Weil auch die Fender American Elite Stratocaster HSS Shawbucker wie alle ihre Geschwister nach dem Baukastensystem aufgebaut ist, beweisen die vielen unterschiedlichen Modelle und Varianten des Klassikers, welche klanglichen und auch qualitativen Unterschiede möglich sind. Natürlich sind es bei allen die legendären Strat-Gene, die das Fundament für Ton und Bespielbarkeit legen.
Aber beim Klang einer Gitarre zählen, ähnlich wie bei einem guten Gericht, bekanntlich nicht nur die richtigen Zutaten, sondern auch deren Qualität und ihre Abstimmung untereinander. Wie das bei der American Elite Stratocaster HSS Shawbucker gelungen ist, soll sie uns im folgenden Test zeigen.
Details
Konzept und Besonderheiten
Fender hat mit der American Elite Stratocaster HSS Shawbucker das Rad zwar nicht neu erfunden, jedoch kann das Nachfolgemodell der Deluxe-Serie mit vielen neuen Features aufwarten. So verfügt unsere Testgitarre neben dem bereits bekannten Shawbucker-Pickup in der Stegposition über zwei neue Noiseless-Tonabnehmer der vierten Generation, die nur in der Elite-Serie zum Einsatz kommen. Diese beiden Pickups imitieren den Singlecoilsound erstaunlich gut, aber dazu später mehr. Mit der ausgefuchsten Push/Push-Schaltung wird der Steghumbucker unter Umgehung der Klangregelung direkt auf die Ausgangsbuchse gelegt. So wird der Ton noch direkter und kommt speziell den Ansprüchen bei High-Gain-Sounds entgegen. Auch in punkto Handling und Bespielbarkeit hat man es hier mit einem eher modernen Konzept zu tun. So sorgen das Compound-Halsprofil und der ergonomische Hals/Korpus-Übergang für eine exquisite Bespielbarkeit bis in die höchsten Lagen. Aber kommen wir zu den Einzelheiten.
Korpus
Jenseits eventueller Neuerungen und Gimmicks hat man es auch bei der Elite Stratocaster HSS Shawbucker mit einer typischen Strat aus dem Fender-Baukasten zu tun. Der Korpus ist aus Erle gefertigt und mit einer sogenannten Mystic-Black-Lackierung versehen. Dieses Tonholz wird seit Jahrzehnten für die Konstruktion von Stratbodys verwendet und zeichnet sich durch einen mittenbetonten und obertonreichen Klang aus. Das Gewicht der Gitarre liegt mit 3,7 Kilo im gesunden Mittelfeld. Cutaways und Bodyshaping entsprechen denen des Klassikers, in dieser Hinsicht gibt es auf den ersten Blick also nichts Neues zu entdecken. Erst bei näherem Hinsehen treten die Feinheiten zutage, wie beispielsweise der komfortabler Hals-Korpus-Übergang. Dort bietet die Halstasche quasi ein kleines Cutaway, sodass der Daumen auch in den obersten Lagen nirgendwo hängenbleiben kann. Deutlich leichtgängiger als bei der klassischen Variante ist auch das freischwebende Tremolo mit Zweipunkt-Aufhängung, das auch bei härterem Einsatz kaum aus der Stimmung zu bringen ist.
Die Schaltung
Die Elektronik befindet sich unter einem Schlagbrett, das sich – sollten einmal Reparaturen oder Modifikationen anstehen – erst nach Entfernen der Saiten abschrauben lässt. Hier hat man es mit einer flexiblen und sehr gut aufeinander abgestimmten HSS-Bestückung zu tun. Für den Steghumbucker ist übrigens Tim Shaw zuständig. Er war Anfang der 80er Jahre bei Gibson dafür verantwortlich, neue Pickups im Stil der ursprünglichen PAF-Modelle zu entwerfen. Die Shaw-PAFs wurden zwischen 1980 und 1983 vorwiegend in Heritage Les Pauls verbaut. Der hier eingesetzte Humbucker besitzt im Gegensatz zu Gibsonpickups ein breiteres Spacing, weil bei Fendergitarren die Saitenabstände etwas weiter sind. Seine Ausgangsleistung ist eher gemäßigt, damit der Unterschied zu den Singlecoils nicht zu drastisch ausfällt. Die beiden Einspuler sind übrigens die vierte Generation der Fender Noiselesspickups, die in punkto Dynamik und Klangverhalten kaum noch von einem guten Singlecoil zu unterscheiden sind. Das spezielle 250K/500K Volume-Poti ist eine neu entwickelte Kombi-Variante, die mit zwei verschiedenen Widerstandswerten arbeitet. So bleiben die Höhen des Humbuckers dank des 500kOhm-Potis erhalten. Aktiviert man dagegen die Singlecoils, wird automatisch das 250 kOhm-Poti in den Signalweg geschaltet.
Neben dem gewohnten Stratocaster Fünfwege-Schalter bietet unsere Elite Stratocaster jedoch noch einige Besonderheiten. Mittels eines kleinen Tasters, der zwischen den beiden Tonreglern liegt, wird der Steghumbucker ohne Umwege sofort auf den Ausgang geschaltet, wodurch der Sound einen Tacken direkter, aber auch höhenreicher wird. Eine weitere Besonderheit ist der im Volume-Poti integrierte sogenannte SW-1 Switch. Ist er aktiviert, bringen die einzelnen Positionen des 5-Wege-Schalters andere Soundvariationen hervor, denen wir uns im Praxisteil ausführlich widmen wollen.
Der Hals
Der Ahornhals mit seinem Ahorngriffbrett bietet ebenfalls einige Besonderheiten, die es in sich haben. So ist das Compound Griffbrettprofil mit einem 9.5″-14″ Radius ausgezeichnet zu bespielen. Dank des eher flachen Griffbretts und der 22 Medium-Jumbo-Bünde erlaubt die Gitarre einen angenehmen, fast schon gibsonartigen Spielkomfort. Der absolute Knüller ist für mich aber die Form der Halsrückseite. Am Sattel beginnt er mit einer C- und endet am Hals-Korpus-Übergang in einer D-Form. Somit erhält man hier das Beste aus beiden Welten, denn während man vorne die gute Bespielbarkeit der schlanken C-Form genießen kann, erhält man dank der höheren Masse im oberen Bereich einen insgesamt fetteren Sound. Für mich als Liebhaber der klassischen C-Form die perfekte Lösung schlechthin, denn das fettere D in den oberen Lagen macht sich beim Spielen faktisch nicht bemerkbar. Ein weiteres Highlight sind die Fender Locking Tuner, die hier in Zusammenarbeit mit dem Tremolo eine hervorragende Stimmstabilität bieten.