Producer Joey Sturgis hat einige Bands in die Billboard-Charts gehievt – mit Metalcore wohlgemerkt. Wenn jemand also weiß, wie man eine Metal-Kickdrum mischt, dann er. Und genau das haben wir ihn gefragt.
Interview mit Joey Sturgis
Hallo Joey, danke, dass du wieder Zeit für ein Interview auf bonedo.de gefunden hast. Beim letzten Mal hast du uns ein paar Einblicke gewährt, wie dein persönlicher Background und deine Produktionsweise miteinander verbunden sind.
Wenn du nichts dagegen hast, starte ich dieses Interview mit einer meiner Lieblingsfragen an bekannte Produzenten. In den vergangenen Jahren ist der Namen „Joey Sturgis“ regelrecht zu einer Marke geworden. Wofür sollte er, deiner Meinung nach, stehen?
Ich glaube, meine Mission hier auf der Erde ist ganz einfach, nämlich den Leuten zu helfen tolle Musik zu machen. Ich schätze mal, ich leiste das auf vielen Wegen, sei es nun einen Künstler zu produzieren und Räume für ihn zu schaffen, in denen er kreativ sein kann, oder einem angehenden Mixing Engineer Fähigkeiten beizubringen, mit denen er leistungsfähiger arbeiten kann. Oder auch ein Produkt zu entwickeln, dass einem Musiker hilft, seine eigene Musik aufzunehmen. Ganz unabhängig vom Szenario ist das Resultat am Ende dasselbe: es Leuten leichter machen, tolle Musik zu erschaffen.
Wo wir gerade bei Namen sind… Toneforge Ben Bruce war das erste Add-On aus deiner Plug-In-Schmiede, das den Namen eines bekannten Musikers trägt. Planst du weitere Signature-Add-Ons herauszubringen?
Absolut, wir arbeiten mit einer Menge Künstlern. Leider darf ich noch nicht preisgeben, um wen es sich diesmal handelt, aber ich kann dir versichern, dass es sich anzuschauen lohnt. Uns liegt viel daran, unseren Freunden dabei zu helfen sich in neue klangliche Abenteuer zu stürzen, die auch für das Musikbusiness innovativ sind.
Verstehe. Innovation ist ja überhaupt ein ganz zentrales Thema deiner Arbeit. Ich möchte da aber mal ganz ketzerisch nachhaken… Joey, du hast deine Arbeit mittlerweile über eigene Plug-Ins und Creative Live Workshops bis hin zu Podcast-Tutorials ausgeweitet. Reagierst du mit diesem Geschäftsmodell auf abnehmende Produktionsbudgets? Oder bist du einfach ein zutiefst engagierter Audiofan, der seine Gedanken und Erfahrung teilen möchte?
Ich glaube, beides trifft zu. Man kann wohl sagen, dass das eine das andere inspiriert hat. Und wenn du es erst mal eine Zeit lang dabei bist, dann entdeckst du, was du am meisten liebst. Es ist schon ein wenig erschütternd, wie sich die Musikindustrie entwickelt, aber das ist kein Grund, mit den dennoch vorhandenen Geschäftsmöglichkeiten zu hadern. du musst eben lernen, dich an die sich verändernden Bedingungen anzupassen, noch während sie sich verändern. Denn, seien wir mal ehrlich, das einzige was von Dauer ist, ist die Veränderung.
Wie wahr, wie wahr. Gerade im Bereich Musikproduktion verändert sich vieles rasend schnell. Aber es gibt sicher auch etliche Konstanten in deiner Arbeit. Wenn du in deiner DAW beispielsweise EQs einsetzt… ziehst du es dann vor, immer wieder mit den mitgelieferten Stock-Plug-Ins zu arbeiten oder probierst du gerne auch mal neue Emulationen von Drittanbietern aus?
Wenn es um Equalizer geht, dann bleibe ich meistens bei Waves-Produkten hängen. Ich arbeite aber auch an meinen eigenen Ideen, interaktiv mit Frequenzen zu arbeiten. Es könnte also sein, dass da bald ein paar Plug-Ins am Horizont aufziehen.
Workshop mit Joey Sturgis
1. Top Source – die Soundgrundlage muss stimmen
Beginne immer mit einer gut klingenden Quelle. Wenn du schon während des Stimmens oder Spielens keinen guten Kick-Sound hast, führt das nicht weit.
2. Laut und leise abhören
Lerne, bei hohen und bei geringen Lautstärken zu mischen. Sie erfüllen für dein Gehör unterschiedliche Zwecke. Ein Signal sowohl laut als auch leise abhören zu können, verschafft dir mehrere Perspektiven auf das gleiche Ergebnis, und erlaubt dir, bessere klangliche Entscheidungen treffen zu können.
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3. Multiband-Mix
Versuche, den Klang mithilfe von Crossover-Frequenzen in mehrere Frequenzbänder zu zerlegen, sodass du mehr Kontrolle über verschiedene Frequenzbereiche des Sounds gewinnst. Das machst du mithilfe von Hoch- und Tiefpassfiltern und indem du die Spur duplizierst. Pass’ aber auf Übersprechungen und auch auf Plug-In-Latenzen auf, die dazu führen, dass die Phasen der Signale auf den Spuren auseinanderlaufen.
4. Referenzen nutzen – Wie klingen andere Bassdrums?
Vergleichen, vergleichen vergleichen, vergleichen. Hör dir deine Kick-Drum im Verhältnis zu deinem Lieblingsmix an. Kann sie mithalten? Falls das nicht der Fall ist, bleib am Ball!
5. Kick im Mix
Mach Pausen. Je länger du an einem einzelnen Sound arbeitest, umso weniger Zeit bleibt dir, ihn richtig gut hinzubekommen. Ich kann empfehlen, nicht allzu viele Entscheidungen im Solo-Modus zu treffen, sondern viel Zeit darauf zu verwenden, die Regler „im Gesamtmix fliegen zu lassen“, wo alles zugleich hörbar ist. Andernfalls wird sich deine Aufmerksamkeit für das kleinste Detail nicht auszahlen, wenn du dieses Detail im Zusammenspiel mit der restlichen Musik nicht mehr hören kannst.