“Alles gehört dir, eine Welt aus Papier.” Schon Dendemann prangert zusammen mit Tocotronic den Papierkrieg an und erhält damit auch meine vollste Zustimmung. Als ob es nicht schon Herausforderung genug ist, als Musiker kreativ zu sein, neue Songs zu schreiben und zu produzieren und sich immer wieder neu zu erfinden, gehört der Papierkram auch zum Daily Business. Mit ein paar Tricks geht zumindest die grundlegende Live-Biz-Formalia easy peasy von der Hand.
Wenn Musiker dem Proberaum entfliehen und die Bühnen erobern wollen, reichen Talent, ein paar Songs und eine gute Live-Performance allein nicht aus. Um ein bisschen Papierkram kommt man nicht herum. Das ist schrecklich unromantisch und wahrlich nicht das coolste am Musiker-Dasein, aber sind die Formalitäten erst einmal zu Papier gebracht, hat man auch wieder eine Weile Ruhe. Also: Zettel und Stift gezückt und aufgepasst – so geht’s:
Tech Rider
Tech Rider oder auch Technical Rider sind den meisten zwar ein Begriff, doch uns erreichen im gigmit-Support regelmäßig Fragen dazu. Häufig ist es unklar, was dieser technische Steckbrief einer Band beinhalten soll. Der Tech Rider ist nicht nur für Veranstalter interessant, um abzuschätzen, ob die technischen Anforderungen in der entsprechenden Venue umgesetzt werden können. Auch für Ton-, Lichttechniker und Stagemanager ist der Tech Rider elementar, um den Live-Gig bestmöglich vorzubereiten und eine gute technische Performance zu gewährleisten. Diese drei Sachen dürfen nicht fehlen: Besetzung, Stageplan und Kanalbelegung.
Es macht einen Unterschied, ob 3, 5 oder 7 Musiker auf der Bühne stehen. Angaben zur Anzahl der Musiker, Instrumente, Gesänge und benötigte Kanäle sind wichtig, um den Sound gut abzunehmen und abzumischen. Neben dieser Auflistung der Besetzung, gern auch mit Namen, wird auf dem Stageplan angebildet, wo welcher Musiker mit welchem Instrument steht, wie viel Mikrofone und Monitore benötigt werden und wo diese positioniert werden sollen. Dieser grafische Bühnenbelegungsplan gibt eine Richtlinie vor, kann aber von Venue zu Venue variieren. Es ist ratsam, immer Rücksprache mit dem örtlichen Tontechniker zu halten, denn er sollte am besten wissen, wie man den idealen Sound in der Location rausholt. Zu guter letzt noch die Kanalbelegung, auch Channel-, Input- oder Patchlist genannt, in der alle erforderlichen Kanäle auf dem Mischpult gelistet sind und der Tech Rider ist fertig.
Die Auflistung der benötigten Kanäle ist vor allem dann sinnvoll, wenn Musiker einen eigenen Tontechniker haben. So können die örtlichen Techniker alles vorbereiten und die Instrumente auf die vorher festgelegten Kanäle legen. Eine übliche Reihenfolge ist Drums, Bass, Gitarre, Keyboard/Stage Piano, Gesang.
Das Ganze ist vor allem hilfreich für das Telefonat mit dem Techniker vor Ort in reichlichem Abstand von 1 bis 2 Wochen vor der Show. Das sollte unbedingt geführt werden, wenn man will, dass es am Abend gut klingt.
Für dich ausgesucht
Catering Rider
Man sagt, dass schlechtes Essen in der Schifffahrt häufig zu Meuterei geführt hat. Dieses Prinzip lässt sich an abgeschwächter Form auch auf das Live-Business anwenden. Hunger ist eines der schlechtesten Voraussetzungen für eine gute und stressfreie Zusammenarbeit. Genau dafür gibt es den Catering Rider. Grundprinzip bei der Erstellung eines Catering Riders: Immer schön freundlich und bescheiden bleiben. Wichtige Angaben sind hierbei vor allem spezielle Diäten, Ernährungsweisen, Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien. Auch die Anzahl der Crew-Mitglieder ist eine wichtige Info für einen Veranstalter sowie die Art und Anzahl der Bühnen-Getränke und gegebenenfalls Anzahl der gewünschten Handtücher für die Bühne. Auch non food-Angaben wie Anzahl der Parkplätze, Ausstattung des Backstage, Duschen, Garderobe, Internetanschluss o.Ä. findet hier Erwähnung. Natürlich gilt auch dabei das Prinzip der Bescheidenheit und Flexibilität. Gerade kleine Venues haben aus Budgetmangel häufig kein Essen bereit. Damit sollte man immer rechnen, um nicht böse überrascht zu sein.
Apropos Flexibilität: Tech und Catering Rider geben “nur” die Richtung vor. Es wird von Venue zu Venue und von Gig zu Gig zu Abweichungen kommen. Umso wichtiger ist es, im Vorfeld alles mit dem Veranstalter abzustimmen und gegenfalls anzupassen, um böse Überraschungen am Tag des Auftritts möglichst zu vermeiden. Man kann immer über alles reden und es finden sich immer Lösungen.
Und noch ein Tipp: Der Rider müssen immer aktuell sein. Ändert sich etwas bei den technischen Voraussetzungen, z.B. in der Anzahl der Travel-Party, sollte es entsprechend angepasst werden. Auch das dauert nicht lange und ist schnell gemacht. Ist der aktuelle Rider dann während des Gigs in mehrfach ausgedruckter Form noch bei der Hand, zeigt sich, wer ein Profi ist und der Live-Auftritt kann nur gut werden.
Achso: Die größte Datenbank für Live-Gigs gibt es übrigens bei gigmit. Den aktuellen Rider kannst du hier einfach hochladen, um diesen an den Veranstalter zu übermitteln.