Der Sound der Töne wird zu einem großen Teil im Mund gemacht. Der Platz an der richtigen Stelle ist entscheidender, als den Mund so weit wie möglich aufzureißen. In der Übung dieses Vocal Quickies konzentrieren wir uns auf den Sound-Hot-Spot zwischen unseren Backenzähnen.
Um zu verstehen, wie ein Gesangston überhaupt gebildet wird, gebe ich einen kurzen theoretischen Exkurs vorne weg.
Die Luft, die aus unseren Lungen kommt, versetzt unsere Stimmbänder in Schwingung und bildet unseren Ton. Jeder Ton besteht, genau genommen, aus vielen Tönen. Einem Grundton, der sehr mittig und schneidend klingt (Sinuston) und einer Auswahl an feinen, hohen Tönen aus einer Klangreihe, die Obertonreihe genannt wird. Diese Zusatztöne sind für die Klangfarbe des Gesamttons zuständig. Würden wir den Sound unseres Tons direkt an den Stimmbändern aufnehmen, hätten wir weißes Rauschen; ähnlich einem angeschalteten Fernseher, auf dem kein Programm läuft. Das kommt, weil sich der Ton den wir hören aus einem Grundton und weiteren Tönen, Obertöne genannt, zusammensetzt. Und direkt an den Stimmbändern noch alle überhaupt möglichen Obertöne mit dem Grundton zusammen klingen.
Erst auf dem Weg von den Stimmbändern bis zu unseren Lippen wird der spezielle Sound unseres Tons gebildet. Dieser Weg durch unseren Hals und unseren Mund wird Ansatzrohr (wie bei einer Trompete) genannt. Nur das wir, im Gegensatz zum Rohr der Trompete, aktiv bestimmen können, wie viel Platz wo in unserem Mund und Hals ist. Dabei ist der für den Sound benötigte Platz nicht gleichmäßig verteilt, sondern geballt an Soundzentren, die ich Sound Hot Spots nenne. Gibt es an diesen Stellen zu wenig Platz, bricht der gesamte Sound eures Tons zusammen, weil die guten, wichtigen Obertöne aus eurem Stimmklang weggeschnitten werden.
Für dich ausgesucht
Einer der Soundhotspots ist der Platz zwischen unseren Backenzähnen.
Die Übung geht wie folgt:
– Ihr nehmt euch einen Ton in einer angenehmen Lage und singt ihn auf einem A.
– Dabei öffnet und schließt ihr Euren Kiefer langsam und beobachtet, wie sich der Sound des Tons verändert. Achtet darauf, dass ihr euren Kiefer gerade wie ein Rechteck öffnet (also vorne und hinten der gleiche Platz ist) und nicht wie ein Dreieck (vorne ist mehr Platz als hinten).
- Singt den Weg vom geschlossenen Mund zum offenen Mund und wieder zurück ein paar Mal. Ihr werdet feststellen, dass es einen Soundsprung ungefähr nach einem Drittel der Öffnung gibt. Vor diesem Punkt ist kaum Sound da. Danach plötzlich ganz viel.
– Wenn ihr diesen Punkt gefunden habt, öffnet und schließt ihr den Mund beim Singen des „As“ nur so weit, dass ihr immer wieder über diese Soundgrenze rutscht. Nehmt gerne einen Spiegel zur Hilfe und schaut euch euren Mund an, damit ihr auch visuell lernt, wo der genaue Punkt ist.
- Als letztes könnt ihr einen Song nehmen, ihn mit dem Spiegel in der Hand singen und darauf achten, dass euer Mund weiter als die Soundgrenze geöffnet ist. Vergleicht auch jetzt den neuen Klang mit dem alten Klang (wie ihr den Song vorher gesungen habt).
Sehr schön zum Thema passen auch die beiden Vocal Quickies „Kiefer lockern“ und „Vokalausgleich“.