Snaredrums gibt es buchstäblich wie Sand am Meer, selbst erfahrene Trommelsüchtige verlieren sich mittlerweile in der Modellflut. Dass ständig neue hinzu kommen, macht die Sache nicht einfacher. Wer sich heute auf die Suche nach einer neuen Snare macht, kann allein im Bereich der 14 Zoll Standardgröße zwischen hunderten von Serienmodellen wählen. Und waren 13er, 12er oder gar 10er vor noch nicht allzu langer Zeit eher unüblich, haben fast alle Hersteller mittlerweile auch für Freunde der kleineren Durchmesser diverse Modelle im Programm.
Dass es 15 Zoll Snares gibt, wissen viele Drummer hingegen oft gar nicht. Dabei war diese Größe von den Anfangstagen des Drumsets am Beginn des letztens Jahrhunderts bis in die 50er Jahre sehr beliebt. Blättert man alte Kataloge durch, stellt man fest, dass es fast alle Snaredrum-Modelle eben auch in der etwas größeren Variante gab. Besonders Swing-Drummer schätzten die erweiterte Besenspielfläche, und in Blues- und Bigband-Musik lieferten die Kessel etwas mehr Lautstärke und Dynamik, was in den damaligen – meist unverstärkten – Spielsituationen von Vorteil war. Im Laufe der letzten Jahrzehnte setzte sich allerdings die 14er Größe als Standard durch, klangliche Variation wurde fortan eher durch die Veränderung der Tiefe, der Konstruktion und durch die Wahl die Kesselmaterialien erreicht. Ganz verschwunden sind die Schnarrtrommeln in Übergröße allerdings nie, besonders Studiodrummer schwören für manche Projekte auf das zusätzliche Zoll im Durchmesser. Hier kommt ein kurzes Video mit allen vier Teilnehmern.
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Mehr InformationenDie Idee, doch mal einen großen Vergleichstest mit 15 Zoll Snaredrums zu veranstalten, um dieser Minderheit zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen, lag also nahe. Das Wort „groß“ musste allerdings gestrichen werden, auf ganze drei, in Deutschland in Serie verfügbare, Modelle kommen wir, eine Custom Snaredrum aus den USA erweitert das Feld auf immerhin vier Typen. Im Test finden wir heraus, was sie können und ob ihre geringe Popularität möglicherweise nur dem Umstand geschuldet ist, dass sie nicht problemlos in jeden Snare-Ständer passen.
Alle Modelle im Kurz-Check
Beier 1,5 Steel 15“x5,5“
Mit ihrem in Handarbeit verschweißten Stahlkessel erzeugt die Beier jede Menge Power und Druck. Sie ist eine Rocksnare par excellence, die aber auch durch feine Ansprache und tolle Dynamik überzeugen kann. Zum Verkaufspreis von 550 Dollar müssen noch etwa 25 Prozent Einfuhrabgaben und Versand hinzu gerechnet werden, inbegriffen ist dann aber auch der persönliche Kontakt zum Erbauer der Trommel.
Pearl Sensitone Premium African Mahogany 15“x5“
Mit sehr ausgewogenen und holzigen Klangeigenschaften kann das einzige Holzmodell in unserem 15er Snare Special punkten. Die Pearl Premium African Mahogany klingt in allen Stimmlagen gut und ist damit vielseitig verwendbar. In Funk, Jazz, Blues und HipHop macht sie eine besonders gute Figur. Von allen Testmodellen besitzt sie das kompakteste Klangbild.
Link zum Testbericht
Produktseite auf Thomann.de
Tama Kenny Aronoff Super Piccolo 15“x4“
Ihr Messingkessel ist nicht nur graviert, auch ihre flache Bauhöhe sowie ihre Spannreifen aus Messing machen sie noch etwas exotischer als die anderen Modelle im Test. Klanglich verbindet sie die Eigenschaften einer tieferen Messing-Snare mit der direkten Ansprache und kontrollierten Tonalität einer Piccolo. Mit fettem, aber kontrolliertem Sound und sehr guter Ansprache dürfte sie für viele Stilistiken geeignet sein, auch tief gestimmt klingt sie ausgewogen und musikalisch.
Ludwig Supralite 15“x5“
Die günstigste Snaredrum im Test soll mit ihrem Namen an die meist aufgenommene Snare überhaupt erinnern, an die Ludwig Supraphonic. Mit einem luftigen und gleichzeitig präsenten Sound erinnert die Trommel tatsächlich an das berühmte Vorbild aus Aluminium. Dass hier verschweißter Stahl verbaut wird, tut der gelungenen Vorstellung keinen Abbruch, einzig der montierte Snare-Teppich trübt das Bild etwas.
Fazit
Einen wirklich überzeugenden Grund für die geringe Verbreitung von 15er Snaredrums habe ich im Test nicht finden können, im Gegenteil. Insgesamt gibt es hier von fast allem etwas mehr als bei den populären 14 Zoll Kollegen. Die Trommeln sind bei Bedarf lauter, ihre Ansprache ist mindestens genauso präsent, und auch aufgenommen klingen sie in vielen Situationen einfach etwas „saftiger“. Ein paar Nachteile lassen sich allerdings schwer wegdiskutieren. Da wäre zunächst das Gefummel mit den Körben der meisten Standard-Snare-Stative. Abgesehen von den wenigen Modellen, deren Arme man stufenlos verlängern kann, haben die Hardware-Hersteller die Übergröße offenbar nicht auf der Rechnung. Ein zweiter – wie ich finde, objektiver – Nachteil sind die recht matten Rimclick-Sounds. Hier scheint die große Fellfläche einer knackigen Entfaltung entgegen zu wirken. Und der dritte Aspekt wäre das etwas weichere Spielgefühl. Wer den Rebound einer 14er Snare erreichen möchte, muss die Trommeln unter Umständen in Bereiche stimmen, in denen sie sich tonal nicht mehr voll entfalten können. Als Allrounder oder als alleinige „Workhorse“-Snare würde ich eine 15er daher nicht empfehlen. Wer aber auf der Suche nach neuen Inspirationen und Klangfarben ist, sollte sich unbedingt mal eine anhören. Ich werde so ein Monster über kurz oder lang jedenfalls brauchen.
Juergen Kuhlmann sagt:
#1 - 08.05.2016 um 19:28 Uhr
Ich spiele ausschließlich 15er: meine Babies sind zwei vom Custom - Hersteller Cube Drums aus Plauen gefertigte Trommeln: 15" x 7" Maple (6lagiger Kessel) & 15" x 6 1/2" Acryl, der Kessel ist ein gekürzter Acrylkessel von Stegner.
bonedo Chris sagt:
#1.1 - 08.05.2016 um 19:33 Uhr
Hi Jürgen, danke für die Rückmeldung. Was hat dich dazu bewogen auf die großen Eimer zu wechseln?
Antwort auf #1 von Juergen Kuhlmann
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJuergen Kuhlmann sagt:
#1.1.1 - 09.05.2016 um 09:37 Uhr
Hallo Chris, ja zum einen spiele ich in einer Guggenmusik und muss so gegen ca. 20 - 30 Bläser anspielen. Ich habe das Gefühl, dass mir dieses Extra an Hubraum da durchaus was bringt. Zum anderen finde ich Trommeln faszinierend, die nicht von der Stange (14" oder kleiner) sind. 15er sind halt Exoten! Ich könnte mich jetzt noch dafür ohrfeigen, dass ich damals nicht die Yamaha J.R. Robinson in 15" gekauft habe, ich hatte sie schon in der Hand!! Tja, zu spät, Yamaha stellt diese Trommel längst nicht mehr her! Und taucht mal irgendwo eine auf, ist sie horrend teuer! Ach so, wusstest du, dass es sogar 16er Snares gibt? Kann man bei DW kaufen ("Ballad Snare" in 16" x 10"), oder es gibt sie bei Brady ("Spotted Gum" Finish in 16" x 6", jeweils sauteuer). Einen gravierenden Nachteil gibt es aber bei 15ern: die stark eingeschränkte Auswahl an Fellen! Evans z.B. fertigt bestimmte Snare - Spezialfelle nur in 14" oder 13" (z.B. bestimmte Resofelle), andere Felle gibt's nur in "geraden" Größen, also NICHT in 15"!
Antwort auf #1.1 von bonedo Chris
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenbonedo Chris sagt:
#1.1.1.1 - 09.05.2016 um 10:27 Uhr
Hi Jürgen,
danke für den Input mit den Fellen. Mit den 16er Snares haben wir uns (noch) nicht auseinandergesetzt. Ich kennen vor allem die tiefen Floortom/Snare Eimer, wie sie von Robert "Sput" Searight oder Chris Dave benutzt werden. Die 15er Yamaha JR stand bei der Planung der Aktion auch auf dem Zettel, wir haben sie aber dann wg. den restlichen, sämtlich aktuellen Modellen wieder verworfen. Viel Spaß weiterhin, Chris
Antwort auf #1.1.1 von Juergen Kuhlmann
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJuergen Kuhlmann sagt:
#1.1.1.1.1 - 26.06.2022 um 15:15 Uhr
Hi Chris! Hier ein kleines Update: Ich habe kürzlich eine 16er Snaredrum auf Ebay Kleinanzeigen abschießen können: Es handelt sich um eine 16" x 10" Trommel von Tama aus der Sound Lab (S.L.P.) - Serie, für sensationelle 480 €! Damit kommt man bei DW noch lange nicht hin! Falls die Ballad Snare überhaupt noch zu kriegen ist, liegt sie vom Preis her im Noble & Cooley - Highend - Bereich, so ca. 1.800€. Die Modellbezeichnung lautet LBH1610L - NTM. Sie weist folgende Features auf: - dünner Birkenkessel, 6ply, 6mm Wandstärke, Farbe "Natural Mocha Burst", lackiert. - "Quick Touch" - Strainer; - MCS70 Buttend; - Stick Saver - Spannreifen, 8loch, verchromt; - 16 Starclassic Einzelböckchen - Evans Emad Schlagfell; Evans Reso 300 Resonanzfell - 20spiraliger Teppich mit Messingblech - Endplättchen à la Canopus / DW true tone. - 3 Standtombeine wie bei der 14er Duo Snare aus demselben Sortiment. Ich habe nur die Felle gegen ein einlagiges Ambassador smooth white oben / Diplomat Reso unten getauscht. Der Sound haut mich einfach um: schön breit und raschelig, mit singenden Obertönen. Eigentlich ein Graus für die "controlled sound" - Knallsnare - Soundfaschisten!!!! Habe sie gestern zu einem Auftritt mit meiner Kombo mitgenommen, einfach super! Wird aber leider nicht mehr gebaut; ich schätze, sie war auf 100 Stück limitiert. Dieser Sound ist einfach mit keiner anderen Trommel hinzubekommen! Gruß Jürgen.
Antwort auf #1.1.1.1 von bonedo Chris
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChristoph Behm sagt:
#1.1.1.1.1.1 - 27.06.2022 um 10:05 Uhr
Hi Jürgen, ah, das klingt interessant? Welche Art von Musik spielst du denn mit so einem "Eimer"? :-) Viele Grüße Chris
Antwort auf #1.1.1.1.1 von Juergen Kuhlmann
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