SPL schwenkt auf das System 500 – diese News war eine der besonderen Nachrichten auf der diesjährigen NAMM.
Vor allem vor dem Hintergrund, dass das Unternehmen von der niederländischen Grenze mit dem RackPack sein eigenes Modularsystem angeboten hatte. Ein anderer „Dreibuchstaben-Hersteller“, also SSL, ist genau den gleichen Weg gegangen, ein klarer Hinweis darauf, dass sich APIs Kassetten-Standard mehr und mehr durchsetzt.
SPL haben zwei ihrer größten, vielleicht sogar die größten Entwicklungen der Firmengeschichte auf die praktischen Module portiert, nämlich den Transient Designer, der die pegelunabhängige Veränderung von Attack- und Releasephasen von Signalen regelbar macht und für viele zum unverzichtbaren Tool bei der Bearbeitung von Drumsounds geworden ist, und eben den De-Esser.
Details
Antischall: SPL-De-Esser Spezialfall ohne Kompressor- oder Gate-Grundlage
Der SPL-De-Esser arbeitet anders als die meisten anderen Geräte, die scharfe S-Laute in Sprach- und Gesangsspuren reduzieren: Anstatt mit Filtern den entsprechenden Frequenzbereich eines Sidechains auf diese schnell bissigen Konsonanten zu reduzieren und ihnen dann im Falle ihres Auftretens mit Pegelreduktion durch einen Kompressor oder gar ein Gate zu begegnen, geht man beim SPL-De-Esser schon seit vielen Jahren einen anderen Weg: Der detektierte und freigestellte S-Anteil wird dem eigentlichen Signal zugemischt! Weil das mit invertierter Phasenlage geschieht, löschen sich genau diese Anteile im Nutzsignal aus. Dass diese Arbeit mit Antischall nicht nur bei Noise-Cancelling-Kopfhörern funktioniert, sondern auch zum De-Essing hervorragend taugt, ist hinlänglich bekannt: Der 19“-De-Esser von SPL ist ein sehr beliebtes Gerät und zudem sehr einfach und vor allem schnell zu bedienen.
Zwei De-Esser für das Doppel-S?
Den Kopf des Moduls schmücken ein globaler Bypass und eine Signal-LED, die das Überschreiten von -20 dB dadurch quittiert, dass sie ihrer Arbeit nachgeht und leuchtet. Auf den ersten Blick etwas verwirrend mag erscheinen, dass es quasi zwei De-Esser im Modul gibt: Ein High Band und ein Low Band, „Hi-S“ und folgerichtig „Lo-S“ genannt. Der Signalfluss der beiden in Serie geschalteten De-Esser erfolgt von unten nach oben, zunächst entert das Signal in das tiefer angesetzte Band, dann in das höhere. Beide können per Kippschalter separat in den Bypass-Modus gesetzt werden. Das tiefe Band arbeitet entweder mit einem Detektor der Mittenfrequenz 6,4 oder 7,6 kHz, das ist der Bereich, in dem bei Männern beziehungsweise Frauen am Häufigsten die meisten Pegelanteile der S-Laute zu finden sind. Folgerichtig kann man auf der Frontplatte diese Frequenzen per „Voice“-Schalter von männlich auf weiblich umschalten. Das Höhenband steht fest auf 11,2 kHz, der Frequenz, die manchem bei zu hohem Pegel „in den Augen wehtut“. Die Bandbreiten unterscheiden sich freilich, denn das Tiefe besitzt 1,44 kHz, das höhere reicht mit 3 kHz nah an die obere Grenze des menschlichen Hörvermögens heran. Regelbar ist in jedem Band nur ein Wert, nämlich die tatsächliche Reduktion. Es steht nicht mit auf der Frontplatte, doch sind es Dezibel, die dort als Zahlen genannt werden. Arbeitet eines der beiden Bänder, kennzeichnet es dies durch das Aufleuchtenlassen der benachbarten LED „De-S“.
Geschlossenes Gehäuse
SPL geben sich nicht damit zufrieden, den De-Esser einfach auf eine nackte Platine zu packen, sondern verbauen die Schaltung in einem geschlossenen Gehäuse. Unter den Bauteilen selbst fallen die vielen gesockelten IC-Chips auf – unweigerlich muss man an Computer und Unterhaltungselektronik aus den 80ern und 90ern denken. SMD findet man auf der Platine nicht. Im Falle eines Defekt ist also die Chance höher, mit einem Messgerät und einem Lötkolben selbst etwas zu reparieren – ich finde das gut. „10 Hz – 100 kHz“ ist die Angabe über den Frequenzgang des De-Esser-Moduls, offen bleiben jedoch die Dämpfungswerte an diesen Punkten und die maximale Abweichung dazwischen. Der Dynamikumfang ist mit 116 dB beziffert, der Klirr liegt bei 0 dBu Eingang bei 0,03%.