt worden, mit denen Audio- und Steuersignale sechsmal stärker geboostet werden können, als es mit dem Output des 902 Moduls möglich ist. Das Reversible Attenuator Modul ermöglicht die Bearbeitung der Phasenlage des Signals.
Das Recorder-Modul ermöglicht Audioaufnahmen in Echtzeit und verfügt über eine Overdub-Funktion mit unendlich vielen Overdub-Spuren. Das funktioniert einwandfrei und ein Metronom hilft, bei der Aufnahme im Takt zu bleiben. Die Recordings lassen sich in den Zwischenspeicher kopieren und als WAV-File (16 Bit / 44,1 kHz) per E-Mail, AirDrop, AudioCopy, AudioShare und sogar als Textnachricht versenden.

Controller – Vier Möglichkeiten, Klänge zu spielen

Die Model 15 App kommt mit vier virtuellen Controllern zum Erzeugen von Noten und Spielen des Synthesizers. Neben einer gewöhnlichen Klaviatur wurde der analoge „Ribbon Controller Model 1150“ emuliert, mit dem sich Sounds wie auf einem Fretless Bass stufenlos spielen lassen. Der Arpeggiator ist optisch analog gehalten, bringt aber zur Bearbeitung von Velocity und Pitch alles an Reglern und Optionen mit, was man zum Erstellen moderner Arpeggio-Sounds benötigt. Das „Animoog“-Keyboard hat sich auch schon beim gleichnamigen Synth durch die Möglichkeit des Skalenspielens bewährt und ist ebenfalls in Model 15 integriert. Durch „Pressure“ – eine Art Aftertouch – ermöglicht es ein ausdrucksstarkes Spielen der Klänge. iDevices, die über 3D-Touch-Displays verfügen, können durch die Druckstärke, die auf das Display ausgeübt wird, ebenfalls Aftertouch auslösen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Keys
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.