Für nahezu jedes Budget gibt es mittlerweile Controller-Keyboards, die mit zahlreichen Reglern bestückt sind, um virtuelle Klangerzeuger und Effekte fernzusteuern. Doch nur wenige bieten dabei vorgefertigte Mappings, durch die mühsame Zuweisungen nicht mehr erforderlich sind. Mit dem VX49 bietet Alesis nun ein Controller-Keyboard, mit dem VST-Plug-ins verwaltet und gesteuert werden können, wodurch eine umfassende Kontrolle ermöglicht werden soll.
In Verbindung mit der Software-Schnittstelle “VIP” (Virtual Instrument Player) verfolgt der Hersteller dasselbe Konzept wie die Advance-Serie der Geschwistermarke Akai Professional. Auch weitere Hersteller wie Native Instruments und Nektar verfolgen mit ihren aktuellen Controller-Keyboards ähnliche Ansätze. Ist die Zeit der mühsamen Konfiguration von Parameter-Mappings nun vorbei? Und können tatsächlich alle Plug-ins ohne Weiteres bedient werden? Wir haben es in der Praxis für euch herausgefunden.
Details
Konzept
Das Alesis VX49 ist ein USB/MIDI-Controller-Keyboard und dient zur Steuerung der auf dem Computer installierten VST-Instrumente. Es handelt sich hardwareseitig um einen reinen Controller, durch den sich mittels Software-Schnittstelle “VIP” Software-Instrumente verwalten und wie in einer Art Workstation bedienen lassen. Die Software VIP bietet dabei vorgefertigte Mappings, die nach Belieben angepasst werden können. Darüber hinaus verfügt der Controller auch über einen MIDI-Modus, mit dem MIDI-CC-Daten an die DAW der Wahl gesendet werden können.
Äußerlichkeiten und Anschlüsse
Das Alesis VX49 steckt in einem mattschwarzen Kunststoffgehäuse und vermittelt rundum einen qualitativ hochwertigen Eindruck. Die 49 halbgewichteten Tasten inkl. Aftertouch verfügen über eine schicke Klavieroptik, sind nahezu geräuschlos und bieten ebenso wie die 16 anschlagdynamischen und hintergrundbeleuchteten Pads ein solides Spielgefühl. Alle acht Endlosdrehregler weisen bei der Nutzung einen angenehmen Widerstand auf. Die 22 hintergrundbeleuchteten Drucktaster bestehen aus Kunststoff und “knacken” bei der Bedienung entsprechend ein wenig, fühlen sich aber dennoch hochwertig an.
Hervorheben möchte ich das hochauflösende 4,3-Zoll-Farb-Display, das schon im AKAI Advance verbaut wurde und aus meiner Sicht nur noch mit einem Touchscreen zu toppen ist. Hier werden alle Funktionen und Parameter grafisch dargestellt, wodurch der Blick deutlich seltener in Richtung Computermonitor wandert.
Rückseitig ist das VX49 neben einem Powerbutton und dem dazugehörigen 9-Volt-Stromanschluss auch mit einem Kensington-Slot zum Sichern des Gerätes ausgestattet. Neben einem USB-Port zur Verbindung mit dem Computer verfügt der Controller über zwei Pedalanschlüsse für Sustain und Expression. Zudem bietet das VX49 5-Pol MIDI I/O zur Kommunikation mit weiteren Geräten. Der volle Funktionsumfang des VX49 ist jedoch nur über die Verbindung mit dem Computer und der VIP-Software möglich.
Bedienoberfläche
Das VX49 wartet mit vielen Features auf, bietet aber dennoch eine sehr aufgeräumte Bedienoberfläche, bei der man sich schnell zurechtfindet. Auf der linken Seite befinden sich die anschlagdynamischen Trigger-Pads, die im MPC-Style in einer 4×4-Matrix angeordnet und zudem in zwei Kategorien eingeteilt sind. Die unteren acht dienen dem Triggern von MIDI-Noten, was sich besonders zum Einspielen von Drum-Samples eignet. Mit den oberen acht Pads hingegen lassen sich Parameter-Buttons der VST-Instrumente aktivieren. Zusätzlich können diese Pads auch die Werte der Roll-Funktion bedienen, was der Funktion “Note-Repeat” bekannter AKAI-Produkte gleichkommt. Mir persönlich als Drum-Controller-Nutzer gefällt die 4×4-Anordnung besser als die in Reihe geschalteten Pads des AKAI Advance, aber das ist natürlich Geschmacksache.
Rechts neben Pitch- und Mod-Wheel befinden sich die 22 hintergrundbeleuchteten Buttons, mit denen die wichtigsten Funktionen des Controllers immer griffbereit sind. Neben einer Transport-Sektion, Full-Level und Time-Division werden hier auch die Bänke A bis D ausgewählt. Gleich daneben befinden sich Buttons zur Aktivierung von Arpeggiator und Roll sowie die Oktaven-Buttons. Rechts neben dem Display lassen sich die Betriebsmodi des Controllers auswählen, doch dazu mehr im Praxisteil. Mittels Shift-Taste gelangt man in die EDIT-Ansicht der jeweiligen Betriebsmodi.
In der Mitte der Bedienoberfläche dienen vier Cursor-Taster und ein gerasteter Endlos-Encoder der Navigation innerhalb der VIP-Software. Leider befindet das Display rechts neben der Navigations-Sektion, daher sollte diese besser mit der linken Hand bedient werden. Ansonsten wird das Display während der Bedienung vom eigenen Arm verdeckt – ein Vorteil für Linkshänder.
Die acht Endlosdrehregler rechts des Displays erinnern mich stark an die AKAI-typischen Regler, die bekanntlich gut in der Hand liegen, einen angenehmen Widerstand aufweisen und auch schon bei den MPCs dazu beigetragen haben, ein haptisch gutes Produkt zu werden. Mit ihnen werden die Parameter in der Software-Schnittstelle VIP gesteuert.
VIP – Die Software-Schnittstelle
Mit “VIP” (Virtual Instrument Player) wird die Steuerung der Parameter-Werte und das kategorisiere “Browsen” durch die installierten VST-Plug-ins und Plug-in-Presets direkt an der Hardware möglich. Die Software lässt sich entweder standalone oder als Plug-in in einer DAW nutzen. VIP wartet mit einigen Features auf, die das Controller-Keyboard zu einer Art Synthesizer-Workstation machen, Computer vorausgesetzt. In der aktuellen Version VIP 2.0 ist nun auch das Verwalten und Steuern von Effekt-Plug-ins möglich.
Ein kategorisierter Browser dient hierbei der Organisation aller auf dem Computer installierten VSTi-Plug-ins. So findet man schnell den passenden Sound, da der Browser nach dem Ausschlussverfahren die übrigbleibenden Patches aller (!) VST-Instrumente auflistet. Die meisten gängigen VST-Plug-ins sind dabei bereits gemappt und können ohne Weiteres direkt in ihren Parametern verändert werden.
In einer VIP-Instanz können bis zu acht verschiedene Plug-ins und Patches geladen werden. In sogenannten “Multis” ist es sogar möglich, diese auf der Keyboard-Tastatur zu splitten oder zu layern. In “Setlists” wiederum lassen sich die Multis abspeichern, was das VX49 nicht zuletzt auch für Bühnenmusiker interessant macht.
Im “Control Panel” lassen sich Mappings bearbeiten und bei Bedarf auch eigene Mappings erstellen. Gleiches gilt für das “Keyboard Panel”, in dem jedoch nicht wie zunächst angenommen die Klaviatur, sondern die Noten und Kanäle der Pads bearbeitet werden können.
VIP fungiert übrigens als sogenannter VST-Wrapper, wodurch auch in Logic oder Pro Tools die VST-Plug-ins statt der üblichen AU- und AAX-Varianten genutzt werden. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch, dass Pro Tools- und Logic-User die VST-Versionen ihrer Plug-ins mitinstalliert haben müssen.
Klangerzeuger und DAW inklusive
Damit man gleich loslegen kann, stellt der Hersteller eine ca. 5 GB große Soundpalette zum Download bereit. Darunter befinden sich viele hochwertige Software-Instrumente und Effekt-Plug-ins von AiR Music wie Hybrid 3, Vacuum Pro, Velvet, Eighty Eight Ensemble, Loom, Transfuser und Expand2. Dazu gesellen sich viele Expansions von Toolroom, die weitere Patches beinhalten. Zusätzliche VST-Plug-ins von AIR Music, Toolroom und weiteren Drittherstellern können im VIP Store gekauft und heruntergeladen werden.
Alleine die mitgelieferte Software wäre im Einzelkauf teurer als der Kaufpreis des VX49. Hier werden wirklich hochwertige Klangerzeuger bereitgestellt. Als wäre das nicht genug, legt Alesis eine Lizenz für das DAW-Schlachtschiff Ableton Live Lite 9 mit in den Lieferumfang. Mit dem VX49 erhält man also ein All-In-One-Paket und kann sofort mit der Musikproduktion loslegen.